Oh happy day ... (Reiseberichte)

Der Blaschke, Sonntag, 17.10.2021, 04:59 (vor 894 Tagen)

Hallöchen!

Los ging es Samstag um 6.13h. Gastfahrt Osnabrück Rheine. Die Eurobahnschaffnerin stieg auch zu. Und hatte gleich Arbeit. Herr Fahrgast schlief gemütlich. Und möselte nach dem Wecken rum, er wolle in Ruhe bis Herford fahren. Nur waren wir schon in Laggenbeck. Frischluft schadet nicht: und raus ...

In Rheine stand mein RE 7 schon parat. Eben anmelden. Und dann ab in Wagen 8 - der in der Mitte der hinteren Einheit mit dem großen WC. Es ist ruhig. Sehr ruhig. Ein Jungspund steigt mit Mountainbike und Red Bull und ähnlichem Gesöff ein. Will nach Winterberg. Ich spotte: oh, nach ganz oben! - und dann Downhill wieder runter? Tatsächlich will er Downhill fahren. Er ist entzückt, dass der alte Mann das kennt. Und erzählt, dass es hoch sogar einen Lift gibt und er nicht selbst strampeln muss. Diese Jugend von heute ... Ansonsten passiert nicht viel. Eine Studentenm..., äh Studierenden-Mausi erzählt fröhlich, dass sie jetzt von ihrem Freund kommt und nach Hause fährt. SAMSTAG MORGENS VOM Freund?? Eine andere junge Lady wollte von Melle nach Brilon zum Freund - aber HEUTE ABEND wieder den weiten Weg zurück nach Hause. Wahnsinn. Wo ist bloß die Liebe hin auf dieser Welt ... Reicht nicht mal mehr für ein ganzes Wochenende. Ist das trostlos alles ...

In Köln kann man dann live die völlige, totale Sinnlosigkeit des Zuglaufs erkennen, denn der Fahrgastbestand wird komplett ausgetauscht. Recht häufig sehe ich das EinfachWeiterTicket bzw vorher das FahrWeiter-Ticket. Auch Verbund-Anschlusstickets gibt's vereinzelt. Das größte Wunder geschieht dann morgens um halb 11 in Krefeld: wir sind pünktlich auf die Minute.

In der Wendezeit füllt sich der Zug sehr. Einen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes sehe ich auch. Er habe gleich Dienst. Aber dann sehe ich ihn nur noch in Wuppertal beim Ausstieg. Gut besetzt fahren wir los, diesmal habe ich den halben Wagen 7 zu erfassen. Ich zähle und befrage, es ist ordentlich Wechsel in der Besetzung. Eine Kundin will nach Grevenbroich und betont dabei das i: Grevenbreuich. Ich sage ihr, dass es das nicht gibt. Und das i ein Dehnungs-i ist und es Grevenbrooooch heißt. Hat sie wieder was gelernt.

Vor Köln kommen wir zum Halten. Ich schaue so nach der Betriebslage. Unser Gleis ist vom Thalys aus Paris besetzt. Ui, nur wenige Minuten zwischen seiner und unserer Ankunft? Das soll klappen? Ich denke noch so, da fahren wir schon wieder los. Ich schaue nochmal nach: Thalys auf 2, wir auf 2. Okay, wie man in 3 Min einen Zug abräumt, zeigt DB Regio regelmäßig abends in Osnabrück, wenn der ankommende RE 2 leer nach Münster muss und das vor der Eurobahn geschehen soll.

Wir fahren also auf Köln zu. Da knarzt es und quitscht und wir machen eins rüber nach rechts. Gleis 1 also. Der Thalys steht derweil noch auf 2. Ich wundere mich kurz über den bescheidenen Andrang. Aber da kommen sie die Treppe hochgehechtet genau an meiner Tür. Und ächzen Helene-Fischer-like in den Zug: Atemlos. Es passiert, was passieren muss: als der Zustrom abbricht, läuft die Tür zu. Freigabe zurückgenommen. Und tschüß. Fragen brauche ich dann erstmal keine stellen - sondern kann mir was anhören. Den Gleiswechsel gab es nämlich, nun ja, etwas kurzfristig. Das sind dann die Momente, wo ich immer träume, da fährt jetzt mal die Chefetage mit und schaut sich ihr Werk mal an. Der Verweis von mir, dass man sowas in Düsseldorf auch sehr gut kann, tröstet auch nicht. Aber irgendwann haben die, die es geschafft haben, wieder Luft und die Lage beruhigt sich. Die Fußballfans benehmen sich einigermaßen. In Hagen war derweil Stellwerksstörung. In Gegenrichtung ist Action. Bei uns hakt es. Aber es geht voran. Stellwerk tut auch wieder. Wir pendeln uns derwril auf plus 10 bis 15 ein. Die Fahrt geht dahin. Ein Fahrgast kam vom Thalys aus Paris, andere schipperten über den Rhein. Bielefeld ist eine gefragte Zieldestination. Die Fußballfreaks machten in Wuppertal rüber in den RE 4. In Soest stand das historische TRI-Gerümpel als Sonderzug bereit. Münster erreichen wir dann mit plus 14. Mit einem schnellen Sprint erreiche ich den RE 2. Gastfahrt nach Osnabrück.

Das Highlight dann am Ziel in Osnabrück. Ein älteres Ehepaar ist über das Zuglaufende erstaunt und irritiert. Ich mische mich ein. Sie wollen nach Borkum. In Recklinghausen hatten sie den Direkt-IC verpaßt. Am Telefon habe man ihnen gesagt: nehmen Sie den nächsten Zug und reden mit dem Schaffner. So saßen sie im RE 2. Der führte auch einen Schaffner mit - nur ließ der sich nicht sehen. Also suche ich mal eine Verbindung heraus. Und weil sie es nicht schaffen, auch noch, ob denn heute noch ein Schiff nach Borkum fährt. Was der Fall ist. So entlasse ich sie Rtg Gleis 12. Und düse nach Hause. Pause.

16.49h ruft dann der RE 2 nach Düsseldorf. Die Eurobahn nach Münster davor war ausgefallen. Und wir halten nicht in Kattenvenne City, was Herr Kunde bemängelt. Also schon wieder Action. Der Zug ist voll. Und wird voller. Und noch voller. Ach, wäre doch Karl Lauterbach vor Ort mit seinem Abstandsgedöns und dem Feierverbot. Und Mutti mit ihrem 3G. Vorräume und auch die Gänge sind mit stehenden Fahrgästen gefüllt. Alle genießen das Leben. Corona ist kein Thema.

Düsseldorf erreichen wir pünktlich. Und schon wieder wird die Fuhre rappelvoll. Zumal der Zuglauf mittlerweile Teil einer QdL-Rennbahn ist. Sie fahren von Stuttgart nach Hamburg. Von Frankfurt nach Osnabrück. Usw. Action pur. Einigermaßen pünktlich erreichen wir um 21.13 Uhr wieder Osnabrück. Der Anschluß an den RE 60 nach Hannover könnte klappen - wenn man nicht die erstbeste, sondern die richtige Treppe nimmt.

Ich fahre wieder nach Hause. Abendessen und eine Std schlafen. Und dann ab ins Auto. Auf nach Minden zum Nachtstern. 1.14h Minden Celle Minden. Reine Zählung diesmal. Alles läuft. Etwas Verspätung wegen Bauarbeiten. In Haste steigt ein Kollege zu. Ab Hannover wird's gut gefüllt. Knapp 80 Fahrgäste. Pünktlich erreichen wir Celle. Dort etwas Frischluft schnappen. Dann geht es los mit 2 Handvoll Kunden. Es kommt ungefähr dieselbe Anzahl dazu. In Hannover am Hbf haben wir gut 7 Min planmäßige Standzeit.

Ich verbringe solche Standzeiten immer gern auf dem Bahnsteig. Es ist höchst spannend, mit was für Fragen die Leutchen zu einem stürzen, wenn sie den Typen als zur Bahn zugehörig verorten. Und als Steigerung Sonntags um 4 Uhr morgens. Einer will nach Hamburg. Eine sucht den Entwerter. Einer ist stolz: seine erste Fahrt mit dem Semesterticket. Wo fährt der Zug nach Bremen? Von Gleis 11. Warum man dann auf 10 wartet - who knows ... Einer bringt ein Tablett Backwaren vom Bahnhofsbäcker mit und verputzt das alles. Außer das Tablett.

Der Zug bleibt im großen und Ganzen sauber und heil. Selbst das WC bleibt nutzbar. Sie sind alle fertig und k.o. Eine Ruhe wie sonst in der Arbeiter-S-Bahn werktags um 5. Muss der alte Mann ihnen zeigen, wie Ausdauer und gute Laune zu der Uhrzeit geht. Denn ich zeige ja quasi zwangsweise Dauerpräsenz. Aussteiger zählen. Besetzung ermitteln. Julian beschließt, in Haste auszusteigen, obwohl seine Kumpels meinen, dass er wie sie nach Bückeburg muss. Läßt sich auch nicht zum Wiedereinstieg überreden - nicht jedem bekommt der Konsum alkoholischer Getränke. Jetzt müssen sich die Kumpels drum kümmern. Und einer ist genervt und jammert seinem Kumpel die Ohren voll: Digger, ich sauf jedes Wochenend n Fuffi wech. Und die Adidas seien mal weiß gewesen und jetzt voll dreckig. Aber, Digger, ich hab kein Geld für neue.

So geht auch diese Fahrt friedlich dahin. Fast pünktlich erreichen wir Minden um 4.59 Uhr. Alle Beteiligten, Schaffner, Sicherheitsdienst und Kunden sind geschafft. Ich nicht - normalerweise trage ich zu der Uhrzeit Zeitungen aus. Der Biorhythmus ist also voll im Lot.

Eben am Automaten am Bahnsteig ne Coke zupfen. Und dann ab mit dem Auto wieder eine Stunde lang nach Osnabrück. Frühstücken und dann ab ins Körbchen.

Einen angenehmen Sonntag wünscht jörg


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