Bissl Lesestoff und Anschaumaterial zum Thema ICE-Achsen (Allgemeines Forum)

ICE-T-Fan, Freitag, 07.11.2008, 15:04 (vor 6247 Tagen)

http://www.eurailpress.de/article/view/404/ice_wellenbruch_materialfehler_und_mangelhaf...

Dazu noch Monitor-Beitrag von dieser Woche: http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2008/1106/ice.php5

Viel Spaß

Ich bitte aber im Gegensatz zu DSO hier um eine kritische aber sachliche Diskussion zu den Beiträgen ohne das Wort "BILD" u.ä. auftauchen zu lassen. Danke!

Bissl Lesestoff und Anschaumaterial zum Thema ICE-Achsen

ICE-T-Fan, Freitag, 07.11.2008, 15:06 (vor 6247 Tagen) @ ICE-T-Fan

Passend dazu noch MDR-Bahnzeit: http://drehscheibe-online.ist-im-web.de/forum/read.php?2,4032549 (TV-Tip von DSO)

Bissl Lesestoff und Anschaumaterial zum Thema ICE-Achsen

InterCity, Freitag, 07.11.2008, 15:43 (vor 6247 Tagen) @ ICE-T-Fan

Ein wirklich interessanter Beitrag.
Das DB-Topp-Produkt bekommt langsam ein Imageproblem.

Noch mehr Lesestoff zum Thema ICE-Achsen

Joachim, Neustadt, Freitag, 07.11.2008, 16:42 (vor 6247 Tagen) @ ICE-T-Fan
bearbeitet von Joachim, Freitag, 07.11.2008, 16:43

http://www.eurailpress.de/article/view/404/ice_wellenbruch_materialfehler_und_mangelhaf...

Dazu noch Monitor-Beitrag von dieser Woche: http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2008/1106/ice.php5 [ ... ]

Hallo zusammen,

hierzu noch der Link zum FAZ-Artikel, der in der eurailpress-Meldung erwähnt ist. - Die darin vertretene Auffassung, dass die Achsen beim

  • ICE 3 durch die Wechselwirkung mit der Festen Fahrbahn
  • ICE-T durch die Neigetechnik

stärker als normal beansprucht sind, ist m.E. glaubhaft und nachvollziehbar.

--
mfG - Joachim

Feste Fahrbahn

Steffen, Freitag, 07.11.2008, 16:47 (vor 6247 Tagen) @ Joachim

Wie kann es sein, dass die feste Fahrbahn zwar die Wartungskosten der Trasse senkt (ich nahm immer an, weil weniger Schwingungen o.ä. auftreten?), gleichzeitig aber die Züge (Achsen) stärker belastet werden?

Ich ging bisher immer davon aus, dass wenn dann sowohl Fahrweg als auch Fahrzeug geschont werden.


(das ist als technische Frage gemeint, nicht als Kritik an dem Artikel)

--
[image]

Feste Fahrbahn

ICE-T-Fan, Freitag, 07.11.2008, 16:57 (vor 6247 Tagen) @ Steffen
bearbeitet von ICE-T-Fan, Freitag, 07.11.2008, 16:57

Normaler Schotteroberbau federt stärker als der Belag der festen Fahrbahn.
Durch die schlechtere Federung wird mehr Schwingung auf das Tfz übertragen.

Beim ICE-T kommt ja hinzu, dass er abwechselnd mit Neigetechnik (Leipzig-Nürnerg) auf teils garnicht mal mehr so guten Altstrecken und anschließend auf fester Fahrbahn (NIM) fährt.
Diese Wechselbelastung hat wohl dazu geführt, dass bei den ICE-T scheinbar mehr als eine Achse angerissen war. (Wenn ich richtig mitgezählt habe müssten es jetzt sogar schon 3 Funde sein... einer im August, einer kurz vor dem Rückzug als Anlaß und jetzt während der Massenprüfung noch einen.)

Feste Fahrbahn

Sese, Freitag, 07.11.2008, 17:21 (vor 6247 Tagen) @ ICE-T-Fan

Beim ICE-T kommt ja hinzu, dass er abwechselnd mit Neigetechnik (Leipzig-Nürnerg) auf teils garnicht mal mehr so guten Altstrecken und anschließend auf fester Fahrbahn (NIM) fährt.
Diese Wechselbelastung hat wohl dazu geführt, dass bei den ICE-T scheinbar mehr als eine Achse angerissen war. (Wenn ich richtig mitgezählt habe müssten es jetzt sogar schon 3 Funde sein... einer im August, einer kurz vor dem Rückzug als Anlaß und jetzt während der Massenprüfung noch einen.)

Aber eigentlich sind das doch alles nur Spekulationen, die wir hier über die Medien zu lesen und zu sehen bekommen, oder? Mich würden ja mal konkrete Werte interessieren, die diese ganzen Vermutungen einigermaßen belegen würden. Bis jetzt hört man statt dessen nur Thesen von mehr oder weniger anerkannten Verkehrsexperten/ -wissenschaftlern, Ingenieuren oder sogar irgendwelchen Grünen Grundschullehrern.

Man muss ja fast das Gefühl bekommen, dass halb Deutschland mehr Ahnung von dem ganzen Thema hat als die Leute, die sich wirklich beruflich mit der Thematik befassen, sei es als Konstrukteur, Messtechniker, Wissenschaftler/Forscher o.Ä.

--
Grüße,
Sese

Feste Fahrbahn

ICE-T-Fan, Freitag, 07.11.2008, 17:39 (vor 6247 Tagen) @ Sese

Wissenschaftliche Theorie wird eben schnell von der Realität des praktischen Betriebs eingeholt.
Es kamen ja auch noch Auswirkungen älterer Weichen auf die Kraftbelastungen der Achsen zur Sprache.

So als Laie kann ich mir diese Dinge durchaus vorstellen... aber einen mathematischen Beweis oder einen spektakulären Laborversuch würde ich mir derzeit auch sehr gerne wünschen.
Ich denke mal schon, dass die Experten mehr Ahnung haben als wir den Eindruck bekommen, nur halten die sich derzeit sehr bedeckt und mit Aussagen zurück.
Insbesondere konzerneigene Mitarbeiter werden wohl von der Chef-Etage an der kurzen Leine gehalten.

Mich würde nicht wundern, wenn man schon vor Jahren die Probleme erahnt, sie aber hoffnungsvoll ignoriert oder anderweitig herausgerechnet hat.

Danke, Sese, weil...

Frank Augsburg, Ansbach, Freitag, 07.11.2008, 22:29 (vor 6247 Tagen) @ Sese

...Du bringst es mal wieder auf den Punkt!

Viele Grüße aus Ansbach
Frank

--
"Die Ferne ist ein schöner Ort,
doch wenn ich da bin, ist sie fort.
Die Ferne ist wo ich nicht bin,
ich geh und geh und komm nicht hin."

(Silly, mit der leider viel zu früh verstorbenen Tamara Danz)

Feste Fahrbahn

Joachim, Neustadt, Freitag, 07.11.2008, 17:22 (vor 6247 Tagen) @ Steffen

Wie kann es sein, dass die feste Fahrbahn zwar die Wartungskosten der Trasse senkt (ich nahm immer an, weil weniger Schwingungen o.ä. auftreten?), gleichzeitig aber die Züge (Achsen) stärker belastet werden?

Ich ging bisher immer davon aus, dass wenn dann sowohl Fahrweg als auch Fahrzeug geschont werden. [ ... ]

Hallo Steffen,
das sind zwei verschiedene Paar Schuhe:
Zum einen die Kosten: Bei einem (konventionellen) Schotteroberbau ist es notwendig, in regelmäßigen Abständen die Schienen durch Stopfen wieder in die Solllage zu bringen. In (größeren) Intervallen muss auch eine Bettungsreinigung durchgeführt werden. Außerdem müssen (wiederum in größeren Abständen) auch die Schwellen gewechselt werden. Wenn man alle diese Arbeiten auf die gesamte Lebensdauer des Gleises umrechnet, dann erhofft sich die DB AG, für eine Festen Fahrbahn im selben Zeitraum weniger Geld aufwenden zu müssen. Ob sie dabei auch schon die vergleichsweise teurere Erneuerung einer Festen Fahrbahn berücksichtigt hat, weiß ich nicht.
Zum anderen die Steifigkeit: Die feste Fahrbahn kann mit mit der Fahrbahn einer Autobahn vergleichen: Die ist ziemlich unelastisch. Ein Schotteroberbau ist dagegen vergleichsweise weich (zumindest beim Darüberrollen eines Eisenbahnfahrzeuges mit seinen 16 bis 22 t Achslast). Was einer Festen Fahrbahn an Elastizität fehlt, muss ein darüber rollendes Fahrzeug aber mit seiner fahrzeugeigenen Federung ausgleichen. - Und hier liegt vielleicht der Schlüssel zu den aktuellen Achsproblemen der ICE 3. Darüber will ich hier aber nicht spekulieren; das ist eher etwas für die Spezialisten.

--
mfG - Joachim

Feste Fahrbahn

NIM rocks, Freitag, 07.11.2008, 17:29 (vor 6247 Tagen) @ Joachim

Zum einen die Kosten: Bei einem (konventionellen) Schotteroberbau ist es notwendig, in regelmäßigen Abständen die Schienen durch Stopfen wieder in die Solllage zu bringen. In (größeren) Intervallen muss auch eine Bettungsreinigung durchgeführt werden. Außerdem müssen (wiederum in größeren Abständen) auch die Schwellen gewechselt werden. Wenn man alle diese Arbeiten auf die gesamte Lebensdauer des Gleises umrechnet, dann erhofft sich die DB AG, für eine Festen Fahrbahn im selben Zeitraum weniger Geld aufwenden zu müssen. Ob sie dabei auch schon die vergleichsweise teurere Erneuerung einer Festen Fahrbahn berücksichtigt hat, weiß ich nicht.
Zum anderen die Steifigkeit: Die feste Fahrbahn kann mit mit der Fahrbahn einer Autobahn vergleichen: Die ist ziemlich unelastisch. Ein Schotteroberbau ist dagegen vergleichsweise weich (zumindest beim Darüberrollen eines Eisenbahnfahrzeuges mit seinen 16 bis 22 t Achslast). Was einer Festen Fahrbahn an Elastizität fehlt, muss ein darüber rollendes Fahrzeug aber mit seiner fahrzeugeigenen Federung ausgleichen. - Und hier liegt vielleicht der Schlüssel zu den aktuellen Achsproblemen der ICE 3. Darüber will ich hier aber nicht spekulieren; das ist eher etwas für die Spezialisten.

Und da wären wir bei den Franzosen: Diese bauen seit geraumer Zeit ihre SFS mit Schotteroberbau, ich weiß zwar nicht, wie oft die LGV PSE aufgrund von Bauarbeiten schon gesperrt war, aber der Schotteroberbau scheint sich dort gut bewährt zu haben. Es ist nichts bekannt, was darauf hindeuten würde, dass am Oberbau oft nachgebessert/repariert werden muss oder dass er ein Sicherheitsrisiko für die bis zu 320 km/h schnellen Züge darstellt.

Ich glaube jedoch gelesen zu haben, dass die Franzosen auch schon ihre Versuche mit der festen Fahrbahn machen. Weiß jemand auf welcher LGV das ist und vor allem, ob sich die feste Fahrbahn aus Sicht der SNCF bewährt und zur Serienreife entwickelt wird?

Greetz

NIM rocks

Schotteroberbau D - F

Joachim, Neustadt, Freitag, 07.11.2008, 18:23 (vor 6247 Tagen) @ NIM rocks

Und da wären wir bei den Franzosen: Diese bauen seit geraumer Zeit ihre SFS mit Schotteroberbau, ich weiß zwar nicht, wie oft die LGV PSE aufgrund von Bauarbeiten schon gesperrt war, aber der Schotteroberbau scheint sich dort gut bewährt zu haben. Es ist nichts bekannt, was darauf hindeuten würde, dass am Oberbau oft nachgebessert / repariert werden muss oder dass er ein Sicherheitsrisiko für die bis zu 320 km/h schnellen Züge darstellt. [ ...]

Hallo NIM rocks,
die Franzosen haben einen Schotteroberbau, der sich von deutschen Bauarten deutlich unterscheidet. Die haben z.B. Duoblock-Schwellen (= zwei Betonblöcke unter den beiden Schienen, die durch stählerne Abstandhalter verbunden sind) und auch sonst ist so einiges verschieden vom deutschen Schotteroberbau.
Wenn ich richtig weiß (darüber schweigen die Franzosen natürlich!), dann gab es auf den LGV auch Probleme, die man dadurch in den Griff zu bekommen versuchte, dass man regelmäßig anfangs die Strecke in nächtlichen Sperrpausen (in Frankreich geht das: da gibt's keinen Mischverkehr mit Gz) nachgebessert hat.

--
mfG - Joachim

Schotteroberbau D - F

NIM rocks, Freitag, 07.11.2008, 23:19 (vor 6247 Tagen) @ Joachim

Und da wären wir bei den Franzosen: Diese bauen seit geraumer Zeit ihre SFS mit Schotteroberbau, ich weiß zwar nicht, wie oft die LGV PSE aufgrund von Bauarbeiten schon gesperrt war, aber der Schotteroberbau scheint sich dort gut bewährt zu haben. Es ist nichts bekannt, was darauf hindeuten würde, dass am Oberbau oft nachgebessert / repariert werden muss oder dass er ein Sicherheitsrisiko für die bis zu 320 km/h schnellen Züge darstellt. [ ...]


Hallo NIM rocks,
die Franzosen haben einen Schotteroberbau, der sich von deutschen Bauarten deutlich unterscheidet. Die haben z.B. Duoblock-Schwellen (= zwei Betonblöcke unter den beiden Schienen, die durch stählerne Abstandhalter verbunden sind) und auch sonst ist so einiges verschieden vom deutschen Schotteroberbau.

Vielen Dank! Bei den technischen Details kannte ich mich nicht aus.

Wenn ich richtig weiß (darüber schweigen die Franzosen natürlich!), dann gab es auf den LGV auch Probleme, die man dadurch in den Griff zu bekommen versuchte, dass man regelmäßig anfangs die Strecke in nächtlichen Sperrpausen (in Frankreich geht das: da gibt's keinen Mischverkehr mit Gz) nachgebessert hat.

Verständlich. So etwas wäre in Deutschland folglich nur auf der KRM möglich, und davon würden die Franzosen dann auch wenig erfahren ;-)

Gruß,

NIM rocks

Feste Fahrbahn

Steffen, Freitag, 07.11.2008, 17:30 (vor 6247 Tagen) @ Joachim

Ah, Danke :)

Ich dachte bisher (was wohl falsch war), dass man mittels einer festen Fahrbahn einen besseren Verlauf des Fahrwegs hinbekommt (keine Verwerfungen, ...) und deshalb, weil also die Schienen immer kerzengerade und "störungsfrei" bleiben, sowohl der Fahrweg als auch die Fahrzeuge geschont werden. (aufs Auto übertragen: Es entstehen keine Schlaglöcher, die nachher das Fahrwerk des Autos beschädigen).

Tja, falsch gedacht :-

:)

--
[image]

Feste Fahrbahn

heinz11, Freitag, 07.11.2008, 19:10 (vor 6247 Tagen) @ Joachim

Hallo Steffen,
das sind zwei verschiedene Paar Schuhe:
Zum einen die Kosten: Bei einem (konventionellen) Schotteroberbau ist es notwendig, in regelmäßigen Abständen die Schienen durch Stopfen wieder in die Solllage zu bringen. In (größeren) Intervallen muss auch eine Bettungsreinigung durchgeführt werden. Außerdem müssen (wiederum in größeren Abständen) auch die Schwellen gewechselt werden. Wenn man alle diese Arbeiten auf die gesamte Lebensdauer des Gleises umrechnet, dann erhofft sich die DB AG, für eine Festen Fahrbahn im selben Zeitraum weniger Geld aufwenden zu müssen. Ob sie dabei auch schon die vergleichsweise teurere Erneuerung einer Festen Fahrbahn berücksichtigt hat, weiß ich nicht.
Zum anderen die Steifigkeit: Die feste Fahrbahn kann mit mit der Fahrbahn einer Autobahn vergleichen: Die ist ziemlich unelastisch. Ein Schotteroberbau ist dagegen vergleichsweise weich (zumindest beim Darüberrollen eines Eisenbahnfahrzeuges mit seinen 16 bis 22 t Achslast). Was einer Festen Fahrbahn an Elastizität fehlt, muss ein darüber rollendes Fahrzeug aber mit seiner fahrzeugeigenen Federung ausgleichen. - Und hier liegt vielleicht der Schlüssel zu den aktuellen Achsproblemen der ICE 3. Darüber will ich hier aber nicht spekulieren; das ist eher etwas für die Spezialisten.

Zu den Kosten ist noch zu sagen, daß die feste Fahrbahn beider Herstellung deutlich teurer als die Schotterung ist. Da aber der Bund, sprich wir Steuerzahler das Ganze finanziert haben, durfte es bei der DB vom feinsten sein. Optimaler Effekt: Keine Kosten beim Bau und kaum laufende Instandhaltung. Hinzu kam, daß die Kostenvoranschläge deutlich überzogen wurden, was aber der DB egal sein konnte.

gruß heinz

Feste Fahrbahn ./. Schotteroberbau

Joachim, Neustadt, Freitag, 07.11.2008, 21:13 (vor 6247 Tagen) @ heinz11

Zu den Kosten ist noch zu sagen, daß die feste Fahrbahn beider Herstellung deutlich teurer als die Schotterung ist. Da aber der Bund, sprich wir Steuerzahler das Ganze finanziert haben, durfte es bei der DB vom feinsten sein. Optimaler Effekt: Keine Kosten beim Bau und kaum laufende Instandhaltung. Hinzu kam, daß die Kostenvoranschläge deutlich überzogen wurden, was aber der DB egal sein konnte.
gruß heinz

Hallo Heinz,
die Feste Fahrbahn (FF) ist teurer als ein Schotteroberbau - soweit ist Deine Schilderung richtig.
Meines Wissens zahlt aber der Bund bei Strecken mit FF nur so viel, wie ein Schotteroberbau auf derselben Strecke kosten würde. Die Mehrkosten für die FF gegenüber dem Schotteroberbau zahlt die DB AG selbst. Das tut sie deshalb, weil sie erwartet, dass sie die Mehrkosten beim Einbau wegen der geringeren Aufwendungen wieder einspart und unter dem Strich (also bis zum Ende der rechnerischen Lebensdauer) insgesamt weniger in die Erhaltung investieren muss als beim Schotteroberbau.

--
mfG - Joachim

Feste Fahrbahn ./. Schotteroberbau

heinz11, Freitag, 07.11.2008, 23:30 (vor 6247 Tagen) @ Joachim
bearbeitet von heinz11, Freitag, 07.11.2008, 23:31

Zu den Kosten ist noch zu sagen, daß die feste Fahrbahn beider Herstellung deutlich teurer als die Schotterung ist. Da aber der Bund, sprich wir Steuerzahler das Ganze finanziert haben, durfte es bei der DB vom feinsten sein. Optimaler Effekt: Keine Kosten beim Bau und kaum laufende Instandhaltung. Hinzu kam, daß die Kostenvoranschläge deutlich überzogen wurden, was aber der DB egal sein konnte.
gruß heinz


Hallo Heinz,
die Feste Fahrbahn (FF) ist teurer als ein Schotteroberbau - soweit ist Deine Schilderung richtig.
Meines Wissens zahlt aber der Bund bei Strecken mit FF nur so viel, wie ein Schotteroberbau auf derselben Strecke kosten würde. Die Mehrkosten für die FF gegenüber dem Schotteroberbau zahlt die DB AG selbst. Das tut sie deshalb, weil sie erwartet, dass sie die Mehrkosten beim Einbau wegen der geringeren Aufwendungen wieder einspart und unter dem Strich (also bis zum Ende der rechnerischen Lebensdauer) insgesamt weniger in die Erhaltung investieren muss als beim Schotteroberbau.

Lt. Wiki, die sich auf den BRH-Bericht 2007 beziehen, hat der Bund trotz der ursprünglich vorgesehenen Kostendeckelung 890 Mio. € mehr bezahlen müssen.

gruß heinz

Die Dinge sind etwas verwickelter...

Frank Augsburg, Ansbach, Freitag, 07.11.2008, 23:44 (vor 6246 Tagen) @ Joachim

Hallo zusammen,

nein, ich habe hier nicht vor, über die Auslegung von Schienenfahrzeugen zu referieren, das steht mir nicht an. Aber man hüte sich bitte davor, Fahrweg und Fahrzeug getrennt zu betrachten. Beide bilden eine Einheit, gerade wenn es um die physikalischen Eigenschaften geht.
Wenn ich verschiedene Publikationen richtig verstanden habe, hat die FF einen entscheidenden Vorteil, vor allem im HGV- Bereich: Sie verhindert, daß sog. "Scherwellen", die bei Überfahrten über einen Biegebalken (Schiene auf zwei Stützen = Schwellen) in den Untergrund abgeleitet und von dort zurückgeworfen werden, punktuell wieder von unten in den Fahrweg eintreten (Thema: Unrundheiten an ICE1- Rädern vor dem Unfall des ICE 884 - ich vermeide hier, den Ortsnamen zu nennen, denn der Ort kann nix dafür!). Sie tun es freilich immer noch, verteilen sich aber in beiden Bewegungsrichtungen an dem Betonbett und wirken daher flächig. Bei normalem Schotterbett haben diese Schwerwellen die unangenehme Eigenschaft, zusammen mit einer Überfahrt auf einem Schienenstück zwischen zwei Schwellen von unten her als zusätzlicher Stoß zu wirken. Und das permanent, solange sich das Fahrzeug bewegt. Je schneller es sich bewegt, desto größer die Energie, auch dieser Scherwellen.
Und: Die Federung des Fahrzeugs - im Sinne der wirklichen Federn - macht nur einen Teil des Gesamtverhaltens aus. Es muß der Fahrwerksrahmen, mehr noch der gesamte Fahrzeugkasten von seinen Eigenschaften her betrachtet werden.
Biegung, Verwindung, Anregung, Reaktionsfrequenzen...
Ach ja, da könnten wir seitenweise diskutieren.
Komischerweise höre, sehe und lese ich nichts davon in den Stellungnahmen derer, die in den Medien zu Wort kommen. Die beste Lösung ist die einfache. Wahr. Aber die beste Wahrheit ist die, die einfach klingt?
Fragezeichen.

Viele Grüße aus Ansbach
Frank

--
"Die Ferne ist ein schöner Ort,
doch wenn ich da bin, ist sie fort.
Die Ferne ist wo ich nicht bin,
ich geh und geh und komm nicht hin."

(Silly, mit der leider viel zu früh verstorbenen Tamara Danz)

Die Dinge sind etwas verwickelter...

ICE-T-Fan, Samstag, 08.11.2008, 09:37 (vor 6246 Tagen) @ Frank Augsburg

Hallo zusammen,
(Schiene auf zwei Stützen = Schwellen) in den Untergrund abgeleitet und von dort zurückgeworfen werden, punktuell wieder von unten in den Fahrweg eintreten (Thema: Unrundheiten an ICE1- Rädern vor dem Unfall des ICE 884 - ich vermeide hier, den Ortsnamen zu nennen, denn der Ort kann nix dafür!)
Frank

Und was kann die Zugnummer dafür? *SCNR*

Bissl Lesestoff und Anschaumaterial zum Thema ICE-Achsen

moonglum, Hagen, Freitag, 07.11.2008, 17:14 (vor 6247 Tagen) @ ICE-T-Fan

Es ist zwar unerfreulich, aber schon im Juli sind Kollegen und ich zu just solchen Schlüssen gekommen, obwohl wir die Details natürlich nicht wirklich kennen konnten. Aber man brauchte nur den gesunden Menschenverstand dazu und die eiligen Verharmlosungsreaktionen der DB zu erleben.

Im Nachgang können wir uns bei einem konsequenten EBA, einem penetrant (aber notwendig) recherchierenden WDR und vielen anderen kritischen Organen bedanken, und ich wünsche, dass dadurch Schlimmes vermieden worden ist und zukünftig gar nicht passieren wird.

Mehdorn und Kollegen, I am sorry, gehören auf den Schrottplatz einer traurigen Geschichte.

Noch bissl mehr Lesestoff...

ICE-T-Fan, Samstag, 08.11.2008, 19:04 (vor 6246 Tagen) @ ICE-T-Fan

http://www.jungewelt.de/2008/11-07/055.php

Klingt durchaus schon krass... gut ist halt typisch journalistisch überspitzt, besitzt aber dennoch sicherlich auch ein Stückchen Wahrheit.

Gut, die ICE3 und ICE-T haben sicherlich hunderte Mio km zurückgelegt, ohne das da je was passiert ist. Wenn jedoch Achsen nach 8 Jahren Risse aufweisen, wo sie doch 30 Jahre + halten sollen, sollte das den Konstrukteuren und Wartungsingenieuren doch ein wenig zu denken geben.

Der Bruch am Tz 310 war noch Glück im Unglück, wobei hier noch im Raum stehen sollte, ob dem Glück noch durch mildernde Tatsachen auf die Sprünge geholfen wurde... also ob versteckte Sicherheitsmechanismen irgendwo gegriffen haben.

Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack.

Bissl Lesestoff und Anschaumaterial zum Thema ICE-Achsen

ICE-T-Fan, Mittwoch, 12.11.2008, 17:10 (vor 6242 Tagen) @ ICE-T-Fan

http://www.bahn-fuer-alle.de/media/BAM-Nov-08-Radsatzwelle.pdf

Offizieller Bericht von BAM an die DB AG

Viel Spaß beim Lesen.

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