Sommertour 2020 | Tag 4/9: Buckower Kleinbahn & Ostbahn m44B (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum vierten Teil unserer Sommertour 2020. Im dritten Teil waren wir von Stuttgart mit dem ICE über die Frankenbahn nach Berlin gereist und waren mit der Buckower Kleinbahn nach Buckow gefahren.
![[image]](https://www.bahnreiseberichte.de/109-Sommertour/109-000Karte.jpg)
Heute fahren wir mit der Buckower Kleinbahn zurück nach Müncheberg und erkunden die weitere Strecke der Preußischen Ostbahn mit einem Abstecher ins polnische Kostrzyn. Unser Tagesziel ist Berlin.
Tag 4: Buckow – Müncheberg – Kostrzyn – Küstrin-Kietz - Berlin
Wir haben in der Kleinstad Buckow (Märkische Schweiz) übernachtet und starten dort in den vierten Reisetag. Uns erwartet ein schöner Sommertag, da sieht alles doch gleich viel freundlicher aus als bei dem trüben Wetter bei der Anreise am Vortag.
Wir starten am Marktplatz von Buckow, das übernächste Bild zeigt das Rathaus.
Über die lange Hauptstraße…
…laufen wir zum Bahnhof. Die Buckower Kleinbahn wurde 1897 dem Verkehr übergeben, sie war anfangs als dampfbetriebene Schmalspurbahn ausgeführt. Nachdem die Strecke dem Ausflugsverkehr der Berliner in die Sommerfrische nicht mehr gewachsen war, wurde sie bis 1930 auf Normalspur umgebaut und elektrifiziert.
Nach dem Krieg wurde die Bahn in die Reichsbahn integriert und organisatorisch der Berliner S-Bahn zugeordnet. Der Güterverkehr wurde 1965 eingestellt, im Personenverkehr überlebte die Strecke nur aufgrund eines Mangels an Bussen sowie dem schlechten Zustand der Straßen. 1993 wurde der elektrische Betrieb beendet und die Strecke auf Dieselfahrzeuge umgestellt, schließlich wurde der Fahrplan auf einen Saisonverkehr reduziert und 1998 endete der planmäßige Nahverkehr durch die Deutsche Bahn.
Ein Museumsbahnverein nahm 2002 den Betrieb auf der Strecke wieder auf, nachdem zuvor die Stromversorgung wieder aufgebaut wurde. Die Bahnstrecke ist bis heute ein elektrischer Inselbetrieb, rechtlich gesehen fahren die Züge jetzt als Straßenbahn.
Die Züge fahren in der Sommersaison samstags, sonn- und feiertags. Optimal also für ein Sommerfrische-Wochenende in der Märkischen Schweiz.
Wir fahren jetzt nach Müncheberg.
Wir wollen heute auch die weitere Strecke der Preußischen Ostbahn bis zur polnischen Grenze erkunden. Zunächst werfen wir aber einen Blick auf das Empfangsgebäude des Bahnhofs Müncheberg, es wurde 1867 gebaut und 1910 erweitert.
Im Gegensatz zur Buckower Kleinbahn ist die Preußische Ostbahn nicht elektrifiziert, für uns geht es nun in einem Link-Dieseltriebzug der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) weiter nach Osten. Historisch betrachtet reichte die Preußische Ostbahn von Berlin bis an die Grenze zum Russischen Kaiserreich, heute wird der Begriff Ostbahn für die Strecke von Berlin bis zur Grenze in Küstrin-Kietz verwendet.
Am Rand der Märkischen Schweiz fahren wir nach Osten, beim nächsten Bild quert die Bahnstrecke eine Allee bei Golzow. Die Bahnstrecke führt unspektakulär über das flache Land, die Fahrt durch die Weite Brandenburgs gefällt mir trotzdem ganz gut. Die NEB vermarktet die Bahnlinie unter dem Namen Oderlandbahn.
Schließlich erreichen wir das Oderbruch, die Landschaft im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Polen wurde durch die Eiszeiten geformt, der heutigen Charakter ist auf menschliche Einflüsse zurückzuführen durch die Begradigung der Oder und die Trockenlegung des Oderbruchs im 18. Jahrhundert. Beim nächsten Bild fahren wir über den Vorflutkanal, wenig später folgen der Grenzfluss Oder und die Warthe. Kurz darauf endet die Fahrt im Bahnhof Kostrzyn nad Odrą.
Kostrzyn ist eine polnische Kleinstadt mit knapp 18.000 Einwohnern. Der Bahnhof ist als Turmbahnhof ausgeführt, von hier führen Bahnstrecken in fünf Richtungen. Bis 1945 erstrecke sich das Stadtgebiet über beide Ufer der Order, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt geteilt, der westliche der Oder gelegene Teil ist heute das deutsche Küstrin-Kietz.
Unweit von Kostrzyn mündet die Warthe in die Oder, die Landzunge zwischen beiden Flüssen ist unser Ziel. Zu Fuß queren wir die Warthe, die Eisenbahnbrücke im Vordergrund ist die Most Rzepiński der Strecke nach Rzepin, dahinter ist die Most Berlinski zu erahnen, über die wir angereist sind.
Auf der Halbinsel lag einst die Altstadt von Küstrin. Die mittelalterliche Stadt mit Marktplatz, Kirche und Schloss wurde ab dem Jahr 1536 zu einer Festung ausgebaut. Bei den Kämpfen zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Altstadt weitgehend zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Trümmer wurden abtransportiert, dann verfiel der Ort als nicht zugängliches Grenzgebiet in einen Dornröschenschlaf. In den 1990er Jahren wurde schließlich begonnen, Straßen- und Gebäudereste freizulegen, seitdem ist von einem „Küstriner Pompeji“ die Rede.
Schon sonderbar, über Straßenzüge zu wandeln, die nur noch aus Pflasterabschnitten und Bordsteinkanten bestehen, dazwischen Ruinen von Eingängen, Grundmauern und Fundamentresten. Straßenschilder geben in der Wüstung wieder Orientierung.
Einzelne Gebäude wurden rekonstruiert wie das Berliner Tor, eines von einst drei Toren, die in die Stadt führten.
Hier sind wir auf der anderen Seite der Halbinsel an der Oder angekommen. Am gegenüberliegenden Ufer des Grenzflusses liegt die Oderinsel Küstrin-Kietz. Die Promenada Kattego (Kattewall) galt bis zur Zerstörung der Küstriner Altstadt als eine der schönsten Oderpromenaden. Das übernächste Bild zeigt die Bastion Philipp.
Hier stehen wir an den Grundmauern der Marienkirche, sie wurde 1396 erbaut. Das nächste (und dann auch letzte Bild aus der ehemaligen Altstadt) zeigt eine Tafel am Standort der früheren Schlosses.
Wir wenden uns nun wieder der Bahn zu, von der Straßenbrücke blicken wir hinüber zur Eisenbahnbrücke über die Oder. Die Oderbrücke war ein Provisorium aus den 1950er-Jahren, dabei kamen auch Teile der gesprengten Karniner Brücke nach Usedom zum Einsatz. Die Brücke konnte zuletzt nur noch mit Tempo 30 befahren werden, mittlerweile ist das Foto schon historisch, denn der Bau wird aktuell durch eine neue Netzbogenbrücke ersetzt. Wir laufen über die Grenze…
…bis zum Bahnhof Küstrin-Kietz. Das 1945 neu gebaute Empfangsgebäude war als Keilbahnhof angelegt. Im Vordergrund mit dem abgestellten Triebzug sehen wir die „Frankfurter Seite“, hinter dem Gebäude verläuft die Ostbahn auf der „Berliner Seite“. Die Bahnstrecke von Küstrin-Kietz nach Frankfurt an der Oder wurde im Jahr 2000 stillgelegt und ist heute teilweise abgebaut, daher gibt es auf der Frankfurter Seite auch keinen Bahnsteig mehr.
Die Ostbahn wird von der RB 26 im Stundentakt bedient, Fernverkehrszüge verirren sich nur gelegentlich bei Umleiterverkehr auf die Strecke. Für die Rückfahrt treffen wir auf einen Talent-Triebzug der NEB. Die NEB ist zu knapp einem Drittel im Besitz von Landkreisen und Gemeinden der Region. Der Niederbarnim im Namen der NEB war ein Landkreis im nördlichen Umland Berlins.
![[image]](https://www.bahnreiseberichte.de/109-Sommertour/109-168neb-Talent-innen.jpg)
Auf der Ostbahn fahren wir nach Berlin, zu Verbesserung der Betriebsstabilität wendet jeder zweite Zug in Berlin-Lichtenberg, die anderen fahren bis zum Bahnhof Ostkreuz.
Den Rest des Tages verbringen wir in Berlin, zum Abschluss dieses Teils des Reiseberichts noch ein paar Eindrücke aus der Hauptstadt, diesmal überwiegend am Wasser, denn mein Bruder hat seine Angel dabei.
Und damit sind wir Ende dieses Teils angelangt. In den nächsten Tagen folgt Teil 5, dann fahren wir von Berlin nach Köln. Aber nein, natürlich nicht auf direktem Weg, sondern über Amsterdam.
Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Tobias
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