Unterwegs zwischen Achensee und Schafberg | Fortsetzung (Reiseberichte)

TD, Samstag, 18.01.2020, 17:47 (vor 1532 Tagen) @ TD

[image]

Eigentlich waren für unseren Besuchstag Fahrten der historischen Straßenbahn angekündigt. Zur vorgesehenen Zeit warten wir jedoch vergeblich auf einen der historischen Triebwagen. Länger warten können wir nicht, denn sonst erreichen wir unser Übernachtungsquartier nicht mehr. Und so greift Plan B: wir fahren mit der nächsten regulären Straßenbahn zurück an den Bahnhof. Gut, mit Baujahr 1961 geht auch Wagen GM 8 glatt als Oldtimer durch.

[image]

Die ursprüngliche Strecke der Gmundner Straßenbahn ist eingleisig, es gibt zwei Haltestellen mit Ausweichgleisen. Interessant ist vor allem die Fahrt durch die enge Kupferzeile, die Straße ist eine Einbahnstraße, wird von der Straßenbahn aber in beide Richtungen befahren. Mit einer Steigung von bis zu zehn Prozent zählt die Gmundner Elektrische zu den steilsten Adhäsionsbahnen der Welt.

[image]

[image]

Ach schade, da war wohl nur der erste Kurs der historischen Straßenbahn ausgefallen. Unterwegs gibt es – für uns zu spät – eine Begegnung mit dem offenen Sommertriebwagen GM 100 aus dem Jahr 1898.

[image]

Unser nächstes Fahrzeug ist deutlich jünger, mit einem Cityjet fahren wir nun auf der Salzkammergutbahn weiter südwärts. Die Strecke kennen wir ja schon von der Fahrt am Morgen und da es am offenen Fenster bessere Bilder gab, gibt es auch nur ein Alibi-Streckenbild aus dem Traunviertel.

[image]

[image]

In Bad Ischl verlassen wir den Zug. Bad Ischl war einst ein Kurort von europäischem Rang, hier war die kaiserliche Sommerresidenz von Kaiser Franz Joseph I. Entsprechend prächtig fiel auch das Empfangsgebäude aus, der Bahnhof wurde 1877 eröffnet. Im rechten Gebäudetrakt befand sich der Hofsalon, der für das Kaiserhaus reserviert war.

[image]

Von 1893 bis 1957 gab es mit der Salzkammergut-Lokalbahn eine Schmalspurbahn von Bad Ischl nach Salzburg. Vor dem Bahnhof erinnert ein Denkmal mit der früheren Heeresfeldbahnlok 698.01 und einem originalen SKGLB-Wagen an die Strecke. Ganz vergessen ist die Bahn aber nicht, zahlreiche Gemeinden unterstützen den Wiederaufbau der Strecke als Regionalstadtbahn.

[image]

Mehr Zeit für Bad Ischl haben wir jedoch nicht, für uns geht es nun gleich mit dem Postbus weiter. Unser Ziel ist Sankt Wolfgang im Salzkammergut – dieser Ort war früher mit der Salzkammergut-Lokalbahn und einer bahneigenen Dampfschifffahrtslinie zu erreichen.

[image]

Die Busfahrt durch das Traunviertel dauert etwa eine halbe Stunde. Der Busfahrer ist verwundert, dass wir um diese Zeit noch bis zur Endhaltestelle am Schafbergbahnhof wollen, denn für einen Tagesausflug auf den Berg ist es eigentlich zu spät.

[image]

Und hier sind wir in St. Wolfgang am Wolfgangsee angekommen. Direkt am Ufer...

[image]

...liegt die Talstation der Schafbergbahn. Die Schafbergbahn ist eine Zahnradbahn, die von St. Wolfgang im Salzkammergut hinauf auf den Schafberg fährt.

[image]

Antizyklisches Reisen in der besten Form: während die Tagestouristen morgens hoch und abends runter fahren, sind wir entgegen der Lastrichtung unterwegs. Wir fahren mit der vorletzten Bahn auf den Berg, die zwei belegten Plätze sind wir.

[image]

Die Schafbergbahn hat Fahrzeuge verschiedener Generationen im Einsatz, ich kann auf dem Bild leider keine Wagennummer erkennen, ich denke das müssten die älteren Vorstellwagen aus den Jahren 1995-1996 sein.

[image]

[image]

[image]

Anfangs verläuft die Strecke noch vergleichsweise flach, hier fahren wir gerade über einen Bach. Und das ist nicht nur irgendein Bach, sondern die Grenze der Bundesländer Oberösterreich und Salzburg. Ich bin allerdings ratlos, wie der Bach nun tatsächlich heißt: Wikipedia meint Dietlbach, OpenStreetMap nennt ihn Dittelbach und Google Maps geht mit Ditlbach ins Rennen.

[image]

Zum Fuhrpark der Schafbergbahn gehört auch ein Zahnrad-Dieseltriebwagen, dem begegnen wir an der ersten Ausweiche. Die Meterspurstrecke ist eingleisig und verfügt über drei Ausweichen.

[image]

Die Strecke gewinnt zunehmend an Höhe, den Fahrgästen bietet sich nun ein Blick über den Wolfgangsee. Die Steilstrecke hat eine relativ konstante Steigung von 250 Promille.

[image]

[image]

Es herrscht reger Gegenverkehr, die Tagestouristen wollen wieder ins Tal gebracht werden. Wir sind hier an der Station Schafbergalpe auf rund 1.360 Meter über dem Meer. Wir erreichen nun bald die Baumgrenze.

[image]

[image]

Die Strecke ist 5,9 Kilometer lang, die Bergfahrt dauert rund 35 Minuten. Auf der letzten felsigen Etappe zwischen Schafbergalm und Schafbergspitze gibt es zwei Tunnel.

[image]

[image]

Nach der Ankunft an der Bergstation können wir noch einen Blick auf die Lok werfen, die uns den Berg hinaufgeschoben hat. Die Z 13 ist eine von vier ölbefeuerten Neubau-Dampflokomotiven, die zwischen 1992 und 1996 gebaut wurden.

[image]

Der Bahnhof Schafbergspitze liegt auf 1.732 Meter über dem Meer und somit genau 50 Meter unter dem Gipfel des Schafbergs. Außer dem Bahnhof gibt es auf dem Gipfel ein Hotel und eine Hütte. Das Hotel Schafbergspitze war 1864 das erste Berghotel Österreichs, es brannte 1906 vollkommen nieder, so dass das heutige Hotel jüngeren Datums ist.
Es ist wirklich toll hier oben, es fällt mir schwer, eine Auswahl an Bildern der Berglandschaft des Salzkammerguts und der umliegenden Seen zu treffen. Jetzt sind auch die Regentage zu Beginn der Reise vergessen.

[image]

[image]

[image]

[image]

[image]

Die Anbindung des Hotels ist allerdings bescheiden, die letzte garantierte Bergfahrt ist um 16.30 Uhr, wer den Zug verpasst, muss laufen. Und wem das Hotel nicht gefällt, hat auch Pech gehabt, die nächste Talfahrt gibt’s erst morgen früh.

Nun sind nur noch die Übernachtungsgäste des Hotels hier oben, der Betrieb am Bahnhof ruht. Im Jahr 1893 verloren die Sesselträger von St. Wolfgang ihre Arbeitsplätze, in jenem Jahr wurde nämlich die Schafbergbahn eröffnet. Das Empfangsgebäude am Gipfel ist jünger, der Neubau wurde 1986 eingeweiht.

[image]

[image]

Und mit dem Sonnenuntergang über der Himmelspforthütte und dem Mondsee beenden wir diesen Teil des Reiseberichts.

In den nächsten Tagen folgt der sechste und letzte Teil, logischerweise mit der Talfahrt der Schafbergbahn und anschließend der Rückfahrt an den Bodensee.


Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Tobias

--
[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum