Konkurrenz Fernverkehr (Allgemeines Forum)

BR401, Montag, 26.05.2008, 10:58 (vor 5814 Tagen)

Hallo,

Ich wollte mal Nachfragen wie eure Meinung zur Konkurrenz
im Fernverkehr in den nächsten (10) Jahren ist.
Wird es sowas geben, wird sich eine zweite Gesellschaft
auf die langstrecke versuchen? an einen anderen ort... gab es
ja schon mal kurze eine Diskusion zum "Einfall des TGV" im
Deutschen Netz.

MfG
Chris

Konkurrenz Fernverkehr

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 27.05.2008, 07:43 (vor 5813 Tagen) @ BR401

Hallo,

Ich wollte mal Nachfragen wie eure Meinung zur Konkurrenz
im Fernverkehr in den nächsten (10) Jahren ist.

Jein.

Wenn die Preise nach wie vor in die Luft fliegen, kann ich es mir durchaus vorstellen, dass irgendwelches Unternehmen versucht eine Art "Billigbahn" zu betreiben. Beim Luftverkehr sind EasyJet & Co mittlerweile auch bekannt.

Stellt Euch mal vor: NS beschafft 30 weitere VIRM-6 (gebaut von Bombardier in Aachen = Made in Germany!), diesmal aber mit Deutschlandpaket, BordBistro und LZB. Ziel: die Strecke Köln-Hamburg.
Weil DB innerhalb 10 Jahre die Relation auf ICE umgestellt hat aber Siemens die neuen IC-Triebwagen noch nicht fertiggestellt hat, bietet NS die Relation als "IC" an: 1. Haltestellen und Geschwindigkeit wie der alte IC; 2. deutlich günstigere Tarife als DB-ICE; 3. Ländertickets zugelassen aber dann keine Möglichkeit zur Sitzplatzreservierung.
Ich glaube, wenn die Kunden das Angebot annehmen, muss NS weitere 30 Züge nachbeschaffen und verkehren die Züge auch als 12-Wagen-Doppeltraktionen in Halbstundentakt, wie Amsterdam-Maastricht...:)

Mal ernst: das wird DB wohl nicht passieren lassen. Zwar gibt es ab 2010 europaweite Schienennetzliberalisierung, aber DB findet sicher und wohl einige Lücken in der Gesetzgebung, mit denen man die Beteiligung von NS sowie den Einsatz von TGV/AGV/Zefiro verhindern kann (Ausnahme: die DB-IC-Triebwagen sind TGV/AGV/Zefiro).

Andererseits: Trenitalia hat ab 2010 auf Mailand-Rom Konkurrenz von einem Privatanbieter. Der hat schon einige AGV bestellt.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Konkurrenz Fernverkehr

Mario, Dienstag, 27.05.2008, 08:59 (vor 5813 Tagen) @ Oscar (NL)

Ich frage mich ohnehin, wie weit die Liberalisierung gehen soll. Denn es gibt ja immer noch das Problem, dass die europäischen Bahnen teils sehr unterschiedlich ihre Steuern und Abgaben entrichten müssen. Hier ist ja die DB ein Musterbeispiel als Vollzahler in allen Bereichen. Bevor also eine Liberalisierung gemacht wird, müsste dies erstmal angepasst werden, damit jeder etwa die gleichen Voraussetzungen hat. Denn so ist es für ausländische Bahnen natürlich leichter in Deutschland mitzumischen als andersrum.

Und dass die SNCF mit TGVs oder AGVs ordentlich bei uns mitspielen will, hat sie ja bei der letzten Bestellankündigung zwischen den Zeilen schon durchblicken lassen. Wollen wir mal hoffen, dass sich die DB gut zu wehren weiß.

Aber generell könnte auch ich mir vorstellen, dass vielleicht eines Tages mal eine Privatbahn im großen Stil in den schnellen Fernverkehrsmarkt einsteigt. Air Berlin und Ryanair machen es ja bald im Flugverkehr vor. Erst haben sie über Jahre ihre Hubs mit vielen Destinationen aufgebaut, die nun zusammen mit einer Langstreckenflotte hervorragend harmonieren wird. Genau so könnte es auch bei den Bahnen kommen. Welche Privatbahnen haben eigentlich Knoten an für hochwertigen Fernverkehr interessanten Bahnhöfen?

Gruß, Mario

Konkurrenz Fernverkehr

Steffen, Dienstag, 27.05.2008, 09:52 (vor 5813 Tagen) @ Mario

Welche Privatbahnen haben eigentlich Knoten an für hochwertigen Fernverkehr interessanten Bahnhöfen?

Frankfurt ==> VIAS
Hamburg, Hannover ==> Metronom
München ==> Alex, BOB


Ganz allgemein denke ich, dassein privater Fernverkehrsanbieter auch gute Chancen hat, wenn er nicht in den Grenzen und Mustern der DB denkt. Warum z.B. nicht eine Fernverkehrslinie Amsterdam- Duisburg - Dortmund - Berlin anbieten? (z.B. in Essen, Dortmund oder gar Hannover Flügelung nach Hamburg)

Warum nicht Lille/Ostende-Brüssel-Köln-Dortmund Berlin/Hamburg (als "IR")?

...

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internationaler Fernverkehr

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 27.05.2008, 12:49 (vor 5813 Tagen) @ Steffen

Ganz allgemein denke ich, dassein privater Fernverkehrsanbieter auch gute Chancen hat, wenn er nicht in den Grenzen und Mustern der DB denkt. Warum z.B. nicht eine Fernverkehrslinie Amsterdam- Duisburg - Dortmund - Berlin anbieten? (z.B. in Essen, Dortmund oder gar Hannover Flügelung nach Hamburg)

Warum nicht Lille/Ostende-Brüssel-Köln-Dortmund Berlin/Hamburg (als "IR")?

Bei internationalem Fernverkehr hat man sogar die besseren Chancen, wenn ich EK 6/2008 glauben muss.
Grund dafür ist, dass in Deutschland im Moment internationale Verbindungen bei der Trassenvergabe bevorzugt werden. Ein Regio-Taktfahrplan (Dreilöwentakt, Bayerntakt) wird dafür geopfert.

Positiv ist, dass man nun endlich aufhört zu denken, dass Schienenstrangen an Staatsgrenzen enden. Sie enden ja an einem Prellbock.
Negativ ist, dass auf dieser Art und Weise den nachzustreben Deutschland-Takt sowie die Takte der Nachbarländer (inklusive NL) komplett zerstört werden. Jetzt schon gibt es wegen ICE International keine direkte Regionalbahn Utrecht-Arnhem. Ab Maarn muß man für Arnhem z.B. zuerst mal zurück nach Driebergen-Zeist reisen und dort in den halbstündlichen(*) "IC" umsteigen.


gruß,

Oscar (NL).


(*) die Halte Driebergen-Zeist und Veenendaal-De Klomp werden abwechselnd angefahren = Halbstundentakt.
In Ede-Wageningen halten alle ICs = alle 15 Minuten.

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Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Konkurrenz Fernverkehr / Nach Bundestagswahl 2016...

GUM, Dienstag, 27.05.2008, 22:27 (vor 5813 Tagen) @ BR401

Eine Vision:

Die Konkurrenz im Fernverkehr kam erst nach der aus Sicht der rot-schwarzen Bundesregierung vollkommen verkorksten Bundestagswahl 2016 so richtig ins Rollen.

Wesentliche Themen neben den immer aktuellen Themen Wirtschaft, Arbeit und Steuern war nach einem weiteren Rekordsommer auch die Frage, wie denn der Verkehr in Zukunft umweltverträglich gestaltet werden sollte.

Am Samstag vor der Wahl erwies sich ausgerechnet die als Wahlkampf-Maßnahme getarnte Spatenstich-Aktion des Bundeskanzlers Frank-Walter S. als Rohrkrepierer im wahrsten Sinne des Wortes. Während der an sich schönen Spatenstich-Aktion an einem heissen Freitag-Juli-Nachmittag versank die während des Spatenstichs abgestellte Hochsicherheitslimousine mit ihrem Gewicht von mehreren Tonnen auf einem normalen Asphalt und machte den Klimawandel deutlich.

Das Bild der langsam absackenden Limousine war dann auch die Nachricht des Tages. Nach einer mühseligen Schleppaktion konnte die Kolonne zwar ihre Fahrt fortsetzen, aber die Laune des Tages und der Inszenierung war dahin.

Zusammen mit den katastrophalen Bildern der Preise an den Tankstellen und einem Preis von 5,00 Euro für den Liter Benzin kam es dann am Sonntag zu überraschenden Wählerwanderungen.

Es ergab sich das neue Bild, das keine Regierung ohne die im Jahr 2014 gegründete Neue Ökologische Initiative (NÖI) regieren konnte. Und so wurde dann auch ab Montag das erste Wahlversprechen eingelöst: Gratis Bahn Card 25 für jeden Bürger.

Schon bald - zum Fahrplanwechsel 2016/2017- führten die steigenden Passagierzahlen zu einer unglaublichen Anzahl an neuen und alten Verbindungen.

+ DB Bahn fährt auf jeder der ICE-Linien, die etwa dem Netzstand von 2008 entsprachen einen 20 Minuten-Takt. ICE 3 und ICE T7-Züge fahren seither nur noch im Doopelpack mit 14 Waggons. Das gewohnte Preissystem aus Normalpreis, Sparpreis 25 und Sparpreis 50 wurde um einen Sparpreis 75 ergänzt, der nur in Zügen gilt, die in zeitlicher Nähe zu den grell-orangen verkehren...
+ Immer dazwischen fährt ein ehemaliger Stuttgarter Automobilkonzern seine silbernen, blitzblank-polierten "Sterne"-Züge mit einem noblen Ambiente und den drei Komfortklassen C,E und S-Klasse. Moderne Internet-Technologie, Ledersitze und die üblichen aus dem ehemaligen Geschäftsfeld Automobil-Industrie gewohnten Interieurs machen Bahnfahren zu einem noch komfortableren Erlebnis. Um auch optisch den Passagieren ein ungewohntes Bild zu geben, fahren die Loks im Ambiente, Sport und Executive-Design.
+ Der Hit für alle Günstig-Fahrer sind die grellorangen Züge eines englisch-irischen Anbieters, die alle zwei Stunden und nur auf den "Rennstrecken" Basel-Mannheim-Frankfurt-Hannover und der München-Rhein-Achse verkehren. Mit ehemaligen Bpmz und nunmehr 88 Sitzen pro Waggon ist dieser Zug eine echte Alternative.

Insgesamt konnten die Bahnen ihren Marktanteil vervielfachen und insbesondere durch die neuen Mobility-Center mit einem nahtlosen Übergang zwischen DB Bahn, Sternezüge, easytrain und diversen Carsharing-Firmen erstmalig das Reiseerlebnis vervollkommnen.

Stuttgart 21 ist inzwischen voll in Betrieb und muss - da schon wieder zu klein geworden - um 2 weitere Gleise erweitert werden. Am Frankfurter Hbf wurde eine zusätzliche Schleife eingebaut, um die Kapazität zu erhöhen und Direktzüge ohne Wenden in Hbf zu ermöglichen.

Die DB Mobility Logistics-Aktie hat am 05. November 2018 erstmals den Ausgabkurs überschritten und es wird für das Jahr 2019 erstmals eine Dividende in Aussicht gestellt.....

Konkurrenz Fernverkehr / Nach Bundestagswahl 2016...

Mario, Donnerstag, 29.05.2008, 20:05 (vor 5811 Tagen) @ GUM

Interessante Vision. Hier mal meine:
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Wir schreiben das Jahr 2014:
Nachdem die Deutsche Bahn AG auf Grund der 2010 in Kraft getretenen Liberalisierung der europäischen Bahnlandschaft massiv Marktanteile an die in Deutschland immer weiter vordringenden ausländischen Bahngesellschaften verloren hat, reichte sie Klage beim Europäischen Gerichtshof ein. Grund dafür ist die immer noch bestehende steuerliche Ungleichbehandlung der DB AG gegenüber ihren Konkurrenten in anderen Ländern. Während z.B. die SNCF, welche besonders aktiv auf dem innerdeutschen Markt geworden ist, nur ca. 40% der üblichen Steuern entrichten muss, hat die Deutsche Bahn jeweils den vollen Satz zu entrichten. Dies führt zu einer eindeutigen Wettbewerbsverzerrung und stelle damit die DB im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen schlechter.

Das 2012 neu gegründete Bahnbündnis SNCE (E für Europe) aus SNCF, SNCB, NS, FS, RENFE und CFL hat Proteste gegen die Klage angekündigt, da die BRD damit nach ihrer Ansicht entgegen den fairen Wettbewerb handeln und ausländische Bahngesellschaften damit diskriminieren würde.

Dies weiß die DB AG zurück und kündigte eine weitere Klage an, sollte die SNCE hier Protest einlegen. Es wird kritisiert, dass der franz. Staat die Verluste der SNCF im Zuge der „Marktbereinigung“, also des Konkurrenzkampfes um Fern- und Nahverkehrslinien auf deutschen Strecken, bis zur Erreichung der Rentabilität vorfinanziert hat und damit ihrer Stellung als Staatsbahn gegen die privatisierte DB AG ausnutzt.

Die SNCF befährt heute zusammen mit ihren Partnern viele Fernstrecken nach und durch Deutschland. Dazu zählen unter anderem Paris-Köln-Berlin, Paris-München-Wien, Paris-Köln-Nürnberg-München, Paris-Hannover-Hamburg, Marseilles-Lyon-Basel-Stuttgart und Marseilles-Lyon-Basel-Frankfurt-Berlin. Hinzu kommen noch weitere rein innerdeutsche Strecken wie Hamburg-München, Köln-Nürnberg-München, Köln-Stuttgart-München, Berlin-München, Köln-Berlin und Berlin-Hamburg. Die Partner NS und SNCB befahren nun verstärkt die Linien zwischen den Benelux-Staaten und Skandinavien. Des Weiteren erwägt die SBB sich der SNCE anzuschließen, um auf der Achse Frankreich-Schweiz(-München)-Wien weitere gemeinsame Marktanteile gewinnen zu können, was auch auf der Nordsüd-Achse Italien-Deutschland (NEAT) der Fall sein soll. Die neuen direkten und schnellen Fernverkehrslinien (Partnerprojekt der SBB und FS mit AGVs) Mailand-Basel-Frankfurt und Mailand-Zürich-München werden jedenfalls gut angenommen.

Aus dem Osten drängt das 2013 aus den Bahnen aus Polen, Estland, Lettland, Litauen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien gegründete gemeinsame Team „Starker Osten“ ebenfalls auf den deutschen und österreichischen Markt vor. Linien wie Prag-Nürnberg-Köln oder Warschau-Berlin-Hamburg werden ebenso angeboten wie die Langläufer aus dem Osten tief ins deutsche Netz. Dies wurde vor allem durch die von der EU (Inzwischen mit Türkei) massiv finanziell geförderten NBS und ABS in den Ländern des „Starken Ostens“ möglich, womit sich die Fahrzeiten teils erheblich verkürzt haben.

SNCE und „Starker Osten“ beklagen aber, dass die Strecken in der BRD nicht hinreichend ausgebaut sind und zu wenige Kapazitäten zulassen. Besonders letzteres bekommt die DB AG gehörig zu spüren, da sie die Anzahl ihrer ICEs einschränken musste, um beiden Bahn-Allianzen mehr Freiraum zu geben um einer Klage wegen Diskriminierung des freien Wettbewerbs zu entgehen. Seither hat sich das Geschäft der Deutschen Bahn AG völlig gewandelt. Sie hat sich wegen der nicht mehr auszugleichenden Verluste in Nah- und Fernverkehr verstärkt auf den Logistik- und Tourismusmarkt konzentriert und erst vor Kurzem die Fluglinie Air Berlin übernommen, womit sie sich zunehmend von einer Bahngesellschaft zu einem vielseitigen Reise- und Logistikunternehmen ohne eigenem Netz und Grund entwickelt. Auch die notgedrungen gegründete Zusammenarbeit der DB AG mit der ÖBB kann ihre isolierte Stellung in Europa nicht wettmachen.

Durch weitere Streckenausbauten im Zulauf zur BRD und Österreich, die durch die großen Erfolge und den sprudelnden Einnahmen aus dem eroberten deutschen und österreichischen Inlandsmarkt und die Bezuschussungen durch die EU immer einfacher werden, möchte man den internationalen Güterverkehr in Ostwestrichtung künftig verstärkt ohne Zwischenhalte durch Deutschland leiten. Ebenso sollen in Ostwest- (3 Linien) und Nordsüdrichtung (2 Linien) neuen rollende Landstraßen für Transit-LKWs schaffen. Die Verladung erfolgt außerhalb Deutschlands und es wird auch ohne Halt durchgefahren. Dies wird zu massiven Ausfällen bei der LKW-Maut in der BRD führen.

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Gut, man mag mir das Erstellen von Horrorszenarien vorwerfen, aber sind die ersten Anzeichen für eine ähnliche Zukunft nicht schon erkennbar?

Gruß, Mario

Konkurrenz Fernverkehr / Nach Bundestagswahl 2016...

Steffen, Donnerstag, 29.05.2008, 23:41 (vor 5811 Tagen) @ Mario

Ergänzend dazu würde ich darauf tippen, dass die DB z.B. Taktverkehr Frankfurt-Paris-Bordeaux und Amsterdam-Paris-Mittelmeer einführt (z.B. zweistündlich).

Die DB wird unterdessen zu einem reinen Logistik- und Touristikunternehmen, die Züge rücken aus dem Mittelpunkt. Dann heisst es [DB]Fly, [DB]Hotel, [DB]Fun (Disco, Animation etc., v.a. im Mittelmeerraum), [DB]Container (Container-Vermietung), [DB]Harbour, ...

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