Die Eisenbahn im Baskenland (Teil 1 mit 10 Bildern) (Reiseberichte)

mrhuss, FKON, Donnerstag, 17.09.2015, 19:47 (vor 3735 Tagen)

Guten Abend allseits,

wie heute morgen beim Bahnhofsrätsel angedroht, habe ich inzwischen in der Hoffnung, dass es dem einen oder anderen gefällteinen kleinen Reisebericht von der Bahn im Baskenland vorbereitet. Den Artikel gibt es so auch in meinem Blog nachzulesen.

Wie schon in den letzten Jahren führte uns der Herbsturlaub wieder nach Tarragona in Katalonien, doch diesmal mit einem Umweg über das Baskenland. Grund genug, ein wenig über die Eisenbahn dort zu berichten.

Zunächst einmal soll folgende Faustskizze ohne Anspruch von Vollständigkeit und Maßstabstreue einen groben Überblick über die Eisenbahn in der autonomen Region Baskenland geben.

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Die topographischen Verhältnisse im Baskenland sind, geprägt einer bergigen Landschaft im Übergang von den Pyrenäen zum kantabrischen Gebirge, für den Eisenbahnbau nicht gerade einfach. Daher verwundert es kaum, dass, wie auch in der Schweiz, Bahnlinien vielfach in Schmalspur errichtet wurden, um engere Kurvenradien zu ermöglichen und die Baukosten trotz der schwierigen Verhältnisse im erträglichen Rahmen zu halten.

Die meisten spanischen Schmalspurbahnen wurden in die 1965 gegründete staatliche Schmalspurbahn-Gesellschaft FEVE übernommen. Die FEVE wurde 2013 aus Kostengründen aufgelöst in die spanische Staatsbahn RENFE integriert. Die meisten im Baskenland liegenden Schmalspurstrecken wurden jedoch schon ab 1982 in die unter der Regie der autonomen Region stehenden EuskoTren übernommen. 1995 musste die EuskoTren eine Strecke an die neu errichtete Metro Bilbao abgeben.

Heute betreibt die EuskoTren die Linien vom französischen Grenzort Hendaye über Irun und Donostia (spanisch San Sebastián) nach Lasarte, von Donostia nach Bilbao zum Bahnhof Atxuri mit einer Zweigstrecke nach Bermeo sowie einer davon getrennten Linie von Bilbao Deusto nach Lezama. Die Schmalspurlinien, die von Bilbao nach Westen aus dem Baskenland heraus in Richtung Santander in der autonomen Region Kantabrien und nach León führen, werden nicht von der EuskoTren, sondern nach wie vor von der (jetzt in die RENFE integrierten) FEVE betrieben.

Die Breitspurlinien der RENFE im Baskenland sind weniger auf den Verkehr innerhalb der Region ausgerichtet, sondern verbinden hauptsächlich das Baskenland mit dem spanischen Landesinneren. Zwar gibt es im Raum Bilbao zwei Vorortlinien (Cercanías), aber beispielsweise eine Verbindung von Bilbao in die Hauptstadt der autonomen Region Vitoria-Gasteiz fehlt.

Bisher ist der Bahnverkehr im Baskenland vielfach eine eher langsame Angelegenheit. Die Züge der EuskoTren brauchen von Donostia-San Sebastián nach Bilbao für 80 Kilometer Luftlinie etwa zweieinhalb Stunden. Von Bilbao nach Miranda de Ebro ist man auf der kurvigen Strecke mit der RENFE für etwas mehr als 60 Kilometer Luftlinie 90 Minuten unterwegs. Der Grund: Die Strecke der EuskoTren windet sich durch die baskischen Täler und die Strecke von Bilbao nach Miranda de Ebro in der Provinz Burgos, gerade außerhalb des Baskenlandes, schraubt sich fast wie eine Gebirgsbahn von 8 Meter über dem Meer bis auf eine Höhe von 471 Metern.

Abhilfe soll ab 2019 das derzeit im Bau befindliche „baskische Y“ schaffen. Normalspurige Hochgeschwindigkeitsstrecken sollen dann die wichtigen baskischen Städte Vitoria-Gasteiz, Bilbao und Donostia-San Sebastián verbinden und längerfristig den Anschluss des Baskenlands an das restliche normalspurige spanische Hochgeschwindigkeitsnetz und nach Frankreich herstellen.

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Unser Besuch im Baskenland startete im französischen Grenzort Hendaye (Bild). Hier kamen wir mit dem TGV aus Paris Montparnasse an. Es werden 300 km/h schnelle TGV Atlantique eingesetzt. Derzeit endet jedoch das Hochgeschwindigkeitsvergnügen noch in der Nähe von Tours, doch die Verlängerung der Schnellfahrstrecke bis Bordeaux steht kurz vor der Fertigstellung, was die Reisezeit weiter verkürzt. Die TGV aus Paris fahren bis Bordeaux in Doppeltraktion und werden dort nach Hendaye bzw. Irun und Toulouse geflügelt. Eine Doppeltraktion des TGV Atlantique ist über 470 Meter lang und hat somit nach deutschen Maßstäben 70 Meter Überlänge. Hier noch ein Blick auf die Abfahrtstafel von Hendaye.

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Der Fahrplan um Irun und Hendaye ist so organisiert, dass grenzüberschreitende Züge aus Frankreich nach Irun von dort leer zurück nach Hendaye fahren und umgekehrt die Züge der RENFE nach Hendaye von dort leer nach Irun zurückkehren. So wird übrigens auch am Grenzübergang Portbou-Cerbère verfahren. Bis vor ein paar Jahren konnte man noch durchgehend mit den komfortablen Elipsos Trenhotel-Zügen von Madrid nach Paris und zurück fahren. Mit Inbetriebnahme der durchgehenden TGV bzw. AVE-Züge auf Hochgeschwindigkeitsstrecke Perpignan-Barcelona wurde dieser Zug jedoch eingestellt, wie auch sein Pendant von Barcelona nach Paris über Portbou. Allerdings existiert noch eine äußerst interessante Umsteigeverbindung: Aus Paris kommend kann man in Irun in den Nachtzug nach Lissabon umsteigen.

In Hendaye startet auch die EuskoTren-Verbindung nach Donstia-San Sebastián. Wäre der Endpunkt der Meterspurstrecke nicht an einem separaten Bahnsteig auf dem Bahnhofsvorplatz, hätte es Hendaye in den exklusiven Club der Bahnhöfe mit drei Spurweiten geschafft. In Westeuropa gibt es sonst nur noch Latour de Carol, ebenfalls an der Südgrenze Frankreichs, sowie Montreux und Jenbach. Bei den beiden letzteren ist aber jeweils eine Zahnradbahn dabei.

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Die EuskoTren-Strecke ist wie eine Metro mit Bahnsteigsperren, die sich mit Magnetstreifenkarten öffnen, organisiert. Die Endstation (Bild) ist übrigens mit dem baskischen Namen Hendaia beschildert. Das Baskenland in sprachlicher und kultureller Hinsicht umfasst nämlich auch Gebiete außerhalb der heutigen autonomen Region Baskenland in der spanischen Region Navarra und eben im Süden Frankreichs.

Über den Grenzfluss Bidasoa hat die Meterspurstrecke des EuskoTren eine eigene Brücke. Breit- und Normalspur müssen sich eine Brücke teilen.

Die EuskoTren-Strecken sind heute fest in der Hand von neuen CAF-Triebzügen. Diese gibt es in einer Version ohne und einer mit WC. Letztere werden auf der Langstrecke von Donostia nach Bilbao eingesetzt. Die älteren blauen Triebwagen konnte ich nur abgestellt und als Verstärker im Stadtverkehr von Eibar (zwischen San Sebastián und Bilbao) beobachten.

In Donostia legten wir einen Zwischenstop ein. Leider spielte das Wetter nicht so mit, somit konnten wir uns nur für einen ziemlich kurzen Stadtrundgang begeistern. Als Symbolfoto sei hier die Kathedrale Buen Pastor gezeigt.

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Die Fahrt von Donostia nach Bilbao führt durch teils enge Täler. Vom Charakter der Strecke her könnte sie auch fast in der Schweiz sein. Ein Nachteil hat es, wenn man mit dem Zug hier entlang fährt: Man kann aus dem Zug heraus keine vernünftigen Fotos machen. Deswegen erspare ich Euch hier meine iPhone-Fotos von zweifelhafter Qualität.

Die EuskoTren-Strecken aus Donostia und Bermeo enden in Bilbao im Bahnhof Atxuri in der nähe der Altstadt (Casco Viejo). Von dort kommt man mit der ebenfalls von EuskoTren betriebenen Straßenbahn weiter. Die Strecke ist teilweise eingleisig. An der Haltestelle Arriaga am Rande der Altstadt ist eine Kreuzungsmöglichkeit (Bild).

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Und wenn wir schon bei anderen Bahnen sind, die zu EuskoTren gehören, so darf man auch die Standseilbahn auf den Artxanda nicht vergessen. Die Strecke verläuft bei der Talstation unterirdisch. (Bild)

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Der Ausblick von oben lohnt sich. Schade, dass es wolkig war.

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Zu den bekannteren Gebäuden in Bilbao dürfte das Guggenheim-Museum zählen, hier inklusive des "Puppy" von Jeff Koons, der eigentlich nur temporär dort stehen sollte, sich es jetzt aber dauerhaft dort bequem gemacht hat. Passend dazu zeigt übrigens auch das Museum aktuell noch eine Jeff Koons-Retrospektive.

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Für das alte Bilbao noch stellvertretend die Iglesia de San Nicolás.

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Die Eisenbahn im Baskenland (Teil 2 mit 4 Bildern)

mrhuss, FKON, Donnerstag, 17.09.2015, 19:48 (vor 3735 Tagen) @ mrhuss

Zurück zur Eisenbahn: Die Schmalspurbahnlinien der FEVE fahren im Bahnhof Bilbao Concordia ab, der sich durch eine ausgesprochen schmucke Fassade auszeichnet.

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Wenn hier nicht gerade der Luxuszug „El Transcantabrico“ Station macht, wird der Regionalverkehr unter anderem mit modernen zweiteiligen Elektrotriebwagen abgewickelt.

In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof der FEVE liegt der Bahnhof Bilbao Abando, wo die Breitspurzüge der RENFE abfahren. Die Schönheit dieses Bahnhofs erschließt sich im Gegensatz zu La Concordia nur von innen.

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Im Bahnhof Abando herrscht reger Vorortverkehr im dichten Takt, während es mit Fernzügen eher mau aussieht. Der Grund dafür ist wohl in der der schon oben erwähnten Langsamkeit der von Bilbao weg führenden Strecke zu suchen. Die Fahrplanauskunft der RENFE listet zwei Alvias nach Madrid Chamartin, zwei nach Barcelona Sants und einen Intercity ins galicische Vigo auf. Als Alvia werden von der RENFE Züge vermarktet, die über Breitspur erreichbare Ziele ansteuern, aber mittels umspurbarer Fahrwerke dort, wo vorhanden, die normalspurigen Hochgeschwindigkeitsstrecken mitbenutzen. Die RENFE verfügt dafür über Triebwagen der Baureihen 130 (Bombardier/Talgo) und 120 bzw. 121 (CAF/Alstom), die sich in Schrittgeschwindigkeit aus eigener Kraft fahrend umspuren lassen. Für unseren abendlichen Alvia nach Barcelona, der uns bis Camp de Tarragona mitnahm, kam ein Zug der Baureihe 120 zum Einsatz, der in Castejón de Ebro mit einem Zugteil aus Irun über Pamplona vereinigt wurde. Der Zug fährt planmäßig bis Zaragoza auf Breitspur und dort kurz vor dem Bahnhof durch eine Spurwechselanlage.

Da unser 120er an dem Abend unserer Fahrt zwei Mal mit einem kompletten (einschließlich Notbeleuchtung!) Stromausfall glänzte (einmal in der Spurwechselanlage von Zaragoza und dann noch mal kurz vor unserem Ziel Camp de Tarragona) kamen wir mit etwa halbstündiger Verspätung an. Immerhin machte sich das Zugpersonal nach dem ersten Stromausfall sogar die Mühe, nachdem der Zug wieder zum Leben erweckt war, den gezeigten Film wieder ab der richtigen Stelle weiter laufen zu lassen.

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Verabschieden möchte ich mich mit vielen Grüßen aus Tarragona dann doch mit einem aus dem Zug heraus geschossenen Bild von der landschaftlichen schönen Strecke zwischen Miranda de Ebro und Logroño. Der Zug hat hier das Baskenland schon eine Weile hinter sich gelassen, aber trotzdem geht es hier noch recht gemütlich (und eingleisig) zu.

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Hier noch unser Fahrplan:


Frankfurt Hbf.     ab 16:58  TGV 9552
Paris Est          an 20:54

Paris Montparnasse ab 12:28  TGV 8537
Hendaye            an 18:11

Hendaia            ab 13:03  EuskoTren
Donostia Amara     an 13:40
                   ab 14:50  EuskoTren
Bilbao Atxuri      an 17:20

Bilbao Abando      ab 15:20  ALVIA 437
Camp de Tarragona  an 21:26

Danke. :) owt

brandenburger, Perleberg, Freitag, 18.09.2015, 12:02 (vor 3734 Tagen) @ mrhuss
bearbeitet von brandenburger, Freitag, 18.09.2015, 12:02

- kein Text -

Die Eisenbahn im Baskenland (Teil 2 mit 4 Bildern)

Regiosprinter, Freitag, 18.09.2015, 22:48 (vor 3733 Tagen) @ mrhuss

Herzlichen Dank für diesen interessanten Bericht!

Bei mir hat´s bisher nur für eine Durchreise auf dem Weg von Madrid nach Zürich gereicht.
Wir sind vor acht Jahren im Rahmen unserer Interrailtour mit einem Alvia von Madrid nach Barcelona Franca gefahren und von dort mit dem Elipsos Trenhotel weiter nach Zürich.

Klaus

Die Eisenbahn im Baskenland (Teil 2 mit 4 Bildern)

mrhuss, FKON, Samstag, 19.09.2015, 12:25 (vor 3733 Tagen) @ Regiosprinter

Wir sind vor acht Jahren im Rahmen unserer Interrailtour mit einem Alvia von Madrid nach Barcelona Franca gefahren und von dort mit dem Elipsos Trenhotel weiter nach Zürich.

Zu der Zeit hat noch das letzte Stück der SFS gefehlt, oder? Ab wo fuhr der Alvia denn über die Breitspurstrecke? Wurde da noch in Tarragona gehalten oder schon in Camp de Tarragona?

Und ich bedauere ja nach wie vor sehr, dass es die Elipsos Trenhotels nicht mehr gibt. Die Linie nach Zürich wurde ja schon vor dem endgültigen Ende eingestellt. Barcelona-Paris durfte ich noch ein paar Mal fahren.

Viele Grüße

Rennbahn Madrid-Barcelona anno 2007.

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Sonntag, 20.09.2015, 10:24 (vor 3732 Tagen) @ mrhuss
bearbeitet von Oscar (NL), Sonntag, 20.09.2015, 10:24

Wir sind vor acht Jahren im Rahmen unserer Interrailtour mit einem Alvia von Madrid nach Barcelona Franca gefahren und von dort mit dem Elipsos Trenhotel weiter nach Zürich.

Ich war damals auch in dieser Gemeinschaft dabei.
Unser Zug war ein einzelner AVE-S 120 (damals noch die einzige Baureihe "Alvia").

Zu der Zeit hat noch das letzte Stück der SFS gefehlt, oder?

So ist es. Sommer 2007 war die Strecke noch nicht vollständig.

Ab wo fuhr der Alvia denn über die Breitspurstrecke?

Lleida.

Wurde da noch in Tarragona gehalten oder schon in Camp de Tarragona?

S.i.w. weder noch.

Und ich bedauere ja nach wie vor sehr, dass es die Elipsos Trenhotels nicht mehr gibt. Die Linie nach Zürich wurde ja schon vor dem endgültigen Ende eingestellt. Barcelona-Paris durfte ich noch ein paar Mal fahren.

Bin zumindest froh, dass ich mit diesem Schienenkreuzfahrer fahren konnte. Das Abendessen hatte mir sehr gut gefallen.


Saludos,

Oscar (NL).

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Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Rennbahn Madrid-Barcelona anno 2007.

mrhuss, FKON, Mittwoch, 23.09.2015, 13:37 (vor 3729 Tagen) @ Oscar (NL)

Ab wo fuhr der Alvia denn über die Breitspurstrecke?

Lleida.

Wurde da noch in Tarragona gehalten oder schon in Camp de Tarragona?


S.i.w. weder noch.

Ok, wenn schon in Lleida auf die Breitspur gewechselt wurde, wäre es wohl auch ein ziemlicher Umweg gewesen, über Tarragona zu fahren, wo mir gerade ein Blick auf Karte verraten hat, dass eine direkte Strecke existiert.

Und ich bedauere ja nach wie vor sehr, dass es die Elipsos Trenhotels nicht mehr gibt. Die Linie nach Zürich wurde ja schon vor dem endgültigen Ende eingestellt. Barcelona-Paris durfte ich noch ein paar Mal fahren.


Bin zumindest froh, dass ich mit diesem Schienenkreuzfahrer fahren konnte. Das Abendessen hatte mir sehr gut gefallen.

Stimmt, das war was anderes als die heutige "Systemgastronomie". Zumindest von außen durfte ich die Elipsos-Trenhotels noch zwei Mal sehen. Letztes Jahr bei Barcelona San Andreu Comtal und gerade vorgestern kurz hinter Zaragoza. Die standen dort abgestellt und sahen ziemlich mitgenommen aus. Das tut einem dann schon ein wenig weh.

Die Eisenbahn im Baskenland (Teil 2 mit 4 Bildern)

Sören Heise, Region Hannover, Samstag, 19.09.2015, 08:27 (vor 3733 Tagen) @ mrhuss

Moin,

danke für Deine Eindrücke auf einer mir unbekannten Gegend. Die Schwebefähre hast Du vielleicht ein anderes Mal besucht?


Viele Grüße
Sören

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Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr

Die Eisenbahn im Baskenland (Teil 2 mit 4 Bildern)

mrhuss, FKON, Samstag, 19.09.2015, 12:29 (vor 3733 Tagen) @ Sören Heise

danke für Deine Eindrücke auf einer mir unbekannten Gegend. Die Schwebefähre hast Du vielleicht ein anderes Mal besucht?

Die musste ich leider bewusst auslassen. Ein Tag war für die eigentliche Stadt und ein Tag nur für das Guggenheim reserviert, danach ging es schon wieder weiter. Aber vielleicht komme ich ja nochmal hin, die FEVE-Strecken nach Santander und weiter würde ich ja schon auch noch gerne fahren, am besten natürlich mit dem Transcantabrico. ;)

Vielen Dank:)

462 001, Taunus, Samstag, 19.09.2015, 09:23 (vor 3733 Tagen) @ mrhuss

- kein Text -

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Von mir besuchte Bahnhöfe
- Deutschland: 1614
- Euro. Ausland: 691

Stand: 23.11.2025

Die Eisenbahn im Baskenland - Dank und Anm.

Frankfurt (Main) Süd, Dienstag, 22.09.2015, 11:19 (vor 3730 Tagen) @ mrhuss

Erst mal vielen Dank für den schönen Bericht! Als Freund des Baskenlandes (!=des baskischen Nationalismus) freut mich das natürlich sehr – schade nur, dass ihr von San Sebastián kaum was gesehen habt. Ändert das beim nächsten Mal, die Stadt hat wahrlich mehr zu bieten als die kunsthistorisch unbedeutende neugotische Kathedrale...

Was die Eisenbahn betrifft, hätte ich noch ein paar kleine ergänzende Anmerkungen, wobei ich dazu sagen muss, dass mein letzter Aufenthalt dort ca. 2 Jahre zurückliegt, ich lasse mich also gern korrigieren:

  • Cercanías (i.e. so etwas irgendwo zwischen RB und S-Bahn) der Renfe auf Breitspur gibt es auch in und um San Sebastián, allerdings mangels weiterer Strecken nur eine Linie.
  • Die Normalspur-NBS ("Baskisches Y") – an dieser Stelle übrigens Danke für die übersichtliche Skizze – wird bis Irún reichen (wäre auch sehr blöd, wenn man zwischen zwei Normalspur-Strecken eine Lücke von ca. 20 km ließe). San Sebastián wird dagegen nicht direkt angebunden, vielmehr wird im Vorort Astigarraga ein neuer "intermodaler" Bahnhof errichtet, wo Anschluss zwischen Normalspur-NBS und Breitspur-Altstrecke besteht. Von Astigarraga aus wird eine Normalspur-Stichstrecke zum bestehenden zentrumsnahen Breitspur-Hauptbahnhof von San Sebastián gebaut, so dass die Züge, die nicht nach Irún/Frankreich geführt werden, dort enden können. Wenn ich es richtig verstehe, wird diese Stichstrecke allerdings nur für Züge aus/nach Richtung Südwesten (i.e. Spanien), nicht aber Nordosten (Frankreich) ohne Wende erreichbar sein. Zu den Zügen von und nach Irún/Frankreich soll es angeblich zwischen Astigarraga und San Sebastián eine Shuttle-Verbindung geben (auf Normalspur, nehme ich an). Zum Projekt "baskisches Y" gibts übrigens auch eine englischsprachige Website: http://www.euskalyvasca.com/en/home.html
  • San Sebastián hat bislang zwei Hauptbahnhöfe: Für die Normalspur (Fernzüge und Cercanías) den bahnamtlich nur "Donostia-San Sebastián" genannten Durchgangsbahnhof mit schöner Gleishalle. Er liegt am Ostrand der Innenstadt, jenseits des Flusses Urumea, und wird von den Einheimischen meist "Estación del Norte" ("Nordbahnhof") genannt. Die Schmalspurstrecken des Euskotren (den wiederum nennen die Einheimischen recht liebevoll "topo" – "Maulwurf") laufen hingegen am südlich der Innenstadt gelegenen Bahnhof Amara (benannt nach dem gleichnamigen Stadtviertel) zusammen – ein Kopfbahnhof mit schlicht-funktionalem Empfangsgebäude und ebenso schlichten Bahnsteigdächern, nicht weiter sehenswert.
  • Wer mit dem TGV aus Paris kommt und weiter nach San Sebastián will, hat grundsätzlich drei Möglichkeiten: Er kann a) in Irún auf einen Renfe-Fernzug umsteigen. Das dürfte in den wenigsten Fällen Sinn machen, da es AFAIK keine durchgehenden internationalen Fahrkarten mehr gibt und die Fernzüge auf der Kurzstrecke hoffnungslos überteuert sind. Der leichte Zeitvorteil, den die Fahrt nach San Sebastián ohne Zwischenhalt bietet, dürfte durch die Übergangszeiten von gut 30 Minuten und mehr wieder aufgefressen werden. Weiters kann er b) ebenfalls in Irún auf einen Renfe-Cercanías umsteigen. Dass die aber idR nur einmal je Stunde fahren und die Abfahrtszeiten nicht auf die Ankunftszeiten der TGVs abgestimmt sind, spricht nicht unbedingt für diese Option. Etwas gemildert wird dieser Nachteil durch die Tatsache, dass man im Cercanías wenigstens echte iberische Breitspur geboten bekommt und sich die Wartezeit mit einem Getränk nach Wahl in einer typischen spanischen Bahnhofskneipe verkürzen kann. Achtung: Automaten und Schalter im internationalen Empfangsgebäude (auf dem Mittelbahnsteig zwischen Normal- und Breitspur) verkaufen keine Fahrkarten für den Cercanías (eine dort erhältliche Fernzug-Fahrkarte wäre wiederum für den Cercnías nicht nur überteuert, sondern vor allem auch wahrscheinlich gar nicht gültig und jedenfalls nicht geeignet, die Bahnsteigsperre zu öffnen). Vom TGV kommend, muss man dafür dieses Gebäude durchqueren, am Breitspur-Hausbahnsteig auf der anderen Seite runter in den Tunnel und die Breitspurgleise unterqueren, am anderen Ende des Tunnels wieder hoch und dort ins "spanische" Empfangsgebäude am Bahnhofsausgang, wo es am Schalter und am Automaten Cercanías-Tickets für wenig Geld gibt. Wer hingegen auf einen Bahnhofsrundgang in Irún ebenso wie aufs Breitspur-Feeling verzichten kann, sondern einfach nur schnell ans Ziel kommen will, der sollte sich wie der Thread-Eröffner (btw: Was macht man eigentlich einen Abend, eine Nacht und einen halben Tag lang in Hendaye?!?) für Option c) entscheiden: ab Hendaye im Euskotren. Der Euskotren hält zwar auch mehrmals in Irún, allerdings nicht direkt am SNCF/Renfe-Bahnhof, daher empfiehlt sich der Umstieg in Hendaye. Der große Vorteil des Euskotren ist: Er fährt üblicherweise im 30-Minuten-Takt und braucht für die Strecke nach San Sebastián auch nicht wesentlich länger als der Cercanías der Renfe. Einfach in Hedaye durch das Empfangsgebäude aus dem Bahnhof raus, auf dem Vorplatz ist rechter Hand das kleine Stationsgebäude des Euskotren unscher zu erkennen. Tickets gibts günstig am Automaten. BTW: So oder so empfiehlt es sich, an den Grenzbahnhöfen den Personalausweis oder ein anderes Reisedokument griffbereit zu halten; es kann durchaus sein, dass sich ein Uniformierter dafür interessiert.
  • Was den Euskotren zwischen San Sebastián und Bilbao betrifft: Abgesehen von ein paar Freaks und Touristen dürfte kaum jemand damit die komplette Strecke zwischen den beiden Städten fahren. Weniger, weil eingefleischte Donostiarras (i.e. Einwohner von San Sebastián), die von Bilbao ungefähr so viel halten wie echte Kölner von Düsseldorf, bestreiten würden, dass es überhaupt einen Grund geben könnte, nach Bilbao zu fahren (umgekehrt dürfte dasselbe gelten), sondern weil der Euskoten halt 2 1/2 Stunden braucht, der Fernbus über die Autobahn dagegen nur eine knappe Stunde. Zeit wirds, dass die Y-Strecke endlich fertig wird!

tl;dr
Baskenland ist toll, fahrt da hin!

Korrektur

Frankfurt (Main) Süd, Dienstag, 22.09.2015, 15:37 (vor 3730 Tagen) @ Frankfurt (Main) Süd

San Sebastián hat bislang zwei Hauptbahnhöfe: Für die Normalspur (Fernzüge und Cercanías) den bahnamtlich nur "Donostia-San Sebastián" genannten Durchgangsbahnhof mit schöner Gleishalle.

Das muss natürlich heißen: "Für die Breitspur..."

Die Eisenbahn im Baskenland - Dank und Anm.

mrhuss, FKON, Mittwoch, 23.09.2015, 13:26 (vor 3729 Tagen) @ Frankfurt (Main) Süd

Erst mal vielen Dank für den schönen Bericht!

Und Dir für Deine ausführliche Antwort und die Ergänzungen!

Als Freund des Baskenlandes (!=des baskischen Nationalismus) freut mich das natürlich sehr – schade nur, dass ihr von San Sebastián kaum was gesehen habt. Ändert das beim nächsten Mal, die Stadt hat wahrlich mehr zu bieten als die kunsthistorisch unbedeutende neugotische Kathedrale...

Wir hätten uns mehr Zeit nehmen können, aber das Wetter war leider eher mies und meine Frau an dem Tag ziemlich platt, so dass sie schnell weiter wollte... Vielleicht klappt es ja später noch einmal. Ich würde dann die Übernachtung auch wohl eher dorthin verlegen.

Die Normalspur-NBS ("Baskisches Y") – an dieser Stelle übrigens Danke für die übersichtliche Skizze – wird bis Irún reichen (wäre auch sehr blöd, wenn man zwischen zwei Normalspur-Strecken eine Lücke von ca. 20 km ließe). San Sebastián wird dagegen nicht direkt angebunden, vielmehr wird im Vorort Astigarraga ein neuer "intermodaler" Bahnhof errichtet [...]
Zum Projekt "baskisches Y" gibts übrigens auch eine englischsprachige Website: http://www.euskalyvasca.com/en/home.html

Danke für die Info. Mir war die genaue Planung für die Streckenführung des Y besonders im Bereich von Donostia nicht klar und vor allem nicht, welche Teile sich in Bau und welche noch in der Planung befinden. Leider lädt die Seite gerade bei mir nicht.

San Sebastián hat bislang zwei Hauptbahnhöfe: Für die Normalspur (Fernzüge und Cercanías) den bahnamtlich nur "Donostia-San Sebastián" genannten Durchgangsbahnhof mit schöner Gleishalle. Er liegt am Ostrand der Innenstadt, jenseits des Flusses Urumea, und wird von den Einheimischen meist "Estación del Norte" ("Nordbahnhof") genannt. Die Schmalspurstrecken des Euskotren (den wiederum nennen die Einheimischen recht liebevoll "topo" – "Maulwurf") laufen hingegen am südlich der Innenstadt gelegenen Bahnhof Amara (benannt nach dem gleichnamigen Stadtviertel) zusammen – ein Kopfbahnhof mit schlicht-funktionalem Empfangsgebäude und ebenso schlichten Bahnsteigdächern, nicht weiter sehenswert.

Wir kamen in Amara an und sind auch von dort weiter, am Nordbahnhof waren wir nicht. In meiner Skizze habe ich auf die Darstellung von mehreren Bahnhöfen pro Stadt verzichtet.

Der Topo war übrigens neulich auch bei "Eisenbahnromantik" sowie in einer 15 Minuten längeren Version als "Mit dem Zug durchs Baskenland" bei ARTE zu sehen. Der Beitrag dürfte noch über die Mediathek abrufbar sein.

in Irún auf einen Renfe-Fernzug umsteigen. Das dürfte in den wenigsten Fällen Sinn machen, da es AFAIK keine durchgehenden internationalen Fahrkarten mehr gibt und die Fernzüge auf der Kurzstrecke hoffnungslos überteuert sind.

Vor allem ist der Fahrplan, was Fernzüge angeht, ziemlich mau. Der sieht im wesentlichen so aus: Am Morgen und am Abend jeweils ein Alvia nach Barcelona und Madrid und zwischendrin nur ein oder zwei Züge. Also wie in Bilbao, was nicht verwunderlich ist, da auf dem Weg nach Barcelona und Madrid die Zugteile aus Irun und Bilbao vereinigt werden. Nur das Trenhotel nach Lissabon ist als Anschluss wirklich interessant!

Was macht man eigentlich einen Abend, eine Nacht und einen halben Tag lang in Hendaye?!?

Ja genau, haben wir dann auch festgestellt... ;)

für Option c) entscheiden: ab Hendaye im Euskotren. Der Euskotren hält zwar auch mehrmals in Irún, allerdings nicht direkt am SNCF/Renfe-Bahnhof, daher empfiehlt sich der Umstieg in Hendaye.

Zumal auch nicht längst nicht alle Züge aus Frankreich überhaupt bis nach Irun fahren, wurde die Option meiner Beobachtung nach auch viel genutzt.

Der große Vorteil des Euskotren ist: Er fährt üblicherweise im 30-Minuten-Takt

Von Hendaye aus. Von Irun sogar alle 15 Minuten.

BTW: So oder so empfiehlt es sich, an den Grenzbahnhöfen den Personalausweis oder ein anderes Reisedokument griffbereit zu halten; es kann durchaus sein, dass sich ein Uniformierter dafür interessiert.

Da waren diesmal keine zu sehen. Anders als letztes Jahr auf der Fahrt nach Portbou, wo noch auf der französischen Seite zwei eher aufdringliche Polizisten unsere Ausweise sehen wollten, während wir gerade im Nachtzugabteil beim Anziehen waren...

Was den Euskotren zwischen San Sebastián und Bilbao betrifft: Abgesehen von ein paar Freaks und Touristen dürfte kaum jemand damit die komplette Strecke zwischen den beiden Städten fahren.

Stimmt. Aber landschaftlich lohnt es sich und Fernbusse meide ich schon aus Prinzip. :)

tl;dr
Baskenland ist toll, fahrt da hin!

Jep. :)

Die Eisenbahn im Baskenland - Dank und Anm.

Frankfurt (Main) Süd, Mittwoch, 23.09.2015, 17:25 (vor 3729 Tagen) @ mrhuss

Wir hätten uns mehr Zeit nehmen können, aber das Wetter war leider eher mies und meine Frau an dem Tag ziemlich platt, so dass sie schnell weiter wollte... Vielleicht klappt es ja später noch einmal. Ich würde dann die Übernachtung auch wohl eher dorthin verlegen.

Joa, das Wetter in Donosti ist nicht immer nur sonnig. Aber von einem Hotelzimmer mit Meerblick einem echten Biskaya-Sturm bei der Arbeit zuzuschauen, hat auch was. ;-)

Ansonsten ist bei schlechtem Wetter eine Kneipentour durch die Altstadt die beste Idee. Oder man geht in das Spa "La Perla" direkt am Strand.

Nur das Trenhotel nach Lissabon ist als Anschluss wirklich interessant!

Yep, in der Tat. Und der ist auch auf einen nach Irún durchgebundenen TGV abgestimmt. Der Anschluss wird wohl auch abgewartet, auch wenn wir uns damals nicht darauf verlassen haben und 24h Station in Hondarribia (gleich neben Irún, aber am Meer) Station gemacht haben. Wenn das Budget es zulässt: Die Übernachtung im dortigen Parador (eine Burg aus der Zeit Karls V.) empfiehlt sich. Und im Sud-Express gibts zwar nicht mehr den richtigen Speisewagen, wo das 3-Gänge-Menü schon im Preis für das Deluxe-WL-Abteil inklusive war, aber auch im jetzigen Barwagen wird noch frisch gekocht. Außerdem fand ich es recht witzig, in so einer portugiesischen Exklave (Spanisch hört man in dem Wagen kaum, von Baskisch ganz zu schweigen) durch die baskischen Berge zu rollen...

Was macht man eigentlich einen Abend, eine Nacht und einen halben Tag lang in Hendaye?!?


Ja genau, haben wir dann auch festgestellt... ;)

:-D

BTW: So oder so empfiehlt es sich, an den Grenzbahnhöfen den Personalausweis oder ein anderes Reisedokument griffbereit zu halten; es kann durchaus sein, dass sich ein Uniformierter dafür interessiert.


Da waren diesmal keine zu sehen. Anders als letztes Jahr auf der Fahrt nach Portbou, wo noch auf der französischen Seite zwei eher aufdringliche Polizisten unsere Ausweise sehen wollten, während wir gerade im Nachtzugabteil beim Anziehen waren...

Hängt wie immer von Lust, Laune und Weltlage ab. Als in Frankreich mal wieder irgendeine Terrorwarnung war, haben früh morgens die Gendarmen am Euskotren-Bahnhof in Hendaye die Ausweise sämtlicher dort ankommender Pendler kontrolliert. War bestimmt ein gefährlicher Islamist darunter!

Als wir umgekehrt mal mit dem SEV aus Hendaye in Irún ankamen (wegen eines Lokführer-Streiks bei der SNCF fuhr der TGV zwar, wurde aber in Hendaye gebrochen, für die Weiterfahrt gabs einen spanischen Bus, vor dem Einsteigen wurden aber die TGV-Tickets genau kontrolliert), hatte sich die Guardia Civil strategisch am Ausgang des Busparkplatzes neben dem Bahnhof aufgestellt und zielsicher den einzigen Fahrgast brauner Hautfarbe rausgegriffen. Ich habe mich demonstrativ hinter ihm angestellt und wurde sehr nachdrücklich zum sofortigen unkontrollierten Weitergehen aufgefordert.

Danke auch für Deine Ergänzungen zu meinen Anmerkungen!

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