Rund um das Dreiländereck Basel 3/3: Waldenburgerbahn (m38B) (Reiseberichte)

TD, Samstag, 30.01.2021, 17:10 (vor 1175 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum dritten Teil unserer kleinen Tour am Dreiländereck bei Basel. Im zweiten Teil hatten wir das grenzüberschreitende Tram von Weil am Rhein nach Basel und die Strecke der Birsigtalbahn besucht. Heute steht die Waldenburgerbahn und die Rückfahrt von Basel nach Konstanz auf dem Programm.

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Teil 3: Liestal – Waldenburg – Liestal – Basel – Radolfzell – Konstanz

Nachdem wir mit dem InterRegio aus Basel in Liestal angekommen sind, geht es nun auf Schmalspurgleisen weiter: wir befahren jetzt die Strecke der Waldenburgerbahn. Als einzige schweizerische Bahn im Personenverkehr fährt sie (noch) auf einer Spurweite von 750 Millimetern.

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Für etwa einen Kilometer führen die Schmalspurgleisen parallel zu den normalspurigen Gleisen der Hauensteinlinie der SBB, dann zweigt die Strecke nach Süden ab und führt in das Waldenburgertal. Die Strecke folgt dabei dem Fluss Frenke, das Tal heißt deshalb auch vorderes Frenkental. Die Strecke führt parallel zu einer Straße über den breiten Talboden.

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Nett anzusehen ist das Stationsgebäude von Bad Bubendorf. Der Ort Bubendorf liegt etwas abseits der Bahnlinie, der Namenszusatz „Bad“ erinnert an die Solbäder, die es früher hier gab.

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Während die Strecke anfangs durchs Grüne führt, ändert sich nun der Charakter und die Gleise verlaufen durch mehrere Dörfer, die sich wie eine Perlenschnur entlang von Straße, Fluss und Bahnstrecke aneinanderreihen. Hier sind wir in Hölstein. Die Waldenburgerbahn bedient 11 Unterwegshalte, einige davon sind Bedarfshalte.

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Die Gleisen führen eng neben der Straße, zu Füßen der Kirche St. Peter in Oberdorf wechselt die Bahn die Straßenseite. Die Waldenburgerbahn hat den Charakter einer Überlandstraßenbahn, sie ist dem Basler Tramnetz zugeordnet und hat formal die Liniennummer 19. Da die Linie jedoch keine Verknüpfung zu den übrigen Tramlinien hat, ist die Nummer vor Ort nicht präsent.

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Die Bahnstrecke ist eingleisig, sie wird tagsüber im Halbstundentakt bedient mit Verdichtern in den Spitzenzeiten. Die Strecke von Liestal bis Waldenburg ist insgesamt 13 Kilometer lang, die Streckenhöchstgeschwindigkeit liegt bei 75 km/h.

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Und hier sind wir am Endbahnhof Waldenburg angekommen, in Waldenburg befindet sich auch das Depot. Seit 2016 gehört die Waldenburgerbahn zur Baselland Transport (BLT), die wir bereits im letzten Teil bei der Birsigtalbahn kennengelernt haben.

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Waldenburg hat gerade einmal gut 1.000 Einwohner, wirkt mit einem mittelalterlichen Stadtkern aber größer und städtischer. Der Ort wird um 1244 erstmals urkundlich erwähnt, er lag an einer wichtigen Verkehrsachse zum Gotthardpass und erlangte dadurch früh das Stadtrecht. Hier stehen wir vor dem Oberen Stadttor.

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Das Untere Stadttor existiert nicht mehr, es stand auf Höhe der reformierten Pfarrkirche. Die Kirche selbst entstand aus dem Umbau eines Kornhauses, nur der Kirchturm wurde neu erbaut. Die Hauptstraße führt im Zentrum durch eine Engstelle, einst herrschte hier reger Güterverkehr mit Fuhrwerken zwischen Basel und dem schweizerischen Mittelland. Von Waldenburg führt der historische Weg über die Passhöhe am Oberen Hauenstein nach Balsthal, dort befindet sich heute die Endstation der Oensingen-Balsthal-Bahn (dort waren wir auch schon, zum Reisebericht). Mit der Eröffnung des Bahnverkehrs auf der Hauensteinstrecke kam der Verkehr durch das Waldenburgertal zum Erliegen und der Ort drohte wirtschaftlich ins Abseits zu geraten.

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Man bemühte sich deshalb, Industriebetriebe wie Uhrenproduktion anzusiedeln und die Verkehrsanbindung des Tals zu verbessern. Als preiswerteste Alternative konnte sich eine 750-mm-Schmalspurbahn auf der bestehenden Straße durchsetzen. Nach dem Wegfall der Fuhrwerke war die Straße ohnehin überdimensioniert. Die Waldenburgerbahn wurde 1880 eröffnet, der Betrieb wurde zunächst mit Dampflokomotiven abgewickelt. Pläne zur Umspurung auf Meterspur und zur Elektrifizierung wurden aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs damals nicht weiterverfolgt.

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Die Strecke wurde erst in den Jahren 1952/1953 elektrifiziert, die Spurweite von 750 mm wurde damals jedoch beibehalten.
Den nächsten größeren Wandel gab es 1985 mit der Auslieferung der ersten neuen Pendelzüge, die aus Triebwagen und Steuerwagen bestehen. Aufgrund steigender Fahrgastzahlen wurden 1992 weitere Pendelzüge der gleichen Bauart beschafft.

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Aktuell steht die Waldenburgerbahn vor dem nächsten gewaltigen Umbruch, denn die Strecke wird auf Meterspur umgebaut. Die Umspurung kommt fast einem Neubau gleich, es entstehen neue Doppelspurabschnitte, Haltestellen und Bahnhöfe werden erneuert, Hochwasserschutzbauten an der Vorderen Frenke errichtet. Bei Stadler wurden für die Strecke 10 Stadtbahn-Fahrzeuge vom Typ Tramlink bestellt.

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Am 5. April 2021 (Ostermontag) endet der Betrieb der Schmalspurbahn in ihrer bisherigen Form, die Bauarbeiten sollen dann bis Dezember 2022 dauern. Während dieser Zeit verkehrt ein Schienenersatzverkehr. Das bisherige Rollmaterial aus sieben Trieb- und zehn Steuerwagen wurde an die Waldbahn Čiernohronská železnica (Schwarzgranbahn) in der Slowakei verkauft, welche bis 2025 elektrifiziert werden soll. Die Weichen der Waldenburgerbahn gehen nach Österreich zur Zillertalbahn.

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Mit der Einfahrt in den Bahnhof Liestal endet unser Ausflug zur Waldenburgerbahn. Es tut mir leid, wenn ich mit diesem Reisebericht das Fernweh geweckt habe und es für viele hier aufgrund der aktuellen Situation wahrscheinlich nicht mehr möglich sein wird, diese Bahn nochmals im alten Zustand zu besuchen. Wie man hört, sollen schon vorbereitende Bauarbeiten an der Strecke laufen und die Strecke damit ohnehin bereits ein Stück weit entstellt sein.
Auch am Bahnhof Liestal wird sich Einiges ändern, im Rahmen eines Vierspurausbaus wird die Einbindung der Waldenburgerbahn in den Bahnhof neu gestaltet.

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Bevor es weitergeht, machen wir einen kleinen Abstecher in die Altstadt von Liestal. Wahrzeichen der historischen Altstadt ist das Törli. Auf dem nächsten Bild sehen wir links das Rathaus aus dem Jahr 1568.

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Seit 1854 ist Liestal an das Bahnnetz angeschlossen, damals erreichte die Hauensteinstrecke von Basel her die Stadt, dieser Abschnitt wurde damals als erster eröffnet.
Mit einem Intercity fahren wir nach Basel. Der Zug hat etwas Verspätung, das wird knapp für den Umstieg in Basel SBB.

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Von der Fahrt zwischen Liestal und Basel habe ich nur ein Bild vom Rangierbahnhof Basel-Muttenz. Der Anschluss in Basel SBB auf die S 6 zum Badischen Bahnhof klappt in letzter Minute, für Bilder reicht es aber nicht mehr.

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Auf der deutschen Seite des Hochrheins fahren wir nun nach Hause an den Bodensee. Auf der IRE-Linie werden Neigetechnik-Züge der Baureihe 612 in der baden-württembergischen Version eingesetzt.

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Immer wieder nett: der Blick aus dem Zug vom badischen Laufenburg über den Hochrhein auf das schweizerische Laufenburg. Beim nächsten Bild blicken wir auf das Kraftwerk Waldshut, es handelt sich um ein Pumpspeicherkraftwerk, das zugehörige Oberbecken liegt im Südschwarzwald, als Unterbecken fungiert der Rhein.

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Nach der Fahrt durch den Klettgau und den schweizerischen Abschnitt bei Schaffhausen erreichen wir schließlich Singen und dann Radolfzell. In Radolfzell steigen wir das letzte Mal um.

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Mit einem Zug der Schwarzwaldbahn fahren wir nun die letzte Etappe am Ufer des Untersees nach Konstanz. Mit einem Blick über den Markelfinger Winkel beenden wir diesen Reisebericht.

Vielen Dank für das Interesse und fürs Mitkommen.


Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Tobias

PS: meine bisherigen Reiseberichte gibt’s unter www.bahnreiseberichte.de.

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