Mit dem Gottardino zur Ferrovia Genova–Casella Fortsetzung (Reiseberichte)

TD, Samstag, 25.11.2017, 17:44 (vor 2344 Tagen) @ TD

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Mit 57 Kilometern ist der Gotthard-Basistunnel der längste Eisenbahntunnel der Welt – doch auch die längste Tunnelstrecke hat mal ein Ende und zwischen Bodio und Biasca erreichen wir wieder das Tageslicht. Und das Beste: hier im Tessin auf der Alpensüdseite lacht die Sonne!
Die Fahrt des Gottardino endet kurz darauf im Bahnhof Biasca.

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Biasca kannte ich bisher noch nicht, und so legen wir hier eine kleine Pause ein, das macht bei dem sonnigen Herbstwetter auch mehr Spaß als in Flüelen. Von einer Anhöhe gibt es einen Blick über die Dächer der 6.000-Einwohner-Gemeinde in das Valle Leventina, durch das wir auf der Gotthardbahn angereist waren.

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Oberhalb des Orts befindet sich die Chiesa dei Santi Pietro e Paolo, die Kirche wurde zwischen dem Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts erbaut. Hier oben gibt es auch einen schönen Kreuzweg durch einen Kastanienwald mit Blick in die drei umliegenden Täler Leventina, Blenio und Riviera...

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...und auf die Pfarrkirche Rotonda di San Carlo.

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So, genug der Kirchen, zurück an den Bahnhof. Biasca hat seit 1874 Bahnanschluss, bis 1973 gab es hier auch noch eine Meterspurbahn ins Bleniotal. Mit dem nächsten Interregio setzen wir unsere Reise fort.

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Gut 20 Minuten fahren wir weiter auf der Gotthardbahn nach Bellinzona und weiter auf der Stichstrecke Richtung Locarno durch die Magadinoebene. Wir verlassen damit den direkten Weg nach Mailand und können so noch eine für uns neue Strecke entdecken.

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In Cadenazzo wechseln wir auf die grenzüberschreitende S-Bahnlinie S 30. Auf der Bahnstrecke Cadenazzo–Luino verkehrt die italienisch-schweizerische TILO mit Flirt-Triebzügen in einem für schweizerische Verhältnisse dünnen 2-Stunden-Takt.

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Die Bahnstrecke verlässt bald die Magadinoebene, folgt den Ausläufern des Monte Ceneri und erreicht dann den Lago Maggiore. Landschaftlich reizvoll führt die Strecke nun kurvenreich hoch über dem Ufer des Lago Maggiore entlang.

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Der Lago Maggiore liegt zu einem Fünftel in der Schweiz, am gegenüberliegenden Ufer liegt Locarno. Der See bildet den tiefsten Punkt der Schweiz, er ist der zweitgrößte See Italiens. Zwischen Ranzo-Sant’Abbondio und Pino-Tronzano quert die eingleisige Strecke die Grenze zu Italien. Zahlreiche Tunnel prägen nun die weitere Fahrt. Der Grenzbahnhof befindet sich erst 16 Kilometer südlich der Grenze in Luino, weil dazwischen kein Platz für große Bahnhofsanlagen zu finden war.

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Die S 30 ist über Luino hinaus durchgebunden bis zum Flughafen Mailand-Malpensa, wir verlassen jedoch in Luino den Zug. Rechts steht schon der TSR von Trenord, mit dem wir eine Stunde später weiterfahren, aber jetzt erst mal ab in die Stadt.

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Luino ist die größte Stadt am Ostufer des Lago Maggiore, besonders mittwochs soll ein Besuch lohnen, wenn hier der berühmte Markt stattfindet, zu dem auch eigens ein RegioExpress aus Bellinzona nach Luino verkehrt. Nur blöd, dass heute Sonntag ist. Aber auch so ist es nett am Ufer des Lago Maggiore.

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Doch nun zurück an den Bahnhof mit dem stattlichen Empfangsgebäude. Es war ursprünglich geplant, die Gotthardbahn über Luino zu führen, weshalb das Bahnhofsgebäude etwas größer ausfiel, um auch dem internationalen Fernverkehr zwischen Berlin und Genua gerecht zu werden. Letztendlich wurde bei der Gotthardbahn der Ceneri-Variante der Vorzug gegeben, nur sechs Monate später wurde aber auch die Strecke über Luino eröffnet.
Bis 1950 gab es noch eine Schmalspurbahn von Luino nach Ponte Tresa mit Anschluss an die Lugano-Ponte-Tresa-Bahn (FLP). Die FLP hatten wir hier besucht.
Während der internationale Personenverkehr heute die Chiasso-Route nutzt, spielt Luino mit den weitläufigen Gleisanlagen im Güterverkehr eine wichtige Rolle.

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Mit dem Doppelstocktriebwagen der Trenord fahren wir weiter nach Gallarate. Für Schwarzfahrer ist der Innenraum des Doppelstockwagens sicherlich schlecht, weil man durch den seitlichen Aufgang nicht vorher sieht, ob und wann der Schaffner kommt. Allerdings gefallen mir offene Räume doch besser und man fühlt sich etwas eingesperrt hier oben. Im Stadtgebiet von Luino führt die Strecke über den Fluss Tresa und dann weiter am Ufer des Lago Maggiore nach Süden.

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In Gallarate steigen wir nochmals um und fahren mit dem nächsten Regionalzug nach Mailand. Wir ergattern zwar noch Sitzplätze, allerdings die schlechtestmöglichen, nämlich Wandfensterplätze rückwärts, von daher kann ich nicht mit Streckenbildern dienen.
Der Zug fährt bis Milano Porta Garibaldi – das passt, denn dort fährt am nächsten Tag auch der TGV in Richtung Frankreich ab. Und so beziehen wir gleich ein Hotelzimmer in der Nähe des Bahnhofs Porta Garibaldi.

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Mit der Metropolitana fahren wir schließlich noch ins Zentrum und drehen eine kleine Runde zwischen der Galleria Vittorio Emanuele II und dem Mailänder Dom.

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Und mit in einem nächtlichen Blick aus dem Hotelzimmer zum Bahnhof Porta Garibaldi beenden wir diesen Teil. In den nächsten Tagen folgt Teil 2 mit der Fahrt von Mailand nach Frankreich.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Tobias

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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