Hauptbahnhof mit Blick in die Geschichte (Teil 1) (Reiseberichte)
Moin!
Rheinland-Pfalz wird die Hauptbahnhofsserie bis zum Ende beschäftigen, heute sind wir zum zweiten und letzten Mal in Rheinhessen zu Gast.
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Worms liegt westlich des Rheins, an der Bahnstrecke von Ludwigshafen nach Mainz. Hier halten einzelne Fernzüge, dazu zahlreiche Züge des Regionalverkehrs. Die Hauptlast des Verkehrs trägt die ein- bis zweimal stündlich verkehrende Regionalbahnlinie von Mainz über Worms und Ludwigshafen nach Mannheim. Viele Züge fahren dann weiter gen Bergstraße.
Nur zweistündlich verkehrt der RE von Mainz nach Karlsruhe. Er quert den Rhein in Germersheim, nutzt also im Dreiecksbahnhof Ludwigshafen die eher dünn befahrende Nord-Süd-Verbindung. Diese beiden Linien verkehren elektrisch, ich kenne nur 425er.
Über Monsheim und Alzey nach Bingen fahren 628er und 629er, zumeist stündlich, bis Monsheim öfter (mo-fr kommt zweimal eine 218 vorbei). Die Baureihe 628 quert auch den Rhein. Stündlich geht es nach Biblis (Anschluß nach Frankfurt), stündlich und manchmal ein bißchen mehr über Bürstadt nach Bensheim.
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Verworrener als der heutige Betrieb ist die Eisenbahngeschichte. Mit bislang völlig unbekannt war die Bahnstrecke über Neuhausen, Herrnsheim und Abenheim nach Gundheim, nordwestlich von Worms. Das mag daran liegen, daß mir diese Orte auch nichts sagen. 1903 erfolgte die Einweihung, 1954 wurde sie durch einen Unfall (Zug gegen Bus, 25 Tote) wohl auch überregional bekannt, 1961 wurde der Reise- und 1968 der Güterverkehr eingestellt.
Fast von der Eisenbahnkarte verschwunden ist die direkte Bahnstrecke südwestwärts nach Grünstadt. Am 12. Dezember 1886 wurde der Abschnitt von Worms nach Offstein durch Herrmann Bachstein eröffnet, am 15. September 1900 erfolgte durch die Pfälzische Nordbahn die bayrische Fortsetzung nach Grünstadt. Es bestand Gemeinschaftsverkehr. 1953 ging die Betriebsführung der Privatbahn an die Bundesbahn über, mit dem Sommerfahrplan 1968 endete auf der Gesamtstrecke der Reiseverkehr. Die Teilstrecke Worms - Offstein verlor zwischen 1969 und 1988 auch den Güterverkehr, 1998 auch der Abschnitt von Offstein nach Neuoffstein. Die Teilstrecke von Grünstadt nach Neuoffstein ist für den Güterverkehr noch in Betrieb, am heutigen Endbahnhof steht eine Zuckerfabrik (*nasezuhalt*).
Bleiben wir linksrheinisch. Die Hauptstrecke Mainz - Ludwigshafen ist die Stammstrecke der Hessischen Ludwigsbahn. Am 24. August 1853 wurde Worms von Mainz aus erreicht, am 15. November 1853 war die Gesamtstrecke Mainz - Ludwigshafen in Betrieb. Heute ist sie zweigleisig und elektrifiziert.
Die nichtelektrifizierte Strecke nach Monsheim wurde am 5. Dezember 1864 eröffnet, ebenfalls durch die Ludwigsbahn. In Monsheim geht es eingleisig nach Alzey, nach Langmeil und nach Grünstadt weiter.
Über den Rhein führten einst drei Strecken, nach Biblis - Frankfurt, nach Bensheim und nach Lampertheim - Weinheim. Erst seit 1900 besteht eine Eisenbahnrheinbrücke, zuvor endeten die Züge rechtsrheinisch im Bahnhof Rosengarten (nördlich der heutigen Straßenbrücke). Erste Strecke hier war die Riedbahn, die von Darmstadt über Goddelau und Biblis kam (am 1. Juni 1869). Der Abschnitt von Darmstadt nach Goddelau ist mittlerweile Geschichte, Biblis - Worms ist zweigleisig und elektrifiziert. Am 27. Oktober 1869 wurde die Bahnstrecke nach Bensheim eröffnet, sie nutzt bis Hofheim die Riedbahnstrecke.
1877 folgte die Strecke nach Lampertheim, die 1905 bis Weinheim verlängert wurde. Der Reiseverkehr mit Worms endete im März 1945 mit Zerstörung der Rheinbrücke, man bediente zuletzt den Hp. Rosengarten an der Kreuzung mit der Bundesstraße gen Worms). 1960 endete der Reiseverkehr auf der Strecke, von Lampertheim aus wird eine Fabrik kurz vor Worms noch im Güterverkehr bedient. Die Züge dieser Strecken enden in der Regel auf den Kopfgleisen nördlich des Empfangsgebäudes, dem sogenannten „Bensheimer Bahnhof”.
Der erste Bahnhof in Worms lag einige Meter weiter nördlich als der heutige Bahnhof. 1871 wurde er erweitert, erwies sich jedoch bald als zu klein. Am 31. März 1904 wurde im Rahmen der Umgestaltung und Erweiterung der Bahnanlagen das heutige Empfangsgebäude eingeweiht, Neuromanik mit Jugendstilelementen. Und mit einer Ornamentik, die dazu verleitet, ins Detail zu gehen.
Am 9. Juli 2013 kam ich über Biblis. Mein erstes Bild widmete ich dem von dort gekommenen Fahrzeug.
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Der Rundgang folgt in Teil 2.
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