[AT][SI][HR][IT] Wenn die einen nicht wollen… - Vorwort (Reiseberichte)

Pfälzer, Sonntag, 27.08.2023, 16:51 (vor 842 Tagen)

Hallo liebe Forengemeinde,

wie bereits im Vorjahr nach Frankreich stand auch in diesem Jahr wieder meine "traditionelle Frühjahresreise" an, die mich seit einigen Jahren stets im Zeitraum zwischen Februar und Mai für einige Tage in die Ferne zieht. Dieses Jahr sollte es eigentlich in das Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien gehen; konkret ins Baskenland, in die Pyrenäen und nach Barcelona. Aus bekannten Gründen war die Umsetzung dieser Reisepläne aber äußerst schwierig. Die Streiks bei der SNCF mit Veröffentlichung der fahrenden Züge jeweils am Vorabend erschwerten eine mehrtägige Reise mit verschiedenen Abschnitten im französischen Regionalverkehr erheblich, denn bekanntlich kann schon im Regelbetrieb das Zusammenstellen von Reiseketten bei unseren französischen Nachbarn zum Albtraum werden. Wenn dann noch die Hälfte der Züge ersatzlos ausfällt, dann wird das Reisen mit der Bahn erst recht zur planerischen Herausforderung. Und spätestens wenn dann wegen des geringen Restangebots ganze Tagesetappen (die bei mir gar nicht unbedingt so lang sind) zusammen brechen, dann macht das Ganze auch keine Freude mehr.

Deshalb habe ich mich also zwei Wochen vor Reisebeginn dazu entschieden, die Pläne für Frankreich und Spanien zunächst zurückzustellen und stattdessen ein Alternativprogramm zu erstellen. Wenn die Franzosen also dieses Jahr nicht wollen, dann dürfen sich eben andere über meinen Besuch freuen :) Als grobes Ziel wurde dabei zunächst Kroatien festgelegt, denn da war ich mit der Bahn noch nie und seit diesem Jahr kommt man da auch unkompliziert ohne Grenzkontrollen und Geldwechselei rein. Dann galt es, eine möglichst schöne Hin- und Rückfahrt zusammen zu stellen, die innerhalb der selben sechs Tage gefahren werden konnte, in denen auch die Spanien-Tour statt gefunden hätte. Nach langem Überlegen hatte ich eine Route gefunden: Hin über den Bodensee nach Österreich, das Land von West nach Ost durchqueren und dann weiter über Slowenien nach Rijeka in Kroatien. Zurück über Istrien, Venezia, Milano und die Schweiz wieder nach Hause. Natürlich hatte das Programm wegen der Kurzfristigkeit einige Tücken. So waren mir einige Aufenthaltszeiten an manchen interessanten Orten zu kurz. Aber am Ende war ich mit dem Programm im Rahmen der Umstände insgesamt sehr zufrieden. Und tatsächlich sollte es rückblickend betrachtet im Großen und Ganzen eine schöne und stressfreie Tour werden. Also meistens zumindest…

Bezüglich der Bildqualität möchte ich nach wie vor darauf hinweisen, dass ich kein professioneller Fotograf bin und die Bilder eher dem Zweck der Reisedokumentation dienen. Die Qualität der Handy-Bilder entspricht also nicht in allen Fällen den Ansprüchen "echter Fuzzies". Mit Mängeln muss man als Eisenbahnfreund auf Reisen aber bekanntlich immer auskommen ;)

Zum Abschluss der Vorrede noch ein obligatorisches Wort zur auslaufenden Corona-Pandemie: Im Gegensatz zu 2022 war das dieses Jahr überhaupt kein Thema mehr! Nachdem sich schon im Vorjahr keiner mehr um Tests, Formulare und Impfpässe geschert hatte, waren nun auch die Masken Geschichte. Reisen eben "so wie früher" :)

Und damit genug der Vorworte. Sachen gepackt und gleich geht es los :)

[DE][AT] Wenn die einen nicht wollen… 1/6 (34 B.~10 MB)

Pfälzer, Sonntag, 27.08.2023, 16:53 (vor 842 Tagen) @ Pfälzer

Tag 1: Schwarzwaldbahn und Bodensee

Die Tour beginnt unspektakulär an einem trüben Freitagmorgen mit der Anreise zum nächstgrößeren Fernbahnhof. Der weite Weg in die Alpenrepublik soll heute über die Schwarzwaldbahn, den Bodensee und den Arlberg nach Tirol führen. Aber noch ist es früh am Tage und die erste Regionalbahn aus der Pfalz nach Karlsruhe ist pünktlich.

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1-1 Ein Desiro erreicht das kürzlich auf 55 cm ausgebaute Gleis 101 im "Pfälzer Bahnhof" in Karlsruhe

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1-2 Woran merkt man, dass man mit der DB unterwegs ist ;)

Angekommen in Karlsruhe stelle ich (überraschend) fest, dass es andere wohl heute schon erwischt hat: Eine technische Störung legt den Betrieb im Stadtbahntunnel komplett lahm. Verwundert stehen einige Fahrgäste an der DB-Info, die ihnen auch nicht sagen kann, wie sie denn nun zum Marktplatz kommen. Dabei wäre die Antwort so einfach: gar nicht! Denn seit die Bimmel unter der Erde fährt gibt es sie oben in der Fußgängerzone nicht mehr. Zum Marktplatz führt in dem Fall also nur noch der Weg zu Fuße. Nun ja, zurück zur "echten" Eisenbahn. Ich hatte ja bisher noch Glück gehabt - betont "bisher".

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1-3 Karlsruhe scheinen einige Lok-Verleiher als (Abstell-)Standort erkannt zu haben (im Pfälzer Bahnhof stehen aktuell auch einige blaue 120er der insolventen WRS)

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1-4 Pünktlich erreicht die Vorleistung meiner Schwarzwaldbahn ihr Ziel

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1-5 Nach dem Richtungswechsel übernimmt eine 146 das Kommando

Weiterhin im Plan verlässt mein RE 2 Karlsruhe über die Ettlinger Strecke und eilt bis Offenburg auf der Rheintalbahn gen Süden.

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1-6 In Rastatt wird fleißig an der Tunnelbaustelle gewerkelt

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1-7 Während der schnurgeraden Fahrt im Rheintal lässt sich am westlichen Horizont der Schwarzwald schon erahnen

In Offenburg biegt der Zug dann von der Rheintalbahn auf die Schwarzwaldstrecke ab.

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1-8 Frühling in Gengenbach

Die bisher sehr angenehme Fahrt erreicht aber im Bahnhof von Hausach, an dem der schönste Teil der Strecke gerade erst beginnt, ein jähes vorzeitiges Ende: Zwischen Hausach und Hornberg ist ein Baum in die Oberleitung gestürzt. Die Weiterfahrt verzögere sich gemäß Durchsage um unbestimmte Zeit. Zeit zum Erdenken von Alternativen, denn als Bahnreisender muss man ja eine gewisse Flexibilität mitbringen. Ich könnte also zurück fahren nach Offenburg und dann über Basel oder Karlsruhe - Stuttgart zum Bodensee. Oder mit der SWEG nach Freudenstadt, dann weiter mit der Stadtbahn nach Ergenzingen und dort auf den Gäubahn-IC wechseln. Doch bevor ich mit den Gedanken am Ende bin, kommt überraschend nach 20 Minuten doch noch die Erlösung: Die Strecke sei wieder eingleisig befahrbar und unser Zug fährt "nun" doch weiter. Das heißt, wir müssen "nur noch" auf den Gegenzug warten, was weitere 25 Minuten dauern wird.

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1-9 Für eine gute Stunde besteht der Ausblick aus dem Dosto-Oberdeck auf das lustige Treiben der irritierten Fahrgäste um diesen Treppenabgang herum

Mit +50 setzten wir unsere Fahrt fort. Unterwegs ist auf dem Gegengleis das Unglück deutlich zu sehen: Ein Turmtriebwagen ist an der Stelle zu Gange, an der die Oberleitung durch einen großen Ast auf Mannshöhe herunter gedrückt wird. Leider ist die Schwarzwaldbahn in letzter Zeit sehr anfällig für witterungsbedingte Schäden... (Ok gut, für Baustellen und fahrzeugbedingte Angebotsreduzierungen natürlich auch). Durch die Störung ensteht nun für eine kurze Zeit aber eine ansehnliche Zugdichte.

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1-10 Nach nur rund 15 Minuten kreuzen wir in Hornberg schon den nächsten Gegenzug

Endlich können wir aber nun den Ausblick auf den Schwarzwald genießen.

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1-11 + 1-12 Schwarzwald

Die Fahrt endet schließlich mit rund +55 vorzeitig in Singen. Die Fahrgäste werden auf den nachfolgenden RE 2 verwiesen, der im Blockabstand hinterher fährt. Ungünstig ist nur, dass beim Folgetakt nur 3 Wagen am Haken hängen, während mein Zug mit 4 Wagen bestückt war. Insgesamt dürfen sich also die Fahrgäste aus 7 Wagen zur sogenannten Läutezeit ("Schule-Aus-Zeit") da rein quetschen. Es funktioniert aber deutlich besser als gedacht, denn sogar ein kurzer Toilettengang ist während der Fahrt noch drin.

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1-13 - Dieser Zug endet (heute) hier

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1-14 - Der nächste RE 2 überbrückt für die "gestrandeten" Fahrgäste die letzten Kilometer nach Radolfzell und Konstanz

In Radolfzell komme ich schließlich mit +62 an und der eigentlich geplante Anschluss zum IRE 3 ist natürlich schon lange weg.

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1-15 + 1-16 - Der Bahnhof Radolfzell ist schön gelegen direkt am Untersee, dem westlichen Ausläufer des Bodensees

Dank Taktfahrplan lassen die Alternativen auf gleicher Streckenführung aber nicht all zu lange auf sich warten. So geht es nun statt mit dem IRE 3 eben mit der RB 31 weiter am Bodensee entlang. Da kann ich immerhin noch einmal den Komfort der Reisebus-Bestuhlung im 650 genießen.

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1-17 - Die Leistung auf der RB 31 bestreiten zwei Regio-Shuttle; das hintere noch mit erst kürzlich neu bezogenen Vogel-Sitzen

Unterwegs kommt uns auch die Folgeleistung des IRE 3 entgegen, den ich eigentlich nehmen wollte, und bringt wenigstens etwas Beschwichtigung über die gescheiterte Reiseplanung, denn es wäre ein Solo-612 gewesen. Da bin ich dann doch ganz froh über die bequeme Fahrt im gut, aber nicht zu gut, besetzten Regio-Shuttle. Soweit ich es richtig beobachtet habe, war das aber der einzige Umlauf, der an diesem Tag auf der RB31 mit 650 gefahren wird. Entgegen kommen uns sonst nur LINT. Dabei kann das 650-Päärchen eindrucksvoll seine Stärke beweisen: Mehrmals können wir kleinere Kreuzungsverspätungen durch die Spurtstärke und die kurzen Türöffnungszeiten wieder heraus fahren und kommen so insgesamt eine Minute vor Plan in Friedrichshafen an.

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1-18 - Der "echten" Bodensee in Friedrichshafen zeigt sich weiterhin bei bescheidenem Wetter

Leider war auch hier der eigentlich in meiner Reisekette vorgesehene IC Bodensee schon seit einer halben Stunde abgefahren. Statt einer direkten Verbindung zum Tagesziel Innsbruck stehen mir nun noch zwei weitere Umstiege bevor.

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1-19 - Deshalb wird als nächstes dieser Quietschie nach Lindau bestiegen

Glück im Unglück ergibt sich nun zwangsweise ein kleiner Umweg auf der Reiseroute über die Lindauer Insel, da der IC direkt über den Bahnhof Lindau-Reutin gefahren wäre.

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1-20 - (Trotz schlechtem Wetter) einer der schönsten Ausblicke im Deutschen Schienennetz ergibt sich bei der Fahrt über den Bahndamm in Lindau

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1-21 - Völkerverständigung

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1-22 - In Lindau immer noch kein besseres Wetter

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1-23 – Zur Abwechslung ein Wasserverkehrsmittel :)

Die bereits beim Ausstieg erspähte lokbespannte Garnitur am Nachbargleis wird dann den nächsten REX bilden, mit dem ich bis nach Feldkirch mitfahren werde.

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1-24 - Der Taurus schiebt in Kürze einen Kamelzug über die Grenze zur Alpenrepublik

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1-25 - Geführt wird die (überwiegende) Dosto-Garnitur von einem CityShutte-Flachsteuerwagen

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1-26 - Ebenso wie die Querung des Bahndamms in Lindau ist normalerweise auch die Fahrt direkt am Ufer zwischen Lindau und Bregenz ein landschaftliches Highlight der Strecke, aber leider fällt auch dieser Ausblick "ins Wasser"

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1-27 - Wiesel

Der Regen hat zwar bis zur Ankunft am letzten Umsteigepunkt in Feldkirch bereits nachgelassen, allerdings ist die Umsteigezeit zu kurz, um einen kurzen Ausflug in die Stadt zu wagen. Andererseits ist sie aber auch zu lange, um nur untätig am Bahnsteig zu sitzen. Also erkunde ich ein wenig den Bahnhof.

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1-28 - Feldkirch ZOB (Ich bezweifle die Zweckmäßigkeit der Wetterschutz-"Pilze", denn der gesamte Platz war gleichmäßig nass)

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1-29 - In der imposanten Bahnhofshalle wird in etwa im 10-Minuten-Takt die Warnung der ÖBB vor dem anstehenden "Mega-Streik" in Deutschland am kommenden Montag ausgerufen

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1-30 - Auf der Gleisseite ist "trinationaler" Nahverkehr vorzufinden, denn der E-Talent verbindet auf seiner 20-minütigen Fahrt nach Buchs Österreich mit Liechtenstein und der Schweiz

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1-31 - Kurz vor der Einfahrt meines Railjet nach Innsbruck schafft auch noch der Folgetakt des REX aus Lindau den Anschluss zum Fernverkehr

Bereits in der einsetzenden Dämmerung beginnt dann die letzte Fahrt des Tages. Die Arlbergstrecke wird an diesem Tag also erst im Dunkeln erreicht. Das ist zwar schade, aber andererseits auch ein guter Grund, um noch einmal hier her zu kommen :) Zugegebenermaßen kann ich der Fahrt durch das dunkle obere Inntal mit den Lichtern aus den umliegenden Dörfern und Höfen aber auch einen gewissen Charme abgewinnen. Es ist zwar bei Weitem nicht so schön wie am Tage, aber trotzdem insgesamt eine gemütliche Fahrt.

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1-32 – Alle einsteigen in den Railjet nach Wien

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1-33 - Ankunft in Innsbruck schließlich mit insgesamt +79

Nach nunmehr 6 Umstiegen bin ich ziemlich geschafft und froh darum, im Hotel direkt gegenüber dem Hauptbahnhof reserviert zu haben. Schon 10 Minuten nach der Ankunft ist mein erster Reisetag für dieses Jahr dann offiziell beendet ;)

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1-34 - Ein letzter Blick aus dem Hotelzimmer zurück zum Bahnhof

Ab dem nächsten Tag werden Wetter und Reiseplan dann deutlich stabiler laufen. Dazu aber ein andermal mehr in Teil 2. Bis dahin danke für euer Interesse :)

Schrecklich.

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Montag, 28.08.2023, 00:43 (vor 841 Tagen) @ Pfälzer
bearbeitet von Der Blaschke, Montag, 28.08.2023, 00:44

Hallo.

Dieses Jahr sollte es eigentlich in das Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien gehen; konkret ins Baskenland, in die Pyrenäen und nach Barcelona. Aus bekannten Gründen war die Umsetzung dieser Reisepläne aber äußerst schwierig. Die Streiks bei der SNCF mit Veröffentlichung der fahrenden Züge jeweils am Vorabend erschwerten eine mehrtägige Reise mit verschiedenen Abschnitten im französischen Regionalverkehr erheblich, denn bekanntlich kann schon im Regelbetrieb das Zusammenstellen von Reiseketten bei unseren französischen Nachbarn zum Albtraum werden. Wenn dann noch die Hälfte der Züge ersatzlos ausfällt, dann wird das Reisen mit der Bahn erst recht zur planerischen Herausforderung. Und spätestens wenn dann wegen des geringen Restangebots ganze Tagesetappen (die bei mir gar nicht unbedingt so lang sind) zusammen brechen, dann macht das Ganze auch keine Freude mehr.


Ja, genau so ist Deutschland mittlerweile. Planerische Herausforderung ==> macht keine Freude.


Ich hatte auch mal 2 Mädels im Zug, die erzählten, dass sie mit Interrail nach Frankreich wollten. Ich war schon entzückt, aber dann erzählten sie, dass alles schon exakt geplant sei, Hotels gebucht und und und. Schade, da hat auch wer Interrail und Freiheit nicht verstanden.

Alles am Ende. Trostlos. Kein bißchen Abenteuerehrgeiz mehr. Jede Sekunde muss vorgeplant werden. Jede Planstörung ist ein Ärgernis und sorgt für Verdruss.

War das damals schön in den 1990ern mit Tramper-Monats-Ticket. Was ich wohl alles verpasst habe ... - aber da ich ja gar nicht wußte, was ich verpasse, störte es mich auch nicht. Da ich aber auch nicht wußte, was mich erwartet, war das Erlebte ein Erlebnis. Der Interregio München - Leipzig wurde mir zu voll. Also stieg ich aus und fuhr rüber nach Eisfeld und graste da die Gegend ab.

Ich fand das neulich beim Kollegen schon so traurig, wo er da einen ollen Malaxa(?)-Triebwagen als Gegenzug sah, gerne mitgefahren wäre, aber das wegen des starren Programms nicht ging. Ist doch trostlos sowas.

Zu SWT-Zeiten wollte ich mit nem Kumpel mal nach Stralsund. Aber schon nach 15 Minuten hatten wir wegen Schrankenstörung 30 Minuten Verspätung. Da sind wir dann alternativ nach Ulm gefahren. DAS ist Leben mit Tickets, die Freiheit bedeuten!

Immer schlimm, aus wieviel Reiseberichten man regelmäßig Unzufriedenheit rausliest. Fotowolke, Regen, Verspätung. Da fahr ich doch lieber ohne Planung von Kopenhagen nach Malmö und wundere mich, warum es in einen Tunnel geht, wo ich doch eine Brücke erwartete. Okay, die kam dann ja auch. Später. Und hoch nach Kiruna sah ich live den Zugzielanzeiger in Nattavaara. Der steht ganz sicher in keiner der To-do-Listen, die man als Freak vorher durchackert. Und wenn doch und alles vorbereitet ist, dann muss man just dann auf's Klo und verpaßt alles. Scheiße.

Heute richtete DB Regio wieder Chaos an. Die Spontanidee Moorexpress war gestorben. Dafür weiß ich jetzt, dass die 33 in Bremen eine irre Umleitung fährt, in deren Verlauf ich die Marcusallee kennenlernte - die sogar einen eigenen Wikieintrag hat:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marcusallee
Weil es unerwartet war, war es ein Erlebnis. Und bleibt in Erinnerung.


Genauso schlimm, wenn ich diese Youtube-Videos sehe, wo sie alle mit ihren Smartphones das Konzert aufnehmen. Und sich mehr auf Smartphone und Filmen konzentrieren als auf's Konzert. Schrecklich, wie will man denn da die Atmosphäre aufsaugen? Und eintauchen in die Situation?

Ich hab das mit dem Knipsen mal ausprobiert - nee, da verpasse ich viel zu viel, weil ich mit dem Knipsen beschäftigt bin. Ich hatte dann Papier und Kuli parat und kitzelte in Stichpunkten das Erlebnis auf. Lenkt nicht ab. Und später beim Entziffern ploppt die Erinnerung wieder auf.

Klar, ich profitiere natürlich davon, wenn da die Leute knipsen, bis der Arzt kommt. Insofern ist die Kritik sehr unfair. Aber es soll auch keine Kritik sein. Sondern eher ein Aufruf. Weniger planen, mehr Spontanität, heute genießen und erst morgen an morgen denken. Und bei den Touren spontan reagieren und agieren.


Schöne Grüße von jörg


Herrje, was ein Geschreibsel wieder. Aber mir ist nicht nach Schlafen. Dabei müsste ich das jetzt. Will doch um 7 Uhr zu Debby. Auch so ne Sache, wo ich wieder ungeplant ins nächste Chaos gerate. Aber das ist das Leben.

--
"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)

Herrlich ;)

Pfälzer, Montag, 28.08.2023, 08:21 (vor 841 Tagen) @ Der Blaschke

Servus,

mit deinen Ausführungen hast du natürlich schon Recht was Interrail bedeutet. Oder besser bedeuten soll.

Denn ich war dann schon ganz froh, die Kroatien-Tour mit zwei Wochen Vorlauf noch zum Festpreis zu bekommen. Ja das verschafft Freiheit bei der Planung der Reise, aber ohne diese geht es heutzutage einfach nicht. Gut, den ersten Tag hätte ich auch ohne geschafft - habe ich ja wegen dem Unwetter streng genommen auch ;) Aber spätestens wenn es dann nach Rijeka geht kommt man ohne Fahrplan nicht mehr aus: 2 Züge am Tag fahren von Ljubljana dahin. Vielleicht noch 2 oder 3 von Zagreb. Da kann eine Stunde später irgendwo ankommen schon heißen: Schluss für heute um 16:00! Im späteren Reiseverlauf werde ich dann noch eine Route nehmen die lediglich einmal am Tag angeboten wird. Die hatte wiederum das gesamte Programm geprägt. Ohne Vorplanung wäre ich da wohl wirklich nie hin gekommen. Auch weil man heute neben der Studiererei noch berufstätig ist bzw. sein muss, um sich so eine Auszeit überhaupt erst erlauben zu können. Ohne Moos nichts los. Deshalb sind Anfang und Ende so einer Reise üblicherweise fest.

Wo wir wieder beim ursprünglichen Plan sind: Frankreich. 2018 bei meiner ersten Bahnreise wollte ich dort am ersten Tag nach Lille. Nur Paris wollte ich vermeiden. Unschön, überlaufen, langweilig und dann noch der nervige Bahnhofswechsel. Also geschaut nach Routen ohne Paris. Derer gibt es innerhalb Frankreichs (war nur ein One-Country-Pass) zwei: Ab Reims über Charleville oder Laon nach Hirson. Letztere gibt auch noch eine Alternative über Tergnier und St. Quentin her. Über Hirson fährt nur ein Zug am Tag ganz früh morgens, sonst Bus. Also Laon? Da gibt es gegen 12:30 einen Zug ab Reims hin, den könnte ich erreichen. Aber dann das: Der einzig mögliche Anschluss in Laon fährt genau eine Minute VOR der Ankunft des Zuges aus Reims ab. Nächster Zug in 3 Stunden. DAS ist Regionalverkehr in Frankreich. Letztlich fand ich mich doch im ICE nach Paris vor. Mit +25 war der Anschluss zum IC am Gare de Nord denkbar knapp, aber nach dem Einstieg hatte ich viel Zeit zum Durchschnaufen, denn der IC musste noch 40 Minuten auf einen Tf warten. Dafür bekam ich dann noch einmal die Chance auf original abgeranzte Corail-Wagen. Was waren die durch! In Amiens dann Lokwechsel von E-Traktion auf Diesel. Ich bin weiter mit einem Triebwagen nach Lille - und dort in 2 Minuten zum Nicht-Anschluss nach Calais. Geschafft! Ziel erreicht:) Aber auch nur weil ich den Fahrplan kannte und den "Rennweg" in Lille vorher geplant hatte ;) Sonst wäre ich, wie sagt man heute, "Lost" gewesen.

Jedenfalls will ich damit sagen, dass Interrail im eigentlichen Sinne so nicht mehr möglich ist. Durch Reservierungspflicht und Globalpreis ist die Anzahl und Reiseweite der frei nutzbaren Züge in einigen Ländern einfach zu klein geworden für Spontanurlaub. Und bei Streik sieht der "Kundenservice" in Frankreich auch so aus: Kommen Sie bloß nicht zum Bahnhof, nutzen Sie alternative Verkehrsmittel oder verschieben Sie Ihre Reise auf morgen (wo dann wieder gestreikt wird)! Muss man sich das antun wenn es wo anders auch schön ist? Man denke es mal so rum: Ohne den Streik hätte ich mich nie nach Kroatien verirrt, weil ich diesen Teil der Landkarte einfach nicht auf dem Schirm hatte. Also war die Umplanung doch was Wert :)

Zuletzt jetzt der "Schocker": Für die Frankreich-Spanien-Tour hatte ich gar kein Interrail, sondern Einzelfahrkarten. Online vorab gebuchte Sparpreise. Die sind nicht nur billiger als Interrail. Man kann sie auch (fast) kostenlos stornieren und in der 1. Klasse sogar platzgenau reservieren ohne 12 € Zuschlag. Interrail in Frankreich - das lohnt sich einfach nicht mehr!

Ach ja und knipsen kann ich auch nicht besonders gut. Ein kleines digitales Album zu Hause sollte schon bei raus springen, aus dem ich Ausschnitte (besonders die Bahn-Motive natürlich) hier zeige. Aber nur wegen der Bilder bin ich noch nirgends hin. Die Bilder entstehen halt während der Fahrt - oder sie entstehen auch manchmal nicht, je nach Motivation. Deshalb gibt es auch nicht immer "Zug von schräg vorne". Weil ich da meist einfach nicht extra vor laufe nur zum knipsen. Oder den Moment verpasse bzw. vorüber gehen lasse. Also muss man eben nehmen was man bekommt ;)

Freundliche Grüße aus dem Süden!

Herrlich ;)

bahnfahrerofr., Montag, 28.08.2023, 13:39 (vor 841 Tagen) @ Pfälzer

Kann mich deinem Beitrag anschließen, bis auf

Interrail in Frankreich - das lohnt sich einfach nicht mehr!

Würde ich generell nicht sagen, finanziell zumindest. Bahn fahren in Frankreich ist insgesamt deutlich teurer als in Deutschland (von einigen einzelnen Aktionsangeboten mal abgesehen). Sogar für eine Hin-und Rückfahrt nach Südfrankreich kann sich der 4-Tages-Pass schon lohnen (zumindest u28).

Schrecklich - genau! Reisen mit Interrail im 21. Jahrhundert

Murrtalbahner, Montag, 28.08.2023, 14:37 (vor 841 Tagen) @ Der Blaschke

Ja, genau so ist Deutschland mittlerweile. Planerische Herausforderung ==> macht keine Freude.


Hallo,

ja, so ist das leider! Interrail im 21. Jahrhundert macht nicht mal mehr ansatzweise so viel Spaß. Es wurde ja schon ganz gut skizziert: Auf vielen Relationen gilt der Gelegenheitsverkehr. Wenns der SNCF in den Kram passt, fährt was. Gerne auch mal 2-3 Minuten vor dem Anschluss. Oder aber der Zug kommt am TGV-Bahnhof an und der Anschluss fährt 20min später am Stadtbahnhof ab. Ebenso die Reservierungspflicht meist zu schnuckeligen 22 Euro pro Nase, wenn man es nicht am Schalter macht. Die internationalen Züge sind in der Regel dazu noch auf Tage vorher ausgebucht. Spontan dann eine Nacht länger bleiben? Versuch da mal in Barcelona oder Paris! Da kannst gleich mit dem Taxi weiterfahren - oder den Bus nehmen.

Wir wollten dieses Jahr am DB-Streik-Montag und während der SNCF-Streiktage von Stuttgart nach Montpellier und am nächsten Tag weiter nach Sevilla. Das Ende vom Lied war, dass wir sonntags mit dem Auto nach Strasburg (alle Züge Stuttgart-Strasburg ausgebucht, Nahverkehr eine Zumutung) sind, dort mit den TGVs nach Perpignan (66 Euro Reservierung pro Nase!), von Perpignan nach Cerbere mit SEV, dort vom Hafen über eine steile schmale Treppe die Koffer hoch zum Bahnhof hochgewuchtet, ein gottverlassner Bahnhof, ohne Fahrplan, ohne Anzeige, ohne vernünftigen Zugang, dort dann eine knappe halbe Stunde gewartet, ob der Regio von Port Bou (Rodalies Barcelona) auch wirklich kommt. Er kam, eine Station bis Port Bou gefahren, dort Umsteigen auf Rodalies nach Girona, dort vom alten Bahnhof zum AVE-Bahnhof gewetzt, wo uns unten vor der allerletzten Treppe auf den Bahnsteig das Personal empfing und mitteilte, dass der Zug ausfällt und auf Gleis X im alten Bahnhof ein Ersatzzug fährt. Also alles wieder zurück, dort in den Ersatzzug gequetscht, mit +50 in Barcelona angekommen, erstmal eine dreiviertel Stunde vor dem RENFE-Center gewartet bis man jedem dann eine neue Reservierung ausgestellt hat. Nochmal 3h warten, dann gings weiter.

Ist Bahnfahren in Frankreich ohne Reservierung noch teilweise möglich, so verkommt dieses Vorhaben in Spanien zur kompletten Unmöglichkeit, zumal es keine offizielle Fahrplanapp gibt, die alle Züge kennt.

Ist man bereit, reservierungspflichtige Züge zu nehmen, geht´s weiter: Wo bekommt man eine Reservierung? Über die IR-App nur mit Zuschlag von 2 Euro pro Reservierung. Spanien geht gar nichts. Reservierungsfreie Züge werden als reservierungspflichtig angegeben und umgekehrt.

Interrail war eine schöne Idee, ist aber leider nicht im 21. Jahrhundert angekommen - im doppeldeutigen Sinne.

Schrecklich - genau! Reisen mit Interrail im 21. Jahrhundert

Langmütige, Montag, 11.09.2023, 23:59 (vor 826 Tagen) @ Murrtalbahner

Woran man sieht, es gibt noch schlechtere Bahnzustände als in Deutschland. Als Jugendliche hatte ich aus vielerlei Gründen keine Möglichkeiten für interrail. Das hole ich jetzt als Rentnerin ein bisschen nach. Sehr gut geeignet: Schweiz und Österreich. Ich gebe zu, etwas abgespeckt, aber schön.

Interrail und die Freiheit der freien Zugwahl

462 001, Taunus, Montag, 28.08.2023, 18:57 (vor 841 Tagen) @ Der Blaschke

Hallo,

Ich fand das neulich beim Kollegen schon so traurig, wo er da einen ollen Malaxa(?)-Triebwagen als Gegenzug sah, gerne mitgefahren wäre, aber das wegen des starren Programms nicht ging. Ist doch trostlos sowas.

wenn ich mit Interrail unterwegs bin, kommt es auf das Land an, wie fest ich meine Fahrten. In BeNeLux und der Schweiz überlege ich nur grob wo ich hinwill und entscheide recht kurzfristig welchen Zug ich genau nehme. Aber gerade wenn man in Frankreich und seinen TGVs unterwegs ist, ist man ja leider recht unflexibel...

Zu SWT-Zeiten wollte ich mit nem Kumpel mal nach Stralsund. Aber schon nach 15 Minuten hatten wir wegen Schrankenstörung 30 Minuten Verspätung. Da sind wir dann alternativ nach Ulm gefahren. DAS ist Leben mit Tickets, die Freiheit bedeuten!

Das erinnert mich an 2013, meine erste BC100 war gekauft und wo sollte ich hinfahren? Die ersten Touren waren purer Zufall, ich bin nach Frankfurt(M) Hbf gefahren und hab einfach auf der Anzeige geschaut, wohin der nächste ICE fährt...

An einem Samstag sollte es mal nach München gehen, ICE 521 aus Richtung KRM hielt abweichend in Frankfurt Süd und Hanau, dort bestand dann Anschluss an ICE 672 nach Hamburg und so plante ich auf Hamburg um - Aber in Kassel bestand dann Bahnsteiggleich Anschluss an den ICE 876 nach Berlin und tja, Mittagessen gab es also an der Spree;)

Du hast vollkommen Recht, mit solchen Ticket muss man die Freiheit genießen.

--
Von mir besuchte Bahnhöfe
- Deutschland: 1614
- Euro. Ausland: 691

Stand: 23.11.2025

Link zur Neu-Veröffentlichung mit funktionierenden Bildern

Pfälzer, Sonntag, 01.12.2024, 08:33 (vor 380 Tagen) @ Pfälzer

Liebe Forengemeinschaft,

aufgrund der Abschaltung des Bilder-Hosters Abload im Frühjahr funktionieren die Bildlinks in diesem Forenbeitrag nicht mehr. Daher habe ich mich dazu entschieden, meinen eigenen Webspace einzurichten und den Bericht dort mit kleineren Modifikationen an der Textfassung neu zu veröffentlichen.

Die neue Version des Berichts mit funktionierenden Bildern ist hier zu finden.

Freundliche Grüße aus dem Süden!

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