NL: wird NS das Kernnetz-Monopol verlieren? (Allgemeines Forum)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 28.03.2023, 08:42 (vor 994 Tagen)

Hallo ICE-Fans,

während in Deutschland der Regionalverkehr in der Hand von Verkehrsverbünden und Bundesländern ist (die Teilnetze ausschreiben / konzessionieren), betreibt bei uns NS das nationale Kernnetz. Nur dort, wo NS keine "IC"s einsetzt, regieren die "Privaten". Also die Regionetze in den Randprovinzen.

Das könnte aber ändern, denn arriva und weitere Bahngeschäfte haben sich beim Gericht gemeldet. Vor allem arriva möchte juridisch Zutritt auf das Kernnetz erzwingen und verklagt jetzt den Staat. "Wir können die ICs besser betreiben als NS das zur Zeit macht." Die EU hat arriva Recht gegeben = die Gönnung der Kernnetzkonzession an NS sei unrechtmässig.

Arriva sieht gerne dass das Kernnetz aufgeteilt wird. Na gut, da gibt's noch nicht viel zu meckern, denn in NRW ist es genauso organisiert. Aber nun kommt's: "Wir möchten Marktwirkung sehen, denn das ist das beste für den Fahrgast, denn er wird immer den billigsten Preis haben!"
Also: arriva möchte selber die Preise bestimmen, und ggf. auch selber den Fahrplan bestimmen.

YBFWR (yeah bloody fcuking well right). Erinnert mich an der Privatisierung unserer Krankenkasse. Zuvor staatlich 50 Euro pro Monat, danach konnten wir den billiigsten Anbieter wählen. Yeah right. 80, 82, 84, 88 oder 90 Euro. Aber kein 50 oder inflationskorrigierte 55 Euro. Soweit zur Marktwirkung-halleluja-hallo. Nun ist man bei der Krankenversicherung alternativlos, bei Beförderung aber nicht, denn wenn die Öffis zu teuer sind, wählt Jan das Elektromobil.

Jan wird diesen Umstieg aber auch machen, wenn die Öffis zu kompliziert werden. Wenn er ständig nachdenken muss, ob seine virtuelle Fahrkarte noch gilt, oder ob er nicht doch umchecken muss. Wenn er bei jedem verpassten Anschluss umchecken muss, weil auf dem Folgezug ein anderes Logo verklebt ist.

Ich befürchte mal wieder eine neue Seifenoper...


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Mehr Wettbewerb wäre ein SEGEN.

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Mittwoch, 29.03.2023, 01:31 (vor 993 Tagen) @ Oscar (NL)
bearbeitet von Der Blaschke, Mittwoch, 29.03.2023, 01:31

Hey.

Man kann nur hoffen, dass bei euch Wettbewerb reinkommt.

Hier in Deutschland ist das hoffnungslos verloren. Mit Deutschlandtakt und den unzähligen ICE zementieren DB und Eigner die faktische Monopolstellung der DB in Schienenfernverkehr auf Jahrzehnte. DB Fern hat Narrenfreiheit - und so führt man den Betrieb ja auch durch: schön, wenn es mal läuft; und wenn es mal nicht läuft, dann isses auch egal.

Bei den Tarifen stelle ich mir 2 Ebenen vor. Es gibt zum einen den Deutschlandtarif. Das Ticket müssen alle anerkennen; Mitnahmepflicht. Hat aber seinen Preis.

Daneben kann jedes EVU sein eigenes Preissystem festlegen. Oder in Kooperation mit anderen EVU/ÖV-Betrieben Preise und Systeme erfinden.

Es gibt nur noch elektronische Tickets. Die Nutzung fremder Tickets im eigenen Zug muss das EVU für jeden Einzelfall nachweisen - nur dann gibt's Geld. Die Diskussion um fehlende Schaffner hat sich damit erledigt.

Der DB Navigator gehört in die Hand der Netz gGmbH - die allen EVU gehört und bei der die DB nur eine von vielen ist. Die Auskunft des dann neutralen Navigators bietet alle Züge an und den Deutschlandpreis (Sh zu Beginn). Darüber hinaus verlinkt er zu den Angeboten der einzelnen EVU, die in der konkreten Verbindung genutzt werden sollen.

Das Problem dee Schiene ist nämlich nicht zu viel Wettbewerb, sondern ZU WENIG Wettbewerb.

Besonders bizarr wird es, wenn dann welche meinen, es müsse stattdessen 'mehr Staat' ins System. Als ob der nicht seit 70 Jahren zeigt, dass er es nicht kann; hüben nicht und drüben auch nicht. Und 'Länderbahnen' sind da auch nur Hilfskrücken, die das System auch nicht besser machen.


Aber hierzulande gibt es diesbezüglich null Hoffnung. Mit 'Deutschlandtakt 2070' hat die DB erstmal 50 Jahre Ruhe und kann nach eigenem Gutdünken werkeln. Und wenn sich dann alle paar Jahre eine neue Regierung was neues ausdenkt ... - allein das ist schon ein Grund, das Ganze möglichst staatsfern zu betreiben.


Schöne Grüße von jörg

Mehr Wettbewerb wäre ein SEGEN.

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Mittwoch, 29.03.2023, 09:34 (vor 993 Tagen) @ Der Blaschke

Hallo Blaschi, hallo ICE-Fans,

Hier in Deutschland ist das hoffnungslos verloren. Mit Deutschlandtakt und den unzähligen ICE zementieren DB und Eigner die faktische Monopolstellung der DB in Schienenfernverkehr auf Jahrzehnte.

Bin ich mir nicht sicher.

Deutschlandtakt bestimmt s.i.w. nur Fahrtrassen, nicht wer sie betreiben soll. Theoretisch kann man alle 300 km/h Trassen auch mit TGV Duplex, AGV, Talgo350, Zefiro oder meinetwegen einem Chinarennzug fahren.
In Prinzip nicht anders als was im Regionalverkehr stattfindet: es wird einen Fahrplan vorgeschrieben und die DB Regios, eurobahnen und National Expresse der Welt fahren das.

Bei den Tarifen stelle ich mir 2 Ebenen vor. Es gibt zum einen den Deutschlandtarif. Das Ticket müssen alle anerkennen; Mitnahmepflicht. Hat aber seinen Preis.
Daneben kann jedes EVU sein eigenes Preissystem festlegen. Oder in Kooperation mit anderen EVU/ÖV-Betrieben Preise und Systeme erfinden.

Das könnte eine Lösung sein. So wie mein NRW-Tarif Ticket ja auch unabhängig vom aufgeklebtem Betriebslogo ist.

Aber hierzulande gibt es diesbezüglich null Hoffnung. Mit 'Deutschlandtakt 2070' hat die DB erstmal 50 Jahre Ruhe und kann nach eigenem Gutdünken werkeln.

Aufschiebung ist die kostenpflichtige dafür aber kostengünstige Verlängerung des Verweilens in Hotel Schlaraffenland.


gruß,

Oscar (NL).

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Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

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Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Wohlstandsverblödung und-trägheit ...

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Mittwoch, 29.03.2023, 10:21 (vor 993 Tagen) @ Oscar (NL)

Hey.

Mit Deutschlandtakt und den unzähligen ICE zementieren DB und Eigner die faktische Monopolstellung der DB in Schienenfernverkehr auf Jahrzehnte.

Bin ich mir nicht sicher.

Deutschlandtakt bestimmt s.i.w. nur Fahrtrassen, nicht wer sie betreiben soll. Theoretisch kann man alle 300 km/h Trassen auch mit TGV Duplex, AGV, Talgo350, Zefiro oder meinetwegen einem Chinarennzug fahren.

Theoretisch. Aber wer wird das eigenwirtschaftlich in großem Umfang wagen? Die DB besetzt mit ihren Zügen und dem Taktvorrang schlichtweg alle lukrativen Trassen und ist einfach schon da. Und mit dem von ihr beherrschten Sparpreissystem kann sie Konkurrenten wunderbar kleinhalten. Es kommt immer wieder auf dasselbe hinaus: die DB als Krake und ihr desinteressierter und ahnungslose Eigner sind das größte Hindernis für eine güldene Zukunft der Eisenbahn in Deutschland.

Und über den Deutschlandtakt hinaus Infrastruktur auszubauen als so eine Art Vorrat - im Eisenbahnsektor völlig utopisch! Das darf nur die Straße ...

Aufschiebung ist die kostenpflichtige dafür aber kostengünstige Verlängerung des Verweilens in Hotel Schlaraffenland.

Ja, leider. Alles viel zu unambitioniert und zu träge hier! Man müßte wie unsere Vorfahren regelmäßig mal wieder alles in Schutt und Asche legen. Wenn dann das Elend groß genug ist, dürfte die Lärmschutzwände und Fahrverbote fordernde Bürgerinitiative kaum Zulauf haben. Und der Lärm des 'ratternden' Güterzuges wird als Musik empfunden, weil er Wohlstand verspricht. Also Wladimir Wladimirowitsch ...


Schöne Grüße von jörg

Niederlande: Stopp aller Neubauprojekte geplant

Henrik, Mittwoch, 29.03.2023, 01:46 (vor 993 Tagen) @ Oscar (NL)

INFRASTRUKTUR & AUSRÜSTUNG
Niederlande: Stopp aller Neubauprojekte geplant

Die niederländische Regierung will alle Neubauprojekte stoppen. Dies gilt sowohl für den Verkehrssektor wie auch für den Wohnungsbau.

28.03.2023

https://www.eurailpress.de/login.html?redirect_url=/nachrichten/infrastruktur-ausruestu...
Rail Business (Bezahlschranke)

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vielleicht kann ja Oscar etwas mehr darüber berichten.

NL: über "Stickstoffproblem" und so.

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Mittwoch, 29.03.2023, 08:53 (vor 993 Tagen) @ Henrik

Hallo ICE-Fans,

Die niederländische Regierung will alle Neubauprojekte stoppen. Dies gilt sowohl für den Verkehrssektor wie auch für den Wohnungsbau.

Zuerst möchte ich diesen Passus etwas modifizieren. Es ist nicht so, dass alle Neubauprojekte gestoppt werden. Als ob alle Bauarbeiter ab sofort nach Hause müssen und sämtliche Baumaschinen abgeschaltet werden. Es ist eher so, dass vorübergehend keine Neubauprojekte mehr gestartet werden; lediglich die Projekte, die sich zur Zeit in Bau befinden, werden vollendet (also Ossie: Schluss mit Deinem Wunschdenken über eine Rennbahn Utrecht-Köln :) ).

Grund dafür ist das sogenannte "Stickstoffproblem": eine Überkonzentration von Stickstoffverbindungen in unserem Land. Die wichtigsten Quellen dafür sind:

1. Nitrate und Ammoniumverbindungen die die Landwirtschaft als Düngerstoff verwendet;
2. Stickoxide von Verbrennerfahrzeugen, Kohlekraftwerken, Schiffen und der Luftfahrt;
3. Bebauung, wodurch regenerationsfähige Naturoberfläche verschwindet (NL hat die grösste Bevölkerungsdichte der Welt, ausgenommen Stadtstaaten).

Die Folgen: Verarmung der Boden, dadurch Entstehen von Monokulturen = weniger Sortenvielfalt. Auf Dauer ist für dieselbe Ernte pro Einheit Oberfläche mehr Düngerstoff nötig, wodurch das Problem verschlimmert.

Mehr dazu hier.

Also braucht es Massnahmen, und man ist der Meinung, dass der Hauptverursacher die Landwirtschaft sei. NL ist ja No. 2 Landwirtschaftsexporteur hinter den Vereinigten Staaten die aber 270x so viel Land haben (Video dazu). Das muss doch irgendwie einen Preis haben, oder?
Zugleich gibt es EU-Vereinbarungen über Stickstoffreduktion, und auch NL muss einen Teil leisten. Eine Massnahme: die Schliessung von emissionsreichen Agrarunternehmen.

Die Landwirtschaft behauptet aber, dass sie schon jahrelang innoviert und den niedrigsten "nitrogen footprint" der Welt hat. Die Welt braucht Nahrungsmittel, und wenn NL sie nicht erstellen darf, dann macht ein anderes Land es mit viel mehr Stickstoffausstoss, so ist die Begründung. Die Landwirtschaft sieht lieber, dass wir weniger fliegen, weniger Auto fahren und vor allem weniger bauen.

Yeah right. Hier in der Provinz Nordbrabant ist Chipmaschinehersteller ASML eine Tech-Riese mit enormen Wachstum. Das Unternehmen bracht sehr viel Personal, um die Nachfrage zu bewältigen. Dieses Personal muss irgendwo wohnen. Man beziffert dass 100.000 Wohnungen gebaut werden müssen, für etwa 220.000 neue zusätzliche Einwohner. Oh Ironie: 25% mehr Einwohner in der Provinz aber irgendwie nicht 25% mehr Bahn...???

Am 15. März gab es hier Provinzwahlen, und der grosse Sieger war eine "Bauernpartei" (BBB = "Bauer-Bürger-Bewegung"). Als ob man sagen möchte: "Ihr sorgt für das Geld aber wir sorgen dafür, dass Ihr zu essen habt, also vernachlässigt uns nicht!"
Und die haben auch noch recht, denn letzter Zeit sind vor allem auf der Pampa viele Busverbindungen wegrationalisiert; der Fokus war ständig auf "dicke Linien". Dafür gibt es Ortschaften wo der Bus überhaupt nicht mehr kommt, auch nicht morgens früh an Schultagen.

Die Koalition hat viel Elektorat verloren, und es ist die Frage, ob sie bis zum Ende durchhält. Mehr als zuvor muss die Regierung mit der Senat handeln, um Gesetze zustande zu kriegen. Die Aktuelle Frage: sollen wir die EU-Richtlinie Folge leisten, während wir wissen dass wir es nur mit "unmenschlichen Aufgaben" schaffen werden? Oder doch ein EU-Bussgeld bezahlen und uns 5 Jahre extra gönnen?

vielleicht kann ja Oscar etwas mehr darüber berichten.

Ich hoffe einiges erklärt zu haben. Ich glaube nicht dass Bauprojekte hier gestoppt werden. Dafür sind die Folgen dieser Massnahme schlimmer als die der Qual.


gruß,

Oscar (NL).

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