Im Nachtzug durch die argentinische Pampa 1/4 (24 Bilder) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Samstag, 05.08.2023, 13:05 (vor 280 Tagen)

Nach meinem ersten Reisebericht über 8 Wochen Interrail in Südost- und Mitteleuropa, der sich zu einem ziemlichen Mammutprojekt entwickelt hat, kommt nun ein kürzerer Bericht aus Argentinien. Die Qualität der Bilder ist leider nicht immer so herausragend, aber da aus der Region hier im Forum nicht viel berichtet wird, ist mein Bericht hoffentlich trotzdem willkommen. Der Urlaub hat stattliche 4 Wochen gedauert (Der teure und CO2-Bilanz vernichtende Flug sollte sich lohnen.), aber ich werde mich größtenteils auf die bescheidenen Bahnanteil beschränken. Ich habe bei der Urlaubsplanung versucht, so viel wie möglich die Bahn einzubauen, was aber gar nicht so einfach war. Die meisten Fahrten werden mangels Alternative mit dem Fernbus erfolgen. Dafür werden wir mehrmals auch Relikte stillgelegter Strecken treffen.
2019 hat meine damalige Mitbewohnerin Katharina ein Auslandssemester in Buenos Aires gemacht und mein anderer Mitbewohner Chris (Leser meines letzten Berichts kennen ihn schon als meinen dortigen Reisebegleiter) und ich haben sie 4 Wochen besucht. 2019 ging das noch mit einer Direktverbindung der Lufthansa, die Monate im Voraus sogar für Studenten bezahlbar war. Bedingt durch das dünne Personenverkehrsnetz sind wir wenig Bahn gefahren, aber wenn möglich habe ich zum Leidwesen von Chris darauf bestanden. Euch erwarten Schienennahverkehr in Buenos Aires über und der Erde, eine Nachtzugfahrt nach Cordoba, eine Mitfahrt mit dem berühmten und bei Touristen sehr beliebten Tren en las Nubes und einige Relikte stillgelegter Strecken aus verschiedenen Regionen. Los geht es mit Buenos Aires:

Los geht es für Chris und mich von Karlsruhe mit dem von mir geliebten EC 8 und einem anderen IC über Mainz zum Flughafen Frankfurt. Der Grund für diesen Umweg ist ein guter Sparpreis. Der Flug verläuft ruhig.
Als erste Zugfahrt steht ein Tagesausflug mit der Ferrovia Metropolitana von Buenos Aires nach Tigre an. Sowohl was das Zugmaterial als auch die Häufigkeit der Zwischenhalte angeht, ist die Ferrovia Metropolitana mit einer S-Bahn zu vergleichen. Die Strecke wird von den staatlichen Trenes Argentinos mit modernen chinesischen Triebwägen von CSR betrieben und ist mit Seitenstromschiene elektrifiziert. Sowohl die Betreibergesellschaft als auch die Züge gibt es noch nicht lange. Trenes Argentinos wurde erst 2015 gegründet, um die staatlichen Bahnbetriebe zu vereinheitlichen. Die Triebwägen sind seit 2014 im Einsatz und ersetzten ältere Einheiten von Toshiba.

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Die Fahrt bis Tigre geht fast durchgehend durch dicht bebautes Gebiet. Die Linie endet nach knapp einer Stunde in Tigre an einem Kopfbahnhof.

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Tigre grenzt direkt an das beginnende Delta des Paranás, der wenige Kilometer später in den Río de la Plata mündet. Wer in Buenos Aires reich und schön ist, hat in dem weit verzweigten Labyrinth von Flussarmen und Kanälen ein Wochenendhaus oder ist Mitglied eines Countryclubs. Diego Maradona hat beispielsweise vor seinem Tod hier gewohnt. Wer weniger reich aber umso schöner ist, macht wie wir eine Bootsfahrt durch das Delta. Wer auf unberührte Natur hofft, muss weiter raus fahren.

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Nach Tigre führt neben der Breitspurbahn noch eine weitere Normalspurbahn, die aber nicht komplett bis Retiro durchfährt. Wir haben aber nicht rausbekommen, wann und ob sie fährt, und sind deshalb mit der gleichen Linie wie auf dem Hinweg nach Retiro zurück.

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Der Bahnhofskomplex Retiro besteht aus drei Kopfbahnhöfen ehemals verschiedenen Gesellschaften. Links der größere breitspurige Mitre, in der Mitte der schalspurige Belgrano und rechts der kleinere breitspurige San Martín. Alle drei Gesellschaften sind nach Generälen aus den Unabhängigkeitskriegen benannt. In San Martín scheine ich nicht gewesen zu sein. Von Belgrano kann ich dieses Bild bieten:
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Im Gleisvorfeld von Retiro Mitre befindet sich das nationale Eisenbahnmuseum, das 2019 leider länger wegen Umbau geschlossen war. Somit blieb mir nur ein verstohlener Blick über die Mauer.

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Im Süden des Stadtzentrums liegt der zweite große Kopfbahnhof der Stadt, Constitución. Von hier fahren Vorortzüge und Langstreckenzüge zum beliebten Badeort Mar del Plata. Ich schaue mich aber nur ein wenig um.

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Dieses Bild ist von Katharina und müsste auch aus Constitución sein:

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Das Rückgrat des städtischen Nahverkehrs bilden neben zahlreichen Buslinien die 6 Linien der U-Bahn Subterráneos de Buenos Aires, oder kurz Subte. Es verkehren verschiedene Baureihen.

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Buenos Aires war mal eine sehr reiche Stadt und man sieht in vielen Teilen der Stadt, dass das Paris Südamerikas früher mehr Geld hatte als heute. In der Nähe des Stadtzentrums befindet sich der alte Stadthafen.

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Chris und ich erkunden das Hafen- und Arbeiterviertel Boca. Wahrzeichen des Stadtteils sind eine stillgelegte Schwebefähre und das Stadion von Boca Juniors, dem Jugendverein Maradonas. In dem fußballverrückten Land ist das Stadtderby zwischen dem Arbeiterverein Boca Juniors und dem elitäreren Rekordmeister River Plate der Saisonhöhepunkt.

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Jetzt mach ich einen zeitlichen Sprung zum vorletzten Urlaubstag. An diesem Tag fahren wir nochmal mit der Linie Richtung Tigre, aber nur knapp ein Drittel der Strecke bis zur Station Rivadavia. Unser Ziel sind zwei nahegelegene Museen. Zuerst die Gedenkstätte für die Opfer der Militärdiktatur in der 1970ern und 80ern. In diesem Gefängniskomplex wurden Regimegegner gefoltert.

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Danach gehen wir in das moderne eher kuriose Museo de las Malvinas. Las Malvinas sind der argentinische Name der Falklandinseln und gehören eigentlich Großbritannien. Weltweit bekannt wurde die kleine, abgelegene und schwach besiedelte Inselgruppe durch den ziemlich sinnlosen Falklandkrieg 1982. Für Großbritannien war die Inselgruppe jahrzehntelang ein dickes Minusgeschäft und man hätte gerne die Inselgruppe an Argentinien übergeben. Die englischstämmige Inselbevölkerung war aber entscheiden dagegen. Nachdem mehrere britische Regierungen erfolglos versucht hatten, die Bevölkerung umzustimmen, verlor das argentinische Militärregime die Geduld und brach den Krieg vom Zaun. Möglicherweise hätte Argentinien einfach mehr Geduld aufbringen müssen, seit dem Krieg denkt Großbritannien aber nicht mehr an eine Abtretung der Inselgruppe. In Argentinien wird der Anspruch aber immer noch vehement vertreten. Ganz im Sinne dieser Politik steht das Museum. In Jujuy sahen wir zum Beispiel dieses Plakat an einem Bus:

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Mein absolutes Museumshighlight dieses Urlaubs ist aber das Museum der Stadtwerke im Stadtzentrum oder wie wir es nennen: das Sch**ßhausmuseum.

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Das wars aus Buenos Aires. Im nächsten Teil beginnen wir dann eine große Rundreise durch den Norden Argentiniens, beginnend mit einer


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