Citynightline vs. ÖBB-Nightjet - ein Vergleich - Schlafwagen (Reiseberichte)

Nachtzugfan, Friedberg (Hessen), Freitag, 16.12.2016, 20:19 (vor 2706 Tagen)

Nach jahrelangen und regelmäßigen Fahrten mit der Citynightline hier ein erster Vergleich mit dem nunmehrigen „ÖBB-Nightjet“ auf der Strecke Basel – Berlin. Ich bin jeweils Schlafwagen 2. Klasse gefahren.

Bei meinen bisherigen zwei Fahrten mit dem ÖBB-Nightjet (auch dort fuhr ich 2. Klasse) wurden dort als Schlafwagen nur Doppelstockwagen eingesetzt. Ich vergleiche mit den Comfortline-Schlafwagen der Citynightline, die im letzten Jahr der CNL auf der Strecke Berlin – Basel unterwegs waren. Alles folgende bezieht sich wie erwähnt auf Schlafwagenplätze 2. Klasse auf der Relation Berlin – Basel.

Fahrplan: Ankunft in Basel mit der ÖBB zur gleichen Zeit wie bei der CNL (um 7:20 Uhr) , aber Ankunft in Berlin jetzt 1 ¼ Stunden früher, nämlich um 6:06 Uhr. Das bedeutet: Geweckt wird ab 5:30 Uhr – das ist viel zu früh. Zumal es bei Terminen in Berlin, die üblicherweise erst ab 9 Uhr beginnen, eher sinnlos ist, schon um 6 Uhr in Berlin Hbf anzukommen. Also 2 Punkte für die CNL

Preis: Als BC100-Nutzer zahle ich nur den Aufpreis. Dieser ist überraschenderweise geringfügig gesunken. 1 Punkt für die ÖBB.

Laufruhe: bei den Doppelstockwagen der ÖBB größer als bei den Comfortline-Schlafwagen der CNL – 2 Punkte für die ÖBB

Abteil Teil 1 – Platzangebot bei 2er-Belegung: die ÖBB-Dostos sind in der 2. Klasse eng wie Kaninchenställe, in das Fach zur Gepäckablage paßt nur ein kleiner Flugkoffer. In den CNL-Schlafwagen gab es auch in der 2. Klasse erheblich mehr Platz, insbesondere wenn man ein Abteil neben den 1. Klasse-Abteilen hatte – 2 Punkte für die CNL

Abteil Teil 2 – Liebe zum Detail: Die CNL-Schlafwagen haben neben dem Bett ein Netz zur Ablage von Brille, Smartphone etc. Fehlanzeige bei der ÖBB. Bei der CNL gab es (meist) mehrere Kleiderbügel, bei der ÖBB gab es im 2er-Abteil nur einen einzigen Kleiderbügel. Bei der CNL gab es eine Steckdose pro Abteil, die ÖBB bietet insoweit nichts. 1 Punkt für die CNL.

Abteil Teil 3 – Klimaanlage: Bei der CNL recht ruhig, aber bei 3-er Belegung kam wenig im obersten Bett an. Bei den Dostos der ÖBB war die Klimaanlage überraschend ruhig. 1 Punkt für die ÖBB

Abteil Teil 4 – Sicherheit: Das CNL-Abteil konnte man von außen mit einer Schlüsselkarte abschließen, wenn man z.B. zu den sanitären Anlagen unterwegs war. So etwas gibt es nicht bei den ÖBB-Dostos, das ist aus meiner Sicht ein erheblicher Mangel. Von innen sind die Abteile in beiden Zügen gut verschließbar. 2 Punkte für die CNL

Abteil Teil 5 – Verdunkelung: Bei den CNL-Schlafwagen drang an den Seiten der Verdunkelung teilweise recht viel Licht von Bahnhöfen in das Abteil. Bei den ÖBB-Wagen ließ sich teilweise die Verdunkelung nicht ganz nach unten ziehen bzw. blieb nicht dort. Also unentschieden.

Abteil Teil 6 – Ansagen: Die CNL nervte z.B. ab Freiburg mit Ansagen, sogar zu Anschlußzügen. Bei der ÖBB herrscht insoweit Ruhe. 1 Punkt für die ÖBB.

Bett – Matratze: bei meinen beiden ÖBB-Fahrten waren die Matratzen durchgelegen, bei den CNL-Schlafwagen gab es so etwas nicht (erstaunlicherweise, weil der Gesamtzustand der Wagen am Ende eher trist war). 2 Punkte für die CNL

Bett – Kopfkissen: Für eine ruhige Nachtruhe muß das Kopfkissen dick genug sein. Bei der CNL gab es nur teilweise hinreichend dicke Kopfkissen, ich hatte daher immer ein eigenes Kopfkissen dabei. Erstaunlicherweise war es bei meinen zwei ÖBB-Fahrten genauso: Einmal war das Kopfkissen zu klein und zu weich, einmal war es in Ordnung. Keine Punkte.

Sanitäre Anlagen I - Dusche: Auch für die 2. Klasse gab es in jedem CNL-Schlafwagen eine Dusche, nämlich am Wagenende. Für die 2. Klasse steht im ÖBB-Schlafwagen nur noch ein Waschbecken zur Verfügung – 2 Punkte für die CNL

Santitäre Anlagen II – Zahnputzwasser und Handtuch: Bei der CNL gab es einen halben Liter abgefülltes Wasser plus einen Becher mit Wasser zum Zähneputzen. Reichte also für abends und morgens zum Zähneputzen. Bei der ÖBB gibt es nur ein kleines Fläschchen mit 0,33 l Wasser, das ist zu wenig. Das Handtuch bei der CNL war aus Baumwolle, manchmal gab es sogar einen Waschlappen dazu. Das ÖBB-Handtuch besteht aus unangenehmen 80 % Polyester und 20 % Polyamid und ist für mich unbenutzbar. 2 Punkte für die CNL

Goodie-Tüte: Gibt es bei der ÖBB, u.a. ein Handtuch (für mich wie erwähnt nicht benutzbar), Wasserflasche (wie erwähnt zu klein), Salzstangen (esse ich nicht), Ohrenstöpsel aus Schaumstoff (ich bevorzuge die Variante aus Wachs), Schlappen (für einen nächtlichen Besuch der sanitären Anlagen sinnvoll), Seife. 1 Punkt für die ÖBB.

Frühstück: Das CNL-Frühstück im Schlafwagen war am Ende äußerst bescheiden, das einzige Brötchen häufig hart, und der Rest wurde ohne Auswahlmöglichkeit in einen Pappkarton getan. Bei der ÖBB kann man 6 Komponenten auswählen, die zwei Brötchen waren frisch, und Kaffee kann unbegrenzt nachgefüllt werden. Bei der CNL gab es nur ein untaugliches Plastikmesser, bei der ÖBB gibt es – serviert auf einem Tablett - Metallbesteck. 2 Punkte für die ÖBB

Personal: Bei der CNL gab es bis zuletzt teilweise sehr motiviertes Personal, allerdings auch einige notorisch mißgelaunte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei meinen beiden ÖBB-Fahrten waren die Schlafwagenbetreuer freundlich. Also unentschieden.

Fazit: Mit 13 zu 8 Punkten gewinnt die CNL meinen Vergleichstest.

Memo: Was sollte man mitnehmen für eine Reise mit dem ÖBB-Nightjet? Mein Tipp: Kopfkissen, ausreichend Trinkwasser (zum Zähneputzen), gute Ohrenstöpsel und Schlafmaske, Handtuch und ggf. Waschlappen.

Und noch ein Tipp zur „Dreierbelegung“ bei der ÖBB: Bisher habe ich das erst einmal ausprobiert. Untergebracht war ich in einem Abteil neben der Kajüte für das Schlafwagen-Personal. Dieses „Dreier“Abteil war „ebenerdig“, also nicht im Unter- oder Obergeschoß untergebracht, es gab also ausreichend Platz. Das Abteil bietet vier Betten, von den also offenbar nur drei belegt werden – es gibt also nochmals mehr Platz. Und auf meiner Fahrt blieb ich im Dreierabteil sogar ganz allein. Nur die Laufruhe ist etwas geringer als bei anderen Abteilen, weil die Räder nicht sehr weit entfernt sind.

Gute Nachtzugfahrten wünscht
nachtzugfan


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