Alpen-Sylt Nachtexpress & Lemvigbanen 2/5 m 47 B. (Reiseberichte)

TD, Donnerstag, 04.04.2024, 18:13 (vor 25 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen Rundreise durch Deutschland, Dänemark und Schweden. Im ersten Teil waren wir von Konstanz mit dem Alpen-Sylt Nachtexpress nach Westerland gereist und waren anschließend mit der neg nach Dagebüll gefahren.

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Am dritten Reisetag fahren wir von Dagebüll nach Dänemark zur Lemvigbanen, unser Ziel ist Thyborøn am nördlichen Streckenende der Lemvigbanen.


Tag 3: Dagebüll – Niebüll – Skjern – Vemb – Lemvig - Thyborøn

Wir haben in Dagebüll an der Nordseeküste übernachtet, vor dem Frühstück können wir die Morgenstimmung an der Mole genießen. Am Bahnsteig steht ein 628er der neg, das ist aber noch nicht unser Zug.

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Wir brechen erst etwas später auf, auf dem nächsten Bild kommt unser Zug durch den Deichdurchlass auf die Mole gerollt. Wir haben leider wieder Pech, die Hoffnung auf den österreichischen Triebwagen, der noch in unserer Sammlung fehlt, wird erneut enttäuscht. Wir fahren mit dem Zug nach Niebüll.

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Der Bahnhof Niebüll wurde 1887 eröffnet. Der Bahnsteig der neg befindet sich auf dem Vorplatz, im Bahnhof selbst verläuft die Marschbahn von Elmshorn nach Westerland, außerdem zweigt dort die Bahnstrecke ins dänische Tønder ab.

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Und genau diese Strecke wollen wir nun befahren. Die grenzüberschreitende Verbindung wird von Arriva Danmark bedient, zum Einsatz kommt ein LINT-Dieseltriebzug. Der Zug ist mit Zugnummernwechseln durchgebunden über Esbjerg bis Skjern.

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Die Strecke von Niebüll nach Tønder hat eine wechselvolle Geschichte. Sie wurde ursprünglich als Teil der Marschbahn erbaut, zu jener Zeit gehörte der Ort Tondern zum Deutschen Reich. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ort an Dänemark abgetreten. Den Hindenburgdamm gab es damals noch nicht, Sylt war über Fähren von Hoyerschleuse / Højer Sluse angebunden. Sylt-Besucher mussten mit der neuen Grenzziehung nun zweimal die deutsch-dänische Grenze passieren, hierfür wurde ein Korridorverkehr eingerichtet. Nach Eröffnung des Hindenburgdamms wurden die Züge von Hamburg nach Tønder auf den neuen Zielort Westerland umgelegt und die Strecke von Niebüll nach Tønder zur Nebenbahn herabgestuft. 1980 wurde der Personenverkehr schließlich ganz eingestellt. Ab dem Jahr 2001 wurde die Verbindung durch die damalige Nordfriesische Verkehrsbetriebe AG (NVAG) wieder aufgenommen.

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Insgesamt fahren wir mit dem Dieseltriebzug gut drei Stunden über das flache dänische Land. Große landschaftliche Höhepunkte hat die Strecke nicht zu bieten, daher beschränken wir uns hier auf wenige Streckenbilder.

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In der Kleinstadt Skjern haben wir anschließend etwas Aufenthalt, während dessen wir unseren Reiseproviant auffüllen. Auf dem übernächsten Bild sehen wir das Bahnhofsgebäude von Skjern, der Ort ist seit 1875 an das Bahnnetz angeschlossen.

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Wir fahren nun mit einem Regionalzug nach Vemb. Hier treffen wir auf einen Desiro von Midttrafik, das Unternehmen betreibt Busse und Züge in der Region Mitteljütland. Die Triebzüge für die Strecke Skjern-Holstebro wurden von der DSB übernommen. Die Fahrt bis Vemb dauert eine Dreiviertelstunde.

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In Vemb liegt das südliche Ende der Lemvigbanen, die Privatbahn hat hier Anschluss an das Staatsbahnnetz. Bevor wir dem Wegweiser zum Zug in Richtung Lemvig und Thyborøn folgen, widmen wir dem Bahnhofsgebäude noch ein Bild. Der Ort hat gerade mal 1.300 Einwohner, er entwickelte sich an dem lokalen Bahnknoten zu einem Eisenbahnerdorf.

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Nachdem wir kürzlich die Dieselzugveteranen der slowenischen Baureihe 711 besucht hatten (zum Reisebericht), können wir nun mit den Lynette-Triebwagen die nächsten Altbau-Abschiedskandidaten in unserer Sammlung abhaken.

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Die Lemvigbahn ist eine normalspurige Privatbahn im Nordwesten Jütlands. Die knapp 60 Kilometer lange Strecke führt von Vemb über Lemvig nach Thyborøn. Die erste Streckenabschnitt von Vemb bis Lemvig wird weniger stark frequentiert und ist auch landschaftlich langweiliger.

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Nach 30 Minuten erreichen wir Lemvig. Die Kleinstadt ist der Hauptort der Region, hier ist auch der Betriebsmittelpunkt der Lemvigbanen. Wir legen in Lemvig einen Zwischenstopp ein. Die Bahn war in der dünnbesiedelten Gegend von Anfang an auf Sparsamkeit bedacht, der Bahnhof von Lemvig wurde deshalb auf einem Hügel außerhalb der Stadt gebaut, um eine teure Verbindung hinab in die Stadt und zum Hafen zu vermeiden. Später wurde für den Güterverkehr doch eine Hafenbahn gebaut.

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Wir folgen nun dem Gleis der Hafenbahn. Die Strecke wurde zuletzt im Ausflugsverkehr von einem Verein bedient. Während unseres Besuchs ruht der Ausflugsverkehr und wenn ich die Internetseite des Vereins BjergBanen richtig verstehe, wurde der Verkehr wegen erforderlicher Renovierungsarbeiten bisher auch nicht wieder aufgenommen.

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Insofern können wir uns gefahrlos als Railwalker betätigen und die 1,5 Kilometer lange Hafenbahn zu Fuß erkunden. Das Gleis führt durch eine Siedlung beim Bahnhof, auf einer Brücke über eine Straße und anschließend durch ein Waldstück.

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Die Hafenbahn ist die einzige Steilstrecke Dänemarks. Der Höhenunterschied vom Bahnhof Lemvig (33 Meter über dem Meer) bis zum Hafen wird mit einer Spitzkehre überwunden.

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Die letzten Meter verlaufen mit Rillenschienen im Straßenraum am Hafen. Sämtliche Anschlüsse zu Güterkunden sind abgebaut, das Gleis endet heute stumpf ohne Weichen.

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Lemvig liegt am südlichen Ufer des Limfjords, die Stadt hat mittelalterliche Wurzeln. Auf dem übernächsten Bild sehen wir die Kirche aus dem 13. Jahrhundert mit einem für Dänemark untypischen Zwiebelturm.

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Für den Rückweg zum Bahnhof wählen wir die kürzere Variante entlang der Straße, dabei unterqueren wir nun die Hafenbahn. Das Kürzel VLTJ an der Brücke steht für Vemb-Lemvig-Thyborøn Jernbane, dies ist der historische Name der Lemvigbahn. Nach einer Fusion gehört die Lemvigbahn heute zu Midtjyske Jernbaner.

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Das Empfangsgebäude des Bahnhofs von Lemvig stammt aus dem Jahr 1909, das Vorgängergebäude war im Jahr zuvor abgebrannt. Auf dem nächsten Bild ist der Bahnhof noch leer, das ändert sich…

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…aber gleich. Lemvig hat einen Kopfbahnhof, die Züge kreuzen hier, so dass sich regelmäßig das Bild mit zwei Triebzügen im Bahnhof ergibt. Wir nehmen nun die Reststrecke bis Thyborøn in Angriff.

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Die zweiteiligen Dieseltriebwagen vom Typ Ym (Y-tog) wurden von der Firma DUEWAG in Uerdingen gebaut, drei Züge wurde 1984 an die damalige VLTJ ausgeliefert, ein Triebwagen wurde später von einer anderen Bahn übernommen. Im Rahmen eines Preisausschreibens bekamen die Züge den Beinamen ‚Lynette‘ (deutsch: Blitzchen). Die 80 km/h schnellen Triebzüge fanden außerhalb Dänemarks keine Kunden. Es gibt in Lemvig noch einen einteiligen Ym-Triebwagen, der im Ausflugsverkehr auf der Hafenbahn eingesetzt wurde.

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Der Streckenabschnitt von Lemvig nach Thyborøn ist landschaftlich reizvoll, er führt durch die Ausläufer der Dünenlandschaft an der Küste. Zunächst passieren wir beim nächsten Bild aber noch den weißen Kirchturm von Hove.

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Unterwegs passieren wir den einsamen Haltepunkt „Victoria street station“, von dem mir jedoch kein vorzeigbares Bild gelingt. Der Haltepunkt hieß ursprünglich Vejlby. Nachdem das Bahnhofsschild abhandengekommen war, hängten die Anwohner aus Spaß ein Schild mit „Victoria street station“ auf. Die Bahngesellschaft bewies Humor und übernahm den Namen, so dass der Haltepunkt nun offiziell diesen Namen trägt.

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Die letzte Etappe führt auf einem Damm durch den Limfjord. Im Laufe der Zeit wurde der Streckenverlauf in diesem Abschnitt mehrfach geändert. Zunächst wurde die ursprüngliche Trasse durch die Salzwiesen durch Aufschüttungen erhöht, dann wurde sie parallel zu einer Straße auf einen neuen Seedeich verlegt.

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Nach einer Fahrzeit von 30 Minuten erreichen wir die Endstation Thyborøn. Thyborøn ist ein 2.000-Einwohner-Ort an der Nordspitze einer Landzunge. Der Ort verfügt über einen der größten Fischereihäfen Dänemarks. Den Rest des Tages verbringen wir zwischen Strand, Dünen und Hafen.

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Und damit sind wir am Ende dieses Teils angelangt. In den nächsten Tagen folgt der dritte Teil, darin gibt es nochmals etwas Lemvigbahn bei der Rückfahrt Richtung Vemb, von dort geht es dann weiter nach Schweden.


Viele Grüße

Tobias

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