Ein Gebrochenes Herz (Allgemeines Forum)

ExpressFreak, Dienstag, 11.08.2009, 18:07 (vor 5983 Tagen)
bearbeitet von ExpressFreak, Dienstag, 11.08.2009, 18:08

„Wer von Deutschland sieben Tage lang nur Züge und Bahnhöfe sieht, sieht das Land mit anderen Augen!“ Das schreibt der Bild-Reporter Markus Pönitz, der eine Woche lang mit dem Zug quer durch Deutschland gereist ist. Zugegeben, da kann ich nicht mithalten, aber einen ganzen Tag der mich nicht nur durch Deutschland, sondern auch durch einige Nachbarländer führte kann ich aufbieten.

Dienstag 04.08.09, 02:45 Uhr: Mein Wecker klingelt. Draußen ist es regnerisch, aber was soll’s, bei den vielen zu durchfahrenden Regionen die vor mir liegen, wird wohl auch mal schönes Wetter dabei sein.

Ein Kumpel der gerade 18 geworden ist fährt mich nach Regensburg zum Hauptbahnhof. Die Autobahn ist leer, wer kommt auch schon auf die Idee um diese Zeit zu verreisen?!
Auf Gleis acht steht der Alex nach München bereit. Im leeren 1. Klasse-Abteil versuche ich etwas zu schlafen, aber bei den harten Sitzen ist das nahezu unmöglich. Immer noch ist es draußen verregnet – ob das mal was wird mit dem guten Wetter?

Um 06:15 erreichen wir München, auf Gleis 23 steht ein funkelnder ICE nach Hamburg zur Abfahrt bereit – dass macht Lust auf ICE fahren, aber noch braucht es etwas Geduld.

07:00 Uhr: Keine Minute zu früh wird auf Gleis 21 der EC nach Zürich bereitgestellt. Das Abteil in dem ich mich einniste ist dreckig und abgenutzt aber im Gegensatz zu den Nachbarabteilen noch gut in Schuss. Pünktlich verlassen wir den Hauptbahnhof gen Süden. Ähnlich der Inneneinrichtung das Zuges, ist auch sein Fahrverhalten: Laut, unruhig und nervtötend. Eine Frechheit dem Kunden so ein Produkt als EC zu verkaufen!

Hinter Pasing dann die Fahrkartenkontrolle und die Zugbegleiterin ist verwundert über meinen Reiseweg…
…“Also übernachten sie in St. Gallen und fahren dann morgen weiter?“
„Nein heute noch!“
„Bis nach Zürich aber nur oder?“
„Nein bis nach Norddeutschland.“
„Na da haben Sie sich ja was vorgenommen, gute Fahrt!“

Bis zum Allgäurand nutze ich die eher unspektakuläre Strecke für ein Schläfchen. Hinter Kempten überkommt mich dann aber doch der Hunger, weshalb ich den Restaurantwagen aufsuche. Das Express-Frühstück das ich mir bestelle ist seinen Preis in Höhe von 9,60 Euro in Anbetracht der Größe nicht wert, aber wenigstens schmeckt es.

Es geht vorbei am großen Alpsee, durch Oberstaufen und ehe man sich versieht rollen wir in Lindau ein. Wo die fünf Minuten Verspätung trotz der überdimensionierten Fahrzeiten her kommen sind mir allerdings ein Rätsel.

Nach dem Lokwechsel geht es weiter am Bodenseeufer entlang, ein kleines Stückchen durch Österreich und dann über die Grenze in die Schweiz. Anscheinend hat die Schweizer Lok mehr zu bieten als die Deutsche, denn bis Zürich sind wir wieder planmäßig.

Der Übergang zu ICE 72 funktioniert reibungslos und ich nehme im hintersten Abteil, im letzten Wagen platz. Und dann ist es plötzlich da, das gewohnte ICE-Feeling: Der typische Geruch, die großen Bullaugen in den Türen und das neue Design, in den üblich frischen ICE-Farben.
Bis zur Abfahrt ist es Zeit für eine Zwischenbilanz: 490 Kilometer zurückgelegt, null Minuten Verspätung, dass kann sich sehen lassen.

Abfahrt ist pünktlich um 12:02 Uhr und – welch ein Wunder – sogar die Informationsbildschirme funktionieren einwandfrei.
Kurze Zeit später verdrücke ich im Bordrestaurant eine Portion Chili con Carne.
Ja, das ist schon ein Stück Lebensqualität, durch die Schweiz zu rauschen und bei Essen und Trinken die herrliche Landschaft zu genießen.

Bei Olten fahren wir dann das erste Mal 160 km/h, die kommen einem nach der ewigen Schleichfahrt im EC richtig rasant vor.

Hinter Basel geht es über den Rhein, vorbei an den Baustellen des Katzenbergtunnels und entlang der traumhaften Weinhänge. Alles läuft perfekt, sogar das Wetter ist sonnig geworden. Hinter Freiburg kommen wir kurz zum stehen, angeblich wegen Tieren auf der Fahrbahn, es geht aber sofort weiter.

Wir durchfahren Offenburg und dann geht es endlich auf die Schnellfahrgleise.
Ein gespannter Blick auf das FIS, doch das bleibt bei 160 km/h hängen. Enttäuschung macht sich breit. Wir erreichen Baden-Baden fünf Minuten zu spät, weiter geht’s mit + 8 Minuten, aber halb so wild, die lausigen Minuten wird der ICE schon wieder rausholen.
Falsch gedacht, auch hinter Karlsruhe wieder nur 160 km/h auf dem Display, kein gutes Omen.

Da kommt der Zugbegleiter vorbei:
„Sagen Sie, haben wir ein technisches Problem?“
„Nein…“
„Aber hier wird doch normalerweise deutlich schneller gefahren als 160?!“
„Ähm ja, da hat’s uns wohl erwischt, mehr als 160 ist heute nicht drin…“
Dann Stille, keiner sagt etwas, weder ich noch der Zub. Dieser nickt nur kurz und verschwindet dann.

Kurz daraufhin eine Durchsage: „Wegen technischer Störung dürfen wir heute nur 160 km/h fahren.“ Als ob man das nicht schon früher wusste. Und dann ist auf einmal alles im Eimer, egal wie die Fahrt bisher war, aus der Traum vom Geschwindigkeitsrausch, einem ICE-Fan bricht so etwas das Herz!

In Mannheim ein schneller Personalwechsel: „Wegen Tieren auf der Fahrbahn hat unser Zug zehn Minuten Verspätung“ – pure Lüge!

Hinter Fulda dann ein Hoffnungsschimmer: 154…161…167 – aber dann doch wieder nur 160. Schlimm, diese monotone Zahl. Und dafür habe ich monatelang mein Taschengeld gespart?!

Hinter Kassel kommen wir direkt neben der Werratalbrücke zum stehen. Ein rauschen, ein donnern und dann überholt uns ICE 786 mit über 200 km/h auf dem Nebengleis. Weiter geht’s im Schritttempo, die Autos auf der A 7 überholen uns mit links – das schmerzt!

Aufgrund der hohen Verspätung entscheide ich mich dazu bereits in Hannover umzusteigen und den IC nach Bremen zu nehmen. Daraus wird aber nichts, da wir irgendwo auf freier Strecke, genauer gesagt in Almstedt, zum stehen kommen. Begründung? Gibt es keine!
Der Zugbegleiter verteilt Frischetüchter: „Als kleine Entschädigung!“ Aber die machen die Geschwindigkeitsbeschränkung nicht wieder wett und schon gar nicht die 40 Minuten Verspätung.

Aus den Zuglautsprechern ertönt eine Durchsage mit Anschlussmöglichkeiten, die aber keiner versteht weil der Mitarbeiter sehr undeutlich spricht.
„Ankunft ist um 18:52!“, fügt er noch hinzu. Tatsächliche Ankunft: 18:58.
Ausstieg in Fahrtrichtung links steht auf dem Display, ich hab’s gewusst, der Bahnsteig ist rechts!

Trotzig wünscht die Bahn „noch einen schönen Tag“ – na den werde ich haben, jetzt bleibt mir nichts anderes übrig als den überfüllten Regionalexpress nach Bremen zu nehmen.
Naja, immerhin fährt der Zug gefühlsmäßig keine 160 km/h mehr.


Viele Grüße aus Oberfranken,
ExpressFreak

Fazit und Nachtrag

ExpressFreak, Dienstag, 11.08.2009, 18:13 (vor 5983 Tagen) @ ExpressFreak

Hallo Forumsgemeinde,

ich hoffe dass sich der ein oder andere meinen Beitrag trotz des vielen Textes durchlesen wird.
Natürlich ist mein Herz deswegen nicht gebrochen, denn mein echtes Herz lasse ich mir nur von Mädels brechen ;-).
Trotzdem geht soetwas an die Nieren, denn für einen eingefleischten ICE-Fan, der nur selten in einen solchen Zug kommt, sind solche Geschwindigkeiten eben nicht alltäglich.

Mit freundlichen Grüßen,
ExpressFreak

Fazit und Nachtrag

ICE615, Dienstag, 11.08.2009, 19:04 (vor 5983 Tagen) @ ExpressFreak

Hallo Forumsgemeinde,

ich hoffe dass sich der ein oder andere meinen Beitrag trotz des vielen Textes durchlesen wird.
Natürlich ist mein Herz deswegen nicht gebrochen, denn mein echtes Herz lasse ich mir nur von Mädels brechen ;-).
Trotzdem geht soetwas an die Nieren, denn für einen eingefleischten ICE-Fan, der nur selten in einen solchen Zug kommt, sind solche Geschwindigkeiten eben nicht alltäglich.

Mit freundlichen Grüßen,
ExpressFreak

Kaufe dir doch einen D-Pass, dann kannst du beliebig oft fahren. Oder gucke Mal, ob du in drei Monaten irgendwo 29 Euro Dauerspeziale finden kannst (habe ich sogar einmal für die Strecke München Siegburg geschafft).

Ein Gebrochenes Herz

101-Fan, Köln, Dienstag, 11.08.2009, 19:46 (vor 5983 Tagen) @ ExpressFreak

Auf Gleis acht steht der Alex nach München bereit. Im leeren 1. Klasse-Abteil versuche ich etwas zu schlafen, aber bei den harten Sitzen ist das nahezu unmöglich. Immer noch ist es draußen verregnet – ob das mal was wird mit dem guten Wetter?

Das mit dem Wetter ist Ansichtssache. Ich finde Regen und grauen Himmel auch sehr schön.


Kurz daraufhin eine Durchsage: „Wegen technischer Störung dürfen wir heute nur 160 km/h fahren.“ Als ob man das nicht schon früher wusste. Und dann ist auf einmal alles im Eimer, egal wie die Fahrt bisher war, aus der Traum vom Geschwindigkeitsrausch, einem ICE-Fan bricht so etwas das Herz!

Kann ich nachfühlen;-)


Hinter Kassel kommen wir direkt neben der Werratalbrücke zum stehen. Ein rauschen, ein donnern und dann überholt uns ICE 786 mit über 200 km/h auf dem Nebengleis. Weiter geht’s im Schritttempo, die Autos auf der A 7 überholen uns mit links – das schmerzt!

Etwas ähnliches habe ich vor kurzem auf der NBS Köln-Rhein/Main erlebt. Ich wollte von Frankfurt nach Köln fahren und hatte mich schon auf die Fahrt über die NBS gefreut. Doch auch mein Zug fuhr nicht schneller als 160. Der Zugchef gab durch, dass wir aus Sicherheitsgründen nicht schneller fahren könnten. Auch wir wurden von einem schnelleren ICE überholt. Jedoch musste mein Zug nicht anhalten. Wir wurden auf das Gegengleis geschickt, auf dem wir etwa 15 Minuten verblieben. Der ICE hatte 160 drauf, als rechts von uns der schnellere ICE vorbeizog. Ehrlich, ich hab gedacht wir stehen.

--
Es grüsst aus Köln
Markus

Ein Gebrochenes Herz

ICE615, Mittwoch, 12.08.2009, 10:11 (vor 5983 Tagen) @ 101-Fan

Auf Gleis acht steht der Alex nach München bereit. Im leeren 1. Klasse-Abteil versuche ich etwas zu schlafen, aber bei den harten Sitzen ist das nahezu unmöglich. Immer noch ist es draußen verregnet – ob das mal was wird mit dem guten Wetter?

Das mit dem Wetter ist Ansichtssache. Ich finde Regen und grauen Himmel auch sehr schön.


Kurz daraufhin eine Durchsage: „Wegen technischer Störung dürfen wir heute nur 160 km/h fahren.“ Als ob man das nicht schon früher wusste. Und dann ist auf einmal alles im Eimer, egal wie die Fahrt bisher war, aus der Traum vom Geschwindigkeitsrausch, einem ICE-Fan bricht so etwas das Herz!

Kann ich nachfühlen;-)


Hinter Kassel kommen wir direkt neben der Werratalbrücke zum stehen. Ein rauschen, ein donnern und dann überholt uns ICE 786 mit über 200 km/h auf dem Nebengleis. Weiter geht’s im Schritttempo, die Autos auf der A 7 überholen uns mit links – das schmerzt!

Etwas ähnliches habe ich vor kurzem auf der NBS Köln-Rhein/Main erlebt. Ich wollte von Frankfurt nach Köln fahren und hatte mich schon auf die Fahrt über die NBS gefreut. Doch auch mein Zug fuhr nicht schneller als 160. Der Zugchef gab durch, dass wir aus Sicherheitsgründen nicht schneller fahren könnten. Auch wir wurden von einem schnelleren ICE überholt. Jedoch musste mein Zug nicht anhalten. Wir wurden auf das Gegengleis geschickt, auf dem wir etwa 15 Minuten verblieben. Der ICE hatte 160 drauf, als rechts von uns der schnellere ICE vorbeizog. Ehrlich, ich hab gedacht wir stehen.


Manchmal geschehen auch Wunder. Letztens war ich von Stuttgart aus in Richtung Siegburg unterwegs. Es fing schon ganz prima an, der ICE kommt mit +3 an, verlässt Stuttgart dann mit +9 und kommt auf der SFS nicht über 200 km/h.
Irgendwann wird durchgesagt, dass man wegen einer Störung an der Zugsicherungstechnik nicht schneller als 200 km/h fahren könne. Ich sah mich schon mit +30 in Siegburg. Die Ankunft in Mannheim war dann mit +18, die Abfahrt mit +11. Am Frankfurter Flughafen ging es dann mit +8 raus. Ich hatte mich schon drauf eingestellt, dass jetzt die Bummelfahrt losgeht und war daher umso mehr überrascht, dass das FIS aufeinmal 220 km/h zeigte. Die vermeintliche Bummeltour wurde zu einer rasanten KRM Fahrt, so dass ich mit fast pünktlichen +1 in Siegburg war.
Am Zug kann wohl keine Störung vorgelegen haben, aber aus welchem Grund fährt man nicht schneller als 200 km/h? 160 machen schon eher Sinn, da könnte die LZB auf der Strecke oder das LZB Empfängergerät im Zug im Eimer sein. 230 km/h hätten auch Sinn gemacht, dann ist meist die Wirbelstrombremse nicht in Ordnung. Hat jemand eine Idee?

Ein Gebrochenes Herz

NIM rocks, Mittwoch, 12.08.2009, 10:20 (vor 5983 Tagen) @ ICE615

Auf Gleis acht steht der Alex nach München bereit. Im leeren 1. Klasse-Abteil versuche ich etwas zu schlafen, aber bei den harten Sitzen ist das nahezu unmöglich. Immer noch ist es draußen verregnet – ob das mal was wird mit dem guten Wetter?

Das mit dem Wetter ist Ansichtssache. Ich finde Regen und grauen Himmel auch sehr schön.


Kurz daraufhin eine Durchsage: „Wegen technischer Störung dürfen wir heute nur 160 km/h fahren.“ Als ob man das nicht schon früher wusste. Und dann ist auf einmal alles im Eimer, egal wie die Fahrt bisher war, aus der Traum vom Geschwindigkeitsrausch, einem ICE-Fan bricht so etwas das Herz!

Kann ich nachfühlen;-)


Hinter Kassel kommen wir direkt neben der Werratalbrücke zum stehen. Ein rauschen, ein donnern und dann überholt uns ICE 786 mit über 200 km/h auf dem Nebengleis. Weiter geht’s im Schritttempo, die Autos auf der A 7 überholen uns mit links – das schmerzt!

Etwas ähnliches habe ich vor kurzem auf der NBS Köln-Rhein/Main erlebt. Ich wollte von Frankfurt nach Köln fahren und hatte mich schon auf die Fahrt über die NBS gefreut. Doch auch mein Zug fuhr nicht schneller als 160. Der Zugchef gab durch, dass wir aus Sicherheitsgründen nicht schneller fahren könnten. Auch wir wurden von einem schnelleren ICE überholt. Jedoch musste mein Zug nicht anhalten. Wir wurden auf das Gegengleis geschickt, auf dem wir etwa 15 Minuten verblieben. Der ICE hatte 160 drauf, als rechts von uns der schnellere ICE vorbeizog. Ehrlich, ich hab gedacht wir stehen.

Manchmal geschehen auch Wunder. Letztens war ich von Stuttgart aus in Richtung Siegburg unterwegs. Es fing schon ganz prima an, der ICE kommt mit +3 an, verlässt Stuttgart dann mit +9 und kommt auf der SFS nicht über 200 km/h.
Irgendwann wird durchgesagt, dass man wegen einer Störung an der Zugsicherungstechnik nicht schneller als 200 km/h fahren könne. Ich sah mich schon mit +30 in Siegburg. Die Ankunft in Mannheim war dann mit +18, die Abfahrt mit +11. Am Frankfurter Flughafen ging es dann mit +8 raus. Ich hatte mich schon drauf eingestellt, dass jetzt die Bummelfahrt losgeht und war daher umso mehr überrascht, dass das FIS aufeinmal 220 km/h zeigte. Die vermeintliche Bummeltour wurde zu einer rasanten KRM Fahrt, so dass ich mit fast pünktlichen +1 in Siegburg war.
Am Zug kann wohl keine Störung vorgelegen haben, aber aus welchem Grund fährt man nicht schneller als 200 km/h? 160 machen schon eher Sinn, da könnte die LZB auf der Strecke oder das LZB Empfängergerät im Zug im Eimer sein. 230 km/h hätten auch Sinn gemacht, dann ist meist die Wirbelstrombremse nicht in Ordnung. Hat jemand eine Idee?

Vielleicht kein Problem an der Technik am Zug/an der Strecke, sondern ein Problem mit der Software, welches behoben wurde?

Soweit ich weiß, liegt auf der KRM ein geringfügig anderer Typ LZB als auf der SFS Stuttgart-Mannheim, vielleicht hat es auch etwas damit zu tun.

Ein Gebrochenes Herz

NIM rocks, Mittwoch, 12.08.2009, 10:35 (vor 5983 Tagen) @ ExpressFreak

Ein Kumpel der gerade 18 geworden ist fährt mich nach Regensburg zum Hauptbahnhof. Die Autobahn ist leer, wer kommt auch schon auf die Idee um diese Zeit zu verreisen?!

ICE-Freaks/Fans? ;-)

Auf Gleis acht steht der Alex nach München bereit. Im leeren 1. Klasse-Abteil versuche ich etwas zu schlafen, aber bei den harten Sitzen ist das nahezu unmöglich. Immer noch ist es draußen verregnet – ob das mal was wird mit dem guten Wetter?

Man muss sich im Alex nur den richtigen Wagen aussuchen - schlafen lässt es sich im Bm der zweiten Klasse am besten! Zu erkennen sind diese Wagen an den runden Dachenden, sie haben alle die neuen Alex-Polster. Mindestens ein Bm ist normalerweise im Alex-Zugverband eingereiht. Die Bom(z) und die ABvmz hingegen sind nicht zu empfehlen, wie beschrieben sehr harte Sitze.

Um 06:15 erreichen wir München, auf Gleis 23 steht ein funkelnder ICE nach Hamburg zur Abfahrt bereit – dass macht Lust auf ICE fahren, aber noch braucht es etwas Geduld.

Funkelnd - naja. Der ICE 1 hat seinen Glanz mittlerweile vollkommen verloren, finde ich. Kein Luxuszug-Charme mehr, und nun reihenweise kaputte Triebköpfe. Schade drum!

07:00 Uhr: Keine Minute zu früh wird auf Gleis 21 der EC nach Zürich bereitgestellt. Das Abteil in dem ich mich einniste ist dreckig und abgenutzt aber im Gegensatz zu den Nachbarabteilen noch gut in Schuss. Pünktlich verlassen wir den Hauptbahnhof gen Süden. Ähnlich der Inneneinrichtung das Zuges, ist auch sein Fahrverhalten: Laut, unruhig und nervtötend. Eine Frechheit dem Kunden so ein Produkt als EC zu verkaufen!

Ist denn ein EC, welcher aus deutschem Wagenmaterial gebildet ist, so viel besser? Ich finde nicht, denn ein ARkimbz ist einfach nur noch billig...

Hinter Pasing dann die Fahrkartenkontrolle und die Zugbegleiterin ist verwundert über meinen Reiseweg…
…“Also übernachten sie in St. Gallen und fahren dann morgen weiter?“
„Nein heute noch!“
„Bis nach Zürich aber nur oder?“
„Nein bis nach Norddeutschland.“
„Na da haben Sie sich ja was vorgenommen, gute Fahrt!“

Das kenne ich :-D

Bis zum Allgäurand nutze ich die eher unspektakuläre Strecke für ein Schläfchen. Hinter Kempten überkommt mich dann aber doch der Hunger, weshalb ich den Restaurantwagen aufsuche. Das Express-Frühstück das ich mir bestelle ist seinen Preis in Höhe von 9,60 Euro in Anbetracht der Größe nicht wert, aber wenigstens schmeckt es.

Man bedenke, dass auch heute noch einiges an Aufwand mit der Zuggastronomie verbunden ist. Somit darf man im Restaurant eines Zuges ruhig mit etwas höheren Preisen rechnen, gerechtfertig sind sie allemal. Dies sollte allerdings von den Bahngesellschaften/den Speisewagenbetreibern nicht dazu genutzt werden, die Preise in exorbitante Höhen zu treiben.

Es geht vorbei am großen Alpsee, durch Oberstaufen und ehe man sich versieht rollen wir in Lindau ein. Wo die fünf Minuten Verspätung trotz der überdimensionierten Fahrzeiten her kommen sind mir allerdings ein Rätsel.

Wenn nur eine 218 am Zug war, wird die schon so ihre Probleme gehabt haben, vor allem weil es, je länger der Tag wird, ja immer wärmer wird und die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen.

Wir durchfahren Offenburg und dann geht es endlich auf die Schnellfahrgleise.
Ein gespannter Blick auf das FIS, doch das bleibt bei 160 km/h hängen. Enttäuschung macht sich breit. Wir erreichen Baden-Baden fünf Minuten zu spät, weiter geht’s mit + 8 Minuten, aber halb so wild, die lausigen Minuten wird der ICE schon wieder rausholen.
Falsch gedacht, auch hinter Karlsruhe wieder nur 160 km/h auf dem Display, kein gutes Omen.

Da kommt der Zugbegleiter vorbei:
„Sagen Sie, haben wir ein technisches Problem?“
„Nein…“
„Aber hier wird doch normalerweise deutlich schneller gefahren als 160?!“
„Ähm ja, da hat’s uns wohl erwischt, mehr als 160 ist heute nicht drin…“
Dann Stille, keiner sagt etwas, weder ich noch der Zub. Dieser nickt nur kurz und verschwindet dann.

Der Zugbegleiter hat wohl schon an deinem Gesichtsausdruck erkannt, dass er dir mit dieser Aussage die ganze Fahrt vermiest hat ;-)

Kurz daraufhin eine Durchsage: „Wegen technischer Störung dürfen wir heute nur 160 km/h fahren.“ Als ob man das nicht schon früher wusste. Und dann ist auf einmal alles im Eimer, egal wie die Fahrt bisher war, aus der Traum vom Geschwindigkeitsrausch, einem ICE-Fan bricht so etwas das Herz!

Ging mir ähnlich bei Umleitung meines ICE 3 durchs Rheintal letztes Jahr...

Hinter Kassel kommen wir direkt neben der Werratalbrücke zum stehen. Ein rauschen, ein donnern und dann überholt uns ICE 786 mit über 200 km/h auf dem Nebengleis. Weiter geht’s im Schritttempo, die Autos auf der A 7 überholen uns mit links – das schmerzt!

Naja, dann hattest du ja doch noch ein bisschen ICE-Feeling ;-)

Schöner Bericht, gut zu lesen, du gibst deine Stimmungslage während der Fahrt sehr gut wieder. Ich kann mir das gut vorstellen, komme ich doch auch höchstens 1x im Jahr zu einer ordentlichen ICE-Fahrt.

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