Zuverlässigkeit und Image des (deutschen) HGV (Allgemeines Forum)

ICE-T-Fan, Samstag, 14.02.2009, 02:06 (vor 5550 Tagen)

Ich sehe mir in aller Regelmäßigkeit Reportagen und Dokumentationen zum Thema "Eisenbahn" und "Hochgeschwindigkeitszüge" auf diversen TV-Sendern (N-TV, N24, DMAXX, Phoenix) an. Es sind meistens deutsche Synchronisationen internationaler Dokus.

Gerade vor paar Minuten kam z.B. die Wiederholung der Doku zum KTX.

Dabei fällt mir immer wieder auf, dass als positiv-Beispiele fast ausschließlich der TGV aus Frankreich und der Shinkansen aus Japan erwähnt werden.
Der deutsche ICE wird fast ausschließlich und stark betont nur im Zusammenhang mit dem ICE-Unglück in Eschede erwähnt.

Da stellt sich mir die Frage:
Ist der deutsche HGV wirklich so schlecht oder unbedeutend wie diese Dokus glauben machen?

Vorallem in anbetracht der jüngsten Achsenprobleme zweifle ich selbst manchmal an der Kompotenz meines liebsten Transportunternehmen und an der Kompetenz der deutschen Industrie.

Andererseits würde mich mal die Frage interessieren, wie zuverlässig denn TGV & Co sind und ob es dort nicht auch technische Probleme und beinahe-Katastrophen gegeben hat, die einfach nur gut verschwiegen werden.

Irgendwie habe ich immer das Gefühl im falschen Land Eisenbahn zu fahren ;)

Was ist eure Meinung zu diesem Themenkomplex?

Zuverlässigkeit und Image des (deutschen) HGV

mrhuss, FKON, Samstag, 14.02.2009, 02:37 (vor 5550 Tagen) @ ICE-T-Fan

Andererseits würde mich mal die Frage interessieren, wie zuverlässig denn TGV & Co sind und ob es dort nicht auch technische Probleme und beinahe-Katastrophen gegeben hat, die einfach nur gut verschwiegen werden.

Also zumindest in Frankreich gab es auch schon Beinahe-Katastrophen. Dort gab es vor Jahren z.B. mal einen Fall, bei dem ein TGV bei >= 300 km/h entgleist ist, weil die Strecke unterspült war. Der Zug ist dabei allerdings nicht umgekippt, was schlimmeres verhindert hat.

Zuverlässigkeit und Image des (deutschen) HGV

railan, Augsburg, Samstag, 14.02.2009, 08:09 (vor 5550 Tagen) @ ICE-T-Fan


Da stellt sich mir die Frage:
Ist der deutsche HGV wirklich so schlecht oder unbedeutend wie diese Dokus glauben machen?

Wann "Hochgeschwindigkeit" anfängt ist halt Ansichtssache. Nach gängiger Definition wohl bei 300 km/h und deshalb kann man in Deutschland - bloß weil man auf ein paar Kilometern zusammengestückelt "bis zu" 300 fahren kann - wohl nicht von Hochgeschwindigkeitsverkehr sprechen.

Vorallem in anbetracht der jüngsten Achsenprobleme zweifle ich selbst manchmal an der Kompotenz meines liebsten Transportunternehmen und an der Kompetenz der deutschen Industrie.

Daran zweifle ich auch schon länger. Selbst Straßenbahnen scheinen eine schier unüberwindliche Herausforderung zu sein.

Andererseits würde mich mal die Frage interessieren, wie zuverlässig denn TGV & Co sind und ob es dort nicht auch technische Probleme und beinahe-Katastrophen gegeben hat, die einfach nur gut verschwiegen werden.

Wenn ich TGV gefahren bin, war der bis dato immer pünktlich.
Probleme (brennender Triebkopf und Entgleisungen) gab's da aber auch schon. Bei der "Hochgeschwindigkeitsentgleisung" war wohl keine Weiche und keine Brücke in der Nähe.

Dass man im Zusammenhang mit ICE permanent einen bisher einmaligen Unglücksfall ins Feld führt, liegt an der deutschen Mentalität.

Zuverlässigkeit und Image des (deutschen) HGV

sappiosa, Samstag, 14.02.2009, 11:43 (vor 5550 Tagen) @ ICE-T-Fan

Hallo Markus,

Da stellt sich mir die Frage:
Ist der deutsche HGV wirklich so schlecht oder unbedeutend wie diese Dokus glauben machen?

Nö.
Aber Shinkansen und TGV sind erheblich älter, sie können als die Klassiker des weltweiten HGV angesehen werden. Und eine Verbindung wie Paris-Marseille, die ein Journalist präsentieren kann mit den Worten "750 km in drei Stunden - das ist HGV!" hat Deutschland nicht.

Meiner Erfahrung nach tauchen Spanien, Italien, Südkorea u.ä. in solchen Dokus auch nicht auf. Aber klar möchte man auch auf Risiken hinweisen. Und da ist es nun einmal so, dass das weltweit einzige nennenswerte Unglück des HGV in Deutschland passiert ist.


Vorallem in anbetracht der jüngsten Achsenprobleme zweifle ich selbst manchmal an der Kompotenz meines liebsten Transportunternehmen und an der Kompetenz der deutschen Industrie.

Gerade die Achsen waren nicht von Siemens...

Ich zweifle in dem Kontext eher an den Spitz-auf-Knopf-Rechnungen und ungenügenden Erprobungen seitens der DB.


Andererseits würde mich mal die Frage interessieren, wie zuverlässig denn TGV & Co sind und ob es dort nicht auch technische Probleme und beinahe-Katastrophen gegeben hat, die einfach nur gut verschwiegen werden.

In meiner persönlichen Bahnfahrer-Historie war die Verspätungsquote des TGV nicht kleiner als die des ICE.
Und wie andere schon erwähnt haben: Entgleist ist er bei Tempo 300 auch schon. Es waren zufällig weder Weichen noch Brücken im Weg.

Ich glaube auch gar nicht, dass da technische Probleme (wenn es sie gibt) verschwiegen werden. Wir kriegen davon nur in Deutschland nicht soviel mit.

Aber die SNCF hat offenbar auch mehr Reserven. Wenn mal ein TGV ausfällt, kann sofort der Ersatz aufs Gleis rollen. Siehe das leidige Thema Frankfurt-Paris.


Irgendwie habe ich immer das Gefühl im falschen Land Eisenbahn zu fahren ;)

Hm... von Ausländern, die in Deutschland Bahn fahren, kriege ich fast immer Lob zu hören.

Ist wohl psychologisch erklärbar: Du fährst viel häufiger in D Bahn als woanders, kriegst dadurch logischerweise auch mehr Störungen und Unregelmäßigkeiten mit. Und die sind es, die im Gedächtnis bleiben, nicht die reibungslose Zugfahrt.
Und dann bis Du (vermute ich jetzt einfach mal) im Ausland auch in erster Linie als Tourist unterwegs, dann eh guter Laune und eher bereit, über Kleinigkeiten hinwegzusehen. Zudem fahren Touristen meist nicht zu den vollsten Zeiten.

Ich kenne viele Bahnen, die ich als etwa gleich gut wie die DB einstufen würde. Eindeutig besser finde ich aber nur eine: die Schweizer.

Schöne Grüße
Daniel (aka Sappiosa)

Zuverlässigkeit und Image des (deutschen) HGV

ICE-T-Fan, Samstag, 14.02.2009, 19:47 (vor 5549 Tagen) @ sappiosa

Hallo Markus,


Ist wohl psychologisch erklärbar: Du fährst viel häufiger in D Bahn als woanders, kriegst dadurch logischerweise auch mehr Störungen und Unregelmäßigkeiten mit. Und die sind es, die im Gedächtnis bleiben, nicht die reibungslose Zugfahrt.
Und dann bis Du (vermute ich jetzt einfach mal) im Ausland auch in erster Linie als Tourist unterwegs, dann eh guter Laune und eher bereit, über Kleinigkeiten hinwegzusehen. Zudem fahren Touristen meist nicht zu den vollsten Zeiten.

Ich kenne viele Bahnen, die ich als etwa gleich gut wie die DB einstufen würde. Eindeutig besser finde ich aber nur eine: die Schweizer.

Schöne Grüße
Daniel (aka Sappiosa)

Mir geht es nur auf dem Keks, dass der ICE immer nur dann herhalten muss, wenn es um HGV-Unfälle geht. Man könnte durch diese TV-Sender fast den Eindruck bekommen das bei uns tagtäglich Züge entgleisen und 100te Menschen sterben.

Der ICE wird m.E. in einem zu schlechten Licht dargestellt.

Zuverlässigkeit und Image des (deutschen) HGV

Holger_HAM, Hamm (Westfalen), Samstag, 14.02.2009, 22:37 (vor 5549 Tagen) @ ICE-T-Fan

Hallo,

Mir geht es nur auf dem Keks, dass der ICE immer nur dann herhalten muss, wenn es um HGV-Unfälle geht. Man könnte durch diese TV-Sender fast den Eindruck bekommen das bei uns tagtäglich Züge entgleisen und 100te Menschen sterben.

die DB hat allerdings die eindruckvollsten und auch schauderlichsten Bilder geliefert. Kein Wunder, dass die dann durchgenudelt werden.

Der ICE wird m.E. in einem zu schlechten Licht dargestellt.

Naja, die DB hat dazu ihren Teil auch beigetragen.

--
Viele Grüße aus Hamm in Westfalen,
Holger
***
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Hürden bei der Produktion einer ICE-Reportage

Holger_HAM, Hamm (Westfalen), Samstag, 14.02.2009, 14:17 (vor 5550 Tagen) @ ICE-T-Fan

Hallo,
ich könnte mir aber auch vorstellen, dass die Gründe für diese Zusammenstellung der Reportagen woanders zu finden sind:
- Einkauf und Synchronisation bereits bestehender Dokumentation sind viel preiswerter als die Produktion einer eigenständigen Dokumentation

- Würde ein Fernsehsender für eine dokumentarische Produktion des deutschen ICE-Verkehrs eine freizügige Dreherlaubnis bekommen? Ich glaube, das bekommt man nicht. Alle Themen bieten derzeit "Zündstoff". Bei einer technischen Doku hätte man Angst vor dem Achsenproblem, bei einer Dokumentation über Menschen bei der Bahn über Arbeitszeiten, bei Bauprojekten über Kostenexplosionen. Okay, es läuft einiges "unrund", aber dennoch vermute ich auch einen gewissen Verfolgungswahn in der Chefetage der dazu führt, dass man Dokumentationen lieber selbst macht und sich dann so darstellt, wie man sich sehen will (BAHN-TV) oder es ganz verbietet. Unvergessen ist noch eine Reportage des WDR über die Kölner ICE-Werkstatt: Während der Dreharbeiten fehlte ein Ersatzteil und dann hat man den Luftschlauch mit Schlauchschellen geflickt, damit der irgendwie wieder nach Berlin zurück kommt.

Noch zu Bundesbahnzeiten wurden viele schöne und informative Filme von der DB erstellt, die ohne weiteres als "Reportage" zu bezeichnen gewesen sind, da das Werbebrimborium sich in Grenzen hielt. Die Eigenproduktionen für BAHN-TV haben diese Qualität nie erreicht, selbst in Filmchen im Reportagestil wurde stets die Markenpräsentation in den Vordergrund gerückt.

--
Viele Grüße aus Hamm in Westfalen,
Holger
***
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Zuverlässigkeit und Image des (deutschen) HGV

martin.elsner, Montag, 16.02.2009, 23:04 (vor 5547 Tagen) @ ICE-T-Fan

Dazu mal ein paar Fragen:

Können in den anderen Ländern mit HGV Reisende einfach zu einsteigen und an Bord noch eine Fahrkarte kaufen?

Oder gibt es dort Lidl-Ticket, Tui-Fly Reisende die die Züge bevölkern?

Oder an Wochenende ganzen Armeen von Rekruten die kostenlos mitfahren?

All das ist im ICE unterwegs... Auch im TGV?

Damit wird die Grenze zwischen normaler Bahn und hochwertigen Produkt sehr schwammig...

Gruß
Martin

Zuverlässigkeit und Image des (deutschen) HGV

martin.elsner, Dienstag, 17.02.2009, 08:10 (vor 5547 Tagen) @ martin.elsner
bearbeitet von martin.elsner, Dienstag, 17.02.2009, 08:10

ich will übrigens keine dieser reisegruppen schlecht reden und auch keine diskussion über die billigticktes anfangen ;-)

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