Aprilreise zu Fritjes und Matjes (1/3) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Montag, 06.05.2024, 09:41 (vor 14 Tagen)
bearbeitet von Bahne aus Leidenschaft, Montag, 06.05.2024, 09:43

Im April 2022 hatte ich vor Beginn meines Industriepraktikums noch etwas Zeit totzuschlagen und nutzte dass für meine erste Bahnreise in unsere Nachbarländer Belgien und Niederlande. Ähnlich wie bei unserer Sizilienreise (Sizilien) waren meine meisten Freunde mit der Klausurenphase beschäftigt und ich deshalb mit meiner Mutter unterwegs. Beim Schreiben des Berichts fiel mir auf, dass ich an einigen Tagen weniger Bahnbilder gemacht haben muss, als ich dachte, aber ich erlaube mir trotzdem, den Bericht hier einzustellen.

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Tag 1: Karlsruhe – Aachen – Löwen – Brüssel

Unsere Anreise nach Brüssel heute war eigentlich ohne Umwege mit dem ICE International geplant. Meine Reisetag beginnt im ICE von Karlsruhe nach Frankfurt Flughafen. Dort werde ich meine Mutter treffen, die von der Bergstraße kommend schon ab Frankfurt Hauptbahnhof im Zug ist. Dann beginnen aber die Probleme.
Als meine Mutter ans Gleis geht ist noch kein Zug da. Eine Durchsage erklärt dann, dass der niederländische Zugteil (wegen Bauarbeiten nur bis Utrecht statt Amsterdam) technische Probleme habe, leider keine große Überraschung bei der Baureihe 406. Die erwartete Verzögerung wird mehrmals erhöht, bis der Zugteil nach Brüssel schließlich mit ca. einer Stunde Verspätung abfährt. Glück im Unglück für mich: Während meine Mutter zunehmend genervt am Bahnsteig steht, kann ich mich am Flughafen auf einen zuverlässigen persönlichen Liveticker, wann die Fahrt tatsächlich beginnt, verlassen und kann so lange gemütlich in der Lounge sitzen bleiben. Um 9.36 Uhr fährt dann tatsächlich der Europa-ICE am Flughafen ein.

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Wir finden die Verspätung zwar recht lästig, aber sie trifft uns nicht, da heute kein Anschluss mehr geplant ist, einige Mitreisende bangen aber um ihren Anschluss an den Eurostar. Nach fast 1,5 ereignisarmen Stunden lässt der Zugchef dann kurz vor Aachen auf Höhe Stolberg die Bomben platzen: Wegen technischen Problemen kann unser Zug nicht nach Belgien fahren und endet heute schon in Aachen. Reisende nach Brüssel werden auf den Folgezug in einer Stunde verwiesen. Das war’s dann wohl für die Englandreisenden. :-(
Es wird höchste Zeit, dass die Baureihe 408 übernimmt. Hier haben wir den müden Krieger schon verlassen.

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Nach Abwägen der Alternativen beschließen wir schnell, dass wir uns nicht in den erwartbar voll werdenden Folge-ICE quetschen wollen, sondern auf den Nahverkehr ausweichen. Im Nachhinein bin ich fast dankbar um das Chaos, da ich somit dem Einsatzende der SNCB-Baureihe AM 66 im vergangenen Dezember ganz entspannt entgegensehen konnte. Im Vergleich zum ICE ist der Triebwagenveteran ein kleiner Kulturschock.

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In Welkenraedt erfolgt schon der Umstieg auf den IC aus Eupen. Mit dem wir um 13 Uhr den futuristischen Bahnhof Liège-Guillemins erreichen.

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Ein weiterer Vorteil unserer Alternativverbindung ist, dass wir einen Zwischenhalt in Leuven machen können, wo der ICE durchgefahren wäre. Hier sind wir am spätgotischen Rathaus.

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Eine weitere Attraktion der Stadt ist der ruhige Beginenhof, in dem früher Frauen ähnlich wie Nonnen aber ohne Gelübde lebten.

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Gegen 16 Uhr erreichen wir Stunden später als geplant unser Tagesziel. Nach Check-In in unserem Hotel in der Nähe von Bruxelle-Sud beginnen wir unsere erste Erkundung der Stadt. Nicht weit vom Bahnhof liegt das wuchtige Stadttor Port de Hal.

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Natürlich darf auch das überraschend kleine Manneken Pis nicht fehlen.

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Nicht weit davon ist im Zentrum der Stadt das Rathaus am Grand-Place.

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Wieder etwas den Hügel hoch liegt das Königsschloss aus dem 19. Jh., ein vergleichsweise junges Schloss für eine ebenso junge Monarchie.

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Und dann nochmal das Rathaus am Abend.

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Tag 2: Tournai und Brüssel

Heute Vormittag machen wir einen Ausflug ganz an die Westgrenze Belgiens nach Tournai. Bei der überschaubaren Größe des Landes, dauert die Fahrt nur gut eine Stunde.
Dort wird gerade der Pont des Trous der mittelalterlichen Stadmauer über die Schelde zur Erweiterung des Durchfahrtsquerschnitts für die Schifffahrt neu gebaut.

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Typisch für Flandern hat Tournai einen Belfried.

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Tournai wurde von den Römern gegründet gilt als zweitälteste Stadt Belgiens. Im 5. Jh. lag hier der Mittelpunkt des Frankenreichs unter Childerichs I., dem Vater des ersten getauften Frankenkönigs Chlodwig I., dessen Grab hier 1653 wiederentdeckt wurde. Somit könnte die Region hier als Keimzelle des heutigen Frankreichs und Deutschlands gelten.
Unbestrittene Hauptattraktion der Stadt und UNESCO-Welterbestätte ist die romanische Kathedrale.

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Als IC zurück nach Brüssel verkehrt ein AM 96, mit Ähnlichkeit zu den dänischen Gumminasen.

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Am Nachmittag schauen wir uns als brave EU-Bürger das EU-Parlament an. Dieses liegt auf dem Gelände des ehemaligen Gare de Luxembourg, der heute nur noch eine Tunnelstation ist. Vom alten Bahnhof ist diese Fassade übrig geblieben.

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Das Parlament ist ein riesiger Komplex. Bei schönerem Wetter sähe er vielleicht besser aus.

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Kein Bericht ohne Essensbild: Heute Abend wähle ich Spare Ribs à volonté (all you can eat), ansprechend serviert mit belgischen Pommes und dreierlei Saucen.

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Tag 3: Brüssel – Rotterdam

Heute Nachmittag verlassen wir Belgien schon wieder in Richtung seines nördlichen Nachbars. Davor wollen wir uns aber noch das Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt anschauen.

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Das Atomium wurde zur Weltausstellung 1958 gebaut und stellt einen Eisenkristall dar, genau genommen die Elementarzelle von kubisch-raumzentrierten α-Eisen, der unter Standardbedingungen stabile Modifikation von reinem Eisen.
Zuerst geht es mit einem Aufzug nach oben.

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Zwischen den einzelnen „Atomen“ fährt man dann auf Rolltreppen.

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Zurück im Stadtzentrum ist bis zur Abfahrt unseres Thalys noch etwas Zeit und so besichtige ich noch das Königliche Kunstmuseum. Dafür ist die Zeit zwar etwas knapp, aber der Studententarif ist unverschämt günstig. Besonders interessieren mich hier die alten Meister aus der großen Zeit Burgunds im 15. und 16. Jh.
Faszinierend finde ich die albtraumhaften fantastischen Kreaturen von Hieronymus Bosch in der Versuchung des hl. Antonius.

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Auch Pieter Bruegel der Ältere war bei den Wesen in seinem „Sturz der rebellierenden Engel“ äußerst kreativ.

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Nachdem wir im Hotel unser Gepäck abgeholt haben, können wir nun in unseren Thalys nach Rotterdam einsteigen.

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Dieser ist einer älteren Drei-System-Generation mit dem kantigen Triebkopfdesign. Der Wagen wurde gar nicht weit vom heimischen Karlsruhe bei De Dietrich gebaut.

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Nach meinen beiden Fahrten in der ersten AVE-Generation wenige Wochen zuvor ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10621212, https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10630481 ) ist das meine dritte Fahrt in einem TGV-Derivat. Auf die erste Fahrt in einem einstöckigen TGV selbst muss ich noch bis Oktober 2023 warten, auch davon wird hier demnächst zu lesen sein.

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Kurz vor Ankunft in Rotterdam quert die HSL-Zuid den breitesten Arm des Rhein-Maas-Deltas.

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In Rotterdam erwarten uns die Nederlandse Spoorwegen so, wie man sie sich vorstellt, mit zwei Koplopers.

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Mit diesen fahren wir aber nicht weiter. Wir haben für heute unser Ziel erreicht. Der Bahnhof Rotterdam kommt monumental und modern daher.

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Vor dem Abendessen reicht die Zeit noch für eine Runde am Flussufer entlang.

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Am alten Hafen steht eine kleine Denkmallok.

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Zum Abendessen entscheiden wir uns für afrikanische Küche.

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Über unsere folgenden Tage in den Niederlanden werde ich euch in den beiden folgenden Teilen berichten.

P.S.: Meine ersten vier Berichtreihen (Interrail 2022, Argentinien 2019, Lyon 2021/22 und Spanien 2022) sind leider von der Abload-Einstellung betroffen. Im großen Nachbarforum habe ich mir in den letzten Tagen die Mühe gemacht, die Bilder zu einem anderen Bilderhoster umzuziehen: Meine Reiseberichte
Als erfreulicher Nebeneffekt konnte ich einige Fehler wie falsch eingebundene Bildlinks korrigieren und einige Bilder erscheinen jetzt in deutlich besserer Qualität. Am meisten dürften dadurch die Teile 3 und 4 von Argentinien gewonnen haben.


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