Ausflug am Streikwochenende zum Pariser Tram-Train (3/3) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Donnerstag, 07.03.2024, 22:30 (vor 52 Tagen) @ Bahne aus Leidenschaft

Dann komme ich am Louvre an. Vor der Sicherheitskontrolle hat sich schon eine Viertelstunde vor Einlassbeginn eine beachtliche Schlange gebildet. Da muss ich jetzt auch dazu.

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Trotz Reservierung dauert es eine gute Viertelstunde bis ich durch die Sicherheits- und Ticketkontrolle durch bin. Dan kann es los gehen. Hier unten im Keller wurden beim Umbau in der 1980ern die Fundamente des mittelalterlichen ersten Louvres von König Philipp August aus dem 11. Jh. freigelegt. Damals war es noch keine Königsresidenz, sondern eine Burg an der Stadtmauer.

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Eigentlich wollte ich gar nicht sofort zur Mona Lisa, aber irgendwie verlaufe ich mich im Untergeschoß in der Abteilung für Skulpturen des mittelalterlichen Europas zu einer Treppe und die spuckt mich ungeplant fast bei der Mona Lisa aus. Dann mal nichts wie hin. Während sich in dem riesigen Museum die Besuchermassen recht gut verlaufen und man in manchen weniger populären Abteilungen fast alleine sein kann, ist hier die Hölle los. Ich bin gefühlt der Einzige, der kein Selfie macht. Da zahle ich viel Eintritt, quäle mich durch die Besuchermassen, um dann statt das Bild anzuschauen, in die falsche Richtung zu schauen. Ich muss es nicht verstehen. Viel authentischer finde ich diese Perspektive mit den Besuchermassen.

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Der Hype um die Mona Lisa entzieht sich mir ehrlich gesagt ein wenig. Ja, es ist ein schönes Gemälde, dabei jedoch relativ klein. Schöne Bilder hängen aber viele Louvre, viele mit aus meiner Sicht spannenden Motiven. Ich schwöre jetzt nochmal erneut, dass ich mich bei der Bilderauswahl sehr zusammen gerissen habe und nur ausgewählte Highlights zeige.
Da gibt es zum Beispiel Anna selbdritt, die obwohl ebenfalls von Leonardo deutlich weniger Beachtung findet.

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Zu den bekanntesten Gemälden im Louvre neben der Mona Lisa gehört sicherlich dieses Monumentalgemälde der Krönung Napoleons von Jacques-Louis Davis.

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Gehöriges Selbstbewusstsein gehört wohl beim französischen König Franz I. dazu, sich trotz sehr weltlichen Lebenswandels als hl. Johannes der Täufer darstellen zu lassen. Man könnte es auch scheinheilig nennen.

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Als Pfälzer Lokalpatriot will ich auch dieses Bild der Pfälzer Prinzen von Antonis van Dyck. Wegen des katastrophalen Verlaufs der 30jährigen Kriegs, waren diese im niederländischen Exil aufgewachsen. Der älteste Karl Ludwig wurde nach dem Westfälischen Frieden 1648 wieder Kurfürst einer verkleinerten Pfalz, der jüngere Rupprecht machte als Prince Rupert of the Rhine Karriere im britischen Heer.

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Das Bildnis des glücklosen Königs Johann II. des Guten aus der Zeit des 100 jährigen Kriegs ist kunsthistorisch bedeutend, da es erstmals seit der Antike den Dargestellten im naturgetreu im Porträt zeigt. Insgesamt finde ich die Fülle an Kunstwerken überwältigend. Oft stehe ich vor bekannten Exponanten, von denen ich keine Ahnung hatte, dass sie hier im Louvre zu finden sind.

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Das Kreuzigungsbild des Pariser Parlaments zeigt im Hintergrund eine Ansicht des mittalterlichen Louvre. Damals sah er noch komplett anders aus.

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Auf der rechten Seite des Bilds sind die französischen Nationalheiligen Karl der Große und Saint-Denis, der seinen Kopf in der Hand hält. Dieser frühe Bischof von Paris wurde bei den Christenverfolgungen in Rom auf dem heutigen Montmartrehügel geköpft, soll sein Haupt danach selbst an einer Quelle gewaschen und bis zum heutigen Vorort Saint-Denis und dem gleichnamigen Kloster getragen haben.

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Nicht wegen eines berühmten Malers, sondern wegen des bizarren Motivs will ich noch dieses Bild zeigen. Während ich genau wie viele andere religiöse Motive, die gängigsten Heiligen schon an ihrer Darstellung und ihren Attributen erkenne. Muss ich bei diesem Heiligen mit dem Metzgerbeil im Hinterkopf leider passen. Ausgerechnet dazu steht nichts auf dem Schild unter dem Bild. Eine intensive Onlinerecherche ergibt daa, dass es sich um den hl. Petrus von Verona handeln muss. Zu ihm könnt ihr passenderweise bei Kopfschmerzen beten.

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Neben zahllosen Gemälden sind im Louvre auch Kunsthandwerksobjekt ausgestellt. Allen voran die erhaltenen Stücke der Kronjuwelen, wie diese wenig zurückhaltende Krone Ludwigs XV.

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Und dann gibt es natürlich noch riesige archäologische Abteilungen. Eines der wichtigsten Exponate ist Ort die Stele mit dem Codex Hammurabi. Neben bekannten aber eher nebensächlichen Gesetzen wie „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ werden im auch die wichtigen Rechtsfragen geklärt: „Wer minderwertiges Bier ausschenkt, soll ertränkt werden.“

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Nach sportlichen 5 Stunden ohne Pausen und zahlriechen Kilometern, bin ich fast überall durch. Einige Trakte waren wegen Umbau geschlossen. Im Tuilerienpark westlich des Louvre ruhe ich mich bei dem schönen Wetter ein wenig aus und nehme dann entlang der Seine den Rückweg zur Gare de l’Est in Angriff. Bis zur Abfahrt meines TGV um 17.53 Uhr ist noch viel Zeit, aber ich möchte davor noch in meinem neuen Pariser Lieblingslokal einkehren. Am gegenüberliegenden Ufer liegt das Musée d’Orsay im Gbäude des ehemaligen Bahnhofs Gare d’Orsay. Hier war ich 2021 drin und berichtete (Link).

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Kurz vor der Spitze der Île de la Cité biege ich nach Norden ab.

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Auf meinem Weg liegt Les Halles, wo ich schon am Samstag um- und ausgestiegen bin. Der Platz wird von der Kirche Sainte-Eustache in einem einzigartigen Stilmix aus Gotik und Renaissance überragt.

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Wie angekündigt kehre ich noch einmal im Bouillon Chartier bei der Gare de l’Est ein. Zur Vorspeise nehme ich geschmorten Lauch in Vinaigrette …

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.. und als Hauptgang Rinderzunge in Sauce Diable.

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Wenn ihr mal in der Nähe der Gare de l’Est ein Restaurant sucht, kann ich den Bouillon Chartier nur empfehlen. Für weniger experimentierfreudige Gäste bietet er auch weniger und das alles zu sehr fairen gutbürgerlich-französische Gerichte auf der Karte und das alles zu sehr fairen Preisen. Für dire Gänge, ein Stück Käse, ein Viertele Rotwein und einen Apperitif habe ich nur 26 € gezahlt. Inzwischen bin ich mir zwar relativ sicher, dass mein Kellner sich verrechnet haben muss, aber nicht um viel. Mehr als 30 € sollten es nicht gewesen sein.
Entspannt wechsle ich über die Straße rüber zum Bahnhof. Nochmal schnell in der Lounge die Wasserflasche aufgefüllt, gehe ich zum Gleis, wo schon mein TGV wartet.

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Auch zurück geht es wieder in der mäßig besetzten 1. Klasse.

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Schon am Freitag stand fest, dass auch auf dem Rückweg mein TGV in Straßburg endet, obwohl der Streik vorzeitig in der Nacht von Sonntag auf Montag geendet hat. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass meine Verbindung am Montagabend davon nicht mehr betroffen sein würde. Am Fahrzeug kann es ja wohl nicht liegen, in dem sitze ich ja gerade. Möglicherweise fehlte das Personal. Sicherheitshalber habe ich mein Flixbusticket für den Plan C nicht storniert. Da der Streik vorbei war funktionierte aber Plan B, mit der RB nach Offenburg zu fahren. Nach erneuten 40 min in der Straßburger Lounge wie auf dem Hinweg saß ich dann also mit ein paar verwirrten asiatischen Touris im Regioshuttle der SWEG.
Von Offenburg sollte es mit dem RE der Schwarzwaldbahn weitergehen. Dann wurde aber plötzlich eine Stunde Verspätung wegen eines Notarzteinsatz am Gleis durchgesagt. Im Nachhineien sollte sich herausstellen, dass genau mein RE am Bahnhof Biberach (Baden) einen Jugendlichen erfasst hatte (h tps://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.tragischer-unfall-15-jaehriger-wird-in-biberach... Uff, der arme Junge, die armen Angehörigen. Ich will mich also nicht beschweren, Andere trifft das Schicksal um Größenordnungen härter.
So lande ich dann als Plan B.2 in einem ICE 4 aus Basel, der von der Streckensperrung natürlich nicht betroffen ist, genehmige mir einen Absacker im Bordrestaurant und komme mit knapp unter 2 Stunden Verspätung in Karlsruhe an.

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Das war’s mal wieder für diesen Bericht. Für die Karwoche kann ich aber schon einen dann zeitlichen passenden Bericht aus Sizilien ankündigen.

Viele Grüße
Eric


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