Personalausfall im Stellwerk (Allgemeines Forum)

PetitPrince, Dienstag, 24.09.2024, 15:20 (vor 17 Tagen)

Moin,

Gerade sehe auf Bahn.de/aktuell diese Meldung:

"Aufgrund eines kurzfristigen Personalausfalles in Oebisfelde kommt es am heutigen Dienstag, 24.09.2024 in der Zeit von 16:00 Uhr bis 20:00 Uhr zu Beeinträchtigungen im Fernverkehr der Deutschen Bahn.
Betroffen sind folgende Verbindungen im Fernverkehr:

ICE- und IC-Züge zwischen Berlin und Hannover werden über Magdeburg umgeleitet und erhalten bis zu 80 Min Verspätung
einzelne ICE- und IC-Züge zwischen Ruhrgebiet/Münster/Ostfriesland und Berlin fallen auf dem Gesamtweg oder zwischen Hannover und Berlin aus"

Und jetzt frage ich mich ein bisschen, wie das passieren kann und wieso die Bahn dagegen nichts tun kann. Technikprobleme sind das eine, Personalmangel vllt ein zweites Thema. Aber ein Nadelöhr besetzt man doch so, dass es nicht ausfallen kann. Denk ich so bei mir.

Ein paar Gedanken:

- das passiert ja nicht zum ersten Mal (siehe Forensuche)
- Tausende Voll- und Teil- Erstattungen summieren sich sicher auf einen ziemlich großen Betrag (traue mich nicht mal zu schätzen)
- wäre ein oder gar zwei Stand by Mitarbeiter nicht günstiger? Sind so Positionen gedoppelt, so dass einer alleine übernehmen darf/kann?
- kriegt man da nicht kurzfristig anderes Personal hin? Zur Not mit Heli?

Freue mich über einen Einblick in den Stellwerksbetrieb!

Vg allerseits
Jan

Personalausfall im Stellwerk

JanZ, HB, Dienstag, 24.09.2024, 15:29 (vor 17 Tagen) @ PetitPrince

Dazu werden andere sicher noch mehr sagen können, aber das Nadelöhr bei Stellwerken ist in der Regel, dass man Personal braucht, das auf genau diesem Stellwerk ausgebildet ist. Wenn man davon nicht genug hat, nützt auch kein Heli etwas. Ich habe auch keine Ahnung, inwieweit man "Springer" ausbilden kann, die dann ja wahrscheinlich auf jedem einzelnen Stellwerk ihre Kenntnisse selten brauchen. Bei Tf erlischt die Streckenkunde irgendwann, wenn sie nicht genutzt wird, keine Ahnung, wie das bei Fdl ist.

Viele Grüße vom Namensvetter!

Personalausfall im Stellwerk

Christian_S, Dienstag, 24.09.2024, 15:39 (vor 17 Tagen) @ JanZ

Bei Tf erlischt die Streckenkunde irgendwann, wenn sie nicht genutzt wird, keine Ahnung, wie das bei Fdl ist.

Fdl brauchen für jedes Stellwerk eine örtliche Prüfung.
In ESTW können die Fdl eines Steuerbezirkes oft mehrere Stellwerke in ihrem Steuerbezirk bedienen und somit "übernehmen". Aber eben nicht immer, nicht alle Fdl können jeden Arbeitsplatz ihres Steuerbezirkes besetzen.

Bei Stellwerken draußen vor Ort ists im Prinzip ähnlich. Viele können ein bis zwei weitere Stw der Umgebung bedienen, manche aber eben auch nur "ihres".

Kommt halt immer drauf an, ob gerade einer verfügbar ist, der auf dem jeweiligen Stellwerk örtlich geprüft ist.

Wer weiß, wie "Zusammenarbeit" da aussieht ...

Der Blaschke, Dienstag, 24.09.2024, 16:25 (vor 17 Tagen) @ PetitPrince

Hey.

Aber ein Nadelöhr besetzt man doch so, dass es nicht ausfallen kann. Denk ich so bei mir.

Ein paar Gedanken:

- das passiert ja nicht zum ersten Mal

- kriegt man da nicht kurzfristig anderes Personal hin? Zur Not mit Heli?

Vllt bekäme man das sogar hin. Vllt haben aber auch die Personaldisponenten gar keine Lust, sich da chronisch Beine auszureißen. Nur damit es in der obersten Heeresleitung wieder heißt: So schlimm ist es doch gar nicht.

Da wirkt es doch viel mehr, an prominenter Stelle die Schicht ausfallen zu lassen.

Ich kenne es vom örtlichen Busbetrieb und einem früheren Chef. Das Fahrpersonal ächzte unter Überstunden und Fahren bis zum äußersten Rand der Legitimität. Die Disponenten waren jeden Abend erschöpft. Dann kam das Thema beim Chef an. Er begab sich aus seinem Elfenbeinturm ins Dienstplanbüro und fragte, ob schon mal Umläufe ausgefallen seien (den Anspruch, alle zu besetzen, hatte man damals noch). Verdattert und überrumpelt antwortete die Disponentin, dass man bislang noch alle Dienste habe besetzen können. Da beschied ihr der Chef, dass es dann ja wohl gar keine ernsthaften Probleme gäbe und entschwand wieder in seinen Elfenbeinturm.

Bei der DB dürfte das nicht sonderlich anders sein. Und da könnte ich mir vorstellen, dass da der Disponent nicht böse ist, wenn das fehlende Personal tausende Euro FGR-Zahlungen verursacht und bundesbedeutende Fernzuglinien wieder in den Chaosmodus fallen. Da wird auch die Plüschetage wach. Fällt Stendal <==> Tangermünde aus, merkt das außer den 18 Fahrgästen niemand.

Schöne Grüße von jörg

--
"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)

Management und Kosten

PetitPrince, Dienstag, 24.09.2024, 16:48 (vor 17 Tagen) @ Der Blaschke

Hi,

Bei der DB dürfte das nicht sonderlich anders sein. Und da könnte ich mir vorstellen, dass da der Disponent nicht böse ist, wenn das fehlende Personal tausende Euro FGR-Zahlungen verursacht und bundesbedeutende Fernzuglinien wieder in den Chaosmodus fallen. Da wird auch die Plüschetage wach.

Ja, vielleicht ist das so, dass sich da ein Disponent kein Bein ausreißt. Vielleicht fehlt das richtige Perosnal wirklich (was man ja auch nicht nur mit Geld erschlagen kann, dieses bundesweite und branchenübergreifende Problem). Aber ich denke mir (bzw vielmehr hoffe ich), dass da das Mgmt schon auch eingreift, oder? Das ist ja ein Problem, das man vorrangig lösen MUSS - und jmd anderes es lösen wird als der zuständige Manager für die Regionalline im Ahrtal. So ein Ausfall ist ein richtig fetter dunkelroter Punkt in der nächsten Präsentation.

Gerade wegen der massiven Auswirkungen. Wie gesagt, ich traue mir eigentlich keine Rechnung zu, weil ich nicht den durchschnittlichen Ticketpreis kenne und auch nicht wie viele hundert PAX da pro Stunde durchrauschen, aber ich überschlage den Betrag mit einer niedrigen bis mittleren sechsstelligen FGR-Summe (min. 2 Stunden, min. 12 Fernzüge je Stunde, min. 300 Passagiere je Zug, Erstattung im Schnitt min. 30 € pP?). Dazu die restlichen Auswirkungen auf anderen Strecken, fehlende Züge, verspätetes Personal usw usf. Das ist schon richtig, richtig teuer.


Ich glaube halt auch an das Gute im Management und dass deren Boni von sowas abhängen. Und man Lösungen finden will. ;-)


VG

Praktisches Bsp vom Zeitungszustellen ...

Der Blaschke, Mittwoch, 25.09.2024, 01:35 (vor 17 Tagen) @ PetitPrince
bearbeitet von Der Blaschke, Mittwoch, 25.09.2024, 01:36

Hey.

Aber ich denke mir (bzw vielmehr hoffe ich), dass da das Mgmt schon auch eingreift, oder? Das ist ja ein Problem, das man vorrangig lösen MUSS - und jmd anderes es lösen wird als der zuständige Manager für die Regionalline im Ahrtal.

Eben. Bei so einer Störung greift das Management sicherlich eher ein als bei irgendwelchen Nebenbahnbimmeln.

ABER: Es stellt sich ja die Frage nach der Kompetenz.

Bei uns bei der Ztg wurde von ca 15 oder 20 Jahren mal eine Gebietsoptimierung durchgeführt. Zusammen mit einem neuen Lohnsystem verloren(!) wir Zusteller so 10 bis 20% Einkommen.

Die Gebietsbeauftragten wollten nun aber ihre guten Zusteller nicht verlieren. Also hintertrieben sie das ganze, indem sie die Bezirke der guten Zusteller künstlich aufblähten - abgelegene Häuser wurden dann in den Bezirk aufgenommen; die EDV (noch nicht so gut wie heute) rechnete riesige Umwege. Bei mir wurde z.B. ein überhaupt nicht im Bezirk gehörendes Haus mit der offiziellen Hausnummer 6-9 teilintegriert. Lief in meinem Bezirk unter Nr 6 und ich hatte einen Kunden. Beim Kollegen, der dort alles drumherum beliefert, lief das unter Nr 9 und der belieferte 3 Briefkästen. Manchmal trafen wir uns da dann ... Totaler Humbug natürlich, aber so hatte ich kaum Einbußen. Die Chefetage hat diese ganzen Manipulationen natürlich nie bemerkt. Es wurde ja was gespart. Dass das hätte viel mehr sein können, wußten die ja nicht. Heute, 20 Jahre, sind alle Vorgesetzten und viele Zusteller von damals nicht mehr da. Manchmal wundern sich heute dann manche neueren Kollegen und Vorgesetzte, warum einige Bezirke so komisch zugeschnitten sind ... Ich bin seit 32 Jahren dabei und könnte es erklären - aber warum soll ich schlafende Hunde wecken? Zumal man vor noch gar nicht langer Zeit neue Ideen zu Lohnkürzungen(!) umsetzte ... Aber auch da wissen die klügeren Kollegen Mittel und Wege. Mittels Besuch im Gesundheitswesen oder die Post gibt's nur alle 2 Tage z.B. Und so einfach entlassen kann man nicht; es fehlen ja eh Leute an allen Ecken und Enden. Ergebnis: Qualität unterirdisch.

Auch so eine Idee übrigens: vor 20 Jahren kam einmal im Jahr der Gebietsbeauftragte mit einer Tüte voller Leckereien, Wert so ca 15 Euro, gab einem die Hand, bedankte sich, dass man da war und ging. Der Zusteller fühlte sich gebauchpinselt und freute sich. Dann rechnete wer oben den Aufwand hoch und schuf das ersatzlos ab. Ergebnis: Die Krankheitsquoten explodierten förmlich. Heute gibt's zur Motivation 4x im Jahr ein paar Seiten Hochglanzbroschüre mit Gewinnspiel! Einmal war das Lösungswort "NOZ" (Abkürzung für "Neue Osnabrücker Zeitung"). Ich zog dann etwas Zorn auf mich zu, weil ich da "ZOO" als Lösung eingetragen hatte. Immerhin hatten sie es wohl verstanden und wie üblich persönlich genommen ...

Ich glaube halt auch an das Gute im Management und dass deren Boni von sowas abhängen. Und man Lösungen finden will. ;-)


Jo, bestimmt. Wenn man aber nach Abi, Uni und Studium gleich oben eingestiegen ist und wenn man dann aber wenig Ahnung hat von dem, was ganz unten im Maschinenraum los ist, kann es schwierig werden. Insbesondere dann, wenn da unten die dortige Belegschaft das Eingreifen von oben nicht unbedingt als Bereicherung begreift ...


Schöne Grüße von jörg

--
"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)

Personalausfall im Stellwerk

paisadar, Mittwoch, 25.09.2024, 01:27 (vor 17 Tagen) @ PetitPrince

Moin,

Gerade sehe auf Bahn.de/aktuell diese Meldung:

"Aufgrund eines kurzfristigen Personalausfalles in Oebisfelde kommt es am heutigen Dienstag, 24.09.2024 in der Zeit von 16:00 Uhr bis 20:00 Uhr zu Beeinträchtigungen im Fernverkehr der Deutschen Bahn.
Betroffen sind folgende Verbindungen im Fernverkehr:

ICE- und IC-Züge zwischen Berlin und Hannover werden über Magdeburg umgeleitet und erhalten bis zu 80 Min Verspätung
einzelne ICE- und IC-Züge zwischen Ruhrgebiet/Münster/Ostfriesland und Berlin fallen auf dem Gesamtweg oder zwischen Hannover und Berlin aus"


Servus,

was ich dabei interessant finde: ICE844 ist gerade mit einer fetten Verspätung unterwegs, während ICE542 quasi pünktlich im Ruhrgebiet ankam, obwohl er eine Stunde später als ICE844 in Berlin gestartet ist.

Man lässt also lieber eine Umleitung (mind. +90) fahren anstatt das Ende des Personalausfalls (ca. +60) abzuwarten :-)

Personalausfall im Stellwerk

JeDi, überall und nirgendwo, Mittwoch, 25.09.2024, 09:04 (vor 17 Tagen) @ paisadar

Man lässt also lieber eine Umleitung (mind. +90) fahren anstatt das Ende des Personalausfalls (ca. +60) abzuwarten :-)

Dürfte aber vor allem daran liegen, dass Oebisfelde am Ende doch ne knappe Stunde früher als ursprünglich geplant wieder besetzt war. 542 hätte sonst auch noch irgendwo gestanden um die Wiederbesetzung abzuwarten.

--
Weg mit dem 4744!

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