Betriebsgeschwindigkeiten auf ABS - ist mehr als 230 möglich (Allgemeines Forum)

TheBlackman, Mittwoch, 21.01.2009, 20:29 (vor 6177 Tagen)

Auf Wikipedia ist unter http://de.wikipedia.org/wiki/InterCityExpress folgendes zu lesen:

„Der ICE-Vorläufer InterCityExperimental wurde am 26. November 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt. Am selben Tag stellte der Zug zwischen Gütersloh und >Hamm mit 317 km/h einen neuen Weltrekord für Drehstrom-Schienenfahrzeuge auf.“

Zwischen Gütersloh und Hamm? Da ist doch heute eine ABS für 200. Wie konnte der Zug damals mehr als 300 fahren? Ist die Strecke doch für höhere Geschwindigkeiten geeignet?

Und ganz allgemein gefragt – auf was für Geschwindigkeiten lassen sich bestehende Strecken ausbauen? Anfangs waren es ja 200, jetzt sind es schon 230.
Unter http://en.wikipedia.org/wiki/High-speed_rail_in_China kann man lesen, dass in China Altstrecken teilweise bis auf 250 km/h geupgradet werden. Wäre das auch hier denkbar?

Schon mal vielen Dank für eure Antworten!

Gruß

Christian

Betriebsgeschwindigkeiten auf ABS - ist mehr als 230 möglich

Steffen, Mittwoch, 21.01.2009, 21:19 (vor 6177 Tagen) @ TheBlackman

Hallo Christian,

„Der ICE-Vorläufer InterCityExperimental wurde am 26. November 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt. Am selben Tag stellte der Zug zwischen Gütersloh und >Hamm mit 317 km/h einen neuen Weltrekord für Drehstrom-Schienenfahrzeuge auf.“


Zwischen Gütersloh und Hamm? Da ist doch heute eine ABS für 200. Wie konnte der Zug damals mehr als 300 fahren? Ist die Strecke doch für höhere Geschwindigkeiten geeignet?

für solche Sonderfahrten gibt es Sondergenehmigungen, meistens mit Sonderregelungen, dann darf auch schneller als die eigentlich zulässige Höchstgeschwindigkeit gefahren werden. Sofern es der Unterbau zulässt, aber wie Du siehst, es geht ;)

Und ganz allgemein gefragt – auf was für Geschwindigkeiten lassen sich bestehende Strecken ausbauen? Anfangs waren es ja 200, jetzt sind es schon 230.
Unter http://en.wikipedia.org/wiki/High-speed_rail_in_China kann man lesen, dass in China Altstrecken teilweise bis auf 250 km/h geupgradet werden. Wäre das auch hier denkbar?

Zwischen Köln und Düren wird seit dem Totalumbau mit 250 km/h gefahren.

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Betriebsgeschwindigkeiten auf ABS - ist mehr als 230 möglich

TheBlackman, Mittwoch, 21.01.2009, 23:54 (vor 6177 Tagen) @ Steffen

Hi Steffen,

für solche Sonderfahrten gibt es Sondergenehmigungen, meistens mit >Sonderregelungen, dann darf auch schneller als die eigentlich zulässige >Höchstgeschwindigkeit gefahren werden. Sofern es der Unterbau zulässt, aber wie >Du siehst, es geht ;)

Das ist interessant. Wieso ist die Strecke dann dennoch nur für 200 freigegeben? Demnach müsste sie ja locker für 250 und vielleicht sogar mehr geeignet sein.

Und ganz allgemein gefragt – auf was für Geschwindigkeiten lassen sich >>bestehende Strecken ausbauen? Anfangs waren es ja 200, jetzt sind es schon 230.
Unter http://en.wikipedia.org/wiki/High-speed_rail_in_China kann man lesen, >>dass in China Altstrecken teilweise bis auf 250 km/h geupgradet werden. Wäre >>das auch hier denkbar?

Zwischen Köln und Düren wird seit dem Totalumbau mit 250 km/h gefahren.

Ist das nicht eine NBS, oder irre ich mich da? Falls es wirklich eine ABS ist, gibt es noch weitere Strecken die man auf 250 oder mehr ausbauen könnte? Auf welchen Strecken würde das Sinn machen bzw. wäre ein Ausbau auf 250 oder mehr einer NBS vorzuziehen?

Gruß

Christian

Betriebsgeschwindigkeiten auf ABS - ist mehr als 230 möglich

ICE-TD, Donnerstag, 22.01.2009, 00:06 (vor 6177 Tagen) @ TheBlackman

Hi Steffen,

für solche Sonderfahrten gibt es Sondergenehmigungen, meistens mit >Sonderregelungen, dann darf auch schneller als die eigentlich zulässige >Höchstgeschwindigkeit gefahren werden. Sofern es der Unterbau zulässt, aber wie >Du siehst, es geht ;)


Das ist interessant. Wieso ist die Strecke dann dennoch nur für 200 freigegeben? Demnach müsste sie ja locker für 250 und vielleicht sogar mehr geeignet sein.

Für Versuchsfahrten gibt es Sondergenehmigungen und Auflagen, z.B. werden Bahnsteige abgesperrt, so das keine Personen gefährdet werden. Es werden manchmal Sicherheitseinrichtungen abgeschaltet um solch hohe Geschwindigkeiten zu ermöglichen u.a. Das alles ist aber nur für Versuchsfahrten möglich, nicht im Regelverkehr.

Und ganz allgemein gefragt – auf was für Geschwindigkeiten lassen sich >>bestehende Strecken ausbauen? Anfangs waren es ja 200, jetzt sind es schon 230.
Unter http://en.wikipedia.org/wiki/High-speed_rail_in_China kann man lesen, >>dass in China Altstrecken teilweise bis auf 250 km/h geupgradet werden. Wäre >>das auch hier denkbar?

Zwischen Köln und Düren wird seit dem Totalumbau mit 250 km/h gefahren.


Ist das nicht eine NBS, oder irre ich mich da? Falls es wirklich eine ABS ist, gibt es noch weitere Strecken die man auf 250 oder mehr ausbauen könnte? Auf welchen Strecken würde das Sinn machen bzw. wäre ein Ausbau auf 250 oder mehr einer NBS vorzuziehen?

Gruß

Christian

Zwischen Köln und Düren ist eine NBS.

Betriebsgeschwindigkeiten auf ABS - ist mehr als 230 möglich

TheBlackman, Donnerstag, 22.01.2009, 00:19 (vor 6177 Tagen) @ ICE-TD

Für Versuchsfahrten gibt es Sondergenehmigungen und Auflagen, z.B. werden >Bahnsteige abgesperrt, so das keine Personen gefährdet werden. Es werden >manchmal Sicherheitseinrichtungen abgeschaltet um solch hohe Geschwindigkeiten >zu ermöglichen u.a. Das alles ist aber nur für Versuchsfahrten möglich, nicht im >Regelverkehr.

Okay, aber haben solche Versuchsfahrten nicht den Sinn herauszufinden mit welchen Geschwindigkeiten man eine Strecke befahren kann? Man könnte doch zumindest anhand der dabei ermittelten Werte die Strecke auch für normale Züge entsprechend ausbauen. Ich meine wenn 317 km/h mit nem Versuchszug möglich sind müssten doch auf für normale Züge mehr als die aktuellen 200 drin sein.

Was mich einfach interessieren würde: Auf was für Geschwindigkeiten kann man Strecken ausbauen? Wäre theoretisch noch mehr als 230 machbar? Und unter welchen Voraussetzungen ist eine ABS einer NBS vorzuziehen?

Betriebsgeschwindigkeiten auf ABS - ist mehr als 230 möglich

ICE-TD, Donnerstag, 22.01.2009, 00:39 (vor 6177 Tagen) @ TheBlackman


Okay, aber haben solche Versuchsfahrten nicht den Sinn herauszufinden mit welchen Geschwindigkeiten man eine Strecke befahren kann? Man könnte doch zumindest anhand der dabei ermittelten Werte die Strecke auch für normale Züge entsprechend ausbauen. Ich meine wenn 317 km/h mit nem Versuchszug möglich sind müssten doch auf für normale Züge mehr als die aktuellen 200 drin sein.

Bei diesen Versuchsfahrten geht es ja meistens um die Fahrzeuge und nicht um die Strecke, für die Fahrzeuge werden die Werte ermittelt. Außerdem macht es einen Unterschied ob ich eine Strecke 2-3 mal im Jahr mit solchen Versuchsfahrten belaste oder ob ich die Gleise im Dauerbetrieb mit solchen Geschwindigkeiten befahre.
Außerdem gibt es viele Vorschriften beim Bau einer Strecke um solch hohe Geschwindigkeiten im planmäßigen Betrieb zu ermöglichen. Soweit ich weiß, dürfen bei 250km/h z.B. keine Bahnsteige an den durchgehenden Hauptgleisen sein. Das würde für die angesprochene Strecke Hamm-Bielefeld bedeuten, das in allen Bahnhöfen sämtliche Bahnsteige, Personentunnel, Bahnhofsgleise usw. komplett umgebaut werden müssen.

Bahnsteige sind auch relevant

Jörg, Donnerstag, 22.01.2009, 17:26 (vor 6176 Tagen) @ ICE-TD

Normalerweise ist es verboten mit mehr als 200 Sachen an einem Bahnsteig vorbeizufahren.
Bei der Strecke Hamburg - Berlin gibt es wohl eine Ausnahmegehmigung und einige Besonderheiten hinsichtlich der Sicherheit an Bahnsteigen. z.B. automatische Ansagen.

Ich würde den Unterschied zwischen einer NBS und einer ABS über das direkte vorbeifahren an Bahnsteigen definieren. An einer ABS gibt es welche, also nur Tempo 200 oder 230. Bei einer NBS gibt es Durchfahrgleise und Bahnsteiggleise mit "Flankenfahrtschutzweichen" wie bspw. in Montabaur oder Limburg.

Grüße Jörg

Nicht zu vergessen: Gleisabstand

Meinrad aus Kanada, Oakville, Canada, Donnerstag, 22.01.2009, 01:43 (vor 6177 Tagen) @ TheBlackman

Bei Versuchen wird der Verkehr in Gegenrichtung gesperrt. Bei normalem Betrieb gibt es aber Gegenverkehr. Gleisabstand von 4m erlaubt 200km/h. Gleisabstand von 4,5m erlaubt 250km/h. Fuer 300km/h sind es 4,7m. Das bedeutet: neue Bruecken, neue Unterfuehrungen etc. Bei alten Tunnels ist dann gleich Feierabend.

ABS / NBS

Steffen, Donnerstag, 22.01.2009, 08:52 (vor 6177 Tagen) @ ICE-TD

Zwischen Köln und Düren ist eine NBS.

Worin besteht der Unterschied zwischen einer ABS und einer NBS? Also, warum ist Köln-Düren keine ABS?

Wir hatten dieses Thema vor längerer Zeit schonmal, sind aber zu einem Ergebnis gekommen. Mein Argument, warum Köln-Düren eine ABS ist war, dass an der selen Stelle vorher schon die Bahnstrecke verlief und quasi nur die Gleise ausgetaucht wurden.

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ABS / NBS

Jogi, Donnerstag, 22.01.2009, 09:57 (vor 6177 Tagen) @ Steffen


Worin besteht der Unterschied zwischen einer ABS und einer NBS? Also, warum ist Köln-Düren keine ABS?

Wir hatten dieses Thema vor längerer Zeit schonmal, sind aber zu einem Ergebnis gekommen. Mein Argument, warum Köln-Düren eine ABS ist war, dass an der selen Stelle vorher schon die Bahnstrecke verlief und quasi nur die Gleise ausgetaucht wurden.

Hallo zusammen,

von der Wortbedeutung her würde ich sagen, dass bei einer ABS die bestehende Verbindung eben ausgebaut - im Sinne von grundlegend verbessert - wurde, d.h. insbesonders mit dem Ziel eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen, aber auch Beseitigung von Bahnübergängen, neue Signalanlagen, neuer Unterbau, andere Schotterung usw.
Hier gehts zum wikipedia-Artikel.

Bei einer NBS wurde im Gegensatz dazu eine funkelnigelnagelneue Strecke geplant und gebaut wo vorher keine Gleise lagen. Dann wäre (oder ist) auch auf Usedom das Stückchen Heringsdorf-Swinoujscie eine NBS, da die obige Definition zutrifft. Kann jedoch sein, dass eine durchgehende Verbindung vorhanden war, die wurde dann aber mit ziemlicher Sicherheit nach 1945 demontiert.
Auch der wikipedia-Artikel stimmt mit meiner Definition überein. Ich könnte auch mal im Duden nachschauen...

Ganz überspitzt ausgedrückt würde das (nach meinem Kenntnisstand, bin einmal Köln-Aachen während den Bauarbeiten gefahren) heißen, dass die Ferngleise zwischen Domstadt und Düren eine ABS, die S-Bahn-Gleise größtenteils eine NBS wären. Aber die Haarspalterei ist mir zu groß, deswegen: Köln-Düren = ABS.

Jogi

Betriebsgeschwindigkeiten auf ABS - ist mehr als 230 möglich

ICE-T-Fan, Donnerstag, 22.01.2009, 17:46 (vor 6176 Tagen) @ TheBlackman

Das "Problem" ist, dass in Deutschland Geschwindigkeiten über 160 km/h nur dann zulässig sind, wenn:

* keine Bahnübergänge existieren
* keine Bahnsteigtvorbeifahrten sind (ab 200 km/h; Ausnahme HH-B mit gesonderter Reisendensicherung)
* der Gleisabstand entsprechend groß ist (4m->200 km/h, 4,5m-> 250 km/h, 4,7m -> 300 km/h)
* die Oberleitung dafür ausgelegt ist (mechanische Spannung und Schwingfestigkeit, entsprechend große Oberströme für die höhere Zugleistung)
* der Oberbau dafür ausgelegt ist (höhere Druckbelastung in den Kurven)
* die Mindestkurvenradien nicht unterschritten werden (-> http://www.acdca.ac.at/material/bsp/e0312_eisenbahn.pdf)
* die Weichen dafür ausgelegt sind
* die Tunnelquerschnitt dafür ausgelegt sind
* die Brücken dafür ausgelegt sind
* eine zweite zusätzliche Zugsicherung zu PZB existiert, welche die Züge ständig überwacht (ETCS, LZB)

(das dürfte etwa die Zusammenfassung der bisherigen Argumente sein)

Eine bereits bestehende Strecke zu ertüchtigen kostet somit genauso viel wie eien komplett neue zu bauen und bei einer NBS hat man den Vorteil zusätzlicher Tassen.

Für einmalige Testfahrten braucht man nur:

* die Oberleitung dafür ausgelegt ist (mechanische Spannung und Schwingfestigkeit, entsprechend große Oberströme für die höhere Zugleistung)
* der Oberbau dafür ausgelegt ist (höhere Druckbelastung in den Kurven)
* die Mindestkurvenradien nicht unterschritten werden (-> http://www.acdca.ac.at/material/bsp/e0312_eisenbahn.pdf)
* die Weichen dafür ausgelegt sind
* die Tunnelquerschnitt dafür ausgelegt sind
* die Brücken dafür ausgelegt sind

Bahnübergänge und Bahnsteige kann man für Testfahrten sperren, genauso wie das zweite Gleis wenn der Gleisabstand zu gering ist. Und die Zugsicherung ist während der Testfahrten auch nicht immer aktiv.

Für den Regelbetrieb sind die Auflagen aber ziemlich strikt.

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