Erfahrungsbericht SEV/Fahrgastrechte DB/SNCF Mulhouse (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
zum Thema SEV und Fahrgastrechte im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschland und Frankreich wollte ich mal einen weiteren Datenpunkt beisteuern, in diesem Fall zu einer Fahrt nach Mulhouse (Cité du Train), die vor einiger Zeit stattfand. Nachdem mittlerweile wieder die Züge zwischen Müllheim ("... im Markgräflerland") und Mulhouse fahren, wollte ich diese bei der Gelegenheit mal testen.
Für die Hinfahrt wurde in der Nacht direkt davor die Zugbindung aufgehoben, weil der Regionalzug zwischen D und F (RB28) ausfiel. Das ganze passierte letztendlich mit Ansage; es gab ein PDF der SNCF auf deren Homepage dazu, mit Bus-SEV - Grund "contraintes de production"...
Hinzu bin ich letztendlich mehr oder minder nach Fahrkarte gefahren und habe dann von Müllheim nach Mulhouse den SEV genommen; ist auch mal interessant, die Welt auf der Straße zu sehen. Das Rangieren durch die engen Straßen von Neuenburg war auf jeden Fall spannend. Wobei mir der Zug lieber gewesen wäre. Aber die Rückfahrt wartete ja noch. Der Bus war ein normaler Reisebus aus Frankreich und anfangs saßen da nur eine handvoll Leute drin.
Für Mulhouse selber empfiehlt sich der "Mulhouse City Pass" für drei Tage für die 19€ übrigens sehr: Der lokale ÖPNV (Solea-Netz) ist komplett enthalten, es gibt für viele Museen Rabatte und eins aus einer Auswahl ist kostenlos (das Automobilmuseum lohnte sich hierbei am meisten). Es gibt dazu eine App, die man nutzen kann und direkt anzeigt, welche Möglichkeiten man schon genutzt hat und die auch das Ticket enthält (alternativ: Papierausdruck). In der Realität hat bei den Busfahrern da dann einfach das Vorzeigen vom Strichcode gereicht. Die App selber ist etwas verbuggt und wurde offenbar auch nur auf Französisch wirklich getestet.
Für die Rückfahrt gab es keinen vorangekündigten Ausfall der RB28. In böser Vorahnung habe ich am Tag der Rückfahrt dann regelmäßig den DB-Navigator und die SNCF-Homepage geprüft, ob sich irgendwas ändert. 1,5 Stunden vor der geplanten Abfahrt zeigt der DB-Navigator dann an, dass der Zug ausfällt und die Zugbindung aufgehoben ist. Der Hinweis dort enthielt zusätzlich die Info, dass es einen Bus-SEV gibt. Auf der SNCF-Homepage war der Ausfall auch zu sehen - aber keinerlei Info zu einem SEV (was die Abfahrtstafel am Bahnhof anzeigte, weiß ich nicht mehr; könnte sein, dass der SEV per se dort erwähnt wurde).
Ich bin daher zum Schalter am Bahnhof Mulhouse gegangen, wo die Dame grundlegend Englisch konnte und bei der Erwähnung des Zuges mit einem Seufzer zum Ausdruck brachte, dass der Ausfall wohl kein Einzelfall ist. Die SEV-Zeiten hat sie mir dann auf einem Zettel mitgeteilt, konnte mir aber nicht sagen, wo genau der Bus am Bahnhof Mulhouse hält (der SEV-Bus auf der Hinfahrt hatte uns vor dem Bahnhof rausgelassen und fuhr dann weg). Bei der DB gibt es mittlerweile ja vorbildlich Lagepläne und gute Ausschilderung vor Ort dafür.
Die Bushaltestellen vor dem Bahnhof Mulhouse verteilen sich über mehrere hundert Meter und vom Zeitplan her war der Umstieg in Müllheim auf den Anschlusszug mit Gepäck kaum schaffbar. Und die eigentliche Fahrt hätte einen 7min-Umstieg in Mannheim enthalten, der ggf. auch nicht sicher gewesen wäre. Daher habe ich dann beschlossen, die aufgehobene Zugbindung zu nutzen und stattdessen über Strasbourg zurückzufahren. Da ich nicht wußte, ob mein Ticket im DB-Navigator mitsamt aufgehobender Zugbindung auch einen französischen Kontrolleur milde stimmt, habe ich sicherheitshalber am Automaten noch eine Fahrkarte für den TER 200 gekauft. Kontrolliert wurde ich dort tatsächlich nicht; gut gefüllt war er.
Der Ordnung halber habe ich außerdem eine ICE-Reservierung ab Strasbourg gekauft, da in F ja Reservierungspflicht besteht. Wobei der kurze Abschnitt vermutlich niemanden interessiert hätte - so war aber zumindest mal ein Sitzplatz definitiv garantiert.
Mit der Rückfahrt an sich hat dann auch alles geklappt und ich kam effektiv zwei Stunden früher zuhause an, als vorgesehen, bei 45min früherer Abfahrt in Mulhouse.
Über das Onlineformular der DB-Homepage habe ich dann zeitnah für die Fahrgastrechte meine Belege eingereicht (SNCF-Fahrkarte, DB-Reservierung) und nach einigen Wochen kam die (erwartete) Info per Brief, dass 0€ erstattet werden, wobei die angegebenen Begründungen nicht passten. Allerdings werde man den Vorgang auch nochmal an die SNCF weiterleiten, von woher innerhalb eines Monats noch eine Rückmeldung oder ein Zwischenstand kommen sollte. Es kam aber nichts von dort.
Ergo rief ich nach Ablauf der Monatsfrist mitsamt Bonus nochmal beim Servicecenter Fahrgastrechte an. Demnach wären beide Posten von der SNCF zu erstatten, weil sie den Zugausfall verursacht habe - man werde das nochmal weitergeben. Direkt am nächsten Morgen kam eine E-Mail von der SNCF, mit der Bitte, nochmal den ganzen Ablauf zu schildern. Das tat ich per E-Mail und es kam dann zurück, dass sie beide Posten anerkennen und sie die Bankverbindung für die Erstattung bräuchten (die Buchung selbst bräuchte dann noch 20-30 Tage). Bei der Bankverbindung wollten sie erstmal zusätzlich eine RIB haben, was für französischen Konten wohl üblich ist. Ein Hinweis darauf, dass es das bei uns nicht gibt, reichte aus.
Alle E-Mails waren übrigens auf Französisch gewesen. Auch später wurde nicht auf Deutsch oder zumindest Englisch gewechselt (nachdem ich meine Antworten auf Englisch geschrieben hatte)....die Klischees stimmten hier also. Inhaltlich gab es aber nichts auszusetzen. Die SNCF-Kommunikation war dann innerhalb von zwei Tagen abgeschlossen, und das, ohne totes Holz durch die Gegend zu schicken.
Als Bonus kam dann irgendwann noch ein weiterer Brief vom Servicecenter Fahrgastrechte, dass sie zumindest die DB-Reservierung erstatten...