Gehälter bei der Bahn (Allgemeines Forum)

ExpressFreak, Samstag, 28.02.2009, 21:17 (vor 6142 Tagen)

Guten Abend,

mich würde mal interessieren wer bei der Deutschen Bahn eigentlich was verdient...

Vom Fahrdienstleiter über den Ingenieur in der Instandhaltung bis hin zum Projektleiter im Tunnel- oder Brückenbau.

Hat jemand Erfahrungen damit? Stimmt es wirklich, dass die Deutsche Bahn nur das obere Management gut vergütet während die "normalen Arbeiter" und das mittlere Management eher leer ausgeht?

Grüße,
ExpressFreak

Gehälter bei der Bahn

Ozzwald, Samstag, 28.02.2009, 22:18 (vor 6142 Tagen) @ ExpressFreak
bearbeitet von Ozzwald, Samstag, 28.02.2009, 22:22

Naja, soviel sag ich mal...

Fdl ist nicht gleich Fdl....
es kommt auf den Ort an den er bereut. Ein özF in der BZ verdient mehr, als einer aufm Stellwerk an der Strecke, und auch bei den özF gibts unterschiede... Je nach Umfang der Bereiche.
Es gibt insgesammt 5 verschiedene Fdl in den Gehaltsklassen. Angefangen mit der
309 bis hoch zur 355. (309 wenig, 355 schon mehr). Brutto 1,7 bis 2,5 (bei neu eingestellten!)

Neu eingestelltes Gastro-Personal verdient so Klasse 510-512, ne 509 entspricht so Netto 1,2.
Zub 509, 1. Betreuer 508, Zc 506

Gehälter bei der Bahn

Frank Augsburg, Ansbach, Samstag, 28.02.2009, 23:31 (vor 6142 Tagen) @ ExpressFreak

Hallo in die Runde,


NEIN - ich möchte keinen Beitrag liefern, wer was verdient, wer was kriegt und ob das, was wer kriegt, auch verdient ist oder nicht.
Vielleicht mal mein ganz persönlicher Werdegang.
1982 habe ich im Bw Leipzig Hbf Süd angefangen als Lehrling für Tfz- Ih. Kriegte (DDR- Mark) 90/ 120/ 150/ 180 im Monat im ersten bis vierten Lehrhalbjahr.
Ihr denkt, das ist wenig?
Dann laßt Euch sagen, daß das von heute auf damals gesehen durchaus heute üblichem Niveau entspricht. Heißt aber lange nicht, daß damals alles gut war, denn das war es mit Sicherheit nicht.
Dann kam ich zur Armee. Da ich studieren wollte, "riet" man mir, mich für eine UaZ- Laufbahn (Unteroffizier auf Zeit) zu bewerben, (nur!!!) dann bekäme ich alle Unterstützung...
Diesen kleinen Hinweis mit "nur" habe ich verstanden und mich als UaZ verpflichtet auf 3 Jahre - mit einigen Hindernissen, aber schön. Also, was soll ich sagen - es war in den 80ern, der DDR ging es nicht so gut, und im 4. Diensthalbjahr war ich stv. Zugführer, weil ich schlicht der dienstälteste Gruppenführer war und solche, welche die Planstelle hätten besetzen können (mit 10- jähriger Verpflichtung) nicht in Sicht waren. Mit dem entsprechenden Geld über 18 satte Monate, ich kriegte mehr als mein Vater, der als Abteilungsleiter in einem Institut arbeitete!!! Was meinen Vater selbstverständlich auf die Palme brachte...
Danach ging es nach Dresden zum Studium.
200 DDR- Mark Stipendium im Monat, abzüglich 10 Mark/ Monat für das Bett im Wohnheim...
Ich hätte diverse Zusatzverdienste nicht gebraucht, aber ich machte die trotzdem: Zugreinigung in Dresden Altstadt, Zugmeldebuch in Dresden Hbf, ...
Dann kam ich als frischer Ing. an das Wissenschaftlich- Technische Zentrum der DR in Delitzsch. Das Geld aus der Armee war auf der hohen Kante für schlechte Zeiten. Allerdings habe ich das in den Jahren nach der Wende aufbrauchen müssen, denn als frischer Ing. mit Familie hatte ich gerade mal 550 DM netto. Dummerweise hatten sich die Preise im Vergleich zu DDR- Zeiten spontan verdoppelt.
Das Gehalt änderte sich mit der neuen Eingruppierung 1991, da hatte ich dann statt G9 ne E7, also vergleichbar mit jemandem in der Werkstatt, weil vorher deutlich drunter gemäß dem Daseinsanspruch des "Arbeiter- und Bauern- Staates"...
Bis 1996 "stieg" ich dann auf E10 mit Anfangsgehalt.
Man hatte uns Reichsbahnern immer erklärt, was wir bekämen, seien 84% vom "Westlohn". Dummerweise kam ich als Ing. 1994 zum BZA Minden, und was die Zeichner dort nach Hause nahmen, machte schnell klar, daß mein Gehalt weit unterhalb der 84% lag. Und ich war Ing., und kein Zeichner.
Nach sehr viel Hin und Her schmiß ich meinen Job bei der Bahn und fing bei einer Leihfirma in Nürnberg an. Als ich meine Gehaltsvorstellungen äußern sollte, ging ich freilich (für mich, nur in Gedanken!!!) von "100% Westniveau" als Ing. aus. Die Firma erkannte meinen Abschluß voll an.
Und meine Geldvorstellung war anscheinend so lächerlich wenig, daß man mir das anstandslos zahlte. Echt - ohne Murren und Maulen!
Manchmal dachte ich, ich hätte mehr verlangen sollen.
Aber nein. Die große Stunde kam kurz vor Ablauf der Probezeit. Ich bat um einen Termin und fragte, ob die Firma künftig mit mir plane.
Ja, selbstverständlich... Warum?
Naja - eben die übliche Druckserei, es geht um das liebe Geld.
Ach soooo. Ja, dann packen wir was drauf.
Und als klar war, daß ADtranz/ Bombardier in Nürnberg dicht macht, kriegte ich die Einladung einer ausgegründeten Firma, mich vorzustellen, und wollte eigentlich nur mein altes Gehalt.
Ist anstandslos durchgegangen.
Was selten ist in unseren schwierigen Zeiten: Erstens bin ich bei der Firma heute noch und zweitens kommt die Firma von selber und sagt: Wir zahlen Euch mehr - und meistens rückwirkend vom ...

Fazit des Ganzen:
Erstens: Wenn ich Chef wäre, würde ich meine MitarbeiterInnen motivieren, indem ich ihre Leistung voll vergüte und sie arbeitsmäßig an der ganz langen Leine lasse.
Zweitens: Bei jeder Tätigkeit zahlt sich eine gewisse Portion Erfahrung aus. Die wiederum setzt voraus, sich immer und immer mit dem zu beschäftigen, womit man so seine Brötchen verdient.
Und drittens: Eine pauschale Aussage über "Verdienen" kann es aus dem Grund nicht geben. Ich habe Leute erlebt, die schalteten auf Eisenbahn um, wenn sie das Büro betraten, und sobald sie es verließen, gab es die Eisenbahn für sie nicht mehr. Das mag gut sein, das mag schlecht sein, nach meiner Erfahrung trifft letzteres zu. Die Leute waren allerdings seinerzeit höher eingestuft als ich.

Am Montag kehre ich an den Ort meiner letzten "Schandtaten" bei der Bahn zurück: nach Minden.
Etwas neugierig bin ich schon, aber insgesamt vollkommen emotionslos. Ich bin MEINEN Weg gegangen.

Viele Grüße aus Ansbach
Frank

--
"Die Ferne ist ein schöner Ort,
doch wenn ich da bin, ist sie fort.
Die Ferne ist wo ich nicht bin,
ich geh und geh und komm nicht hin."

(Silly, mit der leider viel zu früh verstorbenen Tamara Danz)

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