Normalpreis: Kürzere Strecke teurer? (Fahrkarten und Angebote)

dvor, Montag, 27.06.2011, 20:02 (vor 4689 Tagen)

Normalpreis 2. Klasse Mannheim Hbf-Leverkusen Mitte mit ICE über KRM: EUR 75.
Normalpreis 2. Klasse Heidelberg Hbf-Leverkusen Mitte über Mannheim Hbf mit ICE über KRM: EUR 74.

Das Vorschalten der S-Bahn von Heidelberg nach Mannheim, also das Verlängern der Strecke, reduziert den Normalpreis? Kann das jemand erklären?

Normalpreis: Kürzere Strecke teurer?

bahnerausleidenschaft, Montag, 27.06.2011, 20:25 (vor 4689 Tagen) @ dvor

Es wird schon lange nicht mehr nach km berechnet. Jede Strecke hat ihren Grundpreis. Daher wird das niemand erklären können.

Normalpreis: Kürzere Strecke teurer?

Dan, Montag, 27.06.2011, 23:44 (vor 4689 Tagen) @ bahnerausleidenschaft

Es wird schon lange nicht mehr nach km berechnet. Jede Strecke hat ihren Grundpreis. Daher wird das niemand erklären können.

Das folgt nicht.

Klar: Der Preis ist keine Funktion der Länge der Strecke, auch keine Funktion der Längen der mit verschiedenen Zugkategorien zurückgelegten Teilstrecken.

Auch klar: Strecke A kann günstiger sein als Strecke B, obwohl Strecke B kürzer ist.

Doch dass eine Strecke günstiger ist als eine echte Teilstrecke von ihr, das erstaunt erstmal sehr. Mir ist das Phänomen übrigens auch schon aufgefallen, mit den gleichen Startbahnhöfen und einem anderen Zielbahnhof (gilt längst nicht für alle Ziele, aber oft ist die Teilstrecke HD-MA zumindest 'gratis'). Dass niemand es erklären könnte, wäre sicherlich richtig, wenn die Preise einfach gewürfelt würden. Werden sie ja aber nicht.

Nun folgt auch nicht zwingend, dass man das Phänomen erklären kann. Aber es sollte sich zumindest feststellen lassen, ob es seitens der Bahn explizit gewollt ist oder nicht.

Zwei Gedanken zur Erklärung, ganz ins Blaue.

1. Über Mannheim fahren sehr viel mehr ICEs als über Heidelberg. Heidelberg hat aber gute IC-Verbindungen vorzuweisen und zudem einen engen S-Bahn-Anschluss nach Mannheim. Daher gibt es für Verbindungen "Heidelberg nach X" oft die Optionen "S-Bahn nach Mannheim, dort umsteigen, teuer, dafür ICE" oder "IC ab Heidelberg, direktere Verbindung als über Mannheim oder zumindest deutlich günstiger und nicht sehr viel langsamer". Die Bahn hat eventuell ein Interesse daran, für Fahrten ab Heidelberg den Preisabstand zwischen ICE- und IC-Verbindungen nicht zu groß werden zu lassen.

2. Mannheim und Heidelberg liegen in einem gemeinsamen Verkehrsverbund. Viele Menschen (Studenten, Senioren, viele Angestellte) können relativ günstige verbundweite Zeitkarten erwerben und tun dies oft. Deswegen buchen Heidelberger ihre ICE-Fahrten vergleichsweise häufig erst ab Mannheim, was die Nachfrage für Fahrten ab Mannheim künstlich hochtreibt und so vielleicht den Preis hebt.

Wie gesagt, beides nur spontan spekuliert, aber vielleicht regt's ja die Diskussion an.

Viele Grüße
Dan

es liegt wohl nicht an der Nachfrage

Eingleisigkeit, Dienstag, 28.06.2011, 00:47 (vor 4689 Tagen) @ Dan
bearbeitet von Eingleisigkeit, Dienstag, 28.06.2011, 00:50

1. Über Mannheim fahren sehr viel mehr ICEs als über Heidelberg. Heidelberg hat aber gute IC-Verbindungen vorzuweisen und zudem einen engen S-Bahn-Anschluss nach Mannheim. Daher gibt es für Verbindungen "Heidelberg nach X" oft die Optionen "S-Bahn nach Mannheim, dort umsteigen, teuer, dafür ICE" oder "IC ab Heidelberg, direktere Verbindung als über Mannheim oder zumindest deutlich günstiger und nicht sehr viel langsamer". Die Bahn hat eventuell ein Interesse daran, für Fahrten ab Heidelberg den Preisabstand zwischen ICE- und IC-Verbindungen nicht zu groß werden zu lassen.

2. Mannheim und Heidelberg liegen in einem gemeinsamen Verkehrsverbund. Viele Menschen (Studenten, Senioren, viele Angestellte) können relativ günstige verbundweite Zeitkarten erwerben und tun dies oft. Deswegen buchen Heidelberger ihre ICE-Fahrten vergleichsweise häufig erst ab Mannheim, was die Nachfrage für Fahrten ab Mannheim künstlich hochtreibt und so vielleicht den Preis hebt.

Nun, du widersprichst dir ja in deinen Annahmen. In 1. sagst du, die ICEs sollen besser ausgelastet werden, deshalb sind sie (vergleichsweise) günstiger. In 2. sagst du, die ICEs sind sehr gut ausgelastet, deshalb sind sie teurer.

Ich glaube, es stimmt beides nicht. Die Bahn schaut, vermute ich, relativ selten nach konkreten Verbindungen. Klar ist Berlin-Hamburg teurer als eine andere 300km lange Strecke, aber ob Mannheim oder Heidelberg auf dem Ticket steht ist doch DB Vertrieb herzlich Banane.

Ein anderes schönes Beispiel bringt dieses Ergebnis:

IC 1071: Hamburg Hbf - Frankfurt Hbf: 88,- Euro (1 Erw, ohne BC)
ICE 973: Hamburg Hbf - Frankfurt Hbf: 109,- Euro

IC 1071: Hamburg Hbf - Frankfurt Flugh: 87,- Euro
ICE 973: Hamburg Hbf - Frankfurt Flugh: 110,- Euro

Der IC wird also günstiger, während der ICE für die weitere Strecke teurer wird.
Ich denke, da gerät der dubiose Berechnungs-Algorithmus der DB an seine Grenzen. Offenbar findet sich auch hier ein Grenzfall, der zu solch absurden Preisangaben führt.

Dass morgens um 09 Uhr mehr Menschen zum Frankfurter Hauptbahnhof wollen (-> Preis ist hoch) und vormittags um 11 Uhr mehr Menschen zum Flughafen (-> Preis ist diesmal auf dieser Relation hoch) halte ich für abwegig.

Grüße und gute Nacht,
Eingleisigkeit

es liegt wohl nicht an der Nachfrage

Dan, Dienstag, 28.06.2011, 07:38 (vor 4689 Tagen) @ Eingleisigkeit


Nun, du widersprichst dir ja in deinen Annahmen. In 1. sagst du, die ICEs sollen besser ausgelastet werden, deshalb sind sie (vergleichsweise) günstiger. In 2. sagst du, die ICEs sind sehr gut ausgelastet, deshalb sind sie teurer.

Nur kurz, da Zeitnot: 1. und 2. waren als unabhängige Szenarien gedacht. Ich finde wie gesagt beide auch nicht besonders plausibel. Dass es eine Erklärung gibt, glaube ich allerdings, und bin weiterhin interessiert daran, wie der Algorithmus wirklich aussieht.

Viele Grüße
Dan

Falsche Antwort

liebe70, Mittwoch, 29.06.2011, 00:20 (vor 4688 Tagen) @ bahnerausleidenschaft

... Jede Strecke hat ihren Grundpreis. Daher wird das niemand erklären können.

Das ist falsch. In den Weiten des Internets gibt es eine kleine und feine pdf-Datei, die die ab dem 08.04.2007 geltende Preisgestaltung wunderbar erklärt. Jetzt muß die Webseite nur noch gefunden werden. Sollte nicht allzuschwer sein. *ggg*

Normalpreis: Kürzere Strecke teurer?

sflori, Montag, 27.06.2011, 23:43 (vor 4689 Tagen) @ dvor

Das Vorschalten der S-Bahn von Heidelberg nach Mannheim, also das Verlängern der Strecke, reduziert den Normalpreis? Kann das jemand erklären?

Ich spekuliere einfach mal:

Es gibt zwei mathematische Verfahren, die miteinander konkurrieren: Zum einen die streckenweise Pauschalberechnung, die einfach aus der Summe der gefahrenen Teilstrecken besteht. Zum anderen den prozentualen Rabatt in Form einer Entfernungsdegression.

Wenn nun der addierte Teilstreckenpreis sehr gering ist, könnte es in bestimmten Grenzfällen dazu führen, dass der durch die weitere Strecke höhere prozentuale Rabatt die kurze addierte Teilstrecke (hier Mannheim-Heidelberg) nicht nur ausgleicht, sondern den Gesamtpreis sogar insgesamt günstiger werden lässt.


Bye. Flo.

? Fahrpreisbildung Fernverkehr

Fabian318, Münster i. W., Dienstag, 28.06.2011, 01:50 (vor 4689 Tagen) @ sflori

Es gibt zwei mathematische Verfahren, die miteinander konkurrieren: Zum einen die streckenweise Pauschalberechnung, die einfach aus der Summe der gefahrenen Teilstrecken besteht. Zum anderen den prozentualen Rabatt in Form einer Entfernungsdegression.

Wenn nun der addierte Teilstreckenpreis sehr gering ist, könnte es in bestimmten Grenzfällen dazu führen, dass der durch die weitere Strecke höhere prozentuale Rabatt die kurze addierte Teilstrecke (hier Mannheim-Heidelberg) nicht nur ausgleicht, sondern den Gesamtpreis sogar insgesamt günstiger werden lässt.

So in etwa stelle ich mir das auch vor: Dass quasi für die einzelnen Abschnitte eine Anzahl an Tarifeinheiten (Tarifkm will ich nicht nutzen) festgelegt ist und es später eine Übersicht (ähnlich der Preisübersicht für Produktklasse C) gibt, in der festgelegt wird, wie teuer eine bestimmte Anzahl an Einheiten jeweils ist. Allerdings könnte auch dieses Verfahren (nach Tabelle) nicht dafür sorgen, dass eine Teilstrecke einer Strecke teurer als die Gesamtstrecke ist. Da müsste es wirklich so sein, dass fix ein Abschlag an Einheiten als Mengenrabatt gegeben wird. Oder, eine andere Möglichkeit: Es sind sowohl für großräumige Relationen (Köln - Frankfurt, Frankfurt - Nürnberg) und für kleinräumige (Köln - Siegburg, Nürnberg - Allensberg) jeweils getrennt Tarifeinheiten festgelegt. Dann würde sich Frankfurt - Allensberg aus Frankfurt - Nürnberg und Nürnberg - Allensberg zusammen setzen, München - Montabaur aber zum Beispiel aus München - Frankfurt, Frankfurt - Limburg Süd und Limburg Süd - Montabaur oder so ähnlich. Wäre dann also die Summe aller kleinräumigen Relationen zwischen Frankfurt und Köln größer als die großräumige Relation Frankfurt - Köln, könnte Frankfurt - Siegburg teurer als Frankfurt - Köln sein. System verstanden? Und weiß wer, wie es wirklich funktioniert? Ich kann mir kaum vorstellen, dass von und nach jedem Tarifpunkt ein Preis willkürlich festgelegt ist, es muss schon so sein, dass kleinere Teile an größere addiert werden usw.

? Fahrpreisbildung Fernverkehr

sflori, Dienstag, 28.06.2011, 11:56 (vor 4688 Tagen) @ Fabian318

Klingt zwar interessant, aber ich glaube nicht, dass es mit großräumigen und kleinräumigen Relationen errechnet wird. Warum? Weil Du dann für die kleinräumigen Relationen keine Entfernungsdegression hättest. Die gibt es aber! Außerdem käme es bei einer solchen Aufteilung nicht zu dem beschriebenen Effekt.

Ich lass mich aber natürlich gerne auch vom Gegenteil überzeugen. ;)


Bye. Flo.

? Fahrpreisbildung Fernverkehr

Fabian318, Münster i. W., Mittwoch, 29.06.2011, 02:05 (vor 4688 Tagen) @ sflori

Klingt zwar interessant, aber ich glaube nicht, dass es mit großräumigen und kleinräumigen Relationen errechnet wird. Warum? Weil Du dann für die kleinräumigen Relationen keine Entfernungsdegression hättest.

Doch, im Endeffekt ist das in Wirklichkeit genauso. - Allerdings nicht so, wie ich es beschrieben habe. Ich verweise mal auf Ralfs PDF. ;-)

Es steht ja auch nirgendwo geschrieben, dass die Summe von drei mal 30 "Tarifeinheiten" drei mal so teuer wie 30 Tarifeinheiten sein muss. Ist ja im Nahverkehr auch nicht so. Es dürfen natürlich keine Preise addiert werden, sondern nur Tarifeinheiten.

Außerdem käme es bei einer solchen Aufteilung nicht zu dem beschriebenen Effekt.

Doch, bei meiner Systematik könnte es folgendermaßen sein:

Frankfurt - Köln 100 TE
Frankfurt - Limburg Süd 40 TE
Limburg Süd - Montabaur 40 TE
Montabaur - Siegburg/Bonn 40 TE
Siegburg/Bonn - Köln 40 TE

Damit wäre Frankfurt - Siegburg/Bonn, eine echte Teilstrecke von Frankfurt - Köln, teurer als die Gesamtstrecke.

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