Wo in Deutschland ist der SPNV gerade besonders fehlerhaft? (Allgemeines Forum)

плацкарт, Mittwoch, 04.06.2025, 15:51 (vor 18 Tagen)

Moin!
Ich reise gerade ein wenig durch die Südpfalz und bin verwundert:

- rollendes Material mit Museumspotenzial (konkret RB 64 und RB 53, auch RE 6)
- kurz angekündigte Zugausfälle, bei denen sich ahnen lässt, dass auch die nachfolgende Verbindung kurzfristig ausfällt (RB 56)

Ist es hier besonders schlecht im deutschlandweiten Vergleich?

Wo in Deutschland ist der SPNV gerade besonders fehlerhaft?

VT642, Mittwoch, 04.06.2025, 16:21 (vor 18 Tagen) @ плацкарт
bearbeitet von VT642, Mittwoch, 04.06.2025, 16:22

- rollendes Material mit Museumspotenzial (konkret RB 64 und RB 53, auch RE 6)

Das gibt's auch bei der Südostbayernbahn! Andernorts werden Lint oder Desiro abgezogen und durch Neufahrzeuge ersetzt, dort darf noch mehrere Jahre lang mit VT 628 (ich vermute, du meinst diese "Museumsfahrzeuge") weitergefahren werden. Die Werkstatt Mühldorf ist mit allem anderen scheinbar auch überfordert: Zwischenzeit fuhren dort mal Regioshuttle und 640, aber die wurden alle wieder abgezogen, da man offenbar nicht mit den Fahrzeugen dort umgehen konnte.

Überhaupt ist Bayern da ein Fall für sich: Mit dem Alex-RE nach Prag sind dort auch noch Fallrohr-WC unterwegs. Dürfte deutschlandweit vermutlich einzigartig im Planverkehr sein.

Was ist eigentlich mit dem MRB RE Leipzig - Chemnitz?

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Mittwoch, 04.06.2025, 17:01 (vor 18 Tagen) @ VT642

Als die MRB übernahm, kamen da ja einfach ganz regulär alte Wagen in den Einsatz…

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Umwege erweitern die Ortskenntnis ~ Kurt Tucholsky

Was ist eigentlich mit dem MRB RE Leipzig - Chemnitz?

VT642, Mittwoch, 04.06.2025, 17:36 (vor 18 Tagen) @ J-C

Aktuell fahren da Dosto älteren Baujahres, aber wohl Klimawagen >> Das gab größere Probleme mit den Abgasen der Lok, weshalb nun wieder einer der alten Wagen eingereiht ist, damit die Klimaanlagen der Dosto keine Dieselabgase einsaugen.

Der 628 paßt aber zur Südostbayernbahn.

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Mittwoch, 04.06.2025, 19:25 (vor 18 Tagen) @ VT642
bearbeitet von Der Blaschke, Mittwoch, 04.06.2025, 19:26

Huhu.

Das gibt's auch bei der Südostbayernbahn! Andernorts werden Lint oder Desiro abgezogen und durch Neufahrzeuge ersetzt, dort darf noch mehrere Jahre lang mit VT 628 (ich vermute, du meinst diese "Museumsfahrzeuge") weitergefahren werden.

Die passen da aber auch prima hin. Ich bin da mal vor ein paar Jahren langgefahren. Da ist die Welt stehengeblieben und eine andere, als es heute anderswo ist. Schicke Dörfer, wo alles bis in die letzte Ritze gepflegt ist. Da ist die Kirche noch im Dorf und sieht aus wie gestern renoviert. Auf den Balkonen noch schön Blumenkästen mit Geranien drin. Da traut sich kein Grashalm, in die falsche Richtung zu wachsen. Abends geht's ins Wirtshaus, da wird dann das politische besprochen. Nirgends bröckelt der Putz, die Straßen kennen kein Schlaglöcher. Im 628 kannst du vom Boden essen, so sauber ist der. Der Schaffner, urbayerischer Pfunds- bzw Kilokerl zeigt sich. Die Kundschaft sitzt ruhig und anständig im Zug.

Eine Welt, wie sie anderswo lange untergegangen ist. Ein riesiges Freilichtmuseum.

Und dann stieg eine Flüchtlingsfamilie zu. Mit 3 aktiven, lebensfrohen, bewegungsaktiven Kindern. Und man spürte sehr deutlich: Integration ist hier eine Mammutaufgabe, die heroischen Aufwand bedeutet und doch scheitern wird.

Ein 640er ist da in der Gegend auch eine moderne Zumutung. Da passt die Wanderdüne perfekt hin..


Ob's heute immer noch so ist, weiß ich nicht. Ich wüßte allerdings auch nicht, warum sich da was geändert haben sollte.

Schöne Grüße von jörg

--
"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)

in Südostoberbayern neigt sich die Ära der 628er dem Ende zu

Elefant01, Donnerstag, 05.06.2025, 01:41 (vor 18 Tagen) @ Der Blaschke

Hallo,

Vermutlich bekommt man mittlerweile nicht einmal mehr in der Mühldorfer Werkstatt genügend aussorhierte Triebwagen und Ersatzteile für 628er, wenngleich kürzlich sogar ein Sylt-Shuttle hier herumfuhr.

Deshalb geht man bei der SOB den jahrzehntelang erprobten Weg und ersetzt die 828 durch andere Gebrauchtfahrzeuge, namentlich BR 642.
Dem hiesigen Fahrgast wird das als Superneuheit verkauft. Er weiß ja meist nicht, daß diese Baureihe nur bis 2008 überhaupt gefertigt wurde. Immerhin muß dann bald niemand mehr mit Kinderwagen oder Fahrräder 3 Stufen der engen Türen erklimmen und es hat eine Klimaanlage.
Die Zahl der Sitzplätze nimmt jedoch ab.

Daneben, höre und staune, soll es ab Ende 2026 für die Linie Mühldorf - Burghausen völlig neue Wasserstofftriebwagen vom Typ Siemens Mireo Plus H geben.
Das glaubt aber der geübte SOB Fahrgast erst, wenn er sie auch wirklich gesehen hat.

Viele Grüße
Elefant01

in Südostoberbayern neigt sich die Ära der 628er dem Ende zu

611 040, Erfurt, Sonntag, 08.06.2025, 19:20 (vor 14 Tagen) @ Elefant01

Ja 642 sollen hoffentlich bald flächendeckend zum Einsatz kommen.
Wobei man in Mühldorf wohl wirklich versucht das hinauszuzögern und immer noch wenn es geht 628 einsetzt. An Ersatzteilen dürfte es nicht mangeln, es gibt doch mehr als genug Ersatzteilspender zum ausschlachten.

--
❤ 611, 612, 642, 644, 425, ICE-T, IC1 ❤

in Südostoberbayern neigt sich die Ära der 628er dem Ende zu

bahnfahrerofr., Montag, 09.06.2025, 22:33 (vor 13 Tagen) @ 611 040

Ja 642 sollen hoffentlich bald flächendeckend zum Einsatz kommen.

Wobei die 628 dort zumindest teilweise noch einige Jahre weiter fahren werden. Die aktuell zugeteilten Desiros reichen nicht aus um alle 628 zu ersetzen.

Nach Bogen muss wegen der Brücke noch bis in die 2030er hinein mit 628 gefahren werden.

Dass man die Desiro aktuell eher zaghaft einzuscheren scheint, finde ich ok, solange es der Zuverlässigkeit dienlich ist..

Der 628 paßt aber zur Südostbayernbahn.

paisadar, Donnerstag, 05.06.2025, 19:09 (vor 17 Tagen) @ Der Blaschke

Huhu.

Das gibt's auch bei der Südostbayernbahn! Andernorts werden Lint oder Desiro abgezogen und durch Neufahrzeuge ersetzt, dort darf noch mehrere Jahre lang mit VT 628 (ich vermute, du meinst diese "Museumsfahrzeuge") weitergefahren werden.


Die passen da aber auch prima hin. Ich bin da mal vor ein paar Jahren langgefahren. Da ist die Welt stehengeblieben und eine andere, als es heute anderswo ist. Schicke Dörfer, wo alles bis in die letzte Ritze gepflegt ist. Da ist die Kirche noch im Dorf und sieht aus wie gestern renoviert. Auf den Balkonen noch schön Blumenkästen mit Geranien drin. Da traut sich kein Grashalm, in die falsche Richtung zu wachsen. Abends geht's ins Wirtshaus, da wird dann das politische besprochen. Nirgends bröckelt der Putz, die Straßen kennen kein Schlaglöcher. Im 628 kannst du vom Boden essen, so sauber ist der. Der Schaffner, urbayerischer Pfunds- bzw Kilokerl zeigt sich. Die Kundschaft sitzt ruhig und anständig im Zug.

Eine Welt, wie sie anderswo lange untergegangen ist. Ein riesiges Freilichtmuseum.

Und dann stieg eine Flüchtlingsfamilie zu. Mit 3 aktiven, lebensfrohen, bewegungsaktiven Kindern. Und man spürte sehr deutlich: Integration ist hier eine Mammutaufgabe, die heroischen Aufwand bedeutet und doch scheitern wird.

Ein 640er ist da in der Gegend auch eine moderne Zumutung. Da passt die Wanderdüne perfekt hin..

Bleibt zu hoffen, dass Urbayern es in naher Zukunft schafft, sich zu integrieren, um eine höhere Zuverlässigkeit durch Einheit zu erreichen :-)

Der Jodlerstil von Dieter Wieland

Sportdiesel612, Sonntag, 08.06.2025, 21:12 (vor 14 Tagen) @ Der Blaschke

Da ist die Welt stehengeblieben und eine andere, als es heute anderswo ist. Schicke Dörfer, wo alles bis in die letzte Ritze gepflegt ist. Da ist die Kirche noch im Dorf und sieht aus wie gestern renoviert. Auf den Balkonen noch schön Blumenkästen mit Geranien drin. Da traut sich kein Grashalm, in die falsche Richtung zu wachsen. ...
Eine Welt, wie sie anderswo lange untergegangen ist. Ein riesiges Freilichtmuseum.

Nicht ganz passend, eher in Oberbayern, da sieht es so aus:
https://www.ardmediathek.de/video/unter-unserem-himmel/topographie-bauen-und-bewahren-d...

Die ersten paar Minuten finde ich extrem sehenswert, da bleibt man als Zahnarzt doch besser in Düsseldorf.

Bevor das jetzt zu OT wird, von ihm gibt es auch einen Film über den Rangierbahnhof Nürnberg. Den finde ich aber nur auf Youtube, vermutlich ohne Rücksicht auf die Rechte.

(...)SPNV gerade besonders fehlerhaft? - im VRS und VRR

paisadar, Donnerstag, 05.06.2025, 19:27 (vor 17 Tagen) @ плацкарт

Über das Ruhrgebiet (und Umgebung) und alles zwischen VRR und VRS rege ich mich derzeit deutlich mehr auf als sonst.
Ständig Baustellen - auch sehr kurzfristig - mit Ersatzfahrplänen, wo selbst ich als Pendler nicht mehr durchblicke. Auf einigen Linien gab es Störungen/Sperrungen auf zwei/drei Abschnitten.

Vorletzte Woche fuhren abends/nachts teilweise keine Züge zwischen Essen - Duisburg - Düsseldorf: Alle SPNV-Linien sind ausgefallen - nur RE2 (DB Regio NRW) zwischen Düsseldorf und Münster ist gefahren. ICE sind ebenfalls gefahren. Für die anderen ausgefallenen Linien gab es einen Ersatzverkehr mit Bussen, der völlig unattraktiv ist (ca. 1,5 Std. Fahrzeit von Essen nach Düsseldorf; dann wartet man doch lieber auf die stündlich fahrende RE2).

Da fragt man sich: Wie kann es sein, dass DB Regio NRW/Fernverkehr fährt, aber alle anderen Unternehmen fahren (wegen Bauarbeiten) nicht.
Teilweise kam bei solchen Situationen in der Vergangenheit das Argument, dass es eine zu hohe Streckenauslastung gibt, wenn man alles fahren lässt. Aber ist die Last so hoch, wenn man zumindest einen weiteren RE stündlich nachts noch fahren lässt?! Oder war es einfach eine falsche Baustellenplanung?

Vor drei Wochen fuhr NationalExpress in der Nacht nicht zwischen Köln - Düsseldorf - Duisburg. Der Fernverkehr wurde aber durchgelassen.

Mehrmals monatlich reduzieren FV und NV zwischen Düsseldorf und Duisburg ihre Geschwindigkeit, bleiben plötzlich vor haltzeigendem Signal minutenlang stehen, und die Fahrzeit verdreifacht sich.
Es gibt Tage, an denen der ICE von München nach Essen bis Düsseldorf ohne größere Verspätung unterwegs ist und man ist kurz davor sich über die Pünktlichkeit zu freuen - und dann steckt man kurz vor Duisburg wieder fest.

So schlimm und unzuverlässig wie jetzt war es nach meiner Wahrnehmung aber noch nie zwischen VRS und VRR.

Kurzfristige Baustellen um Stuttgart

numi, Montag, 09.06.2025, 11:12 (vor 13 Tagen) @ плацкарт
bearbeitet von numi, Montag, 09.06.2025, 11:15

Hallo zusammen,

die Situation in Stuttgart wird leider immer schlimmer. Wir haben zum einen die DB InfraGO, die verzweifelt versucht den Inbetriebnahmetermin von Stuttgart 21 irgendwie zu halten. Dabei ist insbesondere die neue digitale Leit- und Sicherungstechnik (DKS - Digitaler Knoten Stuttgart) ein riesiges Problem. Da es sich unter Sperrung natürlich besser bauen lässt als unter rollendem Rad mit nächtlichen Sperrpausen, gibt es extrem häufige Sperrungen.

Dazu kommt dann die S-Bahn selbst, welche massiven Personalmangel hat. Die nimmt natürlich jede Möglichkeit, die InfraGO ihnen gibt, gerne an um Züge zu streichen. Konkret bedeutet das z.B., dass letzten Dienstag angekündigt wurde, dass ab morgen für 6 Wochen die Zwischentakte der S1, S2, S3 entfallen. Es fallen mal eben 87 Zugpaare/Tag weg, die in der HVZ mit 205 m langen Zügen gefahren werden. Das alles mit einer Ankündigung von unter einer Woche. Leider ist auch das mehr die Regel als die Ausnahme.

Danach folgt dann die schon länger angekündigte jährliche Stammstreckensperrung. Dazu wird es auch dieses Jahr wieder nur ein spärliches Umleiterkonzept geben. Das Problem ist, dass die S-Bahn-Fahrzeuge die "Panoramabahn" nicht befahren können, da sie sich in den engen Bögen die Radsätze kaputt fahren. Leider wird sich hier nur gegenseitig die Schuld zugeschoben, daher werden hier leider seit vielen Jahren keine Lösungen umgesetzt.

Neben den ausfallenden Verbindungen funktionieren aber leider auch die fahrenden Verbindungen nicht besonders gut. Letzten Monat hatte die S-Bahn Stuttgart eine 3-Min-Pünktlichkeit von 61,1 %, Vormonat war 57,8 %. Wer also Termine oder Anschlüsse plant, nimmt lieber eine Bahn früher (also falls die fährt und nicht sowieso ausfällt).

Im Regionalverkehr läuft es ein kleines bisschen besser, aber leider auch nicht viel. Hauptproblem sind hier weniger die Baustellen sondern mehr Personal und Fahrzeuge. Die Strecken sind in 6 Netze aufgeteilt mit untereinander nicht kuppelbaren Fahrzeugen. Das führt leider sehr oft zu reduzierten Traktionen. Es kann also durchaus passieren, dass einmal eine dreiteilige Talent-Einheit vor einem steht. Da bleiben natürlich die meisten Fahrgäste zurück. Kurzfristiger Personalausfall passiert leider auch häufig. Erst am Donnerstag ist mein Zug im Hauptbahnhof einfach nicht abgefahren (10 min. nach geplanter Abfahrt kam die Durchsage durch die Zugbegleiterin, dass der Zug wegen kurzfristigem Personalausfall entfällt). Ist leider auch mehr die Regel als die Ausnahme.

Im Regionalverkehr ist dann auch noch das Thema Fahrplan ein großes Problem. Mit den Netzumstellungen 2018-2020 sind viele Fahrzeiten gestrafft worden, da ältere lokbespannte Züge durch neue Triebzüge ersetzt wurden. Erstmal nichts falsches, das Problem ist jedoch, dass die neue Fahrzeuge deutlich weniger Türen haben. Zu nachfragestarken Zeiten werden die Haltezeiten daher nicht mehr gehalten, was natürlich zu hohen Folgeverspätungen und Anschlussverlusten führt. Wer also aus Stuttgart rausfährt und einen Bus erreichen möchte, kann das eigentlich komplett vergessen. Wenn dann noch fehlende Zugteile und Türstörungen dazu kommen, kann man den Fahrplan eigentlich auch weglassen.

Alles in allem also kein Vergnügen hier in Stuttgart.

Du hast die falsche Einstellung zur Eisenbahn

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Montag, 09.06.2025, 12:38 (vor 13 Tagen) @ numi
bearbeitet von Der Blaschke, Montag, 09.06.2025, 12:40

Hallo.

Alles in allem also kein Vergnügen hier in Stuttgart.

Das liegt aber an deiner unzeitgemäßen Einstellung zur Eisenbahn.

Alles, was du beschreibst, ist auch in anderen Teilen der Republik völlig üblich und mittlerweile normal.

Da wir über 90 Milliarden Investitionsrückstau haben, gibt's 2 Möglichkeiten: wir bauen wie verrückt mit all den Einschränkungen und dem damit verbundenen Chaos. Oder wir geben von vornherein die Eisenbahn in weiten Teilen auf.

Der Personalmangel ist seit etlichen Jahren absehbar gewesen. Einheimische wollen an der Front nicht arbeiten, Zuwanderer wollen/lassen wir nicht. Einzige Hoffnung auf Besserung ist ein weiterer wirtschaftlicher Abschwung insbesondere der Industrie mit vielen Arbeitslosen.

Die Eisenbahn wird also noch für mehrere Generationen chaotisch bleiben. Im Prinzip bauen wir für kommende Generationen. So wie die Bauherren des Kölner Doms bei Baubeginn schon wußten, dass sie die Fertigstellung nicht erleben werden.

Nun gibt es wieder 2 Möglichkeiten. Du kannst dich über all das aufregen, dich an teutsche Tugenden erinnern und die anmahnen. Allein - es wird nichts ändern, außer dass du deine Gesundheit ruinierst.

Also ist Möglichkeit 2 am sinnvollsten: die Dinge sind, wie sie sind. Wir nehmen das gelassen. Planen Chaos stets ein und machen uns klar, dass das Ziel erreicht werden wird - später vielleicht oder auch viel später; aber man kommt an. Manchmal amüsiert man sich über die gröbsten Fehlleistungen. Und ja: MANCHMAL darf man sich auch KURZFRISTIG mal zart erregen.

98,9% der Fahrgäste wählen mittlerweile Variante 2. Selbst im größten Durcheinander sind sie höchstens nur noch leicht erregt. Und nehmen es ansonsten so hin, wie es ist.

Ich kann auch nur dringend zu Variante 2 raten. Außer du willst ein stets unzufriedener Dauernörgler werden mit einer Optik, als ob du morgens statt zu duschen den Kopf in eine Schüssel Sauerkraut tunkst. Um dann frühzeitig mit Infarkt in die Kiste zu steigen.


Genieße einfach die Vielfalt an Eisenbahn, die noch da ist. So viel wie jetzt wird es auf Jahrzehnte nicht mehr geben. Geld- und Personalmangel führen zunehmend zu Angebotskürzungen. Das wird in den nächsten Jahren noch zunehmen! Zumal der Pkw-Bestand weiterhin ansteigt und auch für die meisten jungen Menschen allem Umweltgelaber zum Trotz das Auto weiterhin an erster Stelle steht. Freuen wir uns also lieber, dass überhaupt noch Milliarden in die Eisenbahn versenkt werden und gebaut wird wie verrückt.

Hör also mit dem Negativen jetzt endlich auf.

Schöne Grüße von jörg

--
"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)

Du hast die falsche Einstellung zur Eisenbahn

611 040, Erfurt, Montag, 09.06.2025, 22:15 (vor 13 Tagen) @ Der Blaschke

Aber ist nicht gerade dieses Hinnehmen und Akzeptieren von diesen Zuständen genau das Problem?
Wollen wor wirklich, dass diese Zustände normal werden und niemanden mehr stören sodass dauerhaft niemand mehr Interesse hat etwas zu ändern.

--
❤ 611, 612, 642, 644, 425, ICE-T, IC1 ❤

Du hast die falsche Einstellung zur Eisenbahn

numi, Montag, 09.06.2025, 22:58 (vor 13 Tagen) @ Der Blaschke
bearbeitet von numi, Montag, 09.06.2025, 22:59

Hallo Jörg,

mein Hauptproblem ist, dass ich leider viel zu sehr miterleben muss, was die ganze Situation mit der ca. halben Million Eisenbahnern in Deutschland macht. Fast jeder fängt einmal motiviert an, ist vom System Eisenbahn überzeugt und möchte etwas verbessern. Doch dann kommt leider viel zu schnell die Ernüchterung in diesem System, das von innen ja noch viel kaputter ist, als es nach außen wirkt. Wie bei den Fahrgästen ist es ja auch mit den Eisenbahnern.

Viele verlassen die Branche schnell wieder. Manche erst nach viele Jahren, viele aber schon kurz nach dem Einstieg, wenn sich die ganze Vielfalt des Problems offenbart. Viele weitere haben sich damit abgefunden, dass sie nichts verbessern werden und arbeiten motivationslos vor sich hin. Also einfach "Dienst nach Vorschrift" und die einzige Motivation bleibt das Gehalt. Diese Gruppe wird nichts an den Problemen verbessern aber immerhin ist die Stelle besetzt.

Dann gibt es noch die kleine Gruppe derer, die noch nicht aufgegeben haben und noch versuchen etwas rauszuholen. Hier gilt unter den Eisenbahnern das gleiche wie für die Fahrgäste. Diese Gruppe wird aber immer kleiner, denn ständig hart arbeiten ohne Früchte der Arbeit zu sehen, geht mit der Zeit nun einmal auch auf die Gesundheit. Irgendwoher muss Motivation schließlich kommen. Ein Fahrzeugkonstrukteur, der auf Grund unerfüllbarer Normen kein funktionierendes Fahrzeug zusammenbaut, der ist nicht Stolz auf seine Arbeit. Ein Triebfahrzeugführer, der jeden Tag verspätet fährt, da weder Fahrzeug, Fahrplan noch Infrastruktur in Ordnung sind, geht nicht glücklich nach Hause. Eine Zugbegleiterin, die sich den ganzen Tag bei den frustrierten Fahrgästen nur für Verspätungen entschuldigt, wird den Job nicht lange machen. Ein Infrastrukturplaner, der schon wieder Kostensteigerungen und Zeitverzug erklären muss, weil neben den Eidechsen auch noch Lurche gefunden wurden, der geht irgendwann zur Autobahn. Eine Fahrdienstleiterin, der seit 5 Jahren jedes Jahr aufs neue versprochen wird, dass die störungsanfällige Relaisgruppe nächstes Jahr getauscht wird, glaub das inzwischen auch nicht mehr. Und so geht es allen anderen nun einmal auch.

So bleibt am Ende leider die ernüchternde Feststellung, dass es den Eisenbahnern so geht wie den Fahrgästen. Man nimmt es motivationslos hin wie es ist oder man geht. Aber wer bleibt am Ende übrig, um das System wieder zum Laufen zu bringen?

Hoffentlich war das jetzt nicht zu negativ aber schönreden bringt ja auch nichts.

Gruß numi

Auch ernüchternd ...

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Dienstag, 10.06.2025, 11:13 (vor 12 Tagen) @ numi

Hey.

mein Hauptproblem ist, dass ich leider viel zu sehr miterleben muss, was die ganze Situation mit der ca. halben Million Eisenbahnern in Deutschland macht. Fast jeder fängt einmal motiviert an, ist vom System Eisenbahn überzeugt und möchte etwas verbessern. Doch dann kommt leider viel zu schnell die Ernüchterung in diesem System, das von innen ja noch viel kaputter ist, als es nach außen wirkt. Wie bei den Fahrgästen ist es ja auch mit den Eisenbahnern.

(...)

So bleibt am Ende leider die ernüchternde Feststellung, dass es den Eisenbahnern so geht wie den Fahrgästen. Man nimmt es motivationslos hin wie es ist oder man geht. Aber wer bleibt am Ende übrig, um das System wieder zum Laufen zu bringen?


Deine Analyse teile ich zu 100%. Und ich sehe das Problem auch.

Der kleine Rettungsanker: die meisten werden merken, woanders ist es auch nicht besser! Man kommt vom Regen in die Traufe. Mein Bruder - repariert Baumaschinen - hat jetzt 3x die Fa gewechselt, bis er verstanden hat, dass es egal ist. Allein ich könnte aus allen 3 Jibs Geschichten erzählen, damit ließe sich vom Umfang ein ganzer Bühnenbild bestreiten und die bekannten XXL-Auftritte eines Hagen Rethers als Kurzprogramm erscheinen lassen.

Ich sehe ein generelles Problem. Heute möchte ziemlich jeder das Abi, dann studieren und dann Karriere machen. Jedem einzelnen sei das ausdrücklich gegönnt; ich hege weder Groll noch Neid - ich hätte auch CEO werden können, wenn ich gedanklich nicht so kaputt und querulatorisch wäre.

Neben all diesen Häuptlingen gibt es dann aber zu wenig Menschen für die Arbeit in den niederen Hierarchien. Das ist das eine Problem. Das andere: viele fangen dadurch nicht 'unten' an, sondern in höheren Hierarchien. Sprich: was unten los ist, haben sie nie kennengelernt. Oder nur mal als Praktikum oder Studentenjob. Bsp: es ging beim Zeitungsdruck um die Umstellung der Auslieferung. Wir vom Betriebsrat bekamen den Plan. Und erklärten, dass der nicht funktioniert. Der Planer kam dann in unsere Sitzung. Als Vorsitzender des BR erläuterte ich ihm die Fehler. Da sagt er zu mir, ich müsse ihm das nicht erklären, er wisse Bescheid, er sei 2 Nächte vor Ort gewesen und habe alles gesehen. Dass ich zu dem Zeitpunkt über 10 Jahre vor Ort war, wischte er beiseite: mir fehle der administrative Überblick und den bräuchte ich auch nicht, sei nicht mein Job. Es wurde also alles geändert, es gab Chaos, nach einem halben Jahr versetzte man ihn auf einen anderen Posten und der Nachfolger organisierte dann neu. Aber hey, er kannte sich aus, war ja immerhin 2 Nächte da.

Ich könnte jetzt auch z.B. einen langen Vortrag über Suggestivfragen bei Fahrgastbefragungen halten. Über die theoretisch richtige Annahme, dass der Fahrgast eine ihm vorgegebene Antwortmöglichkeit aus Bequemlichkeit einfach unabhängig von der Richtigkeit bestätigt. Aber auch über die praktische Umsetzung bspw bei der Frage nach dem Grund der Fahrt im 4.17 Uhr-Zug von Osnabrück nach Bremen referieren. Eine Erfahrung, die den Theoretikern fehlt.

Und da liegt der Hase im Pfeffer begraben: früher fing man unten an und machte von da nach und nach Karriere. Oben angekommen wußte man aber noch, was unten los ist und ob der Kollege von unten, der mir da grad was erzählt, echte Probleme aufzeigt oder einfach nur eigenes Versagen vertuscht. Heute fängt man zu oft höher mit Tendenz nach noch höher an. Von den Zuständen niederen Ränge hat man keine Ahnung. Und schüttet sich auch gerne ab. Denn wenn mal von unten was kommt, kan n man mangels Wissen und Erfahrung eben nicht wissen: erzählt der Käse oder hat das Hand und Fuß? Das weiß man also nicht, muss das aber kaschieren, sonst fragt der von unten nachher noch, wofür sitzt der da oben überhaupt?

Und so ist es genereller Trend, dass die Hierarchien zunehmend eher gegeneinander statt miteinander arbeiten. Jeder in seiner Blase. Ich von unten habe gar keine Chance mehr auf Aufstieg, oben bleibt man auch unter sich. Denn Nachfolger kommen von den Unis und nicht von unten.

Das Ergebnis läßt sich in wildfremden Vorgaben, Rundschreiben, Arbeitsanweisungen etc dann besichtigen. Unten schüttelt man den Kopf. Und oben auch über die Dummheit unten, denen alles erklären zu müssen und dann machen sie es doch nicht so.

Bsp: in der aktuellen Kundenzufriedenheitsbefragung soll der Kunde unterscheiden, wie wichtig ihm ein Quslitätsaspekt ist und wie er die Umsetzung beurteilt. Wie wichtig ist Ihnen die äußere Sauberkeit? Wie beurteilen Sie die äußere Sauberkeit? So weit, so sinnvoll. Übrigens: äußere Sauberkeit ist den meisten ziemlich egal; da staunt man.

Streng in dieser Logik wird aber auch in Bezug auf das WC gefragt - nur an Fahrgäste, die angeben, es zu nutzen: wie wichtig ist Ihnen dann Vorhandensein von WC-Papier? Und: wie wichtig ist Ihnen das Vorhandensein von Handseife/Desinfektionsmittel?

Nun, ich habe noch NIEMANDEN gefunden, der mir sagte: ist mir egal. Oder es als unwichtig betrachtete.

Und selbst, wer so denkt, würde es ja zumindest bei der Handseife niemals zugeben. Obwohl, wenn man mal direkt neben dem WC sitzt (in einigen Dosto hier geht das gut) und drauf achtet, man feststellt, dass wohl locker 90% sich die Hände gar nicht waschen danach.

Die Sinnhaftigkeit einer solchen Frage darf ich zwar gerne hinterfragen. Ich bekomme sogar eine Antwort: Vorgabe vom Auftraggeber. Nice. Den Rest denke ich mir dann.

Und frage mich ernsthaft: was erwarten die da oben jetzt von mir. Höchste Motivation? Volle Leistung? Mega Engagement?

Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon angeboten habe, dass man sich VOR neuen Projekten mal zusammensetzt und die Dknge bespricht; was möglich ist, was nicht.

Bsp. Kundenbefragung Westfalenbus u.a. in Ostbevern.

Es gab die Linie Ostbevern Rathaus <==> Ostbevern Bahnhof. Stundentakt. Ca 40 Min Pause Ostbevern Rathaus.

Dann gab es die Linie Ostbevern Wischhausstraße <==> Warendorf. Stundentakt. Ca 40 Min Pause an der Wischhausstr.

Für beide Linien gab es jeerils ein Erheberteam aus 2 Erhebern. Die an den jeweiligen Stationen in Ostbevern je 40 Mkn bezahlte Pausen hatten.

Der Clou: Westfalenbus verband umlauftechnisch beide Linien:

Ostbevern Kirche - Bahnhof - Ostbevern Kirche - leer Ostbevern Wischhausstraße - Warendorf - Ostbevern Wischhausstraße - leer Ostbevern Kirche und dann von vorne ...

Die Fahrer amüsierten sich: erst fuhr Team 1 mit, dann Team 2, dann wieder Team 1, dann wieder Team 2 usw. Unsere Firma habe offenkundig genug Geld ...

Merke ich sonst nicht so. Aber es zeigt vor allem: VORAB mal MITEINANDER reden: Nö!

Und dazu das Riesenproblem, ob ich als Dritter auf den 500 Metern Leerfahrt mit darf. Ich könnte ja bei einem Unfall sterben; wer zahlt mir dann mein Schmerzensgeld. Kurzum: alles viel zu kompliziert. Und den Umlauf kannte meine Fa im Gegensatz zu mir nicht.

Oder als wir die Fahrgäste der RE/IC Oldenburg <==> Nordsee zählen und befragen sollten. Zählung hatte Vorrang. Die DB beklagte dann zu wenig Interviews. Was der Auftraggeber uns dann verhielt. Bis sich einer der Chefs die Züge mal leibhaftig anschaute und feststellte: die sind ja voll wie bei uns im Ruhrgebiet - bis man da mit dem gewissenhaften Zählen durch ist, kommt ja schon der nächste Halt; da bleibt ja für Interviews gar nicht mehr soviel Zeit! Ach ...

Oder oder ...


Es ist ziemlich ÜBERALL so. Vom Apothekenfahren hab ich jetzt noch gar nix erzählt. Lasse ich jetzt auch.

Hoffentlich war das jetzt nicht zu negativ aber schönreden bringt ja auch nichts.

Nein, richtig. Engagement führt aber eher selten zu nachhaltigen Verbesserungen.

Außerdem bin ich jetzt alt. Früher hab ich immer über die alten Säcke und ihre Unflexibilität gemosert. Jetzt bin ich selbst alt - und erwarte, dass die heutige Jugend sich an mir abarbeitet und mit mir rumnörgelt.

Aber das macht sie nicht, kann sie nicht und selbst wenn: dann gibt's im Forum gleich Ärger und der Beitragsbaum wird geschlossen. Harmoniesoße ist gefragt. Also bin ich als alter Sack jetzt der Gearsc....te, muss das Schimpfen über die Alten auch noch selbst übernehmen.

Schöne Grüße von jörg

--
"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)

Auch ernüchternd ...

Garfield_1905, Dienstag, 10.06.2025, 11:28 (vor 12 Tagen) @ Der Blaschke

Aber das macht sie nicht, kann sie nicht und selbst wenn: dann gibt's im Forum gleich Ärger und der Beitragsbaum wird geschlossen. Harmoniesoße ist gefragt. Also bin ich als alter Sack jetzt der Gearsc....te, muss das Schimpfen über die Alten auch noch selbst übernehmen.

Ich würd' Dich dabei zwar gern unterstützen, aber mir fallen (sehr) oft nur die Jungen hier im Forum ein, über die ich mich belustigen kann und/oder schimpfen könnte. Die kommen hier (sehr) oft auf Ideen ..., na, ich bin schon alt, aber auf sowas bin ich bisher noch nicht gekommen. Insbesondere über die FGR- und Zugbindungs- Fragen könnte ich mich beömmeln, wenn dann schon wieder gefragt wird 'Was wäre wenn ...' wird's lustig. Und ein ellenlanger Beitragsbaum ... :-)

+1.

Berliner65, Berlin, Dienstag, 10.06.2025, 12:53 (vor 12 Tagen) @ Garfield_1905

- kein Text -

--
Die 1. Klasse im SÜWEX gefällt mir. Aber warum ist die einzige Tür, die dorthin führt (und nicht in den 2. Klasse-Bereich) nicht deutlicher gekennzeichnet?

Entscheidungs- und verantwortungsunfähig ...

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Dienstag, 10.06.2025, 12:58 (vor 12 Tagen) @ Garfield_1905
bearbeitet von Der Blaschke, Dienstag, 10.06.2025, 12:59

Hey.

Insbesondere über die FGR- und Zugbindungs- Fragen könnte ich mich beömmeln, wenn dann schon wieder gefragt wird 'Was wäre wenn ...' wird's lustig. Und ein ellenlanger Beitragsbaum ... :-)

Ja, die Beitragsbäume sind übel. Zeigen aber schön auf, wie kaputt viele heute sind: unfähig und unwillig, mal selbst was zu entscheiden und das dann auch todesmutig zu vertreten. Können sie nicht mehr. Tausend mal nachfragen und absichern. Und im Zug dann: "Aber im Forum haben die gesagt ...". Wobei - das bekommen Sie auch nicht hin. Lassen sich dann aufschreiben und dann gibt's hier den nächsten Beitragsbaum ...

Da sollten Fahrgäste mal ihre Buslinie bewerten. Mit Schulnoten. Wir waren dann in einem Schulbus und es war erschreckend: die Kiddys waren völlig damit überfordert, uns jetzt spontan eine Note zu nennen. Sie beratschlagten, sie verstanden die Frage nicht, sie wußten nicht, was sie antworten sollten.

Ich war erschrocken: so werden sie heutzutage erzogen? Vor allen Gefahren geschützt? Vor jedem vermeintlichen Auffallen lieber wegducken? Und so auch nie eine eigene Meinung haben und vertreten? Das ist dann das Ergebnis der Medienvielfalt und des Internets? Ich konnte in meiner Jugend kaum wen fragen und vor ner Bahnfahrt erstmal 100 Erkundigungen einholen. Da wurde gemacht - fertig. Oft ging es gut. Manchmal ging es in die Büx. Und so wußte ich irgendwann, was klappen wird und was nicht. Und lernte, selbstständig zu entscheiden.

Heute ruft man dann in einer Ratgeber-Sendung im ZDF an. "Mein großer Zeh tut weh." Dann sagt der TV-Doktor: "Kann ne Zerrung sein. Oder Krebs. Lassen Sie das beim Arzt abklären!" Dann rennen sie los zum Arzt. "Im Fernsehen haben sie gesagt ...".

Ich mußte damals selbstständig zur Schule laufen. Meine Eltern kamen 2 Tage mit; reichte. Ich mußte dabei den 4-spurigen Wallring hier überqueren. Ganz alleine! Mit 6! Da käme heute das Jugendamt zu meinen Eltern! Ich wußte dafür aber schon mit 6, dass Grün nicht freien Weg verspricht, sondern ich trotzdem aufpassen muss. Heute wissen sie das nicht mehr; werden ja gebracht. In der Pubertät werden sie dann flügge, wollen was erleben, haben aber von nichts ne Ahnung und dann klettern sie auf den Güterwagen und wundern sich kurz, warum die Oberleitung Strom führt, obwohl gar kein Zug fährt. Ich rätsele noch heute, warum mir das schon früher klar war und ich so einen Blödsinn nicht machte. Heute muss da ein Wahnschild stehen. Aber auch das kapieren sie ja nicht.

Und so führt diese fehlende Entscheidungs- und Verantwortungsübernahme zu immer mehr Verblödung. Das darfst du denen nur nicht sagen, dann sind sie beleidigt. Und du stehst da, denkst: die sollen mal deine Rente zahlen - und dann weißt du, warum das System implodiert ...

Der einzige Vorteil ist, dass du mit denen keinen Krieg führen kannst. Da scheitert der Rußland-Feldzug schon in Frankfurt(Oder) - spätestens -, weil sie nicht weiter wissen, weil die Oderbrücke unbefahrbar ist. Dann verirren sie sich im Oderbruch und saufen schlußendlich ab. Falls sie nicht wegen Naviausfalls im Spreewald landen und sich da verirren und verhungern.


Hoffnung gibt's da keine.


Schöne Grüße von jörg

--
"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)

Tja, da war ein Leben ...

Garfield_1905, Dienstag, 10.06.2025, 13:24 (vor 12 Tagen) @ Der Blaschke

Ja, die Beitragsbäume sind übel. Zeigen aber schön auf, wie kaputt viele heute sind: unfähig und unwillig, mal selbst was zu entscheiden und das dann auch todesmutig zu vertreten. Können sie nicht mehr. Tausend mal nachfragen und absichern. Und im Zug dann: "Aber im Forum haben die gesagt ...". Wobei - das bekommen Sie auch nicht hin. Lassen sich dann aufschreiben und dann gibt's hier den nächsten Beitragsbaum ...

Das ist eine Frage, die ich mir jedes Mal stelle, wenn wieder mal sowas lese. Inzwischen bin ich da aber abgestumpft. Die werden schon wissen, was sie tun,. Oder auch nicht ...

(...)

Ich war erschrocken: so werden sie heutzutage erzogen? Vor allen Gefahren geschützt? Vor jedem vermeintlichen Auffallen lieber wegducken? Und so auch nie eine eigene Meinung haben und vertreten? Das ist dann das Ergebnis der Medienvielfalt und des Internets? Ich konnte in meiner Jugend kaum wen fragen und vor ner Bahnfahrt erstmal 100 Erkundigungen einholen. Da wurde gemacht - fertig. Oft ging es gut. Manchmal ging es in die Büx. Und so wußte ich irgendwann, was klappen wird und was nicht. Und lernte, selbstständig zu entscheiden.

Auch das habe ich mich schon oft gefragt. Ich mußte immerhin eine ganze Weile in meinem verpfuschten Leben ohne E-Mail und Internet auskommen, ohne zu wissen, was mir da fehlt. Wir haben zu Hause im Brockhaus o.ä. nachgeschlagen, wenn wir wissen wollten, wann der X geboren wurde. Oder haben Opa gefragt, was wir in einer bestimmten Situation machen sollen. Oder haben selber überlegt, was man tun kann - und haben es dann getan. Und sind dann mitunter mehr oder weniger fürchterlich auf die Fresse gefallen, aber wir haben daraus gelernt. Mein Gott, was für ein tristes Leben. Tja, oder auch nicht ...

Du hast die falsche Einstellung zur Eisenbahn

gnampf, Dienstag, 10.06.2025, 12:44 (vor 12 Tagen) @ numi

Fast jeder fängt einmal motiviert an, ist vom System Eisenbahn überzeugt und möchte etwas verbessern.

Das möchte ich bezweifeln, längst nicht jeder will in seinem Job / Unternehmen etwas verbessern.

Viele verlassen die Branche schnell wieder.

Wie viele in Zahlen / Prozent?

Manche erst nach viele Jahren, viele aber schon kurz nach dem Einstieg, wenn sich die ganze Vielfalt des Problems offenbart. Viele weitere haben sich damit abgefunden, dass sie nichts verbessern werden und arbeiten motivationslos vor sich hin. Also einfach "Dienst nach Vorschrift" und die einzige Motivation bleibt das Gehalt. Diese Gruppe wird nichts an den Problemen verbessern aber immerhin ist die Stelle besetzt.

Zwischen "nichts verbessern können" und "Dienst nach Vorschrift" liegen aber immer noch Welten. Würde der Großteil nur Dienst nach Vorschrift machen, dann würde der Zugverkehr sicherlich brachliegen.

Dann gibt es noch die kleine Gruppe derer, die noch nicht aufgegeben haben und noch versuchen etwas rauszuholen. Hier gilt unter den Eisenbahnern das gleiche wie für die Fahrgäste. Diese Gruppe wird aber immer kleiner, denn ständig hart arbeiten ohne Früchte der Arbeit zu sehen, geht mit der Zeit nun einmal auch auf die Gesundheit.

Versteh ich nicht, die Gruppe der Fahrgäste wird immer kleiner? Die Gruppe der Fahrgäste, die die DB / Eisenbahn verbessern wollen wird immer kleiner?
Das "Früchte der Arbeit" ist in der Tat auch eine Sache der Fahrgäste. Da kann nämlich ein kleines Danke auch schonmal Wunder helfen, statt immer gleich die falschen anzunölen. Klar hätte ich gestern die KiN alle anmachen können, wat für ein SCh... Laden das doch ist, alles zu spät, alle Anschlüsse kaputt, ... Stattdessen hab ich freundlich gefragt ob er mir die Anschlüsse vormelden kann, und mich dann auch entsprechend bedankt. Am Ende hats dann überraschenderweise sogar alles geklappt, auch wenn die Entscheidung dazu natürlich nicht bei den KiN lag.

Insofern... einfach mal Danke sagen ist nie verkehrt. Zu meinen Pendlerzeiten gabs dann z.B. in der Vorweihnachtszeit auch mal einen kleinen Weihnachtsmann fürs Personal.
Und klar, wer durch sein eigenes Fehlverhalten glänzt, der bekommt natürlich auch kein Danke... wie das Personal, das irgendwo auf dem Bahnsteig oder gar in den Türen raucht.

Ein Infrastrukturplaner, der schon wieder Kostensteigerungen und Zeitverzug erklären muss, weil neben den Eidechsen auch noch Lurche gefunden wurden, der geht irgendwann zur Autobahn.

Um dann festzustellen, dass es dort keinen Deut anders ist?

So bleibt am Ende leider die ernüchternde Feststellung, dass es den Eisenbahnern so geht wie den Fahrgästen. Man nimmt es motivationslos hin wie es ist oder man geht. Aber wer bleibt am Ende übrig, um das System wieder zum Laufen zu bringen?

Das Thema kannst du bei so ziemlich jedem Job bringen. Glaubst du die "Putze" im Billigladen ist hochmotiviert bei der Arbeit? Glaubst du, die DB-Manager sind glücklich und zufrieden? Glaubst du ich bin happy und zufrieden, wenn mein AG mal wieder sagt "ja, müssten wir eigentlich so machen, ist aber zu teuer, also leben wir lieber mit den Problemen und unzufriedenen Kunden"?
Wie sagte man so schön: wo anders ist es eben für gewöhnlich nicht besser, sondern es ist anders. Wenn man Glück hat. Mit Glück strahlt der neue Job die ersten Jahre noch in gutem Licht, bis man all seine Schattenseiten kennengelernt hat. Dann ist es ein guter Job.

Das man als kleiner Wicht am unteren Ende nicht das System mit einem Schlag ändert sollte hoffentlich jedem selbst klar sein. Das man als Einzelner deswegen trotzdem nicht unwichtig ist hoffentlich auch. Und was das System Eisenbahn anbelegt, was im Endeffekt ein Thema der Grundversorgung und vom Staat ist, liegt es also auch dort an uns... bei den Wahlen, wie auch bei der Mitarbeit in den Parteien, aber auch beim Kontakt zum Abgeordneten um mal "die Stimme des Volks" vorzubringen. Wenn aber die Mehrheit der Deutschen die Eisenbahn nur deshalb haben möchte, damit sie selbst mehr Platz auf der Autobahn hat... wird sich auch die Politik danach richten.

Kurzfristige Baustellen um Stuttgart

bahnfahrerofr., Montag, 09.06.2025, 22:40 (vor 13 Tagen) @ numi

Generell scheint man im Großraum Stuttgart zu viele kurze einstöckige Plastikbecher als Ersatz für vorher als Dosto oder lange N-Wagen-Kompositionen gefahrene Leistungen bestellt zu haben. Da hilft in vielen Fällen auch keine Taktverdichtung, wenn viele Menschen zur gleichen Zeit fahren wollen, müssen die Züge mehr Kapazität haben. Wenn noch was dazu ausfällt haben die verbleibenden Züge gar keine Kapazitäten mehr um zusätzlich Fahrgäste aufnehmen zu können. Insgesamt erscheint das alles recht dilettantisch.

Die BEG hat allerdings auch ein Faible für kurze einstöckige Triebwagen, das erst seit den neuen Ausschreibungen für den Disex und FTX und daraus entstandenen Desiro HC Bestellungen etwas besser wurde.

Kurzfristige Baustellen um Stuttgart

JeDi, überall und nirgendwo, Montag, 09.06.2025, 23:10 (vor 13 Tagen) @ bahnfahrerofr.
bearbeitet von JeDi, Montag, 09.06.2025, 23:10

Generell scheint man im Großraum Stuttgart zu viele kurze einstöckige Plastikbecher als Ersatz für vorher als Dosto oder lange N-Wagen-Kompositionen gefahrene Leistungen bestellt zu haben.

Wobei es da zumindest bei den n-Wagen-Zügen m.W. das Gentlemen-Agreement gab, dass Regio die bewusst länger fährt als eigentlich bestellt, um die nicht mehr wirklich zeitgemäßen Wagen etwas auszugleichen. Ein im Vergleich dazu etwas dichteres Packmass war also durchaus absicht, auch schon seit dem vermehrten Dosto-Einsatz ab 2015.

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Weg mit dem 4744!

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