BüGA 05b: Stilfserjoch [m42B] (Reiseberichte)

Math5D, Samstag, 28.01.2023, 11:08 (vor 469 Tagen)

Wie in der letzten Folge gesagt, war alles bis Tirano nur Anfahrt zum eigentlichen Ziel, dem höchsten befahrbaren Pass der Schweiz, dem Stilfserjoch. Jaja, das liegt eigentlich komplett in Italien, aber so nah an der Grenze, dass man es noch fast mitzählen kann. Und selbst wenn man es nicht tut, ist die Kernaussage trotzdem richtig, denn der Bus fährt streng genommen sowieso nicht über das Stilfserjoch, sondern nur über den Umbrailpass mit Abstecher zum Stelvio, wie die Italiener ihn nennen. Der Umbrailpass ist wiederum der eigentlich höchste befahrbare Pass der Schweiz, denn er liegt tatsächlich auf der Grenze. Problematisch ist nur, dass die Linie 821 nur einmal morgens nach Tirano von Müstair aus fährt, was ich unmöglich so früh erreichen kann, und nachmittags wieder zurück. Somit musste ich eben zuerst nach Tirano, wo ich noch in der Pause bin.

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01 Der RhB-Bahnhof wimmelt nur so von reichen Touris für die BEXe. Dabei ist es mir echt ein Rätsel, wieso man freiwillig dafür zahlt, keine ordentlichen Fenster zu haben. Dass die Leute aus Fernost das tun, verstehe ich noch eher - da zählt ja vor allem das Prestige, und gegebenfalls verkaufen einem die Reisebüros halt einfach den BEX, ohne die Regios zu erwähnen - aber unter den Fahrgästen sind auch erstaunlich viele Einheimische.

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02 Ebenfalls so ein seltsames Konstrukt ist der Bernina Express Bus - mit dem geht es einmal morgens von Lugano hierher und nachmittags zurück. Es ist der einzige PostAuto-Kurs, von dem ich weiß, dass er immer zuschlagspflichtig ist - und das ausschließlich wegen seiner Vermarktung. Andere reine Tourilinien, wie etwa die aufs Stilfserjoch, sind ja auch in den normalen Abos enthalten. Und dann hat er noch so einen bescheuerten Fahrplan, dass ich ihn von Chur aus nicht nutzen kann, da ich von Lugano aus nicht mehr zurück käme.

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03 Nebenan steht der Bahnhof der FS leer, da ausschließlich SEV unterwegs ist. Auch die Güterwagen im Vordergrund haben wohl schonmal bessere Zeiten gehabt.

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04 Ansonsten dominieren Reisebusse die Haltestelle.

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05 Schließlich kommt mein Bus, sammelt etwa 20 Leute ein, wieder mal ohne sich für die Reservation zu interessieren, obwohl man die hier sogar bis 19:00 am Vortag tätigen musste, und fährt direkt auf die Schnellstraße in Richtung Bormio, seinem nächsten Halt. Da bis zum Stilfserjoch einschließlich aber nur eingestiegen werden darf, steht als nächster Halt drinnen erst der Umbrailpass, Schweizer Zoll. Überhaupt wird der Bus, obwohl ausschließlich in italienischem und rätoromanischem Sprachgebiet verkehrend, kundenorientiert auf Deutsch betrieben.

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06 Oberhalb von Tirano liegt hier Baruffini.

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07 In Sondalo ließ Mussolini diese Hochhäuser bauen, die heute u.A. Krankenhäuser beherbergen.

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08 Hier sehen wir das Dorf Morignone, beziehungsweise das, was davon nach einem Bergsturz 1987 übrig geblieben ist - nichts. Infolgedessen wurde die Straße auch größtenteils in Tunnel verlegt.

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09 Kurz vor Bormio geht es hier in die Ortsumfahrung in Richtung des dritten Zugangs nach Livigno, wir fahren aber in den Ort.

Dort warten wir dann etwa 5min hinter dem Busbahnhof, dessen Einfahrt ein Lokalbus blockiert. Als der auch bei unserer Abfahrtszeit nicht weg ist, steigt unser Busfahrer aus und holt einen weiteren des lokalen Unternehmens, der die Blockade widerwillig aus dem Weg räumt.

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10 Von nun an geht es nur noch bergauf mit kräftiger Unterstützung des Posthorns.

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11 In diesem Abschnitt voller Kehren sieht man kurz vor uns den italienischen Linienbus - da die sich natürlich kein bisschen mit den Schweizern absprechen, fährt der Bus planmäßig 3min vor unserem. Da die Zielgruppen disjunkt sein dürften, ist das ja auch nicht so schlimm, aber mit einer Zusammenarbeit ließe sich sicher ein insgesamt attraktiverer Fahrplan für alle basteln.

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12 Rückblick auf einen der zwischendurch immer mal wieder eingestreuten geraden Abschnitte, in denen die enge Straße aber nicht weniger anspruchsvoll ist.

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13 Hier der nächste kurz vorm Umbrailpass.

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14 Den lassen wir aber erstmal hinter uns.

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15 An manchen Stellen existieren hier noch alte Straßenstücke.

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16 Das erste Haus der Anlagen auf dem Pass ist erreicht

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17 und nun auch die Passhöhe mit ihren 2757m. Die halbe Stunde Aufenthalt hier, die man im Fahrplan bei SBB und PostAuto gar nicht findet, und auf bahn.de nur, wenn man das dn in der URL in ein dl ändert, nutze ich für einen kleinen Rundgang.

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18 Dieser Lift führt ins Skigebiet, das mangels Erreichbarkeit im Winter geschlossen wird. Bald kann es aber vermutlich ganz dicht machen, denn lange liegt hier im Sommer kein Gletscher mehr.

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19 Nun folgt ein kleines Panorama auf die südtiroler Seite

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20 mit ihrer noch spektakuläreren Passstraße,

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21 die eigentlich komplett unnötig ist, da der Weg über den Umbrailpass unbeschwerlicher ist. Allerdings liegt der Stelvio technisch gesehen vollständig auf ialienischer Seite, wenn auch die Grenze nur wenige Meter daneben verläuft. Das war aber früher nicht so wichtig, da Südtirol ja auch noch nicht ewig zu Italien gehört. Heute ist es dank des Schweizer Beitritts zu Schengen wieder egal.

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22 Noch weiter rum liegt der Ortler, höchster Punkt Südtirols und früher Österreich-Ungarns.

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23 Auf der vielleicht höchsten Baustelle des Landes werden hier der Stromleitung neue Isolatoren verpasst.

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24 Nun geht es mit nochmal deutlich mehr Fahrgästen wieder runter zum Umbrailpass,

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25 der zunächst in das Val Muraunza führt, über dem leider eine große Wolke hängt.

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26 Oberhalb von Valchava kommen wir im Val Müstair raus

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27 und fahren nach Santa Maria,

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28 wo die Fahrgäste nach Norden umsteigen müssen. Auf dem Schild hier steht noch "posta", laut Fahrplanauskunft heißt die Haltestelle aber eigentlich "cumün".

Schon bei meiner ersten Fahrt über den Ofenpass hatte ich mir diese Station ganz genau angeschaut, da die beengten Verhältnisse im Ort keinen Platz für eine Haltestelle in der Gegenrichtung hergeben. Somit steht die 811 nach Zernez auch an der südwärtigen Station dran. Auch Google Maps verrät hier nicht, wo der Bus dann eigentlich hält. Schließlich kommt auch eine fast leere 811, die aber als Ziel nur "Buffalora P10" am Eingang zum Nationalpark angeschrieben hat, und hält einfach mitten auf der Straße. Einer der Wartenden fragt den Fahrer, ob wir nicht doch mitgenommen werden, der lehnt aber ab, obwohl er mit Sicherheit danach leer bis Zernez fährt. Mit etwas Verspätung kommt dann doch noch der richtige Bus, der erstaunlicherweise ebenfalls fast leer ist, nun aber gut voll wird.

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29 Nun sind wir einmal um Livigno herumgefahren und erreichen wenig später Zernez pünktlich. Von dort aus geht es mit dem R bis Sagliains. Kleine interessante Beobachtung am Rande: Obwohl unser Zug pünktlich und das auch so angeschlagen ist, steht im Zugzielanzeiger "Wegen Abwarten von Gegenzügen" als Verspätungsgrund. Vielleicht wird der einfach dauerhaft angezeigt, da er ja auch fast immer zutrifft.

Dann geht es in den RE in Richtung Chur. Zum Glück hat hier alles geklappt, denn nur 2h später hätte ich einen Bahnersatz nutzen müssen, noch eine Stunde später wäre nichts mehr gefahren.

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30 Kleiner Sprung bis hinter Klosters, das ich so spät noch nie durchfahren habe.

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31 Die Sunnibergbrücke liegt nun von rechts in der Sonne.

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32 Uns zieht die Japan-Lok, die ich neulich schon in Sagliains gesehen hatte.

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33 Als in Küblis der Engadin-Star mit dem Champagner-Capricorn entgegenkommt, überlege ich kurz, ob ich trotz der späten Stunde noch ein Stück mit dem mitfahren soll. Erübrigt sich aber sowieso, denn dank unserer obligatorischen Verspätung auf dieser Linie ist der Umstieg unmöglich.

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34 So muss ich auf eine Mitfahrt erstmal verzichten.

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35 In Schiers geht es am Ascherapark vorbei,

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36 dann kommt der Zug nach Davos mit 2 Capricorns.

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37 Den Zug nach Scuol-Tarasp zieht eine weitere werbungslose Lok.

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38 Gezogen von der ehemaligen Glacier-on-Tour Lok, die nun ebenfalls keine Werbung mehr trägt, kommt dieser Güterzug mit Personenwagen noch hinterher.

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39 In Malans steht dieses etwas gewöhnungsbedürftige Ensemble an wartenden Skulpturen.

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40 Als ich die nette EW4-Garnitur auf dem "ICE" sehe, der es offensichtlich mal wieder nicht rechtzeitig nach Basel geschafft hat, steige ich spontan um - gute Bilder aus dem fahrenden Zug sind bei der einsetzenden Dämmerung eh zunehmend schwierig.

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41 Glück im Unglück: In dem erwähnten IC3 ist die Toilette in meinem Wagen kaputt, aber da ich in Chur gehen kann, mache ich mich nicht groß auf die Suche nach einer anderen. Dort überrascht mich dann zunächst dieser Güterzug mit den Schalker Loks Surava und Engadin, dann die Tatsache, dass die Toilette "nachts" doch geschlossen ist, und zwar wegen Vandalismus.

So muss ich es also bis zum Hotel noch durchhalten, weshalb ich auch nicht auf die S-Bahn warte, die erst in 25min käme, sondern ausnahmsweise mit dem Bus der Linie 6 fahre, der erstaunlich zügig ist.

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42 In Anlehnung an meine Fahrt aufs Klein Matterhorn habe ich auch vom Stilfserjoch ein kleines Physikexperiment bis nach Chur ausgeführt - etwa 2150 Höhenmeter Differenz machen da doch schon viel aus.

Nun heißt es schnell Ausruhen, weshalb ich am nächsten Tag auch eine kleine, aber sehr feine Tour plane.

Vielen herzlichen Dank fürs Mitnehmen auf diese Reise!

heinz11, Samstag, 28.01.2023, 19:18 (vor 469 Tagen) @ Math5D

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