Müngstener Brücke oder: Warum Trennung von Netz und Betrieb? (Allgemeines Forum)

maxiboy, IBNR: 700K001, Mittwoch, 30.10.2013, 22:14 (vor 3850 Tagen)
bearbeitet von maxiboy, Mittwoch, 30.10.2013, 22:15

Ich bin heute auf einen interessanten Artikel auf Zughalt.de gestoßen. In diesem nimmt der Autor Bezug auf die Situation der von der NRW-RB47 befahrenen Müngstener Eisenbahnbrücke (bei Solingen – höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands). Die Brücke ist seit vielen Jahren als rostig und sanierungsbedürftig bekannt, und bleibt eventuell vorerst bis Mitte 2014 gesperrt. Abellio soll schon ab Ende 2013 den Betrieb dieser Linie von DB Regio NRW übernehmen.

Hierzu schreibt der Autor: "Dabei ist es längst ein offenes Geheimnis, dass man auch bei DB Regio NRW alles andere als gut auf das Verhalten der Konzernschwester in dieser Frage zu sprechen ist, aufgrund des Konzernfriedens war man jedoch nicht in der Lage, juristische Schritte zu unternehmen. Vielleicht, auch das ist eine mögliche Sichtweise, ist man hier vor allen Dingen ein Problem los geworden, das nun Abellio am Hals hat. Und doch: Abellio kann juristisch gegen DB Netz vorgehen und hat hier Mittel und Wege, die DB Regio verschlossen bleiben."

(http://www.zughalt.de/2013/10/besondere-konstellation-von-wegen/)

Weil wir neulich hier erst die Debatte um Trennung von Netz und Betrieb hatten: Zeigen solche Fälle nicht besonders gut, dass es einfach zu viele potentielle Interessenkonflikte bei Infrastruktur und Verkehrsbetrieb unter einem Dach gibt – die die eventuellen Synergieeffekte deutlich aufheben und am Ende für Bahnkunden wie Aufgabenträger negativ sind?

Müngstener Brücke oder: Warum Trennung von Netz und Betrieb?

JanZ, HB, Donnerstag, 31.10.2013, 11:45 (vor 3850 Tagen) @ maxiboy
bearbeitet von JanZ, Donnerstag, 31.10.2013, 11:46

Ja, das alte Thema... Meines Erachtens kann man sowohl mit strenger Trennung (GB) als auch mit Integration (CH) ein gutes Bahnsystem aufziehen. Meines Erachtens liegt das Problem eher darin, dass wir in D nichts Halbes und nichts Ganzes haben. Kurz nach der Bahnreform gab es ja gehäuft technische Stilllegungen von Strecken wegen mangelnder Unterhaltung durch DB Netz, gegen die die Aufgabenträger nichts unternehmen konnten (außer ein eigenes EIU zu gründen und die Strecken zu kaufen). Meines Wissens kommen diese Stilllegungen zwar kaum noch vor, an der Machtlosigkeit der Aufgabenträger gegenüber DB Netz hat sich aber nichts geändert. Vielleicht sollte man da mal ansetzen.

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

Netz/Betrieb(Zugverkehr): GB ./. DE/CH

sb, Donnerstag, 31.10.2013, 15:48 (vor 3850 Tagen) @ JanZ

Meines Erachtens kann man sowohl mit strenger Trennung (GB) als auch mit Integration (CH) ein gutes Bahnsystem aufziehen. Meines Erachtens liegt das Problem eher darin, dass wir in D nichts Halbes und nichts Ganzes haben.

Das sehe ich genauso, wobei eine "vollständige Integration" (früher) auf großen Eisenbahnnetzen nach EU-Recht nicht mehr zulässig ist und auf absehbare Zeit nicht mehr zulässig werden wird. Auch CH hat das nur noch auf isolierten (Schmalspur-)Netzen; sowohl die SBB und die BLS als auch die ÖBB orientieren sich grob eher am DB-Holdingmodell mit eigenen Nuancen.

Mehdorn manipulierte jahrelang die Öffentlichkeit, indem er zu GB eine vorsätzliche Falschbehauptung aufstellte, in der er die Trennung kritisiete. Doch "Railtrack"(Netz) ist an seiner Privatisierung (Börsengang) gescheitert, bis es der Staat für teures Geld zurückkaufte (firmiert heute als "Network Rail") – eigentlich genau das, was Mehdorn für den ganzen DB-Konzern vorhatte!

Denn interessanterweise konnte GB durch die Trennung erhebliche Steigerungen beförderter Fahrgäste und Güter verzeichnen, obwohl es im Gegensatz zu DE kein Transitland ist!

Netz/Betrieb(Zugverkehr): GB ./. DE/CH

JanZ, HB, Donnerstag, 31.10.2013, 16:17 (vor 3849 Tagen) @ sb

Das sehe ich genauso, wobei eine "vollständige Integration" (früher) auf großen Eisenbahnnetzen nach EU-Recht nicht mehr zulässig ist und auf absehbare Zeit nicht mehr zulässig werden wird. Auch CH hat das nur noch auf isolierten (Schmalspur-)Netzen; sowohl die SBB und die BLS als auch die ÖBB orientieren sich grob eher am DB-Holdingmodell mit eigenen Nuancen.

Wer sorgt denn in der Schweiz dafür, dass die SBB keine Investitionen verschleppt?

Mehdorn manipulierte jahrelang die Öffentlichkeit, indem er zu GB eine vorsätzliche Falschbehauptung aufstellte, in der er die Trennung kritisiete. Doch "Railtrack"(Netz) ist an seiner Privatisierung (Börsengang) gescheitert, bis es der Staat für teures Geld zurückkaufte (firmiert heute als "Network Rail") – eigentlich genau das, was Mehdorn für den ganzen DB-Konzern vorhatte!

Richtig, und seit man diesen Fehler korrigiert hat, läuft es ja m.W. in GB ganz gut.

Denn interessanterweise konnte GB durch die Trennung erhebliche Steigerungen beförderter Fahrgäste und Güter verzeichnen, obwohl es im Gegensatz zu DE kein Transitland ist!

Allerdings ist Trennung von Netz und Betrieb bzw. Wettbewerb im PV für mich noch kein Wert an sich. Beides hat seine Vor- und Nachteile, vor allem, wenn man es falsch macht.

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Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

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