Die Quadratur des Gleises... (Allgemeines Forum)

EDO, Donnerstag, 19.09.2019, 15:05 (vor 1700 Tagen)

Heute ein schönes Beispiel dafür, wie schwierig oder offenbar unmöglich es ist, den Interessen aller Fahrgäste gerecht zu werden.

ICE 214 von Frankfurt nach Brüssel, Abfahrt 8.14 Uhr, fällt wegen einer Störung am vorgesehenen Fahrzeug aus. Soweit so schlecht.

Aber: DB Fernverkehr sucht nach einer Lösung. Und findet sogar eine gute. Jedenfalls für alle, die Richtung Brüssel wollen.

ICE 822 von München nach Essen, planmäßige Abfahrt in Frankfurt um 8.10 Uhr, Gleis 7, erhält frühzeitig eine neue Abfahrtzeit um 8.14 Uhr. Die Reisenden für ICE 214 werden nach Gleis 7 gelotst. Bislang läuft alles vorbildlich.

Die Einfahrt des 822 verzögert sich leicht, die Abfahrt umso mehr. Nach dem Motto, wer zuerst drin ist, ist drin, stürzen sich alle in den hinteren Zugteil. Da dieser allerdings bei der Einfahrt in den Kopfbahnhof der vordere Zugteil war, versteht der Reisende bei der Durchsage, dass man doch bitte unbedingt in den vorderen Zugteil einsteigen solle, da wegen Überfüllung des hinteren Zugteils nicht abgefahren werden könne, nur noch Bahnhof.

Mit rund 15 Minuten Verspätung – verursacht durch den Fahrgast – geht’s dann los. Und DB Fernverkehr hat nicht nur an die Reisenden für den ICE 214 in Frankfurt gedacht, sondern auch an die, die unterwegs zusteigen wollen: in Limburg und in Montabaur. Also gibt es dort außerplanmäßige Halte, die wiederum die Verspätung für den 822 weiter ansteigen lassen.

Für Köln Hbf ist zudem ein Ersatzzug nach Brüssel geplant. Köln Hbf? Ja, Hbf! Macht Sinn. Führt aber dazu, dass der planmäßige Halt in Deutz ausfällt. Fährt man Köln Hbf jedoch über den üblichen Weg über die Hohenzollernbrücke an, bedeutet dies für den 822 einen Fahrtrichtungswechsel – und für den Triebfahrzeugführer, dessen Schicht von Frankfurt bis Essen führt, einen 400-Meter-Fußmarsch von einem Bahnsteigende zum anderen. Womöglich um ihm dies zu ersparen oder bei der Rückleistung das Gezeter am Bahnsteig wegen einer dann ja falschen Wagenreihung zu vermeiden, lässt man den 822 über die Südbrücke zum Hauptbahnhof fahren. Mit etwa 30 Minuten Verspätung ist Köln dann erreicht.

Am Nachbargleis wird kurz darauf der Zug nach Brüssel bereitgestellt, der „Europa-ICE“. Für den geht es mit glücklichen und zufriedenen Reisenden mit etwa +15 los. „Großartige Organisation“, hört man am Bahnsteig.

Die Reisenden im 822 werden das möglicherweise anders sehen, besonders die, die auf weitere Anschlüsse angewiesen sind. Ich habe meinen Zielbahnhof statt um 10.37 Uhr um 12.04 Uhr erreicht, da mein Folgezug selbst 40 Minuten Verspätung aufgebaut hat. Das ist Pech, kein Drama, zeigt aber eben, dass das zuletzt hier ausführlich diskutierte Warten auf Anschlussreisende, ja oder nein, eben zwei Seiten hat.


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