Bald auch Big Brother im ICE? (Allgemeines Forum)

ice-t-411, Donnerstag, 03.03.2011, 12:32 (vor 4809 Tagen)
bearbeitet von ice-t-411, Donnerstag, 03.03.2011, 12:32

Hi!

Spiegel: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,748772,00.html
Heise: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Briten-wollen-EU-System-fuer-Flugpassagierdaten-...

Kurz zusammengefasst: Die Briten würden gerne mehr Passagierdaten sammeln, zunächst im innereuropäischen Flugverkehr und dann evtl. auch im Bahn- bzw. Schiffsverkehr.

Mein Kommentar: Wäre sehr schade, wenn das Auto bald die einzige Möglichkeit des annonymen Reisen würde. Und auch das ist, ob der Diskussion um Kennzeichen-Scanning, natürlich fragwürdig.
Schon jetzt müsste man um wirklich annonym zu fahren seine Fahrkarte am Automaten bzw. im Reisezentrum (wenn einen dort keiner kennt) kaufen und bar zahlen, was gerade bei größeren Beträgen nicht sonderlich komfortabel ist. Sowohl Online-Ticket als auch EC- bzw. Kreditkartenzahlen hinterlassen zwangsläufig Datenspuren. Leider etwas, das man sich mit dem großen Buchungskomfort einfängt. In Deutschland müssen solche Daten wenigstens relativ vertraulich behandelt werden, aber sobald die mal woanders (z.B. in den USA) sind, sieht das natürlich ganz anders aus.

Ach, Handy sollte man natürlich auch daheim lassen...

Johannes

Bald auch Big Brother im ICE?

Steffen, Donnerstag, 03.03.2011, 12:58 (vor 4809 Tagen) @ ice-t-411

Mit dem Fahrrad reist es sich auch sehr anonym :)

Die Datenspuren beim Fahrkartenkauf via Internet oder Geldkarte sehe ich insofern nicht als problematisch, weil das systembedingt ist, wenn man es bequem machen möchte. Es ist keine große Hürde, Fahrkarten anonym zu kaufen (wenn einen der Fahrkartenverkäufer kennt fällt es noch nicht unter die systematische Erfassung).

Bedenklich wird es, wenn Staaten Regeln erlassen, durch die man Daten zwingend und systematisch erfasst alleine mit dem Ziel, Bewegungsprofile (oder was auch immer) zu erstellen.

Ich bin auch immer wieder über das Doppelleben der Deutschen überrascht, die beispielsweise über den ganz selbstverständlich mit Kreditkarte bezahlten Premium-Account bei Facebook (falls es ihn gibt) Datenschutz fordern.

--
[image]

Wo ist das Problem?

101-Fan, Köln, Donnerstag, 03.03.2011, 19:06 (vor 4808 Tagen) @ Steffen

Hallo zusammen,

man kann es natürlich bedenklich finden, wenn über jeden Daten gesammelt werden. Vielleicht kann dadurch auch die ein oder andere Straftat aufgedeckt bzw. ein Straftäter ermittelt werden. Ich persönlich denke, wenn man sich nichts zu schulden kommen lässt, braucht man sich keine Sorgen zu machen.

Ein Bekannter von mir war mal in England und da gibt es wohl an jeder Ecke eine Überwachungskamera. Zunächts war es ihm suspekt. Später hat er sein Auto immer so geparkt, dass es von einer Kamera erfasst wurde, weil er sich dann sicherer fühlte.

--
Es grüsst aus Köln
Markus

Wo ist das Problem?

Ösi, Donnerstag, 03.03.2011, 20:29 (vor 4808 Tagen) @ 101-Fan
bearbeitet von Ösi, Donnerstag, 03.03.2011, 20:30

man kann es natürlich bedenklich finden, wenn über jeden Daten gesammelt werden. Vielleicht kann dadurch auch die ein oder andere Straftat aufgedeckt bzw. ein Straftäter ermittelt werden. Ich persönlich denke, wenn man sich nichts zu schulden kommen lässt, braucht man sich keine Sorgen zu machen.

"Herr Vorsitzender! Der Beschuldigte 101-Fan ist in den letzten zwei Monaten insgesamt elf Mal im selben Zug wie der Zeuge Böser Terrorist gesessen. Eine Hausdurchsuchung basierend auf diesem Anfangsverdacht ergab, dass der Beschuldigte eine Casio F91w, einen Lötkolben sowie einen Laptop besitzt. Die Auswertung der Festplatte ergab verschlüsselte Nachrichten, die darauf hindeuten, dass der Beschuldigte verdeckte Kommunikation betrieben hat. Ich erhebe hiermit Anklage wegen Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und beantrage Untersuchungshaft."

Während Mielke und seine Schergen noch mit Karteikarten und Akten arbeiten mussten, gibt es heute dank Internet und Computer in wenigen Sekunden von überall nach jedem Kriterium abfragbare Datenbanken. Jedes Stück Information ist daher zehn Mal so gefährlich wie vor 20 Jahren.

:-) (owT)

GUM, Donnerstag, 03.03.2011, 20:30 (vor 4808 Tagen) @ Ösi

Schwert und Schild der Partei...

Touch & Travel

GUM, Donnerstag, 03.03.2011, 20:16 (vor 4808 Tagen) @ Steffen

Mit dem Fahrrad reist es sich auch sehr anonym :)

Bedenklich wird es, wenn Staaten Regeln erlassen, durch die man Daten zwingend und systematisch erfasst alleine mit dem Ziel, Bewegungsprofile (oder was auch immer) zu erstellen.

Meine volle Zustimmung. Dieses Risiko sehe ich durchaus bei den derzeit erprobten automatischen "Reisepass-Toren", z. B. in England. Einmal daran gewöhnt kann man aus kürzester Distanz auch die RFID Chips der Personalausweise einlesen. Man muss dazu nur die Reisenden durch Personenvereinzelungsanlagen entsprechend trennen und nur eine Person pro Spur durchlassen.

Ich bin auch immer wieder über das Doppelleben der Deutschen überrascht, die beispielsweise über den ganz selbstverständlich mit Kreditkarte bezahlten Premium-Account bei Facebook (falls es ihn gibt) Datenschutz fordern.

Ich würde nur "überrascht" durch "erschrocken" ersetzen. Aber viel kritischer sehe ich "Touch&Travel". Da gibt man dann an seinem werktäglichen Weg jede einzelne An- und Abfahrt an.

Abgesehen von exorbitanten Kosten bei der Bahn entsteht hier Datenmüll, der zu allerlei Unsinn verwendet werden kann. Man denke nur einmal an die Verkäuferin in der Innnenstadt von Dresden, die z. B. Samstags immer arbeitet. Und jedesmal im Februar (?) Mai (?) wirklich zufällig die gleichen Bahnhöfe passiert, wie die reisenden Demonstranten zu bestimmten Aufmärschen.

Das kann dann bei der Risikoeinschätzung für die Bürgerin gefährlich werden.

Touch & Travel

Fabian318, Münster i. W., Donnerstag, 03.03.2011, 20:18 (vor 4808 Tagen) @ GUM

Man muss dazu nur die Reisenden durch Personenvereinzelungsanlagen entsprechend trennen und nur eine Person pro Spur durchlassen.

Nicht nötig, in den Niederlanden habe ich auch immer mehrere RFID-Karten dabei (und vor dem Leser) und es wird stets nur die richtige gelesen.

Danke für die Info

GUM, Donnerstag, 03.03.2011, 20:30 (vor 4808 Tagen) @ Fabian318

Nicht nötig, in den Niederlanden habe ich auch immer mehrere RFID-Karten dabei (und vor dem Leser) und es wird stets nur die richtige gelesen.

Erstaunlich, dass die Frequenztrennung schon so sauber funktioniert. Jedenfalls ist dies eine erhebliche Bedrohung für die Freiheit.

Da auch im öffentlichen Dienst die Produktivität jedes Jahr steigt ist natürlich die Versuchung groß die Beamten der ehemaligen Telekom bei VIVENTO mal was Neues arbeiten zu lassen, leider.

Vollkomen OT: Wäre froh, wenn wir einen gelben Innenminister hätten.

Hoffentlich. Je mehr, desto besser!

Blaschke, Donnerstag, 03.03.2011, 18:30 (vor 4808 Tagen) @ ice-t-411

Mahlzeit!


Sollen sie alles speichern, auswerten und sonst was mit den Daten machen. Ich find's klasse.

Zum einen haben wir dann bald Vollbeschäftigung erreicht: Die eine Hälfte der Bevölkerung ist damit beschäftigt, die andere Hälfte zu überwachen. Und jeweils zu Jahresbeginn drehen wir's dann um.

Zum anderen gilt, je mehr sie speichern, desto eher verlieren sie den Überblick. Und dann verkehrt sich die ganze Speicherei und der Datenwahn ins Gegenteil. Hat sich doch vor 20 Jahren gezeigt, dass die ganze Sammelwut auch nicht vorm Untergang gerettet hat.


Deswegen ist mir das völlig wurscht. Wenn es die Herrschenden interessiert, dass ich heute um 10:35 Uhr mit dem Bus vom Osnabrücker Neumarkt zum Osnabrücker Nettebad gefahren bin - bittschön, die Herren. Und jetzt sitz' ich vorm heimischen PC und schreibe unter Klarnamen diesen Artikel und trinke währenddessen eine kühlschrankgekühlte 1-Liter-Pfandflasche Cola. Kann die Krankenkasse jetzt notieren. Und in die Akte des Verfassungsschutzes landet dieser Beitrag vermutlich auch. Allein schon wegen des folgenden Satzes: U.a. deswegen benutzte ich bei Telefonaten mit Freunden auch immer gewisse Schlüsselwörter wie Terror, Bombe, al-Quaida und ähnliches - in der Hoffnung, dass dann das Telefonat aufgezeichnet wird. So brauche ich das nicht alles aufnehmen und kann mit etwas Glück in 30 Jahren beim Systemzusammenbruch nochmal hören, was ich anno dunnemals so alles zum Besten gegeben habe.


Schöne Grüße aus der Friedensstadt Osnabrück vom

blaschke

Zu > 99,99999 % ohne Relevanz

SST, Köln-Südstadt, Donnerstag, 03.03.2011, 21:14 (vor 4808 Tagen) @ ice-t-411

Also ich glaube, dass die meisten Internetuser inzwischen freiwillig mit Kommentaren bei Zeitungsartikeln, bei Facebook, in Foren und sonstigen sozialen Netzwerken so viel von sich preisgeben, dass sie selber wohl kaum noch den Überblick haben, was für "WWW-Spuren" sie hinterlassen. (Via IP-Adresse etc. könnten Ermittlungsbehörden ohnehin vieles auf die Person genau zurückverfolgen - in Italien ist es z.B. auch üblich, dass man im Internetcafé seinen Personalausweis vorzeigen und einspeichern lassen muß. Diesbezüglich wird es vermutlich irgendwann auch mal einen europäischen Standard geben).

Die Speicherung von Reise-Daten bei Eisenbahnunternehmen ist dagegen aus meiner Sicht ziemlich unerheblich. Mir ist es auf jeden Fall vollkommen egal, wo und wie lange gespeichert wird, ob ich mal wieder z.B. im ICE von Köln nach Düsseldorf gefahren bin.

Und mich stört es auch nicht, wenn jemand hier nachrecheriert, dass ich vor 20 Jahren in einem B4yg gefahren bin.

Ach, und heute ist mir irgendwie "kalt und müde". Hoffentlich werde ich nicht krank. (Interessiert hier wohl auch niemanden).

Was ich damit sagen will: jeder hinterlässt - ob beim Einkauf mit der Payback-Karte, BahnCard, Miles-and-More oder sonstwo - jeden Tag so viele nachverfolgbare "Spuren", dass es schlichtweg in mehr als 99,99999 % der Fälle für Ermittlungsbehörden vollkommen uninterresant ist.

So und jetzt werde ich ein Glässchen Merlot trinken. Hoffe, der wärmt mich etwas (darf auch gerne für alle Ewigkeit gespeichert werden).

Zu > 99,99999 % ohne Relevanz

Redesign, Donnerstag, 03.03.2011, 22:03 (vor 4808 Tagen) @ SST
bearbeitet von Redesign, Donnerstag, 03.03.2011, 22:04


Die Speicherung von Reise-Daten bei Eisenbahnunternehmen ist dagegen aus meiner Sicht ziemlich unerheblich. Mir ist es auf jeden Fall vollkommen egal, wo und wie lange gespeichert wird, ob ich mal wieder z.B. im ICE von Köln nach Düsseldorf gefahren bin.

Wo etwas gespeichert ist, da kann es auch geklaut werden - wie bei Schlecker.de .

Im Prinzip ist es egal, nur wenn ein böser Zeitgenosse diese Daten in die Finger bekommt, erfährt er von regelmäßigen Fahrten am Wochenende in die Alpen oder sonstwo hin, Adresse dürfte bekannt sein, der Böse hat dann viel Zeit, in die Wohnung einzubrechen und nach Verwertbarem zu stöbern.

Jetzt ist es vermutlich nicht mehr egal.

Eigene Selektion

SST, Köln-Südstadt, Donnerstag, 03.03.2011, 22:16 (vor 4808 Tagen) @ Redesign

Im Prinzip ist es egal, nur wenn ein böser Zeitgenosse diese Daten in die Finger bekommt, erfährt er von regelmäßigen Fahrten am Wochenende in die Alpen oder sonstwo hin, Adresse dürfte bekannt sein, der Böse hat dann viel Zeit, in die Wohnung einzubrechen und nach Verwertbarem zu stöbern.

Jetzt ist es vermutlich nicht mehr egal.

Da hast Du absolut und vollkommen recht! Es gibt ja z.B. nicht ohne Grund seit Jahrzehnten den Hinweis der Kriminalpolizei, dass man an seinem Koffer nicht offen sichtbar seine Privatanschrift hängen haben sollte (sondern lieber die Firmenadresse o.ä.).

So bin ich z.B. immer "etwas verwundert" wie viele "Freunde" via Facebook ankündigen, dass sie dann und dann dort oder dorthin fahren. Und das ist nicht ein "echter Freundeskreis" sondern das sind "recht ferne Bekannte", die ich irgendwo mal auf irgendeinem Popkonzert oder so getroffen habe, die mich dann um eine Kontaktbestätigung gebeten haben und die "hunderte" von "Facebook-Freunden" haben.

Okay, mir können sie all ihre tollen Reisen ruhig erzählen - aber wie sorglos viele im Umgang mit Privatinformationen sind, finde ich schon erstaunlich.

Aber zum Glück ist es ja bei vielen Vorgängen noch einem selber überlassen wie sehr man diese verbreitet (wie oben ein User schrieb, kann man ja auch Fahrkarten am Schalter kaufen und mit Bargeld bezahlen - falls einem das lieber sein sollte).

Schalterkauf mit Scheingeld & -adressen schreckt Spitzbuben?

fjk, Freitag, 04.03.2011, 09:44 (vor 4808 Tagen) @ SST

Im Prinzip ist es egal, nur wenn ein böser Zeitgenosse diese Daten in die Finger bekommt, erfährt er von regelmäßigen Fahrten am Wochenende in die Alpen oder sonstwo hin, Adresse dürfte bekannt sein, der Böse hat dann viel Zeit, in die Wohnung einzubrechen und nach Verwertbarem zu stöbern.

Jetzt ist es vermutlich nicht mehr egal.


Da hast Du absolut und vollkommen recht! Es gibt ja z.B. nicht ohne Grund seit Jahrzehnten den Hinweis der Kriminalpolizei, dass man an seinem Koffer nicht offen sichtbar seine Privatanschrift hängen haben sollte (sondern lieber die Firmenadresse o.ä.).
[...]
(wie oben ein User schrieb, kann man ja auch Fahrkarten am Schalter kaufen und mit Bargeld bezahlen - falls einem das lieber sein sollte).

Moin,

und "Nein" zum "?".

Die Verbreitung solcher "Informationen" wie "dass man ein Wochenende nicht da ist" in einer pseudoanonymisierten Netzumgebung (oder geklaut aus dem bahn.bonus-Profil) mag es dem gemeinen Juwelensammler ja durchaus leichter machen - aber Gelegenheit macht Diebe und die gab es auch ohne solche Infomöglichkeiten schon:

meine Mutter ist jedenfalls seit einem Fernausflugswochenende vor etwa 30 Jahren weitgehend schmucklos - wegen Bargeldfahrkartenkauf am Schalter. Da müssen nämlich einige zwielichtige Gesellen danebengestanden haben, die das normale kleinstädtische Gassenwissen, die Möglichkeit zu einer kurzen Telefonbuchrecherche oder den Überblick, aus welchem der gegenüber dem Bahnhof stehenden Häuser die FKA-Kunden so kamen, hatten - und sich dann das Wochenende Zeit für das vergitterte Kellerfenster nehmen konnten.
Nein, nein, mit ein bißchen Zufall, gespitzten Ohren und ein ganz bißchen krimineller Energie kommt man auch ohne die Auswertung der hier in Rede stehenden Datenspuren an sein Ziel. Denn die gab es früher ja auch schon: dass die Drogis sich aber Zutritt oder -griff zu der beeindruckenden AEG(?)-Fahrkartenpresse oder auf den Durchschrieb des Fahrscheinblocks verschafft haben, um von ihr oder ihm Spuren des letzten Produkts abzunehmen, ist schwer vorstellbar...

Aber die Spurensicherung der Kripo am Montag zu Hause war für Kindergartenkinder um so beeindruckender!

findet "Diskretionszonen" am Fahrkartenschalter dennoch etwas albern*
fjk

*) nein, eigentlich nicht albern, sondern sieht System dahinter: jedenfalls wird der Austausch von Tariftipps und die Aufdeckung für den Fahrgast suboptimaler Beratungen so schwieriger...

Schalterkauf ist doch sicherer

Redesign, Sonntag, 06.03.2011, 01:01 (vor 4806 Tagen) @ fjk
bearbeitet von Redesign, Sonntag, 06.03.2011, 01:03

Der Aufwand, um am Schalter viele Adressen und Termine zu bekommen, ist doch viel zu groß - und die Ausbeute zu gering - vielleicht ein oder zwei Reisetermine, ggf. noch die Adresse...

Datenbanken im Internet sind da viel attraktiver.
Da bekommt man auf einen Schlag Tausende von Datensätzen.
Und das zieht die potentiellen Straftäter auch an.

RSS-Feed dieser Diskussion
powered by my little forum