Der Mittwochsbahnhof, Teil 7.1 (Reiseberichte)

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 25.01.2017, 18:01 (vor 2648 Tagen)

Moin,

herzlich willkommen zum Mittwochsbahnhof!


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Neustadt ist ein gar zu gewöhnlicher Ortsname. Deshalb und weil man sich als Badeort für etwas Besonderes hielt, benannte sich Neustadt unter der Harzburg 1892 um. Das gewöhnliche flog aus dem Namen raus, dafür kam der Badebetrieb rein: Bad Harzburg war geboren. 13 Jahre später erhielt die Kurstadt auch ein würdiges Empfangsgebäude.

916 wurde im heutigen Bad Harzburg ein Stift gegründet, 1066 bis 1068 die Harzburg auf einem Hügel oberhalb der Stadt errichtet. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erfolgte der Abriß, ein paar Reste soll es noch geben (ich war noch nie da oben). 1569 war eine Solequelle entdeckt worden, die darauf zur Salzgewinnung genutzt wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts kam der Badebetrieb. Schwung nahm er erst auf, als die Saline 1851 geschlossen wurde und sich Harzburg zu einem mondänen Kurort entwickelte. Die großen Zeiten sind aber vorbei, wir haben heute auch keine Zeit für einen Gang in den Ort.


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Bei Harzburgs Eisenbahngeschichte gilt es drei Eisenbahnstrecken und den Bahnhof an sich zu betrachten. Der örtliche Kopfbahnhof sieht drei Züge pro Stunde ankommen und abfahren. Gegen zehn nach kommen sowohl der Regionalexpress aus Hannover als auch die Regionalbahn aus Braunschweig an, diese fahren gegen zehn vor wieder ab. Seit Dezember 2014 werden diese (und weitere Linien) durch Erixx betrieben. Zum Einsatz kommen Dieseltriebwagen der Baureihe 622.
Die Verbindung nach Kreiensen und Göttingen wird durch die DB bedient, eingesetzt wird die Baureihe 648. Bis Kreiensen besteht eine Fahrtmöglichkeit pro Stunde, weiter nach Göttingen kommt man ohne Umstieg nur zweistündlich.

Der Südrand der braunschweiger Altstadt war in den Augen der Herzoglich Braunschweigischen Staatseisenbahn ein guter Standort, um die Herzoglich Braunschweigische Staatseisenbahn beginnen zu lassen. Am 1. Dezember 1838 wurde die Etappe nach Wolfenbüttel fertiggestellt, die vierte Bahnstrecke im Deutschen Bund, aber die erste Staatsbahn. Seit dem 31. Oktober 1841 ist auch der Rest bis Bad Harzburg befahrbar, ab Vienenburg bestand noch bis 1843 Pferdebetrieb. Während die Strecke zwischen Braunschweig und Vienenburg bis heute zweigleisig ist, währte diese Epoche zwischen dem Eisenbahnknoten im Nordosten der Stadt Goslar und Bad Harzburg von 1907 bis 1942. Von Vienenburg aus wurde 1866 eine Bahnstrecke nach Goslar gebaut. Diese erreichte den Nordrand des Harzes in Oker. Von Oker direkt nach Bad Harzburg kommt man erst seit 1912: Am 1. Mai wurde die Bahnstrecke Oker - Bad Harzburg eröffnet.

Dritter im Bunde war die Bahnstrecke von Heudeber-Danstedt nach Bad Harzburg. Die Direktverbindung Halberstadt - Vienenburg war bereits 1869 eröffnet worden, diese ließ Wernigerode und Ilsenburg am Harzrand liegen. Am 11. Mai 1872 konnte zunächst eine Stichstrecke von Heudeber-Danstedt (dieser Bahnhof heißt übrigens so, weil er zwischen Heudeber und Danstedt liegt) nach Wernigerode eröffnet werden. Am 20. Mai 1884 kam die ziemlich kurvige Fortsetzung nach Ilsenburg in Betrieb, am 1. Oktober 1894 schließlich die Schlußetappe nach Bad Harzburg. Wie Deutschland wurde auch die Strecke 1945 geteilt, zwischen Stapelburg und Eckertal endete der Verkehr. 1946 fuhren die letzten Züge. Eckertal wurde von Bad Harzburg aus noch bis 1955 im Reise- und 1957 im Güterverkehr bedient, erst zum Jahresende 1973 wurde der Abschnitt offiziell stillgelegt.
1961 endete der öffentliche Verkehr zwischen Ilsen- und Stapelburg wegen der Grenznähe, im Dezember 1989 wurde er wieder aufgenommen. Nach der Wende wurde über einen Lückenschluß diskutiert. Die Wahl fiel auf eine Neubaustrecke von Ilsenburg nach Vienenburg (1996 eröffnet), die im Süden die Strecke nach Bad Harzburg und im Norden die ebenfalls 1945 stillgelegte Strecke von (Halberstadt -) Wasserleben nach Vienenburg nutzt. Im Herbst 2000 wurden direkte RE-Züge zwischen Hannover, Bad Harzburg, Halberstadt und Halle eingeführt, seit Dezember 2014 muß man generell in Goslar umsteigen und erreicht aus Bad Harzburg Wernigerode nur noch per Umstieg in Vienenburg (oder per Bus).

Bekannt ist Bad Harzburg für seine Signalbrücke mit ihren sechs Formsignalen für acht, früher mal neun, Gleise. Eine ausführliche Darstellung der Signaltechnik findet ihr in der DREHSCHEIBE 240. Das Empfangsgebäude wurde 1905 fertiggestellt. Es erinnert noch an die großen Zeiten. Fahrkartenschalter und Bahnhofsgaststätte haben längst geschlossen. Es gibt noch einen Laden mit Reisebedarf, der auch Fahrkarten verkauft. Während der Umbau der Signaltechnik auf sich warten läßt, wurde kürzlich die Plangenehmigung zum Umbau der Bahnsteige erteilt. Der an Gleis 1/2 wird verschwinden. Die beiden anderen werden verkürzt und auf die Einstiegshöhe der Züge erniedrigt. Die Bahnsteigdächer sollen erhalten bleiben.

Mein Bad Harzburg-Ordner ist mit 289 Aufnahmen aus den Jahren 2012 bis 2016 eher ein Unordner. Wir beginnen auf dem Bahnhofsplatz, gehen durchs Empfangsgebäude auf den Querbahnsteig. Nach einem kleinen Abstecher besuchen wir die Bahnsteige und schauen uns zum Abschluß die Signalbrücke an. Die Aufnahmen sind quer durch die Jahre und Jahreszeiten gemischt und stammen hauptsächlich aus der Zeit, als die DB in Bad Harzburg noch kein Nischenanbieter war.


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