Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 2/4 (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Sonntag, 11.10.2020, 10:55 (vor 1898 Tagen) [O]

Hallo liebes Forum,

willkommen zurück im wohl exotischsten Land der Welt mit Rennzügen: Usbekistan. ;-) Was bisher geschah…
Um es mal vorweg zu nehmen: Ein weiteres Mal mit der Kyzylkum-Renne sind wir nicht gefahren. Aber mit anderen Zügen. ;-)


Am Ende der ganztägigen Stadtführung durch Samarkand hatte Mahmud uns einen Ausflug ins 85 km weiter südlich gelegene Shahrisabz für ebenfalls 60 € angeboten. Am Abend willigten wir ein. Wir hofften, er würde am nächsten Tag dieselben Schuhe tragen. :D Ich gab ihm meine usbekische Nummer, damit er anrufen konnte. Blöderweise versuchte er, diese Nummer auf WhatsApp anzurufen, was natürlich nicht funktionierte.^^ Erst als ich ihn anrief, weil er zur vereinbarten Zeit nicht am Treffpunkt war, konnten wir sprechen. Er war dann natürlich schon verplant für den Tag (es war ja schon 11 Uhr), aber er schickte einen Kollegen. Leider konnte jener absolut kein Englisch, und mein Russisch lässt bekanntlich sehr zu wünschen übrig.^^ Wir kommunizierten teilweise via Google Translate, was tatsächlich besser funktionierte, als man es sich vorstellt. :D (Allerdings half mir etwas, dass ich den originalen Text auf Russisch auch noch sehen konnte.^^) Zur Not wurde eben Mahmud angerufen, der übersetzte. Ich probierte, den Preis noch etwas zu senken, aber selbst mein Versuch, den gleichen Betrag in US$ statt € zu zahlen, scheiterte. Dabei war in unseren Augen ein wesentlicher Teil der Leistungen, nämlich die Erklärungen, nicht erbracht – bloß erklär das mal einem Usbeken.^^ Dafür war der Fahrer aber ungemein freundlich, immer bemüht um uns und extrem hilfsbereit!
Im Pkw ging es Richtung Süden auf das Pamir-Alai-Gebirge zu. Bald fuhren wir durch die Berge. Immer wieder legten wir Fotostopps ein, natürlich auch am 1780 m hoch gelegenen Taxzakaracha-Pass. Unser Fahrer schnallte sich bereits kurz vor der Polizeistation an der Provinzgrenze an (vorher holte er das Metall-Dingsi aus der Gurtbefestigung, das dafür sorgt, dass es nicht permanent piept^^), bedeutete uns aber, dass wir als Touristen nicht das gleiche tun mussten. :D
Ich tue die Bilder von der Rückfahrt am Nachmittag/Abend gleich dazu. Dort regnete es tatsächlich einmal kurz!
[image]
113 Wunderschöne Straße in Samarkand^^
[image]
114 Aus meiner Reihe „Ortsnamen & Tiere“. Heute: Der Papierwolf!
[image]
115 Berge
[image]
116 Was zum Geier!?!?!?!?!?
[image]
117 Japanische Pause
[image]
118 Leider total beschmiert :-(
[image]
[image]
119 – 120 Wir fahren weiter aufs Gebirge zu
[image]
[image]
121 – 122 Nun sind wir in den Bergen
[image]
[image]
123 – 124 Ui, hier liegt ja sogar Schnee!
[image]
125 Provinz-Grenze
[image]
[image]
126 – 127 Panorama gen Norden in der Serafschan-Bergkette
[image]
128 Blick gen Süden
[image]
129 Auf der Rückfahrt am Nachmittag
[image]
130 Lt. unserem Guide eine „Schlangen-Straße“^^
[image]
131 Nochmal Berge
[image]
[image]
132 – 133 Sicht auf die Südseite der Bergkette am Nachmittag
[image]
[image]
[image]
[image]
[image]
134 – 138 Getier usbekischer Straßen
[image]
139 Usbekische Industrie
[image]
140 Gut, dass der Fahrer kein Englisch sprach und den Titel des Songs nicht verstehen konnte :D

Mittags hielt unser Fahrer kurz vor dem Ziel an und kaufte am Straßenrand Granatäpfel. Über Google Translate erklärte er uns, dass diese hier nur halb so teuer waren wie in Samarkand: 1 kg für 50 ct. :D Wir versuchten, beim Essen möglichst wenig Sauerei anzurichten, bei Granatäpfeln natürlich hoffnungslos. Bald erreichten wir Shahrisabz. Wir schauten uns die Stadt an, während unser Fahrer sein Auto putzte. ;-)
Leider erfuhren wir ja wegen der Sprachbarriere nichts über die Geschichte der Stadt oder der Bauwerke. Ich hatte zwar ein wenig über die Stadt gelesen, einen Ausflug dorthin aber just aufgrund der schlechten Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln verworfen. :D Erst nach dem Ausflug erkundigte ich mich genauer… Das Mausoleum, das Amir Timur für sich selbst hat erbauen lassen, war so unscheinbar, dass ich es nicht einmal fotografierte (das Foto stammt freundlicherweise vom Luxi). Tatsächlich wurde er ja in Samarkand im Gur-Emir-Mausoleum beigesetzt.
[image]
141 So etwas zu essen ist sicher auch eine richtig gute Beschäftigung fürs erste Date ;-)
[image]
142 Erhalten sind nur noch die Ruinen von Oq Saroy, dem Weißen Palast (erbaut 1380 – 1404) des für seine Grausamkeit berüchtigten Eroberers Amir Timur, mittlerweile Nationalheld der modernen Usbekistans
[image]
143 Die Rückseite ist besser im Licht, aber als ehemalige Innenseite freilich nicht verziert
[image]
144 Ein Denkmal von ihm darf natürlich nicht fehlen ;-)
[image]
145 Für diese Flaniermeile hat man erst 2015 nicht weniger als den größten Teil der Altstadt plattgemacht, wie ich später las -.-
[image]
146 Der Dorus-Saodat-Komplex wurde 1380 als Mausoleum für den verstorbenen Erstgeborenen von Amir Timur errichtet
[image]
147 In diesem vergleichsweise schlichten Gebäude wollte Amir Timur eigentlich selbst bestattet werden
[image]
148 Der Dorut-Tilavat-Komplex, die Kuppeln rechts gehören zum Schamseddin-Kulal-Mausoleum

Nachmittags/abends fuhren wir wieder durch die Berge zurück nach Samarkand.

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Meine alten Reiseberichte (inkl. Bildern) verschicke ich gern per Email - bitte per Direktnachricht melden!

Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 2/4

Krümelmonster, München, Sonntag, 11.10.2020, 10:56 (vor 1898 Tagen) @ Krümelmonster

Nach dem Ausflug nach Shahrisabz fuhren wir spätabends mit dem Taxi zum Bahnhof. Es war eines von nur zwei Taxen auf unserer Reise, das mit Taxameter fuhr – aus Touristensicht natürlich ungemein praktisch, spart man doch mindestens 80 %. ;-) Wir sollten 17.000 Soʻm zahlen (1,70 € :D), wollten 20.000 geben, aber der Fahrer konnte den 50.000er-Schein zunächst nicht wechseln.^^
[image]
149 Der farbenfrohe Bahnhof von Samarkand
[image]
150 Fehl am Platz ist nicht die Bank, sondern die Beschriftung :D
Auch wenn man nicht per Rennzug fährt, ist vor Betreten des Bahnhofsgeländes eine Ticketkontrolle notwendig und in der Bahnhofshalle der Abgleich mit dem Reisepass und die Entwertung der Fahrkarten. Dafür soll man min. 30 min vor Abfahrt am Bahnhof sein. Das klingt zwar umständlich, aber bei den Entfernungen in Usbekistan ist die Reisezeit eher nebensächlich. ;-) Unser Zug war vor gut dreieinhalb Stunden in Taschkent gestartet und traf pünktlich ein. Die 15 min Aufenthalt hier reichten uns, um den richtigen Wagen zu finden. Seine weitere Reise bis nach Saratow im fernen Russland würde noch drei Nächte und zweieinhalb Tage dauern, doch wir wollten schon mittags wieder aussteigen. Für die Fahrt zahlten wir über Advantour 40 US$ p. P. Unser Kupe-Wagen (4er-Schlafabteile) war durchaus gut belegt mit Usbeken. Auch der Provodnik war Usbeke, soweit ich es gesehen habe, gab es trotz der langen Fahrtdauer nur einen. Die Heizung kannte nur zwei Einstellungen: aus oder Russenwinter. Da zweiteres eingestellt war, brauchte man eigentlich gar keine Bettwäsche. Ich war lt. Luxi der einzige, der in dieser Glut unter der Decke bzw dem dünnen Laken lag, denn ich rechnete damit, dass es sich bis zum Morgen abkühlen würde. Es war so unfassbar heiß und stickig… Wir ließen die Abteil-Tür offen, um wenigstens für einen Hauch von Abkühlung zu sorgen, und auf dem Gang war dauernd irgendein Gewusel. Da hätten wir auch Platskartnyj fahren können… -.-
[image]
151 Bettwäsche im Zug
[image]
152 Da ist das gute Stück^^
[image]
153 Die lodernde Glut
[image]
154 Der Gang
[image]
155 Den Fahrplan gab’s nicht auf Usbekisch^^
Die Abfahrt war pünktlich um 0:19 Uhr, da war es schon der 31.12.2019. Nach anderthalb Stunden hielt der Zug in Navoiy, wo vom chinesischen E-Viech auf sowjetisches Diesel-Monster gewechselt wurde. Morgens hielt er in Utschquduq (das q gehört nicht zum u, sondern soll ein hinten in der Kehle gesprochenes, raues k darstellen), wo er sich deutlich leerte – gibt es doch nur noch vier oder fünf wöchentliche Zugpaare hierhin. Nun fuhr der Zug fünf Stunden ohne Halt: Die Durchquerung der endlosen Wüste Kyzylkum stand an. Die Strecke entstand erst zwischen 1995 und 2001, um die Stadt Urgantsch ans restliche Bahnnetz des neu entstandenen Landes anschließen zu können (die bisherige Strecke führte seit der Unabhängigkeit über das Staatsgebiet des extrem abgeschotteten Turkmenistans). Stundenlang führte die Strecke schnurgerade durch die anfangs interessante, aber immergleiche Landschaft. Ich stelle mir das für den Lokführer ja unfassbar langweilig vor. Der kann ja währenddessen Plov essen oder schlafen oder sonst was. :D Wenn man sich erstmal an der Wüste sattgesehen hatte, war das ganze als Passagier auch nicht wesentlich spannender als als Lokführer, denn man konnte nichts machen und Internet-Empfang gab es natürlich auch keinen. Es dauerte über zwei Stunden, bis meine Textnachrichten rausgingen, dabei waren wir, als ich sie senden wollte, schon eine Weile unterwegs. :D Zum Glück können Russenloks nicht verrecken, denn hier liegen zu bleiben wäre wirklich unschön. :D 3½ h hinter Utschquduq wurde Miskin passiert, kurz darauf zweigte der Zug auf die aus Turkmenistan kommende Strecke nach Urgantsch ab – endlich wieder in der Zivilisation! Kurz vor dem Mittag erreichten wir gleich 8 min vor Plan Urgantsch.^^ Auch halbwegs in der Nähe unseres Tagesziels hätte der Bahnhof Toʻrtkoʻl gelegen, aber dazu hätten wir in Urgantsch den fast anderthalbstündigen planmäßigen Aufenthalt abwarten müssen, fast anderthalb Stunden nach Miskin zurückfahren müssen, dort nochmal eine gute halbe Stunde warten und dann nach noch eine halbe Stunde nach Toʻrtkoʻl weiterfahren. Das wollten wir uns dann doch nicht antun. :D Soweit ich weiß gibt es keine Züge, die aus dem Osten des Landes direkt nach Toʻrtkoʻl fahren – dafür ist Urgantsch als größte Stadt weit und breit (150.000 EW) einfach viel zu wichtig. Einen guten Überblick über die Strecken in der Ecke gibt Openrailwaymap, dort ins Suchfeld Ургенч eingeben und etwas rausscrollen.
[image]
[image]
156 – 157 Und dieser Ausblick stundenlang
[image]
158 Zurück in der Zivilisation.^^ Im Bild der nicht mehr genutzte Abzweig der Strecke nach Turkmenistan.
[image]
159 Brücke über den Amudarja
[image]
[image]
160 – 161 Angekommen in Urgantsch
[image]
162 Das Logo im Detail
[image]
163 Ui, es hätte sogar ein Restaurant gegeben. Bei der Küche des Landes hatten wir aus meiner Sicht aber auch nichts verpasst :D
[image]
164 Das Bahnhofsgebäude. Die Stadt dient Touristen normalerweise nur als Durchgangsstation, so auch uns.

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Meine alten Reiseberichte (inkl. Bildern) verschicke ich gern per Email - bitte per Direktnachricht melden!

Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 2/4

Krümelmonster, München, Sonntag, 11.10.2020, 10:57 (vor 1898 Tagen) @ Krümelmonster [O]

Wir ließen uns am Bahnhof von Urgantsch per Privattransfer abholen. Bevor wir endgültig die Zivilisation verließen, wollte ich noch in eine Apotheke. Wir hielten an einer kleinen Apotheke am Stadtrand von Urgantsch, und so, wie mich die Leute dort drin anschauten, vermute ich, ich war der erste Tourist, der jemals dort eintrat. Ich zeigte auf meinem Handy das Wort für Nagelbettentzündung auf Russisch und konnte noch beantworten, dass es am Fuß war. Ich bekam zwei Mittelchen: Eines kostete 50 ct, das andere 10 ct – noch ein Beweis, dass sich bisher noch nie ein Tourist hierhin verirrt hatte. ;-) Die Mittel waren letztlich überhaupt nicht wirksam (außer dass das eine nach dem Drüberschütten meinen Fuß für die nächsten drei Wochen grün färbte :D), aber wenigstens hatte ich dafür nicht viel Geld in den Sand gesetzt. :D Das Wetter wurde zusehends schlechter, bald regnete es sogar kurz. Wir fuhren mit dem PKW weiter und überquerten den Amudarja, dessen Austrocknen man zur aktuellen Jahreszeit hier kaum erkennen konnte. Weiter ging es in die Wüste.
[image]
165 Wunderschöne Straße :D
[image]
166 Krasse Entfernungen
[image]
167 Im Regen sieht es freilich nicht so aus, aber der Amudarja ist ein austrocknender Fluss
[image]
168 Irgendwie hat es uns plötzlich ins Trump Shuttle nach Neuengland verschlagen :-s
[image]
169 Die Soda-Brücke über die neue Bahnstrecke, die weiter in die westlichste Provinz Karakalpakistan hineinführt (hat übrigens nichts mit dem Land Pakistan zu tun)
[image]
170 Die Strecke Richtung Westen…
[image]
171 …oder Richtung Osten
[image]
172 Tor zur Wüste
[image]
173 Auf dem Weißen Weg
[image]
174 Transportmittel im ländlichen Karakalpakistan
Nach anderthalb Stunden Fahrt erreichten wir unser Tagesziel: das Jurtencamp Ayaz-Qala. Mal was Anderes an Silvester! ;-) Jurten sind die traditionellen Zelte der zentralasiatischen Nomaden. In einer solchen übernachteten wir. Eigentlich sollte es hier auch ein Kamel geben, aber das hielt wohl gerade Winterschlaf. :-( Die Übernachtung war in Anbetracht der besonderen Unterkunft mit 70 US$ p. P. gar nicht soo teuer, extrem teuer hingegen war der Transfer mit 50 US$ pro Person und Richtung (selbst als Tourist würde man nicht mehr als 20 – 30 US$ pro Taxi zahlen, aber spätestens für die Rückreise gibt es nun einmal keine Taxis, und ich bezweifle, dass das Camp eine Buchung ohne Transfer zulassen würde ;-) )… Gebucht hatten wir ebenfalls über Advantour, die haben richtig Umsatz gemacht mit uns. :D
[image]
175 Unsere heutige Unterkunft
[image]
176 Unser Gemach
[image]
[image]
177 – 178 Das Yurtencamp von weiter weg
[image]
[image]
179 – 180 Das Camp am nächsten Morgen (schon ein Jahrzehnt weiter, im Jahr der Seuche -.-)
Ganz in der Nähe befinden sich oben auf einem Hügel die Reste einer alten Festung. Sie stammt aus dem 4. Jahrhundert, lt. World Monuments Funds v. Chr., lt. unserem Reiseführer vom Trescher-Verlag hingegen n. Chr. (das Beispiel zeigt, wie schwierig es manchmal sein kann, genaue Informationen über die Sehenswürdigkeiten in Usbekistan zu erhalten). Seit 1300 Jahren ist die Anlage verlassen. Der Zugang ist seitdem ungehindert möglich. Allzu viele Touristen verirren sich wohl nicht hierhin, aber auf Dauer ist es trotzdem sicher nicht so förderlich, wenn hier dauernd jemand auf den Lehmwänden herumspaziert, ohne dass Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden... Zunächst interessierten sich auch zwei Italiener samt Guide für die Anlage, aber nachdem sie schneller durch waren als wir, hatten wir die Anlage für uns allein.
[image]
[image]
181 – 182 Da ist das Ding!
[image]
183 Der Weg vom Camp dorthin führt durch Sanddünen und dann steil bergauf
[image]
184 In der Festung
[image]
185 Manches ist noch gut erhalten, …
[image]
[image]
186 – 187 …anderes weniger
[image]
188 Eine Ecke
[image]
189 Eine Mauer
[image]
190 Panorama
[image]
[image]
191 – 192 Blick in die Wüste. Heute kaum vorstellbar, dass für den Bau damals die Nähe zu einer Oase ausschlaggebend war!
[image]
[image]
193 – 194 Blick von der alten Festung hinunter auf die etwas jüngere
[image]
195 Die jüngere kleine Festung im Detail
[image]
196 Die Festung und links das Camp
Zum Sonnenuntergang zogen wir uns in unsere Jurte zurück. Die nächste Besiedlung (ein kleines Dorf) war fast 10 km Luftlinie entfernt, und mobiles Internet war in Usbekistan selbst in Städten nicht überall verfügbar (in Usbekistan war es wirklich wesentlich schlimmer als in Deutschland! :D), aber zu unserer größtmöglichen Überraschung hatten wir im Camp Empfang! Sporadisch reichte es sogar, um Bilder zu verschicken.^^ Auch überraschte uns, dass es hier mitten in der Wüste Steckdosen gab. Gut so, denn mollig warm ist so eine Jurte nicht gerade, und bei Temperaturen von nachts knapp unter 0 Grad draußen kamen uns die Heizdecken sehr gelegen.^^ Das Camp wurde von einem älteren Paar betrieben, für die Versorgung der Gäste war er verantwortlich. Im Gegensatz zu unserem Fahrer sprach er (fast) kein Englisch, aber auf Russisch kamen wir hin.^^ Im Preis inbegriffen waren alle Mahlzeiten, die aber wieder landestypisch ungenießbar waren. Keine gute Grundlage…^^
Usbekistan ist wahrscheinlich das am stärksten islamisch geprägte Land auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion (ich wollte ursprünglich „in Zentralasien“ schreiben, aber da gehört ja auch Afghanistan dazu ;-) ), doch Alkohol-Konsum ist wahrlich kein Tabu. Es werden Bier, Wein & Wodka sogar für den inländischen Bedarf hergestellt. Nach dem letzten Abendessen des Jahrzehnts brachte der Betreiber des Camps uns reichlich Begrüßung fürs neue Jahr. Nachdem er sichergestellt hatte, dass wir gut versorgt waren und der Ofen in unserer Jurte gut heizte, machten sich die beiden vom Acker und wir waren die einzigen beiden Menschen da oben auf dem Berg. :D Der Wodka war wirklich böse (dabei vertrage ich Wodka normalerweise gut!). So böse, dass Luxi nach zwei Schluck den Rest der Flasche mir überließ. Aber verrotten sollte ja auch nichts. :-/ Bereits 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit starteten wir ins neue Jahrzehnt. (Ich möchte bitte bemitleidet werden, dass ich dieses verdammte Jahr schon vier Stunden länger ertragen muss!) Wimre waren wir um Mitternacht tatsächlich nochmal draußen, das war natürlich äußerst unspektakulär, bloß arschkalt. :D Ich glaube, wir hatten auf ein Feuerwerk gehofft - warum auch immer... Angeblich habe ich den Wecker meines Handys noch auf 1:06 Uhr umgestellt, denn Luxi meinte, er habe nachts ziemlich lange geklingelt. Ich weiß nur, dass er morgens nicht geklingelt hat (war aber folgenlos)… ¯\_(ツ)_/¯
[image]
197 Grusel-Fusel
[image]
198 Mein Grund, keinen Wodka aus Usbekistan mitzubringen ;-)
[image]
199 Yangi Yilingiz Bilan!


Dieses war kein ganz langes Kapitel, aber Bahn-Anteil ist ja vorhanden, und ich fand, das letzte Bild musste einfach als Ende eingesetzt werden. :p
Demnächst geht es weiter. ;-)

Es grüßt immer noch hicksend
Das Krümelmonster

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Meine alten Reiseberichte (inkl. Bildern) verschicke ich gern per Email - bitte per Direktnachricht melden!

Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 2/4

Zauberpilz, Sonntag, 11.10.2020, 12:24 (vor 1898 Tagen) @ Krümelmonster

Wieder ein sehr schöner Bericht :)

Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 2/4

Turbonegro, Sonntag, 11.10.2020, 18:08 (vor 1898 Tagen) @ Krümelmonster

Toller Bericht von einer Gegend, von der ich nicht dachte, dass es dort Hochgeschwindigkeitsverkehr (wie im Teil 1 beschrieben) gibt. Freue mich schon auf Teil 3 und 4.

Danke schön!

JanZ, HB, Sonntag, 11.10.2020, 18:43 (vor 1898 Tagen) @ Krümelmonster

Danke auch für diesen Teil! Ich frage mich, ob Shreder nach einer Person namens Schröder benannt ist (es gab ja in der Gegend durchaus auch Deutsche), aber man findet im Netz rein gar nichts über diesen Ort.

Danke schön!

Krümelmonster, München, Sonntag, 11.10.2020, 21:16 (vor 1898 Tagen) @ JanZ

Danke auch für diesen Teil!

Vielen Dank für das Lob, auch an die anderen Kommentatoren. =)

Ich frage mich, ob Shreder nach einer Person namens Schröder benannt ist (es gab ja in der Gegend durchaus auch Deutsche), aber man findet im Netz rein gar nichts über diesen Ort.

Das ist eine gute Vermutung, darauf wäre ich nicht gekommen.
Wie wird denn das kyrillische ё normalerweise in lateinischen Buchstaben wiedergegeben? Mit e oder o?
Ich kann höchstens anhand des Geotags den genauen Standort liefern. Leider komme ich damit auch nicht weiter, ich konnte nicht einmal herausfinden, zu welcher Ortschaft das gehört.

Es grüßt rätselnd
Das Krümelmonster

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Meine alten Reiseberichte (inkl. Bildern) verschicke ich gern per Email - bitte per Direktnachricht melden!

Danke schön!

Ösi, Sonntag, 11.10.2020, 21:34 (vor 1898 Tagen) @ Krümelmonster

Wie wird denn das kyrillische ё normalerweise in lateinischen Buchstaben wiedergegeben? Mit e oder o?

Im Deutschen mit o (wenn davor ein "sch"-Laut wie ш, щ, ж, ч steht) oder mit jo (sonst).

In anderen Sprachen gibt es teilweise Unterschiede. So wird zum Beispiel Горбачёв im Deutschen zu Gorbatschow und im Englischen zu Gorbachev.

Danke schön!

JanZ, HB, Montag, 12.10.2020, 09:18 (vor 1898 Tagen) @ Ösi

So ist es, und das Sh deutet ja auf eine englische Transkription hin.

Danke schön!

Krümelmonster, München, Montag, 12.10.2020, 20:02 (vor 1897 Tagen) @ JanZ

So ist es, und das Sh deutet ja auf eine englische Transkription hin.

Die Schreibweise des Usbekischen orientiert sich gerade bei den Konsonanten sehr am Englischen. (Übrigens zum Leidwesen der Türken, hatte man sich doch bereits 1990 darauf geeignet, dass die großen Turksprachen in der der ehemaligen Sowjetunion - mit Ausnahme von Kirgisisch - das Türkische Alphabet mit den entsprechenden Sonderzeichen verwenden sollen und nicht die Buchstabenkombinationen wie im Englischen).

Den letzten Staatspräsidenten der Sowjetunion schreibt man auf Usbekisch übrigens Mixail Gorbachyov.

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Meine alten Reiseberichte (inkl. Bildern) verschicke ich gern per Email - bitte per Direktnachricht melden!

Danke schön!

JanZ, HB, Dienstag, 13.10.2020, 14:03 (vor 1896 Tagen) @ Krümelmonster

Hmm, demnach wäre Schröder Shryoder, soweit man das ö genauso transkribiert wie im Russischen bzw. den Umweg darüber macht. Aber der Ortsname muss ja nicht nach den heutigen Regeln transkribiert worden sein.

Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 2/4

ArbitroCollina, Montag, 12.10.2020, 10:12 (vor 1898 Tagen) @ Krümelmonster

Hoi Krümelmonster

Danke auch für Deinen Bericht!

Ja, die Jurtencamps. Im Frühjahr 2018 war ich in Kirgisistan in einer Jurte und habe dann mitten in der Nacht Wasser lassen müssen (bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt). Als ich dann wieder zurück ins Bett wollte, konnte ich (vermutlich aufgrund komischer alkoholischer Getränke am Vorabend) nur noch eine der vormals drei Decken finden. Ich habe zwar dann die Nacht noch überlebt, aber zwei, drei Tage eine Erkältung mit rumgeschleppt.

Gruss
Christian

Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 2/4

Krümelmonster, München, Montag, 12.10.2020, 20:02 (vor 1897 Tagen) @ ArbitroCollina

Hoi Krümelmonster

Nabend!

Danke auch für Deinen Bericht!

Immer wieder gern!

Ja, die Jurtencamps. Im Frühjahr 2018 war ich in Kirgisistan ...

Da war ich ja schon etwas neidisch!

... in einer Jurte und habe dann mitten in der Nacht Wasser lassen müssen (bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt). Als ich dann wieder zurück ins Bett wollte, konnte ich (vermutlich aufgrund komischer alkoholischer Getränke am Vorabend) ...

Die Flüssigkeitsmenge war bei uns zum Glück nicht so hoch. Nur das bisschen Flüssigkeit hatte es eben in sich. ;-)

... nur noch eine der vormals drei Decken finden. Ich habe zwar dann die Nacht noch überlebt, aber zwei, drei Tage eine Erkältung mit rumgeschleppt.

Das blieb mir diesmal zum Glück erspart!

Gruss
Christian

Es grüßt zurück
Das Krümelmonster

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Meine alten Reiseberichte (inkl. Bildern) verschicke ich gern per Email - bitte per Direktnachricht melden!

Wilde Wüste, Wahnsinns-Wodka, Wunderlicher Winter: Kap. 2/4

akbar23, Sonntag, 11.10.2020, 18:42 (vor 1898 Tagen) @ Krümelmonster

Danke für den Bericht. Sehr spannend!
Ich lese deine Berichte sehr gerne und freue mich über Neue!

Link zum nächsten Kapitel

Krümelmonster, München, Samstag, 02.01.2021, 12:11 (vor 1815 Tagen) @ Krümelmonster

Hallo liebes Forum,

weiter zu Kapitel 3 geht es hier entlang.

Es grüßt
Das Krümelmonster

--
Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)

Meine alten Reiseberichte (inkl. Bildern) verschicke ich gern per Email - bitte per Direktnachricht melden!

RSS-Feed dieser Diskussion
powered by my little forum