Deutschlandweiter Einheitstarif im Massenverkehr (Idee) (Allgemeines Forum)
Nachdem ich in http://ice-fanforum.de/index.php?id=43020 meinen Beitrag verfasst hatte, hatte ich mich gestern Nacht nochmal hingesetzt und mir was überlegt, wie man für Busse, Bahnen, Fähren usw einen deutschlandweiten Einheitstarif aufbauen könnte.
Bei beste Möglichkeit sehe ich in dem System wie es in Ballungszentren eingesetzt wird, die sogenannten Tarifzonen.
Ich habe ganz Deutschland in 8 Tarifzonen eingeteilt und mir dafür die günstigsten Preissysteme ausrechnen lassen.
Diese Tarifzonen sind nicht ortsgebunden, sondern sozusagen konzentrische Kreise um den Startpunkt. Dabei gibt es freie landgestützten Massenverkehrmittelwahl, d.h. man kann alles außer Flugzeug und Taxis benutzen... also Bus, NV, FV, HGV, Fähre.
Das Ergebnis meiner Überlegung:
Tarifzone 1
in ländlichen Gebieten ein Umkreis bis 5 km, in Ballungszentren Kerngebiet der jeweiligen Stadt, Grundpreis 0,40 € pro km
einfache Fahrt: 2,00 Euro
Wochenkarte (7 einfache Fahrten): 14,00 Euro
Monatskarte (20 einfache Fahrten): 40,00 Euro
Jahreskarte (100 einfache Fahrten): 200,00 Euro
Tarifzone 2
in ländlichen Gebieten ein Umkreis bis 10 km, in Ballungszentren Stadtgrenze mit Außenbezirke, Grundpreis 0,30 € pro km
einfache Fahrt: 3,00 Euro
Wochenkarte (7 einfache Fahrten): 21,00 Euro
Monatskarte (20 einfache Fahrten): 60,00 Euro
Jahreskarte (100 einfache Fahrten): 300,00 Euro
Tarifzone 3
in ländlichen Gebieten ein Umkreis 20 km, in Ballungszentren Stadtgrenze mit Außenbezirke und näheres Umland, Grundpreis 0,25 € pro km
einfache Fahrt: 5,00 Euro
Wochenkarte (7 einfache Fahrten): 35,00 Euro
Monatskarte (20 einfache Fahrten): 100,00 Euro
Jahreskarte (100 einfache Fahrten): 500,00 Euro
Tarifzone 4
Umkreis bis 50 km, Grundpreis 0,20 € pro km
einfache Fahrt: 10,00 Euro
Wochenkarte (7 einfache Fahrten): 70,00 Euro
Monatskarte (20 einfache Fahrten): 200,00 Euro
Jahreskarte (100 einfache Fahrten): 1000,00 Euro
Tarifzone 5
Umkreis bis 100 km, Grundpreis 0,15 € pro km
einfache Fahrt: 15,00 Euro
Wochenkarte (7 einfache Fahrten): 95,00 Euro
Monatskarte (20 einfache Fahrten): 300,00 Euro
Jahreskarte (100 einfache Fahrten): 1500,00 Euro
Tarifzone 6
Umkreis bis 200 km, Grundpreis 0,15 € pro km
einfache Fahrt: 30,00 Euro
Wochenkarte (7 einfache Fahrten): 210,00 Euro
Monatskarte (20 einfache Fahrten): 600,00 Euro
Jahreskarte (100 einfache Fahrten): 3000,00 Euro
Tarifzone 7
Umkreis bis 500 km, Grundpreis 0,10 € pro km
einfache Fahrt: 50,00 Euro
Wochenkarte (7 einfache Fahrten): 350,00 Euro
Monatskarte (20 einfache Fahrten): 1000,00 Euro
Jahreskarte (100 einfache Fahrten): 5000,00 Euro
Tarifzone 8
Umkreis über 500 km, Grundpreis 0,10 € pro km (berechnet auf theoretische Grenze von 1000 km)
einfache Fahrt: 100,00 Euro
Wochenkarte (7 einfache Fahrten): 700,00 Euro
Monatskarte (20 einfache Fahrten): 2000,00 Euro
Jahreskarte (100 einfache Fahrten): 10.000,00 Euro
Dazu gibt es noch 2 auf alle Tarife anwendbare Rabattkarten zu 25% und 50%, mit einer Gültigkeit von 1 Jahr.
RC25 -> 50 €
RC50 -> 200 €
Rabattkarten sind auch für Zeitkarten gültig, daher gibt sich aus den theoretischen Werten durch Anwendung der RC50 folgende Ermäßigung bei den Jahreskarten:
Tarifzone 3 -> 450 € Jahreskarte statt theoretisch 500 €
Tarifzone 4 -> 700 € Jahreskarte statt theoretisch 1000 €
Tarifzone 5 -> 950 € Jahreskarte statt theoretisch 1500 €
Tarifzone 6 -> 1700 € Jahreskarte statt theoretisch 3000 €
Tarifzone 7 -> 2700 € Jahreskarte statt theoretisch 5000 €
Tarifzone 8 -> 5200 € Jahreskarte statt theoretisch 10.000 €
Bei den Monatskarten und Wochenkarten gilt dies analog, dann eben anteilig auf 52 Wochen bzw. 12 Monate.
NV wie SPNV, Busse, Straßenbahnen, und Fähren bleiben grundsätzlich zuschlagsfrei.
Eigenwirtschaftliche Verkehre wie HGV können dann noch pro Fahrt Reservierungsgebühren und Zuschläge bis zu 20,00 Euro erheben, zusätzlich zu dem Geld was sie aus dem Gesamttopf aller Einnahmen bekommen.
Diese Gebühren sind aber nicht rabattfähig.
Wenn also jemand von Hamburg nach München mit RB/RE fährt, bezahlt er mit RC50 immer nur höchstens 50,00 Euro, ohne Rabett höchstens 100 Euro.
Für FV im IC bei 5,00 Euro Zuschlag und RC50 höchstens 55,00 Euro, ohne Rabatt höchstens 105,00 Euro.
Für FV im ICE(HGV) bei 20,00 Euro Zuschlag und RC50 höchstens 70.00 Euro, ohne Rabatt höchstens 120,00 Euro.
Deutschlandweiter Einheitstarif im Massenverkehr (Idee)
Die Idee ansich ist nicht verkehrt. Nur wären dann die Züge in Nullkommabahnhof überfüllt.
Vergessen hast du auch die Klassenunterschiede (1.Klasse/2.Klasse) Und wie siehst du das Problem der Schwerbehindeten mit Ausweis? Wie stellst du dir das mit den jetzigen Verkehrsverbünden vor? Deren Tickets abschaffen? Anrechnen?
Deutschlandweiter Einheitstarif im Massenverkehr (Idee)
Alle kleinen Verkehrsverbünde werden dann überflüssig.
1.Klasse gilt dann analog wie heute, also ~167% des Preis der 2. Klasse.
Ich bins halt nur gewohnt in einem Einklassensystem zu denken ;)
Gegenvorschlag: Koordinierungsstelle
Hallo Markus,
grundsätzlich eine hübsche Idee. Über viele Details dabei kann man sicher streiten, z.B. würde natürlich niemand eine Jahreskarte (gilt nur für eine bestimmte Strecke) kaufen, wenn diese teurer ist als eine BC100 (gilt im gesamten Netz). Und es stellt sich auch die Frage, ob man überhaupt so etwas wie Tarifzonen braucht, die Schweiz schafft i.W. national gültige Fahrkarten ja auch ohne.
Ich habe viel eher aber ein grundsätzliches Bedenken: Die Idee passt nicht zum Konzept von eigenwirtschaftlich betriebenem Verkehr. Kein Unternehmen wird sich jemals darauf einlassen, das Verlustrisiko zu tragen, wenn sie ihren Umsatz nicht über die Preisschraube steuern können. Da müsstest Du schon den Fernverkehr von Staats wegen beauftragen und bezahlen, wie jetzt schon den Nahverkehr.
Vielleicht passt hierher als Gegenvorschlag ein Ansatz, den ich Anfang 2008 in einem Brainstorming zur Zukunft der Eisenbahn zum Stichpunkt "Wettbewerb contra Fahrgastwünsche" entwickelt habe:
*schnipp*
Sachstand und Prognosen
Die Liberalisierung des europäischen Schienenverkehrs ist noch längst nicht abgeschlossen. Auf absehbare Zeit wird auch internationalen Bahnen ohne nationale Zulassung der interne Verkehr in EU-Ländern ermöglicht.
Die DB hat deswegen bereits weitere europaweit taugliche HGV-Züge ausgeschrieben, sie möchte wohl auch landesinternen Verkehr in anderen EU-Ländern anbieten. Umgekehrt rechnet sie damit, dass auf Strecken wie Hamburg-Frankfurt demnächst auch der TGV verkehren wird; dann würde sie erstmals im Fernverkehr auf Deutschlands Schienen ernstzunehmende Konkurrenz bekommen.
Andererseits zeigen alle (sowohl private als auch öffentliche) Fahrgast-Umfragen, dass die klare Mehrzahl der Fahrgäste solch eine Konstellation nur dann annimmt, wenn sie ohne Nachteile von einem EVU* aufs andere wechseln können; Flexibität gilt als unverzichtbar, vgl. das gescheiterte PEP. Das umfasst folgende Anforderungen:
- Es muss möglich sein, mit einer einzigen Fahrkarte von einer Bahn in die andere umzusteigen. (Die Länder-Tickets im Regionalverkehr machen das vor.)
- Ebenso sollte es möglich sein, beim Verpassen eines Anschlusses den nächsten Zug in die Richtung zu nehmen, auch wenn dieser von einem anderen EVU gefahren wird.
- Die Anschlüsse müssen aufeinander abgestimmt sein - und auch warten, wenn einer zu spät ankommt.
Was ist zu tun?
Es sollte eine zentrale (länderübergreifende, möglichst EU-weite) Koordinierungsstelle Personenverkehr eingerichtet werden, die:
- die Trassenwünsche im Personenverkehr sammelt und auf Anschlüsse hin optimiert,
- deren Umsetzung mit den jeweiligen Netz-Verantwortlichen abspricht (insbes. den Fahrplankonstrukteuren und den Disponenten des täglichen Betriebs),
- Bedingungen an die Fahrkarten und Fahrpreise formuliert, die die Durchgängigkeit sicherstellen, und die Einhaltung dieser Bedingungen durch die EVU überwacht,
- zugleich Konditionen einführt, die sicherstellen, "dass jedes EVU sein Geld bekommt", auch wenn der Fahrgast mit einem anderen EVU als dem geplanten unterwegs war,
- den reibungslosen Ablauf überwacht und als Beschwerdestelle firmiert.
*schnapp*
Im Gegensatz zu starr vorgegebenen Preisen kann man dann sehr wohl die Konditionen so regeln, dass die EVU Herr darüber bleiben, wem sie was für Fahrkarten zu welchem Preis verkaufen. Das wäre für eigenwirtschaftlich betriebenen Fernverkehr m.E. notwendige Voraussetzung.
Schöne Grüße
Daniel (aka Sappiosa)
*EVU = Eisenbahnverkehrsunternehmen: z.B. DB Regio, Railion, SNCF, Metronom