Wir fahren jetzt S- Klasse! (Allgemeines Forum)
Hallo Fangemeinde,
das Jahr 2009 geht wieder richtig gut los. In Nürnberg fliegt ein Besoffener vor die U- Bahn, der „Zugführer“ kann noch rechtzeitig bremsen. Woanders fliegt eine Frau vor die S- Bahn (wo, weiß ich nicht, habe nur die Überschrift abgescannt), Ausgang ungewiß.
Dann frühstückte ich heute mal wieder in meiner Lieblings- Bahn- Kantine (ach: DB- Casino heißt das ja) und was entdecke ich auf einem unbesetzten Tisch, so ganz mutterseelenallein? Ein Faltblättchen. Das steckte ich ein, sicher, es wieder einmal mit einem neuen Angebot zu tun zu haben.
Hinterher im Zug gibt es Gelegenheit, das Blättchen näher zu studieren. Und was muß ich feststellen? Es ist gar nicht für mich gedacht, sondern für die Zub im FV. Schade, aber zurückbringen kann ich es jetzt nicht mehr. Also „muß“ ich weiterlesen...
Erstaunliches eröffnet sich mir: Wir fahren jetzt S- Klasse! Antworten sollen sich auf den Seiten 2 bis 5 finden. Naja, also entweder bin ich zu dämlich, oder die Antworten sind gut getarnt, dabei haben wir erst Neujahr und nicht Ostern...
Zum Beispiel:
„Wir arbeiten:
- kundenorientiert, denn jeder einzelne Fahrgast ist uns wichtig“ (Anm. von mir: kann man drüber streiten),
- „fortschrittlich, denn wir hinterfragen Bestehendes und gehen mutig neue Wege“ (Anm.: Absolut richtig, auch wenn die Richtung der Wege nicht ganz klar wird),
- „partnerschaftlich, denn wir wollen unser Potenzial ausschöpfen“ (aha...),
- ...
„Sagen Sie Ja zu unseren Kunden...“
Sehr schön. Die Zub gehen also durch den Zug und reden jeden Fahrgast mit „Ja“ an. Herrlich!
„Gehen Sie auf den Kunden zu...“
Irgendwie unlogisch, weil das ist Voraussetzung für das „Ja“- Sagen.
„Wir schaffen ein motivierendes Arbeitsumfeld mit Perspektive, in dem jeder Mitarbeiter geschätzt und gefördert wird. Wir geben faire, offene Rückmeldungen und erwarten das auch von Ihnen...“
Aha, der erste Wink mit dem Zaunspfahl!
„Damit unsere Prozesse stabil bleiben, vereinbaren wir Ziele, setzen Prioritäten und geben Anreize...“
Hm, mit „wir“ sind aber offensichtlich nicht die Zub im FV gemeint.
„Jeder Mitarbeiter ist Teil des Ganzen. Wir beziehen Sie ein in die Entwicklung von neuen Produkten und Servicekonzepten...“
Na – also ich weiß nicht. In die Erstellung dieser S- Klasse- Festschrift scheint jedenfalls kein vernünftig denkender Mensch einbezogen gewesen zu sein. Schlechte Voraussetzungen für die S- Klasse.
„Wir haben viel vor und wollen den Weg mit Ihnen gemeinsam gehen. Das Programm hat verschiedene Bausteine, über die wir Sie in den kommenden Wochen und Monaten noch eingehend informieren werden...“
Völlig okay. Gleichlautende Eingeständnisse absoluter Orientierungslosigkeit habe ich schon gelesen, als ich noch bei dem Laden gearbeitet habe, und das ist über 10 Jahre her. Es hat sich also nichts geändert.
„Exzellenzmanager, die künftig im Zug sicherstellen, daß unser Servicekonzept durchgängig umgesetzt wird...“
Groooßer Gott! Exzellenzmanager! Wie hoch muß das Fieber sein, um sich so was auszudenken!
Fazit des Ganzen: Künftig heißt es im Zug nicht mehr „Willkommen im ICE...“ und er ganze Trallala, sondern schlicht „Ja!“. Der Exzellenzmanager rammelt durch die Gänge und stellt sicher, daß jedem Fahrgast das „Ja“ auch richtig ins Ohr gebrüllt wird. Und wenn das Zub- Personal mal wegen verspäteter Vorleistung nicht im Zug ist, gibt es besagten Exzellenzmanager, der dann selber durchrennt und „Ja“ sagt. Und wie das durchgängige Servicekonzept aussieht, ist schon wieder eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden... Der Exzellenzmanager weiß es nicht, er wird ab morgen erst eingestellt. Oder was?
Junge, Junge, Junge! Tip an die Marketingetage im Bahn- Tower: Laßt den ganzen Blödsinn und gebt Euren Leuten im Zug ab und zu ne gute Empfehlung, den Rest wissen die von ganz allein und setzen ihn auch tadellos um, das ist jedenfalls meine Erfahrung.
Wer Interesse an dem Blättchen hat, ich schicke es gerne weiter. Ich bin bloß nicht sicher, ob wirklich alles lesbar ist.
Viele Grüße aus Ansbach
Frank
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"Die Ferne ist ein schöner Ort,
doch wenn ich da bin, ist sie fort.
Die Ferne ist wo ich nicht bin,
ich geh und geh und komm nicht hin."
(Silly, mit der leider viel zu früh verstorbenen Tamara Danz)
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