173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung (Allgemeines Forum)

Holger_HAM, Hamm (Westfalen), Mittwoch, 28.01.2009, 22:38 (vor 6173 Tagen)

Hallo,
die aktuellen Schlagzeilen zum Umgang der DB mit ihren Mitarbeiter sind meiner Meinung nach schier unglaublich:

http://www.ftd.de/:Datenschutz-Skandal-Bahn-sieht-in-Bespitzelung-kein-Unrecht/466938.html

http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5iONXecA179slCQTLQLi5XD0cXmPQ

Korruptionsbekämpfung ist mit Sicherheit richtig und die Zahlen, von denen bislang die Rede war, habe ich für grenzwertig, jedoch noch irgendwie für nachvollziehbar gehalten. Aber 173.000 von rund 240.000 Beschäftigten, das steht für mich in keinem vernünftigen Verhältnis mehr. Da sollte mal jemand dringend zum Arzt geschickt werden.

--
Viele Grüße aus Hamm in Westfalen,
Holger
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173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

heinz11, Donnerstag, 29.01.2009, 11:21 (vor 6172 Tagen) @ Holger_HAM

Hallo,

Korruptionsbekämpfung ist mit Sicherheit richtig und die Zahlen, von denen bislang die Rede war, habe ich für grenzwertig, jedoch noch irgendwie für nachvollziehbar gehalten. Aber 173.000 von rund 240.000 Beschäftigten, das steht für mich in keinem vernünftigen Verhältnis mehr. Da sollte mal jemand dringend zum Arzt geschickt werden.

Das ist für mich paranoid und hochkriminell. Außerdem sagt es über das Verhältnis von Bahnmanagement zu Mitarbeitern und über das Betriebsklima mehr aus, als irgendwelche "Image-Flyer", Statements, Serviceinitiativen und sonstige gequirlte Sch..., die als offizielle Verlautbarungen nur die Umwelt verschmutzen.

Wie in einem Kommentar zu lesen ist, muß das durch höchste Stellen gedeckt worden sein, da es erst jetzt herauskommt. Ich hoffe, daß die DB AG diesbezüglich mit Strafanzeigen nur so eingedeckt wird. Und nicht zu vergessen: Schöne Grüße an den oder Konzern-IM!

Eine gute Zusammenfassung der Meinungen ist hier nachzulesen:
www.dradio.de/presseschau/ vom 29.01.09

gruß heinz

173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

bigbug21, Donnerstag, 29.01.2009, 11:45 (vor 6172 Tagen) @ heinz11

[...]
Das ist für mich paranoid und hochkriminell. Außerdem sagt es über das Verhältnis von Bahnmanagement zu Mitarbeitern und über das Betriebsklima mehr aus, als irgendwelche "Image-Flyer", Statements, Serviceinitiativen und sonstige gequirlte Sch..., die als offizielle Verlautbarungen nur die Umwelt verschmutzen.

Wobei dieses Screening wohl durchaus ein anerkanntes, auch bei anderen Unternehmen praktiziertes, Verfahren ist. Interessant wäre nun einmal zu wissen, warum die Verhängung eines Bußgeldes erwogen wird. Der reine Abgleich von Mitarbeiter-Stammdaten mit Unternehmensregeistern ist routine.

Viele Grüße
Peter

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173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

heinz11, Donnerstag, 29.01.2009, 12:33 (vor 6172 Tagen) @ bigbug21


Wobei dieses Screening wohl durchaus ein anerkanntes, auch bei anderen Unternehmen praktiziertes, Verfahren ist. Interessant wäre nun einmal zu wissen, warum die Verhängung eines Bußgeldes erwogen wird. Der reine Abgleich von Mitarbeiter-Stammdaten mit Unternehmensregeistern ist routine.

Viele Grüße
Peter

Hier wurde aber kein Screening praktiziert, sondern das ist schlichtweg Rasterfahndung bei betroffenen 75 Prozent der Belegschaft! Soviele Einkäufer und Vergabeverantwortliche kann selbst die DB nicht haben. Außerdem müßte m.E. z.B. der Betriebsrat einbezogen werden -> davon ist nichts bekannt. Zum anderen gibt es m.E. keine rechtliche Handhabe, auch die Ehepartner auszuforschen. Die Bahn hat hier mit verbotenen geheimdienstlichen Methoden gearbeitet. Und mit der von Holger-Hamm eher im Spaß geäußerten Vermutung, ob seiner vielen Beschwerden stehe er auf einer oder mehreren "schwarzen Listen" kommt er der Wahrheit vielleicht näher, als ihm selbst lieb ist.

Ich gehe eher davon aus, daß es darum ging, sogenannte "undichte Stellen" aufzuspüren und eine kritische Berichterstattung zu unterbinden. Zitat Mainzer Allgemeine Zeitung: "Alle reden vom Datenschutz, wir nicht."


heinz

173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

bigbug21, Donnerstag, 29.01.2009, 18:21 (vor 6172 Tagen) @ heinz11

[...]

Ich gehe eher davon aus, daß es darum ging, sogenannte "undichte Stellen" aufzuspüren und eine kritische Berichterstattung zu unterbinden.

Durch einen Abgleich mit dem Handelsregister?

[...]

Viele Grüße
Peter

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173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

Manitou, Samstag, 31.01.2009, 01:03 (vor 6171 Tagen) @ bigbug21

Die Bespitzelungsdichte bei der Bahn hat nach bisherigen Erkenntnissen ein mehrfach höheres Ausmaß erreicht, als die Stasi-Bespitzelung in der DDR.
Es wird wahrscheinlich noch ein Schwarze-Listen-Skandal folgen, denn mir sind aus dem Bekanntenkreis mehrere Fälle bekannt, wo Mitarbeiter, die in den Jahren 2001/02 in die Transfergesellschaften abgeschoben wurden, trotz hoher Bewerbungszahlen (z.T. bis zu 150 Bewerbungen auf Arbeitsplätze, die im "Stellenmarkt aktuell" ausgeschrieben waren) nicht wieder bei der DB eingestellt wurden. Von einer geglückten Wiedereinstellung kann ich dagegen in keinem einzigen Falle berichten.
Weiterhin soll damals sogar ein Schreiben umgelaufen sein, in dem die Transfergesellschaften aufgefordert wurden, zu vermeiden, daß leistungsfähige Fachkräfte zu NE-Bahnen / EVU gehen. Arbeitsplatzangebote gab es lediglich als SIPO (5,- €/h), bei Leiharbeits- und Reinigungsfirmen.

173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

bigbug21, Samstag, 31.01.2009, 17:51 (vor 6170 Tagen) @ Manitou

Hallo,

Die Bespitzelungsdichte bei der Bahn hat nach bisherigen Erkenntnissen ein mehrfach höheres Ausmaß erreicht, als die Stasi-Bespitzelung in der DDR.
[...]

So ein Quatsch. In der ehemaligen DDR wären für gut 200.000 Leute etwa 1.000 Leute der Stasi zuständig gewesen. Ein "mehrfach höheres Maß" würde alleine schon voraussetzen, dass tausende Mitarbeiter mit der "Bespitzelung" der Kollegen beauftragt werden. In unserer medienaffinen Demokratie ließe sich das wohl kaum verbergen. Auch sind keine Fälle bekannt, in denen Mitarbeiter grundlos einfach mal so für ein paar Tage, Wochen, Monate oder Jahre "verschwunden" wären, weil ihre Meinung nicht ins Bild passte.

Viele Grüße
Peter

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173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

Manitou, Sonntag, 01.02.2009, 00:37 (vor 6170 Tagen) @ bigbug21

Mit moderner Bespitzelungstechnik kann man mit weniger Spitzeln mehr Zioelpersonen bespitzeln. Es ist zu erwarten, daß große "Privatdedekteien" auch über automatische Auswertesysteme verfügen, die ähnlich funktionieren wie der "Fleischfresser" der NSA (US-Technik-Geheimdienst für TK- und Internet-Spionage).
Heute dampft man keine Briefe mehr auf und beim Telefonabhören können Gespräche automatisch in Relevant und nicht Relevant sortiert werden.
Außerdem bezog sich mein Vergleich von Bespitzelzten zum Gesamtpotential von Personen. Die Stasi soll ca. 1-2 Mio von 17 Mio DDR-Bürgern überwacht haben (~ 5-10%). Bei der Bahn sind ca. 173 000 von ca. 200 000 Mitarbeitern bespitzelt worden (~ 85%). Somit hat die "MehSi" prozentual eine weitaus höhere Quote als die Stasi.

173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

bigbug21, Sonntag, 01.02.2009, 00:42 (vor 6170 Tagen) @ Manitou

[...]

Wie gesagt: Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen dem Abgleich einiger Stammdaten mit einer menschenverachtenden, tiefgreifenden Überwachung erheblicher Teile der Bevölkerung. Selbst wenn das übelste, von Kritikern an die Wand gemalte Szenario zutrifft, kommt das noch nicht einmal im Ansatz gegen die unsäglichen Taten des Unterrechtsregimes in der DDR heran, das allein zigtausende Bürger nach Gutdünken hinter Schloss und Riegel verschwinden ließ.

Viele Grüße
Peter

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173.000 Mitarbeiter im Visier der Korruptionsbekämpfung

bahn-user, Sonntag, 01.02.2009, 08:39 (vor 6169 Tagen) @ Manitou

Mit moderner Bespitzelungstechnik kann man mit weniger Spitzeln mehr Zioelpersonen bespitzeln.

Korrekt wäre es:
Mit moderner Bespitzelungstechnik kann man mit weniger Spitzeln mehr Zielpersonen bespitzeln, allerdings auch wesentlich ungenauer als die Stasi.

Die US-Geheimdienste sind ja schon 09/11 aus ihrer Technikgläubigkeit aufgewacht und haben mittlerweile gelernt, dass es eben doch viel effektiver wäre, wenn ein menschlicher Informant bei Osama am Lagerfeuer mitsitzen würde anstelle all der schicken Super-Satelliten und globaler Kommunikationsüberwachung.

Es wird Zeit, dass der Eigentümer eingreift

Holger_HAM, Hamm (Westfalen), Sonntag, 01.02.2009, 08:25 (vor 6169 Tagen) @ Manitou

Hallo,
zur Krönung geschieht das noch alles in einem Unternehmen, das sich komplett im Staatsbesitz befindet. Es wird Zeit, dass der Eigentümer eingreift und diesem Treiben ein Ende bereitet. Es kann doch nicht sein, dass sich der oberste Chef zurücklehnt und sagt, dass er davon nichts wusste. Entweder wusste er wirklich nichts davon, dann hat er seinen Laden nicht im Griff und gehört auf die Straße gesetzt. Oder er wusste davon, lügt nun und gehört dann auf dei Straße gesetzt.

Bei beiden Möglichkeiten ist das Ergebnis gleich. Mehdorn sollte gehen. Seine beste Zeit hat er eh hinter sich. Ich sehe kein Konzept, wohin er mit der DB will. Für Kunden, Mitarbeiter und "Besitzer" ist er nur noch eine Zumutung.

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Viele Grüße aus Hamm in Westfalen,
Holger
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Es wird Zeit, dass der Eigentümer eingreift und endlich...

heinz11, Montag, 02.02.2009, 13:49 (vor 6168 Tagen) @ Holger_HAM

Hallo,
zur Krönung geschieht das noch alles in einem Unternehmen, das sich komplett im Staatsbesitz befindet. Es wird Zeit, dass der Eigentümer eingreift und diesem Treiben ein Ende bereitet. Es kann doch nicht sein, dass sich der oberste Chef zurücklehnt und sagt, dass er davon nichts wusste. Entweder wusste er wirklich nichts davon, dann hat er seinen Laden nicht im Griff und gehört auf die Straße gesetzt. Oder er wusste davon, lügt nun und gehört dann auf dei Straße gesetzt.

Bei beiden Möglichkeiten ist das Ergebnis gleich. Mehdorn sollte gehen. Seine beste Zeit hat er eh hinter sich. Ich sehe kein Konzept, wohin er mit der DB will. Für Kunden, Mitarbeiter und "Besitzer" ist er nur noch eine Zumutung.

für Klarheit sorgt. Das Einschalten der Staatsanwaltschaft ist kluge Taktik Mehdorns und Augenwischerei: Ersteres, weil kein MA etwas nach außen geben wird, weil alles gegen ihn verwendet werden kann und letzteres weil hier nicht nur um strafrechtliche Dinge geht. Hier sind Daten, die zu einem bestimmtem Zweck erhoben wurden (z.B. Krankenkassendaten), vertrags- und m.E. rechtswidrig zu anderen Zwecken (Rasterfahndung) verwendet worden. Der Betriebsrat, so wurde es heute zitiert, wurde wegen "zu großer Geschwätzigkeit" nicht informiert, entgegen rechtlicher Bestimmungen. Subjektive Einschätzungen werden höher gestellt als rechtliche Anforderungen. Der Staat bin ich, hartmut mehdorn. Ich bleibe dabei, es ging vor allem darum, undichte Stellen aufzuspüren und "unschädlich" zu machen.

Außerdem ist der Umfang des Abgleichs nicht branchenüblich, sondern lediglich Verdachtsfälle werden "gerastert". Andere Großunternehmen sowie Wirtschaftsprüfungsgesellschaften haben sich gegen die Vereinnahmung als Zeugen durch Mehdorn massiv gewehrt.

Fazit: Abtreten!

gruß heinz

Es wird Zeit, dass der Eigentümer eingreift und endlich...

Dan_P, St. Ilgen/Sandhausen, Mittwoch, 04.02.2009, 09:42 (vor 6166 Tagen) @ heinz11

Laut Heise ist ein Blogger wegen angeblichem Geheimnisverrats im Zusammenhang mit der Datenaffäre abgemahnt worden.

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bye, Dan

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Meine Fotos im Netz - http://www.dans-photos.net/

die Suche von Lecks bei der T-Com

bahn-user, Sonntag, 01.02.2009, 08:50 (vor 6169 Tagen) @ heinz11

Ich gehe eher davon aus, daß es darum ging, sogenannte "undichte Stellen" aufzuspüren und eine kritische Berichterstattung zu unterbinden. Zitat Mainzer Allgemeine Zeitung: "Alle reden vom Datenschutz, wir nicht."

Mich wunderte übrigens beim T-Com Skandal, dass mittels Handyrechnungen Lecks aufgespürt werden sollten ...

In Führungsebenen weiss man doch z.b., wie sensibel bereits Headhunter manchmal Kontakt aufnehmen.

Und da soll jemand aus einem *Mobilfunkunternehmen* seine eigenen Telefonanschlüsse oder die seiner Familie benutzt haben, um Journalisten zu kontaktieren? Anstelle von Telefonzellen oder unregistrierten Prepaid-Karten in fremden Handys?

Privatdetekteien halte ich übrigens generell für grenzwertig und wundere mich immer, wie toll der "Privatschnüffler" in Fernsehserien dargestellt wird. Privatdetektive leben ja im Prinzip zu einem guten Teil davon, andere Bürger zur Verletzung des Datenschutzes zu bringen, sonst könnte sich der Auftraggeber das Geld für die ja sparen und seine Abfragen gleich selber tätigen.

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