[9TLU] Teil 6: Léman Express, Zugausfälle, Freigleis [m28B] (Reiseberichte)

Math5D, Freitag, 17.12.2021, 17:45 (vor 854 Tagen)

Nach meinen 6 Monaten im Waadt habe ich einen Besuch dorthin natürlich auch auf dem Plan. Insbesondere will ich dabei zwei Strecken in Genf mitnehmen, die sich damals nicht für einen ganzen Tagestrip gelohnt hätten. Dorthin führt von Luzern der IR15, für den ich nach meiner gestrigen Bahnersatz-Erfahrung extra rechtzeitig losfahre. Wäre heute aber gar nicht notwendig gewesen, denn wir fahren entspannte 10min zu spät ab. Bis Bern holen wir davon zwar die Hälfte auf, bringen aber trotzdem den Fahrplan der halben Schweiz durcheinander, da hier gefühlte 10 Züge auf uns warten.

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01 Mit konstanten +5 geht es schließlich auch ins Lavaux, das ich sonst nahezu ausschließlich im Dunkeln durchfahren habe.

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02 Auf der Uferstrecke am Genfer See begegnen sich eine S-Bahn und der RE nach Annemasse - genau den wollte ich eigentlich in Lausanne erreichen.

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03 Auf der französischen Seite ist die Dent d'Oche noch etwas im Hochnebel,

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04 während hier Lausanne glücklicherweise in der Sonne liegt.

Exakt zur Abfahrtszeit des REs kommen wir im Bahnhof zum Halten. Da der aber noch ganz normal durchgesagt wird, als wären wir gar nicht zu spät, lege ich einen kurzen Sprint ein und erreiche ihn noch locker. Denn, und das hatte ich eigentlich auch erwartet, der IR darf dann als Erster in Richtung Genf fahren, da er ja auch schneller ist. (Noch schneller ist in dieser halben Stunde der IR90, der den IC1 zum Halbstundentakt verdichtet. 30min versetzt fährt er in der langsamen Trasse des IR15...) Ganz sicher war ich mir dabei aber nicht, denn je nach Ausbaustand des 3. und 4. Gleises bis Renens hätte man uns ja auch parallel rauslassen können. Und die neuen Gleise sind nicht nur fertig, wir befahren sie teilweise sogar auch. Dafür sind nun die alten an ein paar Stellen temporär nicht mehr da, um an die neue Situation angepasst zu werden. Nach vollständiger Fertigstellung werden sie parallele und kreuzungsfreie Ausfahrten aus Lausanne nach Genf und Yverdon erlauben, egal ob man aus Palézieux oder Montreux kommt.

In Morges fahren wir dann nicht auf das Stammgleis 2 ein und auch nicht auf das normale Ausweichgeis 1, sondern auf das Ausweichgleis der Gegenrichtung (4). Das heißt normalerweise, dass irgendeine nicht planmäßige Situation vorliegt, und etwas anderes Vorrang hat. Das könnte aber doch nur der IC5 sein, denn alle anderen Verspätungen hätte ich in Lausanne schon mitbekommen müssen? Ist es aber nicht, zumindest nicht in unserer Richtung, sodass wir ganz normal weiter fahren und der Gleiswechsel rätselhaft bleibt. In der anderen Richtung hingegen fällt der IC5 gleich komplett aus (und wie ein Blick in die App verrät, auch einiges anderes), da irgendwo zwischen hier und Genf ein anderer Zug liegengeblieben sein soll. Davon kann ich jedoch nichts sehen, aber vielleicht haben sie den ja auch inzwischen weggeräumt.

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05 Nach dem Bahnhof Genf Cornavin (≈Hauptbahnhof) folgt der RE seit Ende 2019 der damals neugebauten CEVA über Eaux-Vives nach Annemasse. Direkt nach der Verzweigung von der Flughafenstrecke geht es über die Rhône, von rechts mündet darein die Arve. Danach liegt die Strecke weitestgehend in Tunneln - die nächste Überquerung der Arve geschieht sogar in einer "eingetunnelten" Brücke, im Gegensatz zu derjenigen am Gotthard allerdings mit Fenstern.

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06 Annemasse liegt dann, unschwer an dem Stadler-Alstom-Wechsel zu erkennen, bereits in Frankreich, in das ich zu diesem Zeitpunkt bereits ohne Probleme wieder einreisen darf - erst recht nur für ein paar Minuten. Die erste S-Bahn zurück nach Genf fährt nach 2min bahnsteiggleich. Da die Franzosen aber bekanntermaßen ihre Gleise nicht vorher bekanntgeben, hatte ich diesen Umstieg gar nicht eingeplant. Als dann im Zug eine völlig andere Linie angeschrieben ist, wir nicht abfahren, die Anzeige am Bahnsteig auf "Ne pas monter" wechselt, und mich schließlich gleich zwei Leute unabhängig voneinander fragen, ob das wirklich der Zug Richtung Genf sei (wofür ich natürlich hier genau der richtige Ansprechpartner bin), wird mir das Ganze zu brenzlig und ich steige aus. Genau in dem Moment fährt der Zug dann doch los und verschwindet in Richtung CEVA - naja egal, nehme ich halt den nächsten, den ich ja sowieso eigentlich eingeplant hatte.

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07 Einige Züge hier sind auch nicht im Léman-Express-Design.

Mit einem Flirt der SL2 - der Léman-Express ist so wichtig und einzigartig, dass er eine eigene Zuggattung braucht - geht es dann für mich wieder nach Genf. Direkt beim nächsten Halt, der als erster wieder in der Schweiz liegt, steigt die Polizei ein und kontrolliert tatsächlich die Fahrgäste, teilweise sehr ausführlich. Als sie mein ausgedrucktes Einreiseformular und den deutschen Pass sehen, nicken sie mich hingegen schon von Weitem ab, ohne irgendetwas genauer zu inspizieren.

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08 In Genf steige ich um in die SL5. Diese Linie ist dabei auf dem Plan etwas verwirrend, nämlich fährt sie mit exakt denselben Halten parallel zur SL6. Die SL5 endet dann aber an der Grenze in La Plaine, von wo die SL5 weiter fährt bis Bellegarde (Ain) in Frankreich. So weit so normal, ist der erste Abschnitt also wohl nachfragestärker. Das Seltsame: Die SL6 hält genau in La Plaine einzig nicht, weshalb ich zuerst mal dachte, das nach La Plaine wäre eine kurze Stichstrecke. Ein Blick auf die Landkarte verrät, dass dies nicht der Fall ist.
Unabhängig davon hält die Linie hier interessanterweise an einem Stumpfgleis mit Ein-und Ausstieg zu beiden Seiten. Nebenan soll der nächste IC5 nach Zürich fahren, aber auch der fällt aus - läuft heute ja wieder rund! Und in einer Stunde will ich eigentlich den nächsten Zug nehmen, der zumindest jetzt noch in der App steht. Aber jetzt geht's erstmal in die SL5.

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09 Kurz vor dem Ziel geht es über den Allondon.

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10 In La Plaine klärt sich dann meine Frage von eben: Der Bahnhof hat nur eine Bahnsteigkante, und die SL6 fährt in der Wendezeit der SL5 durch. Blöd gelaufen, aber viel ist eh nicht los, also würde sich ein Ausbau wohl nicht lohnen.

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11 Hier nochmal der Zug am Bahnhof

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12 auch von der anderen Seite mit einem weiteren abgestellten Tz.

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13 Während der Wendezeit wird dann durchgesagt, dass die Strecke zwischen hier und Bellegarde dicht sei - auch wenn das hier niemanden direkt betreffen sollte, schließlich hält ja, wie eben erörtert, kein Zug nach Frankreich in La Plaine. Trotzdem kommt irgendein französischer TER durch. Ob mit oder ohne Fahrgäste, kann ich leider nicht sehen, aber zumindest sagt mir der Fahrplan, dass derzeit in keiner der Standardtrassen etwas fahren sollte. Das muss in Frankreich aber grundsätzlich nichts heißen.

Nachdem die SL5 in der Stunde zuvor mit +5 in Genf angekommen ist und ich da den IC5, wenn er gefahren wäre, verpasst hätte, klappt nun der Umstieg - insbesondere fährt der IC5 glücklicherweise überhaupt. Zwar ist er nur einteilig, aber da ich einen guten Platz bekomme, warte ich nicht auf den zweiteiligen IC5 in der nächsten Stunde, für den ich noch einen Abstecher zum Flughafen hätte machen können, um garantiert einen perfekten Platz zu bekommen. Bei der aktuellen Betriebslage wäre das aber auch ein unnötiges Risiko gewesen.

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14 Bei Denges-Echandens verlassen wir dann die Hauptstrecke nach Lausanne

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15 und treffen in Bussigny auf die nach Yverdon.

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16 Dort steht eine Re6/6 rum - kein besonders gutes Foto, aber von der Baureihe fehlt mir ein solches auch noch.

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17 Über dem Lac de Neuchâtel liegen die Wolken sehr tief.

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18 Vor dem Schloss in Neuchâtel steht etwas ungünstig dieser Kran.

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19 In Biel steht dann interessanterweise ein transN Zug mit der Aufschrift "Le Locle". Der hat sich jedoch nicht verfahren, sondern die Strecke Neuchâtel-La Chaux-de-Fonds ist derzeit dicht, weshalb die R von hier nach LCdF das Stück nach Le Locle mitbedienen. Und das anscheinend auch mit den transN-Zügen.

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20 Nächstes Bild einer Re6/6 hier als Re10/10 im Güterbahnhof von Biel.

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21 Über dem Jura fängt es sogar an zu regnen,

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22 während in Solothurn schönes Wetter ist.

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23 Dieses Bild in Olten beschreibt sich netterweise selbst. Von dort geht es nun mit einem EC nach Luzern, der aber nur bis Chiasso fährt. Warum heißt er dann nicht einfach IC21? Das Fahrzeugmaterial ist inzwischen mit dem Giruno sowieso dasselbe, vor ein paar Jahren fuhr der EC noch mit Astoros und der IC mit ICN oder IC2000.

In Luzern bin ich dann wieder sehr früh, weshalb ich beschließe, ein gutes Stück Kuchen zu suchen. Ähnlich wie mit der Postkarte stellt sich das dann als schwierig heraus - ich finde zwar Bäckereien en masse, aber kaum eine davon bietet auch Konditorwaren an. Schon auf der halben Strecke nach Allmend/Messe werde ich schließlich fündig, auch wenn es in dem entsprechenden Laden nur eine kleine Auswahl sehr kleiner Stücke gibt, an denen keine Preise stehen. Das ist in der Schweiz natürlich riskant, aber für etwa CHF5 erwerbe ich schließlich einen Schokoladenkubus.

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24 Nur ein paar Meter weiter liegt hier das, nach meiner groben Schätzung, am zweitstärksten nicht nur von S-Bahnen befahrene Stück mit nur zwei Gleisen der Schweiz (nach Effretikon - Winterthur, vielleicht habe ich aber auch einige übersehen).

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25 Nebenan fährt der Bahnersatz gerade Richtung Luzern. Ich beschließe aber, mir jetzt auch meinen Kuchen zu verdienen und das letzte Stück bis zum Hotel ebenfalls zu gehen.

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26 Das hat den weiteren Vorteil, dass ich nochmal das Freigleis mitnehmen kann, für das ich ja schon Fotos versprochen hatte.

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27 Hier führt es auf der anderen Seite als der heutige Bahnhof am Allmend entlang. Sehr schön ist die nahezu vollständig erhaltene Oberleitung, die nun als Beleuchtung dient.

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28 Hier kommt die neue Strecke direkt vor meinem Bahnhof aus dem Tunnel.

Wenig später esse ich dann endlich meinen Kuchen, der wirklich sehr lecker ist - aber kein Geschmack der Welt kann den Preis für dieses winzige Stück rechtfertigen. Zum Glück macht man sowas ja auch nur ab und zu mal im Urlaub.


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