Sommertour 2020 | Tag 8/9: Mattigtalb, LILO & Mühlkreisb 47B (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum achten Teil unserer Sommertour 2020. Im siebten Teil waren wir von Rothenburg ob der Tauber nach Salzburg gereist und hatten die Strecken der Salzburger Lokalbahn erkundet.
![[image]](https://www.bahnreiseberichte.de/109-Sommertour/109-000Karte.jpg)
Heute stehen die Mattigtalbahn, ein Oldtimer der Linzer Lokalbahn sowie die Mühlkreisbahn auf unserem Wunschzettel.
Tag 8: Salzburg – Braunau/Inn – Neumarkt-Kallham – Niederspaching – Peuerbach – Linz – Aigen-Schlägl - Linz
Wir starten kurz nach sieben Uhr am Salzburger Hauptbahnhof in unseren vorletzten Reisetag, die erste Etappe führt uns von Salzburg nach Braunau am Inn. Eigentlich wollen wir nach Linz – aber warum den direkten Weg nehmen, wenn es auch interessante Umwege gibt?
Nanu, ein Desiro der ÖBB mit deutschem Nummernschema? Die ÖBB haben sechs Dieseltriebwagen der Baureihe 642 von der Deutschen Bahn angemietet. Äußerlich präsentieren sich die Züge im Design des Salzburger Verkehrsverbunds, im Innenraum lässt sich die deutsche Herkunft jedoch nicht verleugnen.
Der Zug befährt zunächst die österreichische Westbahnstrecke, hier verziehen sich gerade die Nebelschwaden über dem Flachgau. In Steindorf bei Straßwalchen zweigt die Mattigtalbahn nach Norden ab.
Auf dem nächsten Bild sind wir bereits im Mattigtal und blicken auf den Ort Lengau.
Die Mattigtalbahn wurde 1873 in Betrieb genommen, sie ist eingleisig und nicht elektrifiziert. Strecke und Stationen werden derzeit phasenweise modernisiert, Ziel ist die vollständige Elektrifizierung bis 2030. Hier findet gerade eine Zugkreuzung in Munderfing statt.
Die Strecke verläuft wenig kurvenreich durch die Ebene des Mattigtals, die Gegend wird stark landwirtschaftlich genutzt. Die Mattigtalbahn soll früher „stille Weltmeerbahn“ genannt worden sein, kennt jemand den Hintergrund für diese Bezeichnung?
Beim nächsten Bild fahren wir durch St. Georgen an der Mattig mit Blick auf die namensgebende Kirche.
In Braunau am Inn haben wir etwas Aufenthalt, wir nutzen die Zeit für einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Hier blicken wir zum Salzburger Tor, auf dem nächsten Bild sehen wir den Stadtplatz.
Mit 87 Metern gehört der Turm der Stadtpfarrkirche St. Stephan zu den höchsten Kirchtürmen Österreichs. Ein Rechenfehler im 19. Jahrhundert machte den Turm gar zum vermeintlich dritthöchsten Kirchturm Österreichs.
Wir laufen noch kurz hinab zum Inn, über die Mitte der Innbrücke verläuft die Grenze zu Deutschland, auf der anderen Seite liegt Simbach.
Doch nun zurück zum Bahnhof. Während unseres Besuchs sind Bauarbeiten zur Modernisierung im Gange. Der Bahnhof liegt an der Innkreisbahn, er wurde 1870 eröffnet.
Wir fahren von hier nach Neumarkt-Kallham. Der Regionalzug kommt aus dem niederbayerischen Simbach, die Cityshuttle-Garnitur wird von einer Diesellok der Reihe 2016 („Hercules“) gezogen.
Die Innkreisbahn ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Strecke. Sie führt von der Grenze bei Simbach nach Neumarkt-Kallham an der Strecke Wels-Passau. Die Strecke gehört zur kürzesten Verbindung von München nach Wien, wird jedoch nicht von Fernzügen befahren. Hier blicken wir auf den Ort Mining, die Hügel im Hintergrund liegen in Deutschland.
Die Strecke führt unaufgeregt durch das Innviertel, anfangs ist die Landschaft recht flach, später erreichen wir das Innviertler Hügelland. Der Zug fährt bis Linz – aber wie gesagt, der direkte Weg ist nicht immer der interessanteste. Wir verlassen daher in Neumarkt-Kallham den Zug, denn…
…hier gibt es eine attraktive Alternative. Neumarkt-Kallham ist einer der Endpunkte der Linzer Lokalbahn (LILO) und auf dem Abschnitt bis Niederspaching ist unter der Woche vormittags ein Altbautriebwagen anzutreffen. Heute ist ET 22.107 aus dem Jahr 1951 im Einsatz. Die Linzer Lokalbahn wird von Stern & Hafferl betrieben.
Das Vergnügen mit dem Oldtimer ist recht kurz, er pendelt nur auf dem gut neun Kilometer langen Nebenast durch das ländlich geprägte Hausruckviertel nach Niederspaching.
Auf dem nächsten Bild sehen wir am anderen Ufer der Faulen Aschach schon das Gleis der Strecke von Peuerbach nach Niederspaching.
Niederspaching ist eine Siedlung mit etwa 30 Einwohnern und einem Gasthaus. Die Strecke von Linz bis Neumarkt-Kallham kannten wir schon, der kurze Streckenast nach Peuerbach fehlt aber noch in unserer Sammlung. Und so fahren wir jetzt zunächst nach Peuerbach, hier treffen wir nun auf einen der GTW, die das Bild der modernen LILO prägen.
Gleichzeitig mit unserem Zug verlässt auch der Altbautriebwagen Niederspaching. Wir fahren nicht lange, bis Peuerbach ist es nur eine Station, kaum fünf Minuten dauert es noch bis zur nördlichen Endstation im Streckennetz der Linzer Lokalbahn.
Peuerbach ist eine Kleinstadt im Hausruckviertel, zu den Sehenswürdigkeiten gehören die Pfarrkirche…
…sowie das Schloss Peuerbach. Der Bau war einst eine Wasserburg, heute ist nur noch ein Torso der früheren Anlage erhalten. Links – unschwer zu erkennen – das Rathaus.
Das historische Bahnhofsgebäude von Peuerbach ist im Jahr 2010 einer modernen Kombination aus Bahnhof und Remise gewichen. Bis auf den einen Oldtimer-Umlauf werden alle Verbindungen auf der Linzer Lokalbahn mit Gelenktriebwagen von Stadler gefahren.
Wir fahren von Peuerbach die komplette Strecke bis Linz. Die Strecke führt landschaftlich reizvoll durch das Hausruckviertel. Es gibt unterwegs zahlreiche Halte, viele davon werden als Bedarfshalte bedient.
Betriebsmittelpunkt ist in Eferding. Hier gibt es für unseren Zug auch einen Zuggattungswechsel, denn auf dem folgenden Streckenabschnitt bis Linz verkehrt die Linzer Lokalbahn als S 5 der S-Bahn Oberösterreich.
Das letzte Bild von der Fahrt mit der Linzer Lokalbahn zeigt das schmucke Bahnhofsgebäude von Alkoven.
Gegen 13 Uhr sind wir in Linz angekommen. Das Vormittagsprogramm war ja schon sehr reizvoll, mal schauen, ob sich das am Nachmittag fortsetzen lässt. Zunächst machen wir aber eine Mittagspause in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Hier sind wir am Taubenmarkt, das nächste Bild zeigt den Alten Dom am Hauptplatz.
Dann wir es Zeit, unser nächstes Ziel anzupeilen. Mit der Straßenbahn fahren wir vom Hauptplatz…
…über die Donau…
…zum Bahnhof Linz Urfahr, auch als Mühlkreisbahnhof bekannt. Die Mühlkreisbahn ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn durch das Mühlviertel nach Aigen-Schlägl am Fuß des Böhmerwaldes. Der Bahnhof wurde 1888 eröffnet.
Personenzüge hatten stets in Linz Urfahr ihren Ausgangs- oder Endpunkt. Es gab jedoch eine rund neun Kilometer lange Strecke zur Westbahn. Die Linzer Verbindungsbahn verlief teilweise im Straßenraum sowie über eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke über die Donau. Die Strecke wurde nur für Güterverkehr und Rangierfahrten genutzt. 2016 wurde die Eisenbahnbrücke abgebrochen, seither ist die Mühlkreisbahn ein völlig isolierter Inselbetrieb. Die Gleise der Verbindungsbahn wurden inzwischen teilweise abgebaut. Auf dem nächsten Bild sehen wir das Streckenende unweit des Mühlkreisbahnhofs.
Auf der Mühlkreisbahn werden Desiro-Dieseltriebwagen sowie Triebzüge der Reihe 5047 eingesetzt. Zu unserer Freude wird für die Fahrt nach Aigen-Schlägl einer der älteren Triebwagen bereitgestellt.
Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof quert die Mühlkreisbahn das schmalspurige Gleis der Pöstlingbergbahn. Anschließend führt die Strecke auch fast schon straßenbahnähnlich durch den Stadtteil Urfahr. Am Ende der Straße…
…wandelt sich das Bild völlig und für mehrere Kilometer führt die Strecke nun direkt am Ufer der Donau entlang. Hier auf dem ersten Abschnitt der Strecke bis Rottenegg gibt es einen dichten Takt, im Berufsverkehr fahren die Züge teilweise alle 15 Minuten.
Es gibt Bahnstrecken, die als spektakulär gelten. Da gehört die Mühlkreisbahn sicherlich nicht dazu. Neben der reinen Streckenführung machen aber auch die Begleitumstände den Reiz einer Bahnfahrt aus. Wenn man bei Regenwetter in einem vollen Zug rückwärts auf einem Gangplatz sitzt, hat man an der schönsten Strecke keine Freude. Hier aber stimmt alles, der Zug leert sich zunehmend, es ist warm und sonnig und am offenen Fenster lässt sich die Landpartie wunderbar genießen. Diese Fahrt habe ich immer noch als wunderbaren Eindruck in Erinnerung und auch die weitere Strecke entpuppt sich als äußert reizvoll.
Nachdem die Strecke die Donau verlassen hat, führt sie auf einer fünf Kilometer langen Steilstrecke in engen Kurvenradien durch den „Saurüssel“ auf das Plateau des Mühlviertels.
Beim nächsten Bild haben wir den Bahnhof Neuhaus-Niederwaldkirchen erreicht, bis hier hat die Bahn knapp 300 Höhenmeter überwunden.
Nun erreichen wir den Ort Neufelden im oberen Mühlviertel. Am Bahnhof von Neufelden sind ausrangierte Triebwagen der Linzer Lokalbahn abgestellt. Sie haben offenbar das rote Farbschema der LILO verloren, der weitere Sinn und Zweck erschließt sich mir nicht.
Schließlich folgt ein überaus reizvoller Streckenabschnitt, für viele Kilometer führt die Strecke kurvenreich und durch mehrere Tunnel entlang der Großen Mühl. Der Nebenfluss der Donau entspringt im Bayerischen Wald und gab dem Mühlviertel seinen Namen.
Das Landschaftsbild vor dem Zugfenster ändert sich nun wieder, die Strecke verlässt das wild-romantische Flusstal und windet sich hinauf in die Bezirkshauptstadt Rohrbach-Berg, dort ist der höchstgelegene Bahnhof der Mühlkreisbahn auf 622 Metern über dem Meer.
Auf dem letzte Abschnitt folgt die Strecke dem Tal des Krenbachs, hier blicken wir auf die Neumühle bei Katzing. Einige Kurven weiter erreichen wir die Endstation Aigen-Schlägl. Die Mühlkreisbahn ist knapp 58 Kilometer lang, die Fahrt über die Gesamtstrecke dauert rund 90 Minuten.
Die Doppelgemeinde Aigen-Schlägl hat etwa 3.200 Einwohner. Hier sind wir am Marktplatz von Aigen, dem größeren der beiden Ortsteile. Am südlichen Ende des Marktplatzes erhebt sich die Pfarrkirche, die von 1897 bis 1901 erbaut wurde.
Die Eröffnung der Mühlkreisbahn im Jahr 1888 führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung von Aigen und Schlägl. Es gab Pläne, die Strecke zu verlängern ins niederbayerische Wegscheid sowie ins böhmische Salnau/Želnava. Infolge des Ersten Weltkrieg wurde die Verlängerung nicht weiterverfolgt und Aigen-Schlägl blieb Endbahnhof. Auf den ersten Kilometern der Rückfahrt sind wir die einzigen Fahrgäste.
In Rohrbach-Berg gibt es ein Museum zur Mühlkreisbahn, dort ist auch die Lokomotive „Aigen“ ausgestellt. Sie ist eine von fünf Lokalbahnmaschinen, die 1888 für die Mühlkreisbahn geliefert wurden.
Beim nächsten Bild warten wir im Bahnhof Haslach eine Zugkreuzung ab.
Mit der Abendsonne über der Donau endet unser Ausflug auf der Mühlkreisbahn, ich kann die Mitfahrt nur empfehlen! Tipp: nach meiner Erfahrung sind die Angaben im Fahrplan verlässlich, Verbindungen ohne den Hinweis NF (=Niederflurfahrzeug) sind Triebzüge der Reihe 5047 mit Fahrtgenuss am offenen Fenster.
Hier erreichen wir wieder den Mühlkreisbahnhof mit dem Straßenbahngleis der Pöstlingbergbahn rechts. In den letzten Jahren war eine Umstellung der Mühlkreisbahn auf eine Überlandstraßenbahn im Gespräch, die unterirdisch bis zum Linzer Hauptbahnhof verlaufen sollte. Stattdessen wird nun eine City-Bahn-Strecke diskutiert, der stark frequentierte Abschnitt bis Kleinzell soll elektrifiziert werden.
Mit zwei Abendbildern vom Linzer Hauptplatz und vom Donauufer mit dem illuminierten Ars Electronica Center beenden wir diesen Teil des Reiseberichts.
In den nächsten Tagen folgt der neunte und letzte Teil mit der Rückfahrt von Linz an den Bodensee.
Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Tobias
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