Rheintal-Express & ein ICE auf der Neckartalbahn [1/2 60 B] (Reiseberichte)

TD, Dienstag, 17.08.2021, 18:34 (vor 975 Tagen)

Hallo zusammen,

irgendwie scheine ich geahnt zu haben, dass Bahnreisen in den Jahren 2020 und 2021 nur eingeschränkt möglich sein werden und hatte 2019 einen großen Arbeitsvorrat an Bahnreisen angelegt, den es abzuarbeiten gilt. Und so sind wir nun im August 2019 angelangt.

Nachdem wir zuletzt mit Schweden und Norwegen etwas weitere Reiseziele hatten, bleiben wir diesmal in Deutschland.

Anlässlich der Bundesgartenschau in Heilbronn gab es 2019 die Möglichkeit, mit einem ICE auf der ansonsten fernverkehrsfreien Neckartalbahn zu fahren. Wir basteln rundherum eine dreitägige Tour, bei der wir auch den Rheintal-Express von Karlsruhe nach Koblenz einbauen können. Und zum Streckensammeln nehmen wir unterwegs die Albtalbahn und die Eifelquerbahn mit.

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Am Samstag fahren wir von Konstanz über die Schwarzwaldbahn nach Karlsruhe und von dort nach Bad Herrenalb. Am Sonntag starten wir mit dem Rheintal-Express von Karlsruhe nach Koblenz, fahren über Mayen nach Kaisersesch in die Eifel und schließlich nach Köln. Am Montag steht hernach der ICE von Köln über Heilbronn nach Stuttgart auf dem Plan und anschließend die Heimfahrt über die Gäubahn.


Tag 1: Konstanz – Engen – Immendingen – Karlsruhe – Bad Herrenalb – Karlsruhe

Diesmal starten wir erst zur Mittagszeit, der erste Reisetag ist noch etwas uninspiriert, es geht eigentlich nur darum, nach Karlsruhe zu fahren, um dort am Folgetag den Rheintal-Express besteigen zu können. Vom Haltepunkt Konstanz-Wollmatingen fahren wir mit dem seehas nach Engen.

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Fällt Euch was auf? Ja, das ist gar kein echter seehas. Wenn seehas-Triebzüge unpässlich sind, kommen auch mal Flirt-Triebzüge aus Basel zum Einsatz. Von außen sind die Fahrzeuge an mehr Türen und dem (damals noch) grünen R-Logo zu erkennen, innen an der größeren ersten Klasse.

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Wir fahren zunächst am Ufer des Bodensees, dann durch den Hegau. Das nächste Bild zeigt die mittelalterliche Altstadt von Engen. Wenig später erreicht der Zug seinen Endbahnhof in Engen.

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Wie so oft gibt es an der Strecke Bauarbeiten, diesmal sind gleich Schwarzwald- und Gäubahn betroffen. Mit einem Bus des Schienenersatzverkehrs geht es daher nun auf der Straße weiter bis Immendingen.

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Wenn man Zeit hat und entdeckungsfreudig ist, ist so eine Busfahrt auch mal ganz nett. Man kommt durch unbekannte Orte und entdeckt neue Perspektiven auf die Landschaft, hier sind wir irgendwo im nördlichen Hegau. Beim nächsten Bild quert der Bus die obere Donau.

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In Immendingen steht eine Garnitur der Schwarzwaldbahn bereit. Knapp zweieinhalb Stunden fahren wir nun bei strahlendem Sommerwetter durch den Schwarzwald und das Rheintal bis Karlsruhe.

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Am späteren Nachmittag erkunden wir von Karlsruhe aus die Albtalbahn. Die Albtalbahn führt von Karlsruhe über Ettlingen nach Bad Herrenalb im Nordschwarzwald. Die Strecke bildet die Grundlage für das Karlsruher Stadtbahnnetz, auf der Strecke der Linie S 1 verkehren Stadtbahnzüge vom Typ NET 2012.

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Die Strecke wurde 1898 eröffnet, die damalige „Albthalbahn“ war in Meterspur ausgeführt. Entlang der Strecke finden sich noch mehrere Empfangsgebäude aus der Schmalspurzeit, so wir hier in Etzenrot.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen erheblichen Modernisierungsbedarf für Strecke und Fahrzeuge, wobei die damalige Betreibergesellschaft nur noch ein geringes Interesse an der Fortführung des Betriebs hatte. Die Stadt Karlsruhe wiederum wollte einen guten Vorortverkehr, und so wurde die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) gegründet, welche die Strecke übernahm und auf Normalspur umspurte.

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Der südliche Abschnitt der Strecke ist eingleisig, die Strecke folgt dem Tal des Flusses Alb. Unterwegs fällt der Blick auf die Klosterruine Frauenalb. Das Kloster wurde 1185 gegründet, nach der Aufhebung des Klosters wurde das Gebäude anderweitig genutzt und brannte 1853 nieder.
Unweit der Klosterruine befindet sich die Grenze zwischen Baden und Württemberg, der Endpunkt der Strecke Bad Herrenalb liegt in Württemberg.

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Nach knapp 40 Minuten Fahrzeit ist die Kurstadt Bad Herrenalb erreicht. Der 8.000-Einwohner-Ort liegt im oberen Tal der Alb, er ist umgeben von bewaldeten Höhenzügen des Schwarzwalds. Der Status als Kurort geht auf eine Kaltwasserheilanstalt zurück, später wurde auch eine Thermalquelle gefunden.

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Bad Herrenalb ging aus einem Kloster hervor, in der Ortsmitte sind Reste der ehemaligen Zisterzienserabtei erhalten. Hier sehen wir die romanischen Vorhalle, das Paradies wurde um 1200 errichtet und war Versammlungsraum und Beisetzungsstätte.
An der renaturierten Alb im Stadtgebiet fühlen sich auch Graureiher wohl.

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Wenden wir uns nun dem Bahnhof von Bad Herrenalb zu. Der Bahnhof wurde 1898 als Endbahnhof der Lokalbahn eröffnet, er hatte vier Gleise. Mit der Umspurung auf Normalspur 1961 wurde eine Wendeschleife um das Empfangsgebäude herum gebaut, das Empfangsgebäude wird seither von den Stadtbahnzügen im Uhrzeigersinn umfahren.

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1978 wurden Teile die historische Bahnhofshalle des ehemaligen Stadtbahnhofs von Baden-Baden nach Bad Herrenalb versetzt und überspannen nun die Bahnsteiggleise. Das ganze Ensemble mitsamt Wasserkran ist damit ein doch ungewöhnlicher und sehenswerter Endpunkt einer S-Bahn-Linie.

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„NET 2012“ steht für Niederflur Elektrotriebwagen 2012, die Fahrzeuge von Vossloh gehören zur Citylink-Serie. Es handelt sich um Einrichtungsfahrzeuge, für die Rückfahrt nach Karlsruhe sichern wir uns einen Platz am Zugende mit Blick auf die Strecke. Das nächste Bild zeigt die Ausfahrt aus dem Bahnhof Bad Herrenalb.

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Der ehemalige Bahnhof von Spielberg-Schöllbronn heißt heute Fischweier, hier gibt es eine von vier Kreuzungsmöglichkeiten im eingleisigen Abschnitt.
Beim nächsten Bild verlassen wir den Bahnhof Ettlingen Stadt, der Betriebsmittelpunkt der Albtalbahn erhielt 1986 eine Bahnhofshalle.

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Die letzte Etappe bis Karlsruhe verläuft nun deutlich urbaner. Am Karlsruher Albtalbahnhof befindet sich der Übergang von der Albtalbahn zum Straßenbahnnetz. Die letzten Meter bis zum Hauptbahnhof fährt die Bahn auf Straßenbahngleisen durch die Innenstadt.

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Den Abend verbringen wir am Karlsruher Schloss, wo die Schlosslichtspiele die Barock-Fassade in eines der größten audiovisuellen digitalen Kunstwerke in Europa verwandeln.

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Tag 2: Karlsruhe – Koblenz – Mayen Ost – Kaisersesch – Andernach - Köln

Karlsruhe haben wir nicht nur wegen der Schlossfestspiele als Übernachtungsort gewählt, sondern auch, weil hier mit dem „Rheintal-Express“ ein interessanter Saisonzug seinen Startbahnhof hat. Und so beginnen wir den Tag am Hauptbahnhof Karlsruhe.

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Der Zug fährt von Gleis 1 – wir sind schon da, der Zug aber noch nicht. Und so können wir uns noch etwas umsehen und uns dem „Schriftbild“ widmen. Das großformatige Kunstwerk des Berliner Künstlerduos Wermke/Leinkauf entstand im Jahr 2015, es „konfrontiert Bahnreisende mit einfachen Aussagen von elementarer Bedeutung“.

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Wir werden nun aber mit dem Rheintal-Express konfrontiert. Leserinnen und Leser aus der Schweiz werden mit dem Begriff Rheintal-Express vermutlich eine ehemalige Zugverbindung im St. Galler Rheintal verbinden, der deutsche Rheintal-Express hingegen ist ein saisonales sonn- und feiertägliches Zugpaar zwischen Karlsruhe und Koblenz. Zum Einsatz kommt ein Dieseltriebwagen der Baureihe 628. Karlsruhe – Koblenz ist jetzt keine so ungewöhnliche Verbindung, da gibt es diverse Fernzüge. Der Rheintal-Express nutzt jedoch eine interessante andere Route durch die Pfalz und über die Alsenztalbahn.

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Der Zug fährt nun also über den Rhein hinüber nach Rheinland-Pfalz und über Landau auf der Pfälzischen Maximiliansbahn nach Neustadt an der Weinstraße. Der Blick aus dem Zugfenster reicht von der Talniederung des Oberrheingrabens über die Rebenlandschaft zur Haardt am Ostrand des Pfälzerwaldes.

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Ab Neustadt befahren wir einen Abschnitt der Strecke Mannheim-Saarbrücken, nun geht es kurvenreich und mithilfe zahlreicher Tunnel durch den Pfälzerwald.

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Einer dieser Tunnel ist der Schlossberg-Tunnel mit seinem markanten Ostportal, darüber erhebt sich die Ruine von Burg Frankenstein.

Bei Hochspeyer zweigt eine Verbindungskurve zur Alsenztalbahn nach Norden ab, die knapp 50 Kilometer lange Alsenztalbahn verbindet Hochspeyer mit Bad Münster am Stein.

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Hier sind wir am Bahnhof Enkenbach, das Empfangsgebäude wurde wie ähnliche Bauten im Streckennetz der Pfälzischen Eisenbahnen im Stil des Spätklassizismus errichtet. Die Alsenztalbahn sollte ursprünglich eine Alternative zur rechtsrheinischen Verbindung über Frankfurt bieten und als kürzeste Verbindung zwischen den Nordseehäfen in Belgien und den Niederlanden und Süddeutschland und der Schweiz fungieren. Nachdem das Elsass nach dem Ersten Weltkrieg französisch wurde, büßte die Strecke diese Funktion jedoch ein. Fernzüge über die Alsenzstrecke wie Basel-Köln oder Züge nach Amsterdam sind längst Geschichte.

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Die Strecke folgt dem Fluss Alsenz, den sie auch mehrfach überquert. Wir fahren am Nordwestrand des Pfälzerwaldes und durch das Nordpfälzer Bergland, es gibt mehrere Tunnel an der Strecke. Im weiteren Verlauf prägen Felder und Obstgärten die Fahrt.
Bei der Einfahrt nach Bad Münster am Stein fällt der Blick auf die Ebernburg, die Höhenburg wurde im Jahr 1338 gegründet.

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Ab Bad Münster am Stein befährt der Zug die Nahetalbahn bis Bingen, die Strecke folgt dem namensgebenden Fluss bis zu dessen Mündung in den Rhein.

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Die letzte Etappe führt nun auf bekannter aber durchaus reizvoller Strecke durch das Mittelrheintal. Hier blicken wir zur Burg Pfalzgrafenstein, die Zollburg wurde auf einer Felseninsel im Rhein errichtet. Weiter geht die Fahrt auf der linken Rheinstrecke durch die Welterbe-Landschaft Oberes Mittelrheintal vorbei an der Loreley bis Koblenz.

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Schließlich holen wir noch ein Innenbild nach, dann gibt es eine kurze Pause am Hauptbahnhof von Koblenz. Es ist 11 Uhr und wir haben somit noch ausreichend Zeit für weitere Programmpunkte.

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Im Jahr zuvor hatten wir bereits verschiedene Strecken zwischen Mosel, Rhein und Nahe erkundet, und so wollen wir nun in dieser Region mit dem Streckensammeln weitermachen. Ich hatte mich damals für die Eifelquerbahn entschieden – aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, die Ahrtalbahn einige Kilometer weiter nördlich zu besuchen, die kürzlich vom Hochwasser zerstört wurde.

Wir besteigen die RB 23 von Koblenz nach Mayen Ost, zum Einsatz kommt ein Talent-Triebzug.

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Der Zug fährt zunächst auf der linken Rheinstrecke nach Andernach, hier überqueren wir gerade die Mosel in Koblenz. In Andernach wechselt der Zug die Fahrtrichtung, weiter geht es nun auf der nicht elektrifizierten Eifelquerbahn. Die Eifelquerbahn führt von Andernach nach Gerolstein, sie wird jedoch nur noch bis Kaisersesch befahren.

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Die Eifelquerbahn wurde etappenweise zwischen 1878 und 1895 eröffnet. Hier sehen wir den Bahnhof Kruft, der Tuffquaderbau mit Basaltquadergliederung wurde um 1877/78 errichtet. Die Strecke wurde früher unter dem Namen „Pellenz-Eifel-Bahn“ betrieben, die Pellenz ist das Hügelland zwischen Andernach und Mayen.

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Die RB 23 hat in Mayen Ost ihren Endpunkt. Die weitere Strecke bis Kaisersesch wollen wir später noch erkunden, zunächst statten wir aber dem Eifelstädtchen Mayen einen Besuch ab.

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Durch das Brückentor betreten wir die Altstadt. Wahrzeichen der Stadt ist die Genovevaburg, die auf einer Felskuppe oberhalb des Marktplatzes thront.

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Hier blicken wir über den Marktplatz zum Alten Rathaus von 1717. Das nächste Bild zeigt das Obertor, eines von vier zwischen 1299 und 1354 erbauten Stadttoren.

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Und mit der Herz-Jesu-Kirche beenden wir unseren kleinen Stadtrundgang durch Mayen.

Sowohl nach der Anzahl der Bilder als auch nach der Reisedauer haben wir nun Halbzeit. Deshalb machen wir hier einen Schnitt, in den nächsten Tagen folgt Teil 2, darin fahren wir weiter nach Kaisersesch, dann nach Köln und schließlich mit dem ICE auf der Neckartalbahn.


Viele Grüße

Tobias

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