Reisebericht „Einmal quer durch Deutschland“ (Reiseberichte)

TD, Samstag, 29.08.2009, 21:39 (vor 5957 Tagen)

Nachdem ich dieses Jahr schon in Österreich unterwegs war, wollte ich auch mal wieder ans Meer. Eigentlich hatte ich an die Nordsee gedacht, Sylt, Norddeich - oder wo man halt sonst mit der Bahn gut hinkommt. Doch dann habe ich mich für Binz auf Rügen entschieden, und zwar mit dem saisonalen CNL - denn wer weiß, wie lange solche Nachtzugreisen überhaupt noch möglich sind…

Das Hotel hatte ich diesmal über Ameropa gebucht und so eine RIT-Fahrkarte erhalten, die Schlafwagenreservierung (Deluxe double) habe ich als Bahn.bonus-Prämie bekommen.

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Vom Bodensee nach Binz - mit knapp 1.250 km wohl eine der längstmöglichen Strecken in Deutschland.

Am liebsten wäre ich ja von Konstanz nach Zürich gefahren, um dann den gesamten Laufweg des CNL von Zürich nach Binz mitzufahren. Dafür hätte ich nur eine halbe Stunde früher losfahren müssen - aber „verkehrsüblich“ ist dieser Weg wohl nicht und für den Umweg über die Schweiz nachzahlen will ich auch nicht.

Die Fahrplanauskunft bietet mir 3 Alternativen an, über Basel, Stuttgart/Heidelberg oder Offenburg. Über Basel wäre BR 611 und nur 5 Minuten Übergang - mit beidem habe ich schon schlechte Erfahrungen gemacht. Die Verbindung mit ICE über Stuttgart und Heidelberg hätte mir eigentlich gefallen, aber da es zur Zeit auf der Gäubahn nicht so gut läuft, entscheide ich mich doch für die sichere Variante mit der Schwarzwaldbahn über Offenburg.

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Schwarzwaldbahn in Konstanz

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Ich suche mir ein Plätzchen in der 1.Klasse…

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… und habe kurz darauf von der Rheinbrücke noch einen schönen Blick auf den Bodensee

Meine Fahrten Richtung Norden (Köln/Ruhrgebiet, Hamburg, Berlin) beginnen eigentlich fast immer mit der Schwarzwaldbahn und dann in Offenburg, Baden-Baden oder Karlsruhe Umstieg auf den ICE. Unzählige Male bin ich schon in Offenburg umgestiegen, aber noch nie bin ich dort über den Bahnhof hinausgekommen. Jetzt habe ich anderthalb Stunden Aufenthalt und kann mir das erste Mal die Innenstadt anschauen.

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Abendspaziergang durch Offenburg (hier das Rathaus).

Mit ein paar Minuten Verspätung kommt dann der CNL nach Dresden, auf der Anzeige werden „Kurswagen nach Berlin“ angekündigt - Binz hat man offenbar vergessen.

Ich kannte bisher nur die Comfortline-Wagen, der Doppelstockschlafwagen ist neu für mich. Das Abteil (oben, mit Dusche und WC) ist wesentlich geräumiger als im Comfortline-Wagen.

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Wenn ich es richtig mitbekommen habe, laufen am Ende noch IC-Wagen mit, die in Mannheim abgehängt werden. Ich schlafe dann ein und wache beim Rangieren in Erfurt wieder auf, hier wird der Zug geteilt. In Wittenberg werde ich durch den Lärm aus einem Nachbarabteil wieder geweckt, offenbar stehen die Berlin-Fahrgäste jetzt auf. Es ist jetzt schon hell draußen und ich schaue etwas aus dem Fenster - schon ein komisches Gefühl, so im Bett liegend durch den Berliner Hauptbahnhof (tief) zu fahren.

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Nördlich von Berlin wird dann gefrühstückt. Bei meiner letzten Nachtzugreise nach Venedig ging es am Morgen sehr hektisch zu, denn der Zug war schon um 6.30 Uhr in Venedig. Diesmal ist das Frühstück wesentlich entspannter - wir sind ja erst um 11:17 in Binz.

Bei der Ankunft in Binz fühlt man sich erinnert an die „gute alte Zeit“. Die Kurgäste reisen mit der Eisenbahn an, die Fernzüge fahren noch bis in den Kurort und am Bahnsteig stehen die Fahrer der Hotels schön nebeneinander in einer Reihe, alle in Uniform und mit Hotelschild in der Hand und holen die Gäste am Bahnhof ab.

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Ostseebad Binz

Bei einem Ausflug nach Stralsund ins Ozeaneum kann ich nun auch mal mit einem DB-Flirt fahren - bisher kenne ich nur die SBB-Flirts hier vor meiner Haustür. Zunächst schaue ich mich aber noch am Bahnhof in Binz um. Hier stehen 2 IC-Garnituren sowie der EC nach Prag - irre, dieses „Dorf“ mit 5.500 Einwohnern hat ein Fernverkehrsaufkommen, da kann manche Stadt neidisch sein.

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DB-Flirt nach Stralsund

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Flirt innen - die Türen im Innenraum kenne ich von den SBB-Flirts nicht.

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Automaten im Flirt

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Auf den kleinen Tischchen im Flirt ist eine Streckenkarte aufgedruckt - das weckt bei mir Kindheitserinnerungen, in der Schweiz gab es das früher auch immer.

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Stralsund

Für die Rückfahrt von Stralsund nach Binz habe ich keinen Fahrplan dabei und laufe auf gut Glück zum Bahnhof. Der nächste Zug auf die Insel ist ein IC aus Erfurt. Für 2 Euro mehr und eine um 2 Minuten längere Fahrzeit gegenüber dem RE gibt’s hier eine Ex-Interregio-Garnitur.

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Aber wenigstens lassen sich die Fenster öffnen. Blick vom Rügendamm auf Stralsund, am oberen Bildrand die neue Rügenbrücke.

Die Rückfahrt erfolgt in zwei Etappen, denn mein Reisebegleiter möchte noch einen Tag an der mecklenburgischen Seenplatte angeln, deshalb geht’s zunächst von Binz nach Neubrandenburg. Von Binz bis Stralsund ist es diesmal ein „richtiger“ IC, zwischen Stralsund und Altentreptow besteht wegen Bauarbeiten SEV. Und so sehe ich statt der KBS 205 eben die A 20.

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Von Altentreptow nach Neubrandenburg kann ich dann auch etwas OLA fahren.

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Nach dem Angeltag am Tolensesee geht’s dann zurück in den Süden. Zunächst mit der OLA bis Neustrelitz, von dort mit dem ICE (ICE-T von Warnemünde nach München) nach Berlin. Beim Lounge-Besuch gibt’s ein Stempel mit dem Tagesdatum auf die RIT-Fahrkarte.

Weiter geht die Fahrt mit dem ICE (Berlin-Interlaken). Die Sitzplatzreservierung erweist sich als „Volltreffer“ - Wandplatz rückwärts. Aber gut, dass es noch genügend freie bessere Plätze gibt. Ich liebe diese langen Fahrten im ICE 1 auf den SFS, es gibt APS, Zeitungsservice und auf der 6-stündigen Fahrt 2 x Schokolade und 1 x Studentenfutter.

Im Reiseplan entdecke ich, dass ich in Kassel auf den IC 2371 „Schwarzwald“ (Hamburg-Konstanz) umsteigen könnte - eine Fahrt über die Main-Weser-Bahn wäre auch mal wieder schön, denke ich mir. Aber leider hat mein Reisebegleiter keine Lust, deswegen eine Stunde später in Konstanz anzukommen…

Und so geht die Heimreise unspektakulär mit Umsteigen in Offenburg in die Schwarzwaldbahn zu Ende. In Singen wird der Gäubahn-ICE übrigens mit 70 Minuten Verspätung angekündigt - da war meine Entscheidung, auf der Hinfahrt diese Verbindung zu meiden, wohl doch nicht so schlecht.

Einen schönen Sonntag wünscht

Tobias

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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