Mit dem Nachtzug nach Lissabon 3/7 | 48 B (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum dritten Teil unserer kleinen Rundreise nach Portugal. Im zweiten Teil waren wir von Girona mit einem Abstecher zum Kloster Montserrat nach Madrid gefahren und hatten dort den Nachtzug nach Lissabon bestiegen.
Eigentlich sollte dieser Teil erst morgen erscheinen, allerdings hat mich der Wetterbericht motiviert, am Wochenende noch ein paar Gutscheine und Coupons zu verfahren – und deshalb kommt der Bericht schon heute.
Nachdem wir in den letzten beiden Tagen große Distanzen im Fernverkehr zurückgelegt haben, verbringen wir den dritten Reisetag in und um Lissabon.
Tag 3: Lissabon – Cascais – Sintra – Lissabon
Der letzte Teil des Reiseberichts hatte im Nachtzug nach Lissabon geendet, und genau dort setzten wir den Bericht nun fort. Der erste morgendliche Blick aus dem Zugfenster des Nachtzugs ist zwar unspektakulär – aber unser Premieren-Bild aus Portugal, denn das ist unser erster Besuch in dem Land.
Wir kommen pünktlich an der Endstation des Zuges am Bahnhof Lissabon Santa Apolónia an. Es ist 7.30 Uhr und uns steht nun ein ganzer Tag für Lissabon zur Verfügung. Wir bringen zunächst das Gepäck ins Hotel, dabei entdecken wir schon den ersten „Miradouro“ (Aussichtspunkt) mit Blick über die Dächer der Stadt und den Tejo.
Eine ganz andere Art von MiraDouro werden wir dann an Tag 5 erleben, aber alles zu seiner Zeit.
So, des Gepäcks haben wir uns entledigt und unbeschwert können wir nun zur Erkundung von Stadt und Umkreis starten. Hier sind wir am Praça do Comércio angekommen. Im Hintergrund der Arco da Rua Augusta mit dem Durchgang zur Unterstadt (Baixa). Wenn man sich umdreht...
…ist man am Ufer des Tejo. Der Fluss weitet sich hier kurz vor der Mündung stark, so dass man das Gewässer gar nicht als Fluss wahrnimmt. Am Cais das Colunas (Kai der Säulen) führt eine Marmortreppe mit zwei hohen Säulen in den Tejo hinein.
Wie wir so am Ufer des Tejo entlang schlendern, kommen wir am Bahnhof Cais do Sodré vorbei. Nein, Quatsch, das war kein Zufall, dass wir hier gelandet sind. Der Kopfbahnhof ist ein Verkehrsknotenpunkt mit Anbindung an das Fährterminal und den Stadtverkehr.
Hier hat unter anderem die Bahnstrecke Linha de Cascais ihren Ausgangspunkt. Die Strecke führt in den 25 Kilometer entfernten Vorort Cascais, es verkehren S-Bahn-ähnliche Nahverkehrszüge der CP Urbanos de Lisboa, eine Tochtergesellschaft der portugiesischen Staatsbahn CP.
Die Bahnstrecke stellt praktisch einen Inselbetrieb dar, da sie mit Gleichstrom elektrifiziert ist, während sonst in Portugal Wechselspannung üblich ist. Auf der Strecke können deshalb auch nur die speziell ausgerüsteten Fahrzeuge der Baureihe 3150/3250 eingesetzt werden.
Die Bahnstrecke folgt dem Tejo bis zu dessen Mündung in den Atlantik und führt weiter entlang der Atlantikküste. Deshalb der Tipp: links sitzen. Dort gibt es das Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen) zu sehen und auch den Atlantik bei der Fahrt an der Costa do Estoril.
Nach der Ankunft in Cascais machen wir uns auf den Weg durch die schmucke Altstadt ans Meer, hier die Statue von Peter I. auf dem Rathausvorplatz.
Von der Hafenmole geht der Blick über die Bucht zu den Stränden und zum Palacio Seixas. Ein Badeurlaub liegt uns jedoch fern, und so geht es...
…wieder am schmucken Rathaus vorbei…
…zurück zum Bahnhofsplatz (Largo da Estação).
Ich meine ja, in Cascais wäre der westlichste Bahnhof Europas. Kann das jemand bestätigen oder widerlegen? Ich bin mir nicht sicher und hatte auch vor Ort keinen Hinweis wie eine Infotafel oder ähnliches gefunden.
Der Bahnhof wurde 1889 in Betrieb genommen, Pläne für einen Weiterbau der Strecke bis Porto wurden nicht realisiert, so dass der Bahnhof Endstation blieb.
Auch für die Rückfahrt nach Lissabon gilt: auf der dem Wasser zugewandten Seite gibt es deutlich mehr zu sehen. Zu den Wahrzeichen von Lissabon zählt der der Torre de Belém. Der Leuchtturm an der Tejomündung wurde 1521 fertiggestellt, er gehört zum UNESCO-Welterbe und erinnert an die Glanzzeit des portugiesischen See- und Handelsimperiums.
Wenig später führt die Strecke unter der Ponte 25 de Abril hindurch. Die kombinierten Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Tejo merken wir uns mal für später vor.
Nun wollen wir uns zunächst in Lissabon selbst umsehen. Bekannt ist die portugiesische Hauptstadt unter anderem für drei Standseilbahnen. Und so steuern wir nun den Elevador oder Ascensor da Bica an.
Offenbar gibt es jedoch technische Probleme und die Bahnen stehen verwaist auf der Strecke. Tja, da müssen wir die 260 Meter bergauf wohl laufen. Die Bahn ging 1892 in Betrieb, damals noch mittels Wasserballast angetrieben. 1914 wurde die Bahn elektrifiziert, sie überwindet einen Höhenunterschied von 45 Metern. Das Zugseil verläuft in einem Kanal unter der Straßenoberfläche.
Schließlich erkunden wir die Oberstadt (Bairro Alto). Lissabon wurde 1755 von einem verheerenden Erdbeben mit einem Großbrand und einem Tsunami heimgesucht und fast vollständig zerstört, das frühere Handwerkerviertel in der heutigen Oberstadt blieb jedoch in Teilen verschont.
In der Unterstadt (Baixa) liegt der Rossio, einer der bedeutendsten Plätze der Stadt. Die Bronzestatue auf der Säule stellt den portugiesischen König Pedro IV. dar.
Auf der anderen Seite des Rossio befindet sich ein Bronzebrunnen, darüber ist die Ruine des ehemaligen Klosters Convento do Carmo zu sehen. Das Bauwerk wurde bei dem großen Erdbeben zerstört und nur teilweise wieder aufgebaut.
Wenn man in Lissabon unterwegs ist, ist das ein auf und ab. Jetzt sind wir von der Unterstadt schon wieder auf dem nächsten Hügel angelangt, nämlich am Castelo de São Jorge. Von der Festungsanlage aus hat man einen schönen Blick über die Stadt und den Tejo. Die Burg wurde ursprünglich von den Mauren gebaut und bei dem Erdbeben weitgehend zerstört.
In die andere Richtung geht der Blick über die Dächer des Stadtteils Alfama, aus denen sich die Kirche Igreja de Santo Estêvão erhebt.
Vor der Westfassade der Catedral Sé Patriarcal begegnet uns eine jener berühmten Straßenbahnen von Lissabon. Angesichts der Touristenmassen in den Bahnen sehen wir heute von einer Mitfahrt ab...
Es geht gleich weiter...
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