Von Côte Bleue, Train Jaune & Tramvia Blau (3/8 | 55 B.) (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum dritten Teil unserer kleinen Rundreise zwischen der französischen Mittelmeerküste und den Pyrenäen. Im zweiten Teil waren wir von Marseille über Nîmes und die Cevennenbahn nach Clermont-Ferrand gefahren, hier setzen wir den Bericht nun fort.
Tag 3: Clermont-Ferrand - Puy de Dôme - Clermont-Ferrand – Neussargues – Béziers
Heute wollen wir wieder in den Süden fahren, auf unserem Reiseplan steht die Ligne des Causses nach Béziers. Wir haben uns eine Verbindung am Nachmittag ausgesucht – wobei man das so gar nicht unbedingt schreiben kann, denn so groß ist die Auswahl an Verbindungen nicht. Jedenfalls haben wir am Vormittag noch einen anderen Programmpunkt ins Auge gefasst: den Vulkan Puy de Dôme.
Der Vulkan liegt rund 15 Kilometer von Clermont-Ferrand entfernt, in den Sommermonaten gibt es eine Busverbindung von Clermont-Ferrand zur Talstation der Zahnradbahn am Fuße des Vulkans. Hier sind wir gerade aus dem Bus gestiegen, das holzverkleidete Gebäude ist das Besucherzentrum mit Ausstellung, Restaurant und Talstation. Der graue Himmel verheißt nichts Gutes.
Prägt Euch dieses Bild vom Puy de Dôme bitte schon mal ein, denn viel mehr werden wir vom Gipfel heute nicht mehr sehen.
Die Ausstellung in der Talstation widmet sich verschiedenen Themen wie Geologie, Natur und Geschichte des Vulkans – und auch der Zahnradbahn. Im Jahr 1905 wurde eine Bahnlinie von Clermont-Ferrand auf den Puy de Dôme gebaut, die Strecke war seinerzeit 14,7 Kilometer lang und überwand eine Höhendifferenz von über 1000 Metern. Der Betrieb der Bahn war nie rentabel und als im Ersten Weltkrieg vorübergehend die Bergstrecke demontiert und die Lokomotiven eingezogen wurden, hat dies der Bahn ebenfalls zugesetzt, so dass im Herbst 1925 der letzte Zug auf den Gipfel fuhr und die Trasse schließlich einer Straße weichen musste. Die Talstrecke blieb noch einige Zeit als Teil des Tramnetzes in Betrieb.
Im Jahr 2008 fiel der Beschluss für den Bau einer neuen Bahn auf den Puy de Dôme, im Jahr 2010 begannen die Bauarbeiten mit Wartungshalle, Tal- und Bergstation und schließlich der Zahnradbahnstrecke. Im Sommer 2012 nahm die Bahn unter dem Namen „Panoramique des Dômes“ den Betrieb auf. Auf der Strecke verkehren vier Gelenktriebwagen von Stadler aus Bussnang, die dem Grundtyp GTW 2/6 entsprechen.
Die Meterspurgleise wurden größtenteils auf die bergseitige Spur der vorhandenen Straße gebaut, die seinerzeit auf der Trasse der früheren Bahn errichtet worden war. Die talseitige Spur ist als Not- oder Rettungsstraße erhalten geblieben. Die neue Zahnradbahn hat eine Streckenlänge von 5,1 Kilometer und verfügt über eine Ausweiche.
Noch ein letzte Blick aus dem Zugfenster auf die Landschaft rund um den Puy de Dôme...
...dann tauchen wir ein in die Wolkendecke.
Nach einer Fahrzeit von 12 Minuten erreicht der Zug die Bergstation auf 1.406 Metern, gut 500 Höhenmeter trennen uns von der Talstation.
Hmm, das hatte ich mir anders vorgestellt: wir sind eigentlich noch auf Sommer eingestellt und treffen hier oben auf eine nasse und kalte Gipfelwolke.
Der Puy de Dôme ist der höchste Gipfel einer Vulkankette im Zentralmassiv, auf dem Gipfel befindet sich heute eine Sendeanlage, keltische und römische Überbleibsel zeugen jedoch von einer wesentlich früheren Nutzung. Bei klarer Sicht soll man auf eine Entfernung von ungefähr 30 Kilometer rund 100 inaktive Vulkane überblicken. Die meisten werden den Puy de Dôme unbewusst schon einmal gesehen haben, denn er schmückt das Etikett von Volvic-Mineralwasser.
Da es für uns hier jedoch nicht viel zu sehen gibt, widmen wir uns nun der Talfahrt. Mit dem Bau der Bergstation wurde der Gipfel ein Stück weit renaturiert und Parkplätze hier oben fielen weg.
Der Streckenverlauf ist eher unspektakulär, die Bahn kommt ohne große Kunstbauten aus – dennoch sollten die Naturgewalten hier oben nicht unterschätzt werden, denn just am Eröffnungstag der Panoramique des Dômes führte ein Gewitter zu Erdrutschen und Überschwemmungen, so dass die Touristen vom Gipfel evakuiert werden mussten und die Bahn für drei Wochen unterbrochen war.
Mit dem Bus fahren wir nun zurück nach Clermont-Ferrand. Schade, dass man beim Neubau der Bahn nicht auch die Talstrecke bis in Zentrum wiederaufgebaut hat, sondern die Entscheidung für eine Talstation auf der grünen Wiese fiel.
Es geht gleich weiter...
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