[AT][SI][HR] Wenn die einen nicht wollen… 3/6 (52 B.~16 MB) (Reiseberichte)

Pfälzer, Mittwoch, 30.08.2023, 19:41 (vor 256 Tagen)

Tag 3: Von den Alpen zur Adria

(Hier klicken zum vorherigen Teil).
(Hier geht es zum Beginn der Berichtsreihe).

Willkommen zurück zum dritten Teil der diesjährigen Frühjahresreise. Der dritte Tag, ein Sonntag, beginnt ausgeruht um 7:30 in Klagenfurt. Beklagen möchte ich mich über das heutige Wetter aber nicht ;) Denn an die trüben Wolken hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Wie auch immer: Ziel des Tages ist gegen Abend die Hafenstadt Rijeka in Kroatien, wo ich das Mittelmeer im (letzten) Tageslicht erreichen möchte.

Doch eines nach dem anderen. Auch dieser Reisetag beginnt zum wach werden mit etwas Beine vertreten.

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3-1 Auf dem Neuen Platz ist man bereits für kommende Festlichkeiten vorbereitet

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3-2 Bahnbezug ;)

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3-3 Landhaushof

Am Bahnhof angekommen bleibt vor der Abfahrt noch Zeit, das Informationszentrum zur Koralmbahn zu besichtigen. Die ÖBB widmen ihrem aktuell größten Infrastrukturprojekt hier einen eigenen Raum. Die Koralmbahn soll eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen den Großräumen Graz und Klagenfurt herstellen. Kernstück des Projekts ist der rund 32 Kilometer lange Koralmtunnel, einer der längsten der Welt. Durch den Tunnel und die beidseitigen Zulaufstrecken soll die Fahrzeit zwischen Graz und Klagenfurt auf ca. 1 Stunde verkürzt werden. Derzeit gibt es auf der Schiene nur eine umwegige Umsteigeverbindung über Leoben mit rund 3 Stunden Fahrzeit. Schneller ist der IC-Bus, den ich am Vortag auf dieser Strecke genutzt hatte. Oder eben gleich das Auto...

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3-4 + 3-5 Informationszentrum zur Koralmbahn

Für mich geht es heute aber durchgehend auf der Schiene voran. Also planmäßig zumindest. Dazu später mehr. Die erste Etappe jedenfalls ist noch ziemlich kurz.

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3-6 Langer Zug - kurze Mitfahrt; den EuroCity nach Frankfurt...

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3-7 ...verlassen wir schon nach zwei Halten wieder :)

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3-8 Willkommen in der Weltmetropole, ähm, Pörtschach am Wörthersee!

An dieser Stelle erläutere ich mich kurz: Der Zug nah Ljubljana mit Anschluss nach Rijeka verlässt Villach erst gegen 12:50. Daher bleibt am Morgen noch viel Zeit, sich die nähere Umgebung um den Wörthersee anzuschauen. Entschieden habe ich mich deshalb für einen Aufenthalt in Pörtschach sowie später eine sehr großzügige Umsteigezeit in Villach.

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3-9 - 3-11 Wörthersee (mit Pavillon und Hotel)

Um auf mein Bewegungspensum zu kommen, will ich dann noch hoch hinaus auf einen Aussichtspunkt - ungeahnt dessen, welche Lebensgefahren dort lauern!

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3-12 "Ein Teil DIESER Informationen könnte die (wandernde) Bevölkerung verunsichern!"

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3-13 Wörthersee von oben

Nachdem ich Glück habe und der zweifelhaften Begegnung mit böswilligen Bogenschützen entgehen kann, warte ich am Bahnhof schließlich auf den nächsten EuroCity.

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3-14 Zwei Stunden nach der Ankunft kommt schon der nächste EuroCity am Beginn einer langen Reise

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3-15 Im Gegensatz zum vorherigen Zug fährt dieser mit ÖBB-Material

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3-16 Letzte Aussicht auf den Wörthersee

Dass dieser Zug mit ÖBB-Material gefahren wird hat seinen guten Grund: In Villach werden dem EC 112 Kurswagen aus Zagreb beigestellt. In guten 13 Stunden ist damit das gepflegte Reisen von der kroatischen Hauptstadt in die Bankenmetropole Frankfurt möglich. Mit DB-Material wäre dieses Manöver wahrscheinlich schwerer zu realisieren, da die Kurswagen dann entweder den Steuerwagen "zuparken" würden oder möglicherweise (da bin ich mir aber nicht sicher) die Ansteuerung der Lok vom Steuerwagen aus unmöglich machen würden, wenn mitten im Zug „fremde“ Wagen mitlaufen. Aber auch wenn es technisch möglich wäre: Kurswagen passen nicht mehr ganz zum aktuellen Ganzzug-Konzept der DB.

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3-17 + 3-18 Ersatzzüge gibt es auch bei der ÖBB, so wie hier ein "Railjet" nach Wien

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3-19 Und noch etwas, dass es in Deutschland bald zu missen gibt: Speisewagen in lokbespannten Zügen

Beim Verlassen des Bahnhofs zu einem kleinen Stadtrundgang erspähe ich in der Ferne schon meinen Zug für die Weiterfahrt, der die Kurswagen nach Frankfurt hier her gebracht hat

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3-20 Zug aus Zagreb

Das Wetter ist inzwischen wieder richtig schön geworden, sodass beim Rundgang durch Villach Freude aufkommt :)

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3-21 Congress-Center

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3-22 Drau

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3-23 Flagge zeigen

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3-24 Hauptplatz

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3-25 Es sage noch einer, die DB sei in tausende Gesellschaften aufgespalten ;)

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3-26 Ein E-Talent im S-Bahn-Dienst bringt mich vom Westbahnhof zurück zum Hauptbahnhof

Am Villacher Hauptbahnhof begegne ich dann erneut dem slowenisch-kroatischen Wagenpark, der den D 211 nach Vinkovci bildet. Das steht so zumindest im Fahrplan, auf den Anzeigern und am Zug angeschrieben. Ich wundere mich zwar noch etwas über die ungewöhnliche Zugbildung an diesem Tag, denn normalerweise sollte der D 211 eine 1. Klasse und einen Speisewagen mitführen, aber Abweichungen von der planmäßigen Wagenreihung ist man ja aus Deutschland gewöhnt. Von daher für erfahrene Reisende kein Grund zur Beunruhigung. Ich nehme Platz in einem der nur schwach ausgelasteten vorderen Wagen der HZPP und die Fahrt geht los.

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3-27 Schnellzug in (Groß-)Richtung Vinkovci

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3-28 Zur Abwechslung nicht der Wörthersee, sondern der Faaker See ;)

Im Zug kommt schon kurz nach der Abfahrt der ÖBB-Zub durch. In jedem Abteil lässt er verlauten: Wegen Bauarbeiten endet der Zug heute in Jesenice. Ab dort fährt ein SEV nach Ljubljana. Dort wiederum würde der planmäßige Zug nach Vinkovci über Zagreb wieder erreicht. Schön, dass man diese Info nicht nur sämtlichen digitalen Auskunftsmedien vorenthalten hat, sondern auch alle analogen Indizien am Bahnhof (Fahrpläne, Aushänge, Zuglaufschilder) sich dazu ausgeschwiegen haben. Aber gut, was bleibt einem in der Situation anderes übrig, als die angebotene Alternative zu nutzen? Daher steht nach einer halben Stunde ein Wechsel von der Schiene auf die Straße an. Aus heutiger Sicht betrachtet ein Luxusproblem, denn nach den verheerenden Unwettern und Überflutungen Anfang August, die auch das Save-Tal getroffen hatten, war der Verkehr in diesem Bereich in den letzten Wochen noch deutlich stärker beeinträchtigt (und leider hat es nicht nur solche "Banalitäten" wie die Verkehrsinfrastruktur vor Ort, sondern auch die physische Existenz von Menschen, erwischt). Ich wünsche in diesem Sinne den von dem Unwetter im ganzen Land sowie in Österreich und Kroatien betroffenen Familien natürlich alles Gute und einen baldigen Wiederaufbau. Als erster Lichtblick: Die Bahnstrecke von Villach nach Ljubljana ist inzwischen wieder, mit Ausnahme planmäßiger Baumaßnahmen, befahrbar.

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3-29 Jesenice, heute Endstation! (Sorry für die notwendige Zensur. Der Tf hatte zufälligerweise genau in dem Moment raus geschaut, als ich auf den Auslöser gedrückt habe. Schlechtes Timing ;)

Vor dem Bahnhof von Jesenice stehen 5 Busse in Reihe; in Anbetracht der spärlichen Besetzung des Zuges ein leicht überdimensioniertes Ersatzangebot. Besser als anders herum! Ob der Auswahl ist aber die Frage der Stunde: Welchen nehmen? Die Frage beschäftigt übrigens nicht nur mich, sondern auch die anderen Mitreisenden. Vor dem Bahnhof bringt deshalb ein Mitarbeiter der SZ etwas Ordnung in die Situation: Der erste Bus fährt direkt nach Ljubljana, der ganz hinten bedient die Zwischenhalte. Wie es mit den anderen drei Bussen aussieht gibt er anscheinend nur auf Nachfrage bekannt. Aber mir reicht die Info schon, denn im ersten Bus sind noch viele Plätze frei und ich will ja direkt nach Ljubljana. Tatsächlich wird, der Info folgend, der vordere Bus noch gut voll. Möglicherweise kann dadurch einer der mittleren Busse eine Runde aussetzen. Nachdem der Bus dann voll besetzt ist, schließt der Fahrer die Türen und ein SZ-Zugbegleiter kontrolliert zügig die Fahrkarten. Keine Beanstandungen, damit geht es mit +7 los.

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3-30 Autobahn statt Eisenbahn

Durch den Entfall der Zwischenhalte können wir die planmäßige Fahrzeit des Zuges halten und erreichten Ljubljana mit +5. Während Reisende nach Zagreb nun schnellen Schrittes durch den Bahnhof eilen, habe ich noch gemütliche 50 Minuten bis zur Weiterfahrt.

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3-31 SEV

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3-32 + 3-33 Altstadt von Ljubljana

Der Bahnhof von Ljubljana selbst erweist sich als "Bahnhof der langen Wege". Zumindest muss ich vom, meiner Ansicht nach, "Haupteingang" (auf dem ganz groß „Zelezniska Postaja“ drauf steht, zu erkennen am dreistöckigen Gebäude hinter dem dunkelblauen Bus in Bild 3-34) noch eine ganze Gleislänge entlang laufen, um den Zugang zur Unterführung zu erreichen. Dafür sind zu diesem Zeitpunkt einige slowenische Züge im Bahnhof zu finden, die auf ihren nächsten Einsatz warten.

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3-34 Vor dem Bahnhof von Ljubljana wirbt die gummibereifte Konkurrenz der Bahn die Kunden ab

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3-35 FLIRT

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3-36 Pendolino

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3-37 Hier nun mein Zug, der gerade sein Zugpferd empfängt

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3-38 Zug 483 nach Rijeka ist mit drei Wagen recht überschaubar

Für die letzte Zugfahrt des Tages nehme ich im dritten Wagen, einem deklassierten A-Wagen, Platz. Darin sind zu Beginn noch drei Abteile mit einigen Fahrgästen besetzt. Das ändert sich während der Fahrt aber schnell, sodass ich bis zur kroatischen Grenze ganz alleine im Wagen sitze. Die Fahrt selbst verläuft zwar langsam, aber ohne Schwierigkeiten. An vielen Stellen bremst der Tf ohne wirklich erkennbaren Grund auf ca. 10 km/h runter, um nach einigen hundert Metern wieder zu beschleunigen. Möglicherweise gibt der Oberbau-Zustand dort nicht mehr her. Ich kann aber keine Signalisierung im Streckenverlauf erkennen, die diese Langsamfahrstellen anzeigt. Trotzdem haben wir bis Ilirska Bistrica, dem letzten Halt in Slowenien, nur rund 10 Minuten Verspätung auf der Uhr. Dank 13 Minuten planmäßiger Haltezeit sind die beim Grenzübertritt aber schon wieder verschwunden.

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3-39 Bis Borovnica fährt der Zug durch die weite Ebene des Fluss Lubljanica, ab dort steigt die Strecke nach einer 180-Grad-Kurve an. Gegenüber sehen wir hier bereits ein Viadukt, über das der Zug gleich fahren wird...

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3-40 ...und so sieht es dann von oben aus.

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3-41 Die Strecke führt stellenweise durch steile Felswände

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3-42 In Pivka zweigen wir ab von der zweigleisigen Hauptstrecke nach Divaca auf die Nebenbahn in Richtung der kroatischen Grenze

Von dem Grenzübertritt selbst merkt man indes als Fahrgast, wie sonst üblich in der EU, nichts mehr. Keine Grenzkontrollen, kein Zoll, keine Papiere. Nur der Lokwechsel am kroatischen Grenzbahnhof Sapjane zeugt von der Überquerung einer Staatsgrenze.

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3-43 Die slowenische Lok hat ihren Dienst getan und macht sich davon

Nach wenigen Minuten geht die Fahrt auf dem letzten Teilstück nach Rijeka weiter. Unterwegs sehen wir dann erstmals auf dieser Tour die hohe See.

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3-44 Meer in Sicht

Rijeka erreichen wir, wie schon viele andere Orte zuvor, auf die Minute pünktlich.

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3-45 Hier noch das kroatische Zugpferd, das die slowenische Kollegin in Sapjane abgelöst hat

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3-46 Am Hausbahnsteig bietet ein kroatischer Binnenzug Anschlussmöglichkeit ins Landesinnere

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3-47 Bahnhof von Rijeka

Vom Bahnhof zum Hotel möchte ich nun den Bus nehmen. Ein Blick auf den Fahrplan verrät: Der nächste kommt in 5 Minuten. Die Fahrpläne scheinen in Rijeka aber keinen großen Stellenwert zu haben, denn entgegen der Aushänge kommen mehrere Linien zu mehr oder weniger zufälligen Zeitpunkten ohne erkennbare Zusammenhänge mit dem Aushangfahrplan am Bahnhof vorbei. Als ein Kleinbus vorfährt, dessen Endpunkt direkt am Hotel liegt, traue ich den Zustieg. Der Fahrer hat allerdings kein Gerät zum Fahrscheinverkauf und eine lokale Verkaufsmöglichkeit (z. B. in einem Kiosk oder in der Touri-Info) gibt es am Sonntagabend am Bahnhof nicht. Ich halte trotzdem zahlungswillig einige Münzen bereit. Was nun in Deutschland zu einem riesigen Problem ausgeartet wäre, wird in Kroatien ganz unbürokratisch gelöst: Der Fahrer winkt mich motivationslos durch und stört sich nicht weiter an meiner Anwesenheit an Bord. Glück gehabt!

Des Abends unternehme ich noch einen kleinen Abstecher zu mehreren öffentlichen Strandabschnitten im Stadtgebiet, bevor die sinkende Sonne den Tag endgültig verabschiedet.

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3-48 Ui, was kommt denn da zufällig angefahren?!

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3-49 Sehr vertrauenserweckende Fußverkehrsinfrastruktur

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3-50 - 3-52 Abendliche "Strand-Szenen" in Rijeka

Damit sind bei meiner Tour die Halbzeit einerseits und gleichzeitig der weiteste Punkt der Reise andererseits erreicht. Am nächsten Tag wird schon langsam der Rückweg angetreten, auch wenn dieser ganz wo anders entlang führen wird. In diesem Sinne danke ich für euer Interesse :)


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