Mit der (Stadt-)Bahn zum goldenen und dem weißen Berg (2/5) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Freitag, 30.08.2024, 22:07 (vor 18 Tagen)

Am Ende des ersten Teils meiner Zweitagestour durch die Westschweiz und Ostfrankreich bin ich am Nachmittag in Lausanne angekommen: https://www.ice-treff.de/index.php?id=703982
Von dort geht es mit dem TGV Lyria weiter nach Dijon. Da der TGV nicht nur reservierungspflichtig, sondern kurz nach 16 Uhr auch schon die letzte Verbindung des Tages ist, wollte ich den Anschluss ungern verpassen und habe deshalb etwas über eine Stunde Umsteigezeit eingeplant. Bei meinem ersten Besuch in Lausanne vor zwei Jahren war ich in der Innenstadt ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10556812 ). Deshalb soll es heute in die andere Richtung zum Seeufer gehen. Dorthin gelange ich entlang der steilen Metrostrecke. Oben ist der Bahnhof zu erahnen.

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Hier passiert gerade ein IC aus Richtung Fribourg die Brücke in den Weinbergen auf dem Abstieg nach Lausanne. Aus der Entfernung mit der Handykamera ist das aber nur zu erahnen.

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Dann muss ich zu meinem TGV. Das Bild täuscht, der TGV wird sich gut füllen. Da ich etwas über eine Woche vorher noch einen vernünftigen Ticketpreis bekommen habe, verwundert mich das ein wenig.

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Während des Aufstiegs hoch in den Jura kommt die Strecke in ihrer Kehrschleife Orbe wieder sehr nahe. Die gleiche Perspektive habe ich auf Bild 38 schon einmal etwas weiter unten und nördlich von der Burg Orbe aufgenommen.

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Nach Passieren einer Kurve dreht der Blick nach Süden zu den Alpen.

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Dann biegt die Strecke in das tiefeingeschnittene Tal der Orbe ein. Damit begegne ich heute zum dritten Mal dem Flüsschen.

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Kurz vor Vallorbe wird die Orbe überquert.

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Letzter Halt in der Schweiz im Grenzbahnhof Vallorbe.

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Hinter der Drehscheibe von Vallorbe verschwindet die Strecke im Mont-d’Or-Tunnel.

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Das nächste Bild ist schon in Frankreich. Kurz vor dem Bahnhof Frasne fädelt die Strecke aus Pontarlier ein.

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Etwa eine halbe Stunde später ist der Jurarand erreicht und der Abstieg in die Ebene beginnt. Zum Glück kann ich dafür auf die andere Seite wechseln. Dort unten irgendwo ist Arbois, wo ich 2021 war ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10552491 ). Für mehrere Kilometer steigt die Strecke parallel zum Jurarand bergab und bietet eine grandiose Aussicht über die Ebene. Der Bewuchs erschwert jedoch das Fotografieren.

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Unten in der Ebene passieren wir die königliche Saline von Arc-et-Senans, wo die Strecke nach Besancon abzweigt und wo ich 2021 am gleichen Tag wie in Arbois war (https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10552491).

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Bei der Festungsstadt Auxonne kreuzt die Strecke die kanalisierte Saône.
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Kurz vor halb 7 erreiche ich mein Tagesziel Dijon.

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Als ich 2021 mit Katharina im Palast der Herzöge von Burgund war, war deutlich schlechteres Wetter ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10546952 ). Aus der Zeit der Herzöge stammt hier auf dem Bild nur noch der Turm der Ähnlichkeiten zur Tour Jean Sans-Peur in Paris (https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10728475) aufweist. Kein Wunder, Jean Sans-Peur war Herzog von Burgund.
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Passend zu meiner heutigen fahrt durchs Jura genehmige ich mir vor meinem Gästezimmer einen Pontarlier aus dem Jura, ein Anis-Aperitif ähnlich Pastis oder Absinth.
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Zum Abendessen entscheide ich mich passend zum Burgund für Boeuf Bourguignon. So richtig begeistert bin ich jedoch nicht. Das Kartoffelpüree scheint mir aus Instantpulver zu sein.

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Auf dem Rückweg komme ich wieder am Herzogspalast vorbei.

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Tag 2: Dijon – Nancy – Metz – Saarbrücken – Thaleischweiler-Fröschen
Heute Morgen muss ich sehr früh raus, denn ich nehme die erste Verbindung des Tages nach Nancy. Schon um 11 Uhr muss ich am Bahnhof sein. ;-)
Mein Zimmer ist nicht weit vom Bahnhof Dijon Porte Neuve an der Strecke nach Culmont-Chalindrey. Den schaue ich mir am Sonntagmorgen an. Hinter dem Empfangsgebäude ist ein Gelände von SNCF Fret. Dafür dass Dijon eine Hauptstadt ist und der Bahnhof sehr nahe am Zentrum liegt, ist der Fahrplan am Sonntag enttäuschend dünn. Es verkehrt eine Art „S-Bahn von Les Laumes-Alésia nach Is-sur-Tille. Werktags verkehren mehr Zugpaare, aber trotzdem ist um 19.27 Uhr Schluss. Mein Zug nach Nancy fährt nachher ohne Halt durch. Hier wäre bestimmt mehr Potential drin.

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Den Rest des Vormittags will ich nutzen, um ein Stück hinter dem Bahnhof den Mosesbrunnen anzuschauen. Dieser ist eines der letzten Relikte der Kartause Champmol. Das Kartäuserkloster wurde im 13 Jh. vor den Toren der Stadt als prunkvolle Grablege der Herzöge von Burgund angelegt. Fast alle Gebäude wurden in der Französischen Revolution zerstört. Der Mosesbrunnen ist als herausragendes Zeugnis der Bildhauerkunst erhalten geblieben und zeigt Propheten des Alten Testaments, darunter der namensgebende „gehörnte“ Moses, unschwer an seinen Hörner zu erkennen. Die Figuren treten für die Gotik ungewohnt ausdrucksstark auf und sind damit schon ein Vorbote für die Renaissance.

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Im 19. Jh. wurden das Kloster als Klinik im Stil der Neogotik wieder aufgebaut. Das Kirchenportal ist noch original erhalten und zeigt rechts und links der Tür das Stifterehepaar Herzog Philipp der Kühne und Margarethe, Erbin von Flandern.

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Dann muss ich langsam zum Bahnhof, wo schon ein AGC der Region Grand Est in Elsass-Beklebung als TER nach Nancy bereitsteht. Von seiner früheren Besitzerregion hat er sich ganz schön weit weg verirrt.

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Schon vor zwei Jahren, als ich in Lyon gewohnt habe, hat mich die Strecke von Dijon nach Lothringen durch die große Leere Westfrankreichs mit ihrem homöopathischem Fahrplan trotz durchgehender Zweigleisigkeit, Elektrifizierung und sehr ordentlicher Höchstgeschwindigkeit fasziniert.
Eben dieser dünne Fahrplan mit nur zwei Zugpaare, davon eines mit Ankunft in Nancy nach 22 Uhr und damit ohne Übernachtung effektiv nicht nutzbar und die damals nicht mögliche Durchbuchbarkeit in der App haben eine Mitfahrt damals aber vereitelt. Einen Anschlussverlust auf diese Verbindung hätte ich nicht riskieren wollen. Zudem waren die DB Sparpreise nach Genf von Lyon aus ziemlich verlockend.
Vor Eröffnung der LGV Rhin-Rhône verkehrte hier sogar ein tägliches TGV-Zugpaar von Luxemburg nach Marseille. Vor einiger Zeit hatte Railcoop beabsichtigt, die Verbindung wiederbeleben zu wollen. Davon habe ich leider schon länger nichts Neues mehr gehört, was ich zwar nicht überraschend, aber trotzdem bedauerlich finde. Die erste angekündigte Verbindung von Lyon nach Bordeaux würde mich auch sehr reizen.
Bei nur zwei Verbindungen am Tag hätte ich eine geringe Auslastung erwartet. Stattdessen ist der Zug aber schon sehr gut gefüllt und ich finde keinen Fensterplatz mehr. Zum Glück höre ich aber bald bei einem Telefonat heraus, dass mein Gegenüber in 20 Minuten am ersten Zwischenhalt Is-sur-Tille aussteigt. Ob eine so hohe Auslastung die Verantwortlichen der beiden Regionen und der SNCF nicht auf die Idee bringen könnte, das Angebot zu verbessern? Von einem Taktangebot traue ich mich gar nicht, zu schreiben. Auf SNCF-Seite will man vielleicht keine Konkurrenz zum TGV schaffen, der 2,5 h später von Dijon nach Nancy fährt und wegen des Umwegs über Straßburg 48 min länger als der TER über die direkte Strecke braucht, zugegeben für eine deutlich längere Strecke. Mit 5 Zwischenhalten hat der TGV auf der Relation sogar einen Zwischenhalt mehr als der TER. Drei davon sind Großstädte und erschließen damit ein vermutlich massiv höheres Fahrgastpotential als meine direkte Strecke durch die große Leere.
So sieht diese große Leere in Bildform aus:

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Die Landschaft ist mir bekannt von mehreren Fahrten in den Urlaub mit der Familie nach Südfrankreich über die schwach befahrene parallele Autobahn, auf der Mutter stark gegen den Sekundenschlaf kämpfen musste.
Nach etwas über 40 Minuten wird das große Betriebswerk von Culmont-Chalindrey, dem zweiten Zwischenhalt, erreicht. Der Ringlokschuppen ist so groß, dass ich erst gar nicht als einen solchen identifiziere.

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Hinter den beiden Rangierloks steht eine Jacquemin (?).

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Hinten steht due BB 67000 in Retro-Farbgebung des legendären Capitole.

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Bei der Einfahrt in den Bahnhof Culmont-Chalindrey steigt mir erst der Blutdruck, als uns ein TER nach Mulhouse entgegenkommt. Ein planmäßiger Sichtanschluss bei den extrem dünne Fahrplänen der beiden hier kreuzenden Magistralen wäre ja wohl der Höhepunkt! Den Planern der SNCF würde ich es aber zutrauen. Bei Blick in die App stellt sich jedoch heruas, dass der Zug nach Mulhouse gut eine halbe Stunde verspätet war und normalerweise schon längst hätte weg sein müssen. Nichtsdestotrotz wären bessere Anschlüsse hier wünschenswert. Im besagten Bahnhof wechseln wir die Fahrtrichtung und haben 10 Minuten Aufenthalt. Hinten stehen zwei weitere BB 67000.

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Bei der Ausfahrt passieren wir das auffällige Überwerfungsbauwerk Richtung Dijon. Ob das noch in Betrieb ist? In ORM ist es noch eingezeichnet, aber ohne Oberleitung eignet es sich wenn dann nur für Fahrten zum Betriebswerk. Bei der geringen Zugdichte ist es vermutlich sehr entbehrlich.

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Dann folgt wieder die große Leere: ein fantastischer Ausblick auf nichts.

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Kurz danach passieren wir Merrey, wo ein großes Lager von Vittel ist. Die dort abzweigende Strecke nach Vittel beeindruckt mit dem ansprechenden Angebot von 1,5 Zugpaaren pro Woche. Die Strecke führt dann hinab ins Tal der jungen Maas, die wenige Kilometer davor entsprungen ist.

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Nach dem dritten Zwischenhalt Neufchateau verlassen wir auf Höhe des Château de Bourlement nach gut 35 km das Maastal.

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Von dort ist schon die Wallfahrtskirche der Jungfrau von Orléans bei Domrémy, ihrem Geburtsort zu sehen. Etwas später ist sie nochmal besser zu sehen.

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Beim letzten Zwischenhalt Toul erreichen wir neben der alten Magistrale aus Paris das Tal der Mosel. In Toul wäre ich gerne ausgestiegen, aber das war bei dem Fahrplan nicht so verlockend, obwohl er hier schon deutlich besser ist als im mittleren Abschnitt der Strecke. Wir folgen der Mosel für einige Kilometer, hier beim Ort Liverdun.

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Von Nancy geht es nach kurzer Pause direkt mit einem Coradia Duplex von Alstom durchs Moseltal weiter nach Metz.

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Die 70 Minuten Umsteigezeit in Metz lohnen bei der Entfernung der Altstadt zum Bahnhof nicht wirklich für einen Stadtrundgang. Stattdessen genehmige ich mir bei dem schönen Wetter auf der Terrasse eines Cafés mit Blick auf den Bahnhof einen Pastis. Von dort gelingt mir im dritten Anlauf innerhalb eines Jahres dann auch endlich das erste Bild vom „deutschen“ Bahnhof Metz Ville ohne grauen Himmel oder Gegenlicht.

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Bei den neoromanischen Kapitellen fällt mir dieses thematisch passende auf. Hier würde es schwer, zu behaupten es sei echt romanisch aus dem Hochmittelalter. :-)

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In Forbach erfolgt für die letzten Kilometer nach Saarbrücken ein Umstieg vom AGC aus Metz im Hintergrund auf den roten Baleine im Vordergrund. Nachdem ich bei meiner Fahrt nach Luxemburg im Januar ( https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10690084 ) einen normalen Blauwal erwischt hatte, klappt es diesmal erfreulicherweise mit einem der beiden verkehrsroten Wale der SNCF. Im Innenraum kommt er dagegen im üblichen Design der SNCF-Wale daher.

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Das Ticket für den Grenzübertritt ist wieder eines der Trauerspiele im grenzüberschreitenden Bahnverkehr der EU. Der DB Navigator würde mir für die 9 km lange Fahrt ein Ticket für 4,60 € verkaufen, die SNCF-App für 5,60 €. Von meiner Fahrt im Januar weiß ich, dass es am Automaten in Saarbrücken einen Saar-Lorraine-Tarif für 1,60 € gibt. Den hätte ich gerne.
Laut der Website der DB ist er an Automaten und Verkaufsstellen der DB ohne regionale Einschränkung erhältlich. In Karlsruhe am Automaten ist er jedoch nicht erhältlich. Im Reisezentrum kann die freundliche Mitarbeiterin den Tarif zwar im System finden, hat aber zu ihrem Bedauern nicht das passende Papierformat und kann ihn mir deshalb nicht verkaufen. Vermutlich gibt es das Ticket nur im Saarland an Automaten. Das ist ärgerlich, denn bis ich an einen solchen Automaten komme, ist es schon zu spät. Abgesehen davon, dass ich 4,50 € für die kurze Strecke ziemlich teuer finde, ärgert es mich auch, dass die Angaben der DB auf ihrer Website nicht zutreffen.
Am SNCF-Automaten in Nancy finde ich sogar ein Ticket von Forbach bis Forbach Grenze. Nicht nur dass das wenig nutzt, da das Deutschlandticket erst ab Saarbrücken Hbf gilt, es kostet für nur 4,1 km sogar gepfefferte 8 €! Da wäre es fast billiger mim Taxi zur Grenze zu fahren. Schlussendlich suche ich im Zug nach einem Zugbegleiter, um nach Rat zu fragen, finde keinen, was bei einem einzelnen Rotwal schnell festgestellt ist und fahre schwarz über die Grenze, bei der Posse um die Tickets sogar mit reinem Gewissen.

Schon in Deutschland passieren wir die Saar.

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Von Saarbrücken geht es mit einem Desiro Richtung Pirmasens weiter, diesmal jedoch nicht nach Pirmasens Nord. Bei dem schönen Wetter steige ich schon in Thaleischweiler-Fröschen aus und gehe die restlichen 3,5 km zu Fuß den Berg hoch. Von meinem Stammbahnhof Pirmasens Nord wäre das nicht nur etwas weiter, sondern baustellenbedingt zu Fuß auch aktuell noch schlechter möglich als normal.

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Das wäre es für den April. In den kommenden Teilen nehme ich euch dann zusammen mit meinen ehemaligen Mitbewohnern in die französischen Alpen mit.

Mit der (Stadt-)Bahn zum goldenen und dem weißen Berg (2/5)

JeDi, überall und nirgendwo, Samstag, 31.08.2024, 15:01 (vor 18 Tagen) @ Bahne aus Leidenschaft

Danke, nette Runde!

Kleine Anmerkung:

Am SNCF-Automaten in Nancy finde ich sogar ein Ticket von Forbach bis Forbach Grenze. Nicht nur dass das wenig nutzt, da das Deutschlandticket erst ab Saarbrücken Hbf gilt, es kostet für nur 4,1 km sogar gepfefferte 8 €!

Warum sollte das Deutschlandticket erst ab Saarbrücken Hbf gelten? Dass es zu allen Tarifpunkten des Deutschlandtarifs, und damit auch zu Grenztarifpunkten, gilt ist doch eigentlich geklärt?

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Weg mit dem 4744!

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