Deutschlands Q-Bahnhöfe (Teil 11, 40 Bilder) (Reiseberichte)

Sören Heise, Region Hannover, Sonntag, 06.09.2015, 12:35 (vor 3746 Tagen)

Moin!

Leicht verspätet darf ich euch zur vorletzten Folge unserer Reise zu Deutschlands Q-Bahnhöfen willkommen heißen. Unser Ziel ist Quedlinburg. Die Stadt vorm Nordrand des Harzes ist nicht umsonst Teil des Unesco-Welterbes, aber auch der Bahnhof hat es in sich. Ein paar Bilder der Stadt (und ganz viel laublose Selketalbahn) gibt es bei
Tobias. Wir beginnen mit einem Blick in die Geschichte.


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Es war im Jahr 1858, als die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn-Gesellschaft (MHE) sich dazu entscheid, Quedlinburg an ihr Schiennetz anzuschließen. Neben der Industrie im Ort versprachen das Hüttenwerk in Thale wie auch der wachsende Tourismus gute Einnahmen. Problematisch war nur die Streckenwahl. Man entschied sich zwischen Halberstadt und Quedlinburg dann für den östlichen Weg, so vermied man sowohl Terrainschwierigkeiten als auch die störrischen Bauern in Harsleben, die wollten nämlich ihr Land nicht hergeben. 1860 erging die Baugenehmigung und am 2. Juli 1862 erfolgte die feierliche Einweihung der Strecke. Am Tag darauf wurde der planmäßige Verkehr aufgenommen. Zunächst waren es vier Zugpaare, 152 Jahre später hat sich deren Zahl auf 19 erhöht. Die meisten Züge verkehren durchgehend von Magdeburg über Halberstadt nach Thale. Eingesetzt werden seit dem 11. Dezember 2005 Dieseltriebwagen der Baureihe 648, betrieben von der Transdev Sachsen-Anhalt GmbH unter dem Namen Harz-Elbe-Express.

Zurück in die Geschichte. Die Bahn und ihr Verkehr wuchsen und gediehen. In den Jahren von 1907 bis 1910 wurde die Strecke Halberstadt - Thale mit einem zweiten Gleis versehen. Der Sommerfahrplan 1909 nennt 15 Personenzugpaare, der Sommerfahrplan 1930 13 Paare, dazu einen täglichen Schnellzug nach Berlin. Nach der Übergabe der Gegend an die Rote Armee wurde im Rahmen der Demontagen das zweite Streckengleis entfernt. Die Strecke nach Thale ist seitdem eingleisig.

Der DB-Bahnhof Quedlinburg besteht nur noch aus zwei Gleisen, das dritte Bahnsteiggleis ist schmalspurig. Zu seinen Hochzeiten hatte er 36 Gleise, mehrheitlich für den Güterverkehr. Das Empfangsgebäude wurde 1862 fertiggestellt, 1890 kam der Anbau für die Bahnhofsgaststätte hinzu, 1885 - 1891 entstanden außerdem die Holzbuden an Gleis 1. Vom 1887/1888 errichteten Lokbahnhof steht noch der Schuppen, von den einst drei Stellwerken ist nur noch „Qo” an der Einfahrt aus Wegeleben in Betrieb.


Am 30. Juni 1907 nahm die Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn (HBE) ihre Strecke von Blankenburg nach Thale Bodetal in Betrieb, womit Thale einen zweiten Bahnanschluß erhielt. Am 5. April 1908 erfolgte die Verlängerung nach Quedlinburg. Das Hüttenwerk in Thale profitierte von der neuen Bahnverbindung, gleichzeitig ging der Güterverkehr auf der Staatsbahn zurück. Der Reiseverkehr auf der Quäke endete 1969 zwischen Quedlinburg und Thale, der Gleiszustand war - freundlich gesagt - nicht mehr allzu gut. 1973 war auch zwischen Blankenburg und Thale Schluß. Noch bis 1993 verkehrten zwischen Blankenburg und Thale Güterzüge, 1999 wurde die Strecke stillgelegt.


Und dann war da noch die Bahnstrecke von Frose nach Quedlinburg. Sie werde ich in der nächsten, letzten, Folge dieser Serie vorstellen.


Literaturhinweise:
Dirk Endisch, Die Hauptbahn Halberstadt—Thale. Korntal-Münchingen 2006.
Werner Steinke, 125 Jahre Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn. Gernrode 2000.


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1 Wir erreichen Quedlinburg, wie es sein soll, mit dem Zug. Ab und an sieht man dabei einen anderen Zug, hier schickt sich Wagen 805 vom HEX gerade an, 99 6001 und ihren Zug zu überholen. Das ist einerseits verständlich, denn man hat Verspätung. Andererseits ist das doof, weil ich mit diesem HEX weiterfahren wollte (was auch gelang).


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2 Nachschuß.


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3 Das neugotische Empfangsgebäude.
(Diese drei Aufnahmen entstanden gestern. Der nun folgende Rundgang zeigt mehrheitlich Aufnahmen vom 12. April 2014, garniert mit einigen Bildern von vorgestern.)


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4 Der Ausgang zum Personentunnel.


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5 Zugkreuzung.


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6 Der Zug nach Magdeburg fährt ab. Im Hintergrund links der neue Lokschuppen, rechts das Stellwerk. Der gepflasterte Weg führt am Selketalbahnprellbock vorbei zum Selketalbahnparkplatz (der sehr leer war).


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7 Der alte Lokschuppen.


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8 Der neue im Portrait.


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9 Bahnhofsbild. Links Gleis 3 der Selketalbahn.


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10 Qo ist das letzte Stellwerk des Bahnhofs.


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11 Von der Gleisseite aus gesehen.


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12 Der Bahnübergang. Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht inzwischen modernisiert wurde.


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13 Bahnhofsschilder.


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14 Rückansicht. Die Bahnsteige liegen rechts außerhalb des Bildes.


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15 Güterschuppen.


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16 Qmf ist außer Betrieb, die Unterführung zur Untergehung langer Schrankenschließzeiten nicht.


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17 Blick zum Bahnhofsgebäude.


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18 Qmf von der Straße aus gesehen.


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19 Im Grünzeug die Bahnsteigkante der Quäke.


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20 Die Güterschuppen von der Gleisseite.


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21 Das Empfangsgebäude im Gegenlicht.


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22 Bahnhofsplatz. Keine Ahnung, wen sie da aufgestellt haben und warum.


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23 Der Giebel.


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24 Innendrin zur Gleisseite zwei bunte Fenster, vorm anderen stand gerade ein Gerüst.


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25 Die DB-Agentur im alten Fahrkartenschalter wird vom örtlichen Busbetrieb betrieben.


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26 Gegenüber Bäckerei und Bahnhofsbuchhandlung.


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27 Kein gotisches Gewölbe oben.


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28 Hausbahnsteig. Links der Eingang ins Empfangsgebäude.


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29 Rolltor.


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30 Auf dem Bahnhofsplatz Busse in der Lackierung von Q-Bus. Die Firma ging nach einer Kreisreform 2013 in den Harzer Verkehrsbetrieben auf.


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31 Zu den Zügen.


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32 Seitenansicht.


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33 Bahnsteigtreppe.


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34 Am Bahnsteig 1.


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35 Bahnsteigbild.


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36 Altes Schild.


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37 Die Unterführung scheint auch zum Unesco-Weltkulturerbe zu gehören.


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38 Jedenfalls ist sie nicht gerade einladend.


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39 Das Glas ist lückenhaft.


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40 Der Mittelbahnsteig wurde behutsam modernisiert. Mit VT 803 (nach Magdeburg) und VT 805 (nach Thale) beende ich den Besuch in Quedlinburg.


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Aus aktuellem Anlaß melde ich mich heute nochmals zu Wort, bevor es am nächsten Wochenende zum letzten Q-Bahnhof geht.

Viele Grüße
Sören

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Q-Bahnhof (Teil 11)

462 001, Taunus, Sonntag, 06.09.2015, 13:17 (vor 3746 Tagen) @ Sören Heise
bearbeitet von 462 001, Sonntag, 06.09.2015, 13:20

Hey Sören,

ist ja ganz schön dort, nur der Bahnhof wirk ein wenig abrissreif. Das Gesamtbild ist nicht das allerbeste.

Nach der Übergabe der Gegend an die Rote Armee wurde im Rahmen der Demontagen das zweite Streckengleis entfernt. Die Strecke nach Thale ist seitdem eingleisig.

Da haben wirs wieder, die Russen(Obwohl, damals waren es ja noch Sowjets).

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1 Wir erreichen Quedlinburg, wie es sein soll, mit dem Zug. Ab und an sieht man dabei einen anderen Zug, hier schickt sich Wagen 805 vom HEX gerade an, 99 6001 und ihren Zug zu überholen. Das ist einerseits verständlich, denn man hat Verspätung. Andererseits ist das doof, weil ich mit diesem HEX weiterfahren wollte (was auch gelang).

Zuerst dachte ich, hilfe da herscht ja linksverkehr:)

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30 Auf dem Bahnhofsplatz Busse in der Lackierung von Q-Bus. Die Firma ging nach einer Kreisreform 2013 in den Harzer Verkehrsbetrieben auf.

Da nehm ich lieber den Qbuzz, der auch bessere Farben hat.

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38 Jedenfalls ist sie nicht gerade einladend.

Auch wenn es verboten ist: Da würde ich lieber die Gleise queren, als dort durch zu müssen.

Gruß aus dem Taunus

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Stand: 23.11.2025

Deutschlands Q-Bahnhöfe (Teil 11, 40 Bilder)

Regiosprinter, Sonntag, 06.09.2015, 23:16 (vor 3745 Tagen) @ Sören Heise

Hallo Sören,

vielen Dank für dieses Portrait!

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12 Der Bahnübergang. Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht inzwischen modernisiert wurde.

Nein, mit Stand Ende Mai 2015 nicht. Der sieht noch genau gleich aus.
Wobei die Ausnahmegenehmigung dieser Beschilderungsvariante auch schon mehrfach verlängert wurde...

Beste Grüße,
Klaus

Sammelantwort

Sören Heise, Region Hannover, Montag, 07.09.2015, 21:39 (vor 3745 Tagen) @ Sören Heise

Moin,

in aller gebotenen Länge die Sammelantwort.

Klaus: Danke. Es gibt ja immer noch massenweise von diesen BÜs. Der in Grieben ist leider Geschichte.

ICE1223: Einmal sanieren, und schon ist er wie neu.


Demnächst werde ich diese Serie mit Quedlinburg-Quarmbeck beenden. Das geht schnell, da ist ja nicht viel zu sehen. ;-)


Viele Grüße
Sören

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Das ist die Flora! Also Sören.... :-(

Blaschke, Dienstag, 08.09.2015, 06:20 (vor 3744 Tagen) @ Sören Heise

Hallo!

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22 Bahnhofsplatz. Keine Ahnung, wen sie da aufgestellt haben und warum.


Mein lieber Sören....

eine simple Google-Suche nach "Bahnhofsplatz Quedlinburg Denkmal" hätte Aufklärung gebracht:


https://de.wikipedia.org/wiki/Flora_%28Quedlinburg%29


Schöne Grüße von

jörg

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