Schweizer Grenzerlebnisse im Centovalli und Jura (2/3) (Reiseberichte)
In Teil 1 bin ich mit Umwegen über Luzern und den Gotthard nach Locarno angereist: https://www.ice-treff.de/index.php?id=717000
Tag 2: Locarno – Domodossola – Brig – Montreux – Karlsruhe
Heute geht es schon wieder zurück. Eile ist nicht geboten, denn mein Zug fährt erst kurz vor 10 Uhr und das Wetter ist mies. Ich kann also ausschlafen und mir Zeit beim Frühstück lassen. Regenbedingt nehme ich den Bus zum Bahnhof. Dort werde ich im Normalspurteil Zeuge eines seltenen Ereignisses: Verspätung im gelobten Bahnland. Der Flirt 3 kämpft mit technischen Problemen und kann seine Fahrt nach Mailand erst mit erschreckenden 19 Minuten Verspätung antreten.
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Bis Ponte Brolla folgt die Strecke dem Maggiatal und überquert dort deren felsiges Flussbett. Erst danach beginnt das namensgebende Centovalli.
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Hier zweigte früher die Maggiatalbahn ab. Man könnte meinen, die Strecke existiere noch, jedoch führen die Gleise nur noch einige Meter zu einem Depot der FART.
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Bei Intragna wird die erste größere Brücke überquert.
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Ihr seht, das Wetter ist wie befürchtet schlecht. Von den Berggipfeln ist nichts zu sehen. Dafür ist in den Kurven oft die Zugspitze zu sehen.
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Nach Camedo wird die Grenze zu Italien überquert. Am reinen Betriebshalt Olgia 2 erfolgt die Zugkreuzung und ein Personalwechsel. Hier übernimmt die itlaienische SSIF von der Schweizer FART.
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Der Fußweg von Coimo zu seinem Bahnhalt dürfte ziemlich weit und anstrengend sein.
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Zum Ende der Fahrt erfolgt der lange und gewundene Abstieg nach Domodossola.
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Ähnlich wie die bekanntere Kirche von Wassen am Gotthard gestern ist der Torre die Cregio hier dreimal aus verschiedenen Höhen und Perspektiven zu sehen. Hier Perspektive Nr. 1:
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Im Tal ist der Gegenzug aus Domodossola zu sehen, einer der Panoramatriebwägen mit etwas gewöhnungsbedürftigem Design.
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Auch in Domodossola endet die Centovallibahn in einem Tunnelbahnhof, hier aber quer unter den Normalspurgleisen.
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Da hier mein DB-Sparpreis nach Karlsruhe beginnt, habe ich in Domodossola zwei Stunden Puffer eingeplant. Das kommt mir sehr recht, um hier in Italien zu Mittag zu essen. Die Altstadt ist klein, aber hübsch. Es gibt diverse Restaurants und alles ist voller Deutscher (oder hochdeutsch sprechender Deutschschweizer). Das liegt vielleicht auch am Reisewochenende vor Ostern.
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Hier gäbe es auch einen Sacro Monte, der im Gegensatz zu dem von Locarno auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Ich gebe jedoch dem Mittagessen den Vorzug. Für beides würde mir die Zeit nicht reichen. Ich wähle eine sternförmige Pizza mit Büffelmozzarella und Aubergine, mit der ich den Neid von Thomas und Chris wecken kann. Als wir bei unserer großen Interrailtour 2022 in Neapel abends eine solche kosten wollten, hat uns die Pizzeria vor der Nase zugemacht.
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Dann muss ich zum Bahnhof zurück. Schließlich geht es schon auf 14 Uhr zu und ich will heute noch heim nach Karlsruhe. Über die Grenze durch den Simplontunnel bringt mich die BLS mit einem angenehm leeren FLIRT als RE nach Bern.
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Iselle ist der letzte Bahnhof in Italien.
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Hier wird gerade ein Autozug für die Fahrt durch den Simplontunnel beladen.
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Mit dem RE könnte ich jetzt über den Lötschberg weiter nach Bern fahren, die Strecke kenne ich aber schon. Noch schneller wäre es, in einen IC durch den Lötschbergbasistunnel umzusteigen. Da bin ich noch nicht durch gefahren, aber da sieht man auch vermutlich eher wenig. Bleibt noch der Umweg durchs Rhônetal über Sion, den ich noch nicht kenne und deshalb gewählt habe.
Erstmal habe ich aber noch etwas Zeit in Brig. Dort schaue ich mir das Stockalperschloss an. Der namensgebende Erbauer machte sein Vermögen mit Handel und ließ den ersten Saumweg über den Simplonpass anlegen. Passenderweise ist die Passstraße von hier auch zu sehen.
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Zum Glück ist man zur Fahrt durch die Schweizer Alpen nicht mehr auf eine solche Postkutsche angewiesen. Die Alpenquerung damit stelle ich mir deutlich unkomfortabler als im modernen Triebwagen vor.
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Auf dem Bahnhofsvorplatz wartet ein RE der Matterhorn-Oberalp-Bahn auf die Weiterfahrt nach Andermatt. Den nehme ich heute aber nicht.
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Für mich geht es mit dem EC aus Mailand weiter nach Montreux. Bei der Buchung habe ich nicht wirklich auf den Zugtyp auf diesem Abschnitt geachtet. Wenn ja, hätte ich den EC vermieden. Der Pendolino ist relativ eng und wie befürchtet gut gefüllt. Außerdem sind die Scheiben ziemlich dreckig. Ein hier beginnender IR wäre sicher komfortabler gewesen.
Kurz nach Abfahrt wird das Werk von Lonza passiert, ein möglicher zukünftiger Arbeitgeber für mich. Der für Großindustrie eher exotische Standort im Oberwallis wurde vor über 100 Jahren gewählt wegen verfügbarer Wasserkraft für Elektrochemie. Im Hintergrund am Hang ist die alte Lötschbergstrecke zu sehen.
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Der Zugbegleiter ist etwas verwirrt über mein Ticket und meint, ich hätte eigentlich den direkten Weg über den Lötschberg nach Bern nehmen müssen. Tatsächlich folgt in der Wegevorschrift auf Brig direkt Bern. Da hat er nicht Unrecht. Die gebuchte Reiseverbindung zum Ticket führt aber über Montreux. Nach längerer aber freundlicher Diskussion werden wir uns aber einig.
Hinter Martigny steigt die Meterspurstrecke vom Mont-Blanc-Express aus Vallorcine herab. Mit der sind wir letztes Jahr gefahren ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10905794 ) und deshalb kenne ich die weitere Strecke ab hier.
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Vor Montreux beim Château de Chillon ist der Genfer See erreicht.
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In Montreux verlasse ich den ETR 610 von Trenitalia. Hier habe ich eine gute Stunde Aufenthalt. Ich musste noch etwas Zeit totschlagen, um in Basel einen späteren, günstigeren ICE zu bekommen. Der Genfer See schien mir dafür ziemlich reizvoll.
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Wenig später kommt ein IR. Im Vordergrund steht ein Zug der Golden Pass Line.
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Dieser fährt kurz darauf den Berg hoch Richtung Berner Oberland.
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Sehr schöne Prachtbauten aus der Belle Epoque wechseln sich hier mit hässlichen Betonbunkern à la Ludwigshafen ab. Nur dass diese hier vermutlich den x-fachen Quadratmeterpreis als dort haben. Ich sage nur Lage, Lage, Lage. Am Seeufer ist es aber recht nett. Im Hintergrund liegt das Wallis, wo ich hergekommen bin.
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Die nächste Bahnfahrt mit dem IR dauert nur wenige Minuten. Das Bild ist schon nach dem Ausstieg in Vevey entstanden. Der IR besteht aus einer langen Schlange aus Einheitswagen und Dostos.
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Der kleine Umweg auf dem Weg nach Bern über Lausanne wäre mit einem Umstieg weniger verbunden gewesen, war aber interessanterweise nicht bepreisbar. Deshalb kürze ich mit einem zusätzlichen Umstieg über Vevey ab. Das ist mir sehr recht, denn die Strecke von Vevey durch von der UNESCO geschützte Weinberge den Berg hoch kenne ich noch nicht und sie ist sehr schön. Hier geht der Blick zurück nach Osten Richtung Vevey, Montreux und das Wallis.
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Hier nach Südwesten Richtung Lausanne und das französische Chablais am Südufer.
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Mein FLIRT aus Vevey nach der Ankunft in Palézieux.
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Bis Bern nehme ich einen IR Richtung Luzern. Er besteht aus einer langen Schlange Einheitswagen und ist dank der geschwungenen Streckenführung schon lange vor der Ankunft in der Ferne auf der rechten Bildhälfte zwischen dem Wald und der rotbraunen Hütte zu sehen.
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Der IR ist am Sonntagabend gut gefüllt. Auch hier ist die Zugbegleiterin etwas verwirrt ob meiner umwegigen Verbindung. Sie kann ich aber schneller ihrer Richtigkeit überzeugen. Sie freut sich sichtlich, dass ich mehr von der schönen Schweiz sehen möchte.
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In Bern erfolgt der Umstieg auf einen ebenfalls aus Einheitswagen gebildeten IC nach Basel. Er kommt aus Brig, wo er aber deutlich nach mir losgefahren ist. Die letzten beiden Bilder sind analog zu den ersten beiden von der Hinfahrt: Fahrt über die Aare.
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Nach unspektakulärer Fahrt nach Karlsruhe war es das schon wieder für diesen Wochenendausflug. Im nächsten Teil folgt aber noch ein kleiner Tagesausflug ins Französisch-Schweizer Grenzgebiet.