HSL-Zuid Seifenoper (97): 2,5 Jahre = Kinderkrankheiten? (Allgemeines Forum)

ChrisAC, Samstag, 03.03.2012, 12:21 (vor 4459 Tagen) @ Oscar (NL)

Hallo Oscar,

mal ganz ehrlich: anfangs fand ich die Situation nicht direkt den Anlaß für eine Folge dieser Seifenoper. Was war der Fall? Eine Oberleitung stromlos, fast zeitgleich der Gegenzug defekt, und somit die Strecke gesperrt. Na gut, Oberleitungsstörungen können überall passieren, genauso wie liegenbleibende Züge. Dass dadurch die Fahrgäste 4 Stunden unterwegs statt 40 Minuten und bis 13:00 nichts auf der Strecke ging, was soll's?

Fehler sind menschlich, aber dank eines Zeitungartikels wird die Mücke mal wieder ein Seifenoper-Elephant.

Einer der Betroffenen ist ein Journalist einer führenden NL-Zeitschrift. Er hatte sich über die Fahrgastinfos geklagt.
"Wir wissen auch nicht, was los ist..."
Was hatten die Jungs ansonsten sagen sollen? Etwa: "Sorry Jungs, unser Lokführer hat seinen Hund verloren!"?

Ein weiterer Fahrgast meldet, dass ein Zusammenstoß durchgesagt wurde.

Also ich muss sagen, ich finde so etwas katastrophal. Nicht, weil es mal passieren kann. Ja, es kann. Sondern weil die Information an die Fahrgäste nach dem, was Du hier schilderst, unglaublich schlecht war. Man möchte als Beförderer von den Kunden ernstgenommen werden, und das klappt nur, wenn man auch die Kunden ernstnimmt.

In so einem Fall gehört durchgesagt: A) "Auf unserer Seite liegt eine Oberleitungsstörung vor. In Gegenrichtung ist ein Zug liegengeblieben." B) Welche Maßnahmen geplant sind, um die Fahrgäste wieder in Bewegung zu kriegen. C) Wie lange man damit rechnet, dass das dauern kann. Dabei darf man auch ein paar Details verraten, wie z.B. "Wir müssen auf eine Lok warten, die den Zug in der Gegenrichtung wegschleppen soll. Diese Lok ist da und dort stationiert - daher wird es leider eine Stunde dauern müssen, bis sie hier ist."

Das Problem ist ja: Leute, die Eisenbahn-Foren im Internet lesen, haben die Möglichkeit, zu erfahren, warum bestimmte Dinge so lange dauern. Warum die Dinge so lange dauern *müssen*, weil sie vielleicht aus Spar-Gründen gar nicht besser organisiert sind. Wenn man aber im Zug ist, und den Hintergrund nicht kennt, und sitzt dann wirklich vier Stunden herum, dann ist man einfach nur noch wütend, und oft dann auf die ganz falschen Leute. Wenn man die Fahrgäste vernünftig informiert, dann sind sie nachher auf die richtigen Leute wütend. Und schreiben vielleicht mal Briefe an die richtigen Leute, anstatt nur auf das Personal vor Ort sauer zu sein, das oft gar nichts dafür kann und das Problem hat, mit hunderten verärgerter Menschen umgehen zu müssen.

Ein Wortführer behauptet aber: "Klar kann das mal passieren. Die Linie ist ja auch erst 2,5 Jahre alt, das sind doch Kinderkrankheiten..."

Hallo! Wozu dienten dann die Testfahrten?
Was meint Ihr: ist es gerecht, Probleme nach 2,5 Jahren Betrieb immer noch als Kinderkrankheiten zu bezeichnen?

Ich möchte mich da auch gar nicht an den zweieinhalb Jahren festhalten. Aber das einzige, was mit der Strecke zusammenhing, war doch die Oberleitungsstörung. Und so eine Oberleitung, die wird aufgehängt, und wenn die vernünftig aufgehängt wurde *und* auch von der Stromversorgung her vernünftig geplant wurde, dann funktioniert die auch. Und fällt dann nicht nach mehreren Jahren aus, weil sie "noch neu" ist.

Im Gegenteil: Es ist mit Oberleitungen - nach meiner unfachlichen Meinung - mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz genauso wie mit den meisten anderen technischen Gegenständen auch: Sie fallen entweder aus, wenn sie ganz neu sind - weil sie von Anfang an einen Fehler hatten, der bei der Installation/Herstellung nicht bemerkt wurde -, oder sie fallen aus, wenn sie alt werden (Materialermüdung etc.). Alles andere ist ungewöhnlich, und das dann "Kinderkrankheit" zu nennen ist doch Unsinn.

Oberleitungen sind doch keine brandneue Technik, die's erst seit fünf oder zehn Jahren gibt. Das ist *uralte* Technik, und da noch Jahre nach Inbetriebnahme von Kinderkrankheiten zu reden, finde ich etwas peinlich.

Aber ich bin natürlich kein E-Technik-Ingenieur, und von Eisenbahnen hab ich offiziell auch keine Ahnung. *shrug*

Viele Grüße,

ChrisAC


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum