Kurz vorm Ende: Rahden (25 Bilder) (Reiseberichte)
Moin.
Mittendrin liegt sie im Gültigkeitsgebiet des Niedersachsentickets, aber auf der Bahnstrecke von Bünde nach Rahden gilt selbiges nicht. Nichtsdestotrotz wurde eine Fahrt über diese Strecke vor einigen Monaten noch als schnellste Reiseverbindung von Hannover nach Rahden angepriesen. Schneller geht es allerdings, wenn man ab Minden den Kreisbus durch die nordnordrheinwestfälische Zersiedelung nimmt. „Nervenkitzel” versprach darin eine Reklame vor Beginn der fünfundsiebzigminütigen Fahrt. So schlimm war's dann doch nicht, aber eine angenehme Reise stelle ich mir anders vor.
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Seit der Kommunalreform in den 1970ern ist Rahden die nördlichste Kommune in Nordrhein-Westfalen. Sie ist ein kleiner Eisenbahnknoten mit Schienen in drei Richtungen. Im Fahrplan ist nur noch die Strecke nach Süden zu finden: Stündlich fährt die RB 71 nach Bielefeld. Mit Abfahrten von 5:05 Uhr bis 20:05 Uhr und Ankünften zwischen 6:50 und 22:50 Uhr (jeweils werktags außer samstags freitags kommt noch eine Stunde später ein Zug) ist das Angebot sogar halbwegs brauchbar. An Wochenenden scheint die Frühschicht zu entfallen, da geht es erst recht spät los.
Die Stadt selbst kenne ich nur aus dem Busfenster. Es waren mehr Autos als Menschen zu sehen, man kann es dort also offenbar aushalten.
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Eisenbahnanschluss hat Rahden seit dem 30. September 1899, damals erfolgte die Eröffnung der Bahnstrecke von Bünde. Am Folgetag begann der planmäßige Verkehr. Seit dem 29. September 1900 ging es weiter bis Sulingen und seit dem 1. August 1901 war die Gesamtstrecke bis Bassum (kurz vor Bremen) in Betrieb. Die Strecke Rahden - Bassum hatte in den letzten Jahren ihres Reiseverkehrs eine gewisse Berühmtheit, fuhren in den letzten knapp 20 Jahren dort doch nur noch zwei Eilzugpaare. Am 27. Mai 1994 war damit Schluss. Zwischen Sulingen (dorthin kommen die Züge von Diepholz) und Barenburg gibt es noch ein wenig Güterverkehr, ansonsten ist die Strecke außer Betrieb und an einigen Stellen unterbrochen. Es gibt allerdings immer wieder Bemühungen um eine Reaktivierung. Von Rahden über Preuß. Ströhen nach Ströhen besteht die Möglichkeit einer Streckenbereisung per Draisine.
Verhältnismäßig spät wurde die Nebenbahn ostwärts über Uchte nach Nienburg eröffnet. Vom 15. Januar 1910 bis zum 29. September 1968 verkehrten Reisezüge. Der Mittelabschnitt zwischen Steyerberg und Uchte ist seit 1970 außer Betrieb und mittlerweile abgebaut. Der Abschnitt Steyerberg - Liebenau wurde 1996 stillgelegt. Nienburg - Steyerberg gibt es noch, ist aber meines Wissens nach ohne planmäßigen Verkehr, seit die Bedienung des letzten Güterkunden eingestellt wurde. Eine Teilstrecke wird durch die Museumsbahn Rahden-Uchte e.V. genutzt. Der Verein hofft, zum verspäteten Saisonstart bis Lavelsloh fahren zu können, nachdem die Strecke zeitweilig außer Betrieb war. Um die Infrastruktur, die sich im Eigentum der Kommunen Rahden und Uchte befindet, kümmert sich die Rhein-Sieg-Eisenbahn.
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HRAH01 by Sören Heise, auf Flickr
1 Der Blick in den Spiegel ersetzt quasi das ganze Portrait. Hinterm Bahnhof befindet sich eine Eisengießerei.
HRAH02 by Sören Heise, auf Flickr
2 Ohne Zusatzaufgaben dürfte der Dienst auf „Rmf” (in Betrieb seit 1909) mit im Normalfall zwei zu betätigenden Signalen ein relativ langweiliger sein. Daneben sind auf der Strecke auch Espelkamp, Lübbecke und Bad Holzhausen örtlich besetzt.
Im Bahnhof Rahden gab es noch die Stellwerke „Rs” (seit 1909, außer Betrieb im September 2000) sowie im Bahnhofsgebäude „Rdf”. Das Inbetriebnahmejahr ist 1909, außer Betrieb irgendwann zwischen 1979 und 1982. Alle Daten laut stellwerke.info.
HRAH03 by Sören Heise, auf Flickr
3 Der Bahnsteig ist modern. Das Bahnhofsgebäude befindet sich in einem guten Zustand, dient aber keinerlei Bahnzwecken mehr. Wikipedia infomiert unter dem Stichpunkt Rahden -> Bauwerke besser als im Artikel zum Bahnhof Rahden.
HRAH04 by Sören Heise, auf Flickr
4 Der Stellwerksvorbau, die km-Tafel 33,0. Rechts der außerhalb der Betriebszeiten der Museumsbahn nicht zugängliche Mittelbahnsteig. Hinten rechts der Lokschuppen. Zwei Beiwagen der Vorkriegsbauart stehen außerhalb des Geländes. Sie machen äußerlich einen besseren Eindruck als die Schienenbusgarnitur.
HRAH05 by Sören Heise, auf Flickr
5 Früher war der Hausbahnsteig länger.
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6 Neben dem Bahnhofsgebäude der einstige Güterschuppen. Dahinter der Busbahnhof. Rechts eine Dampflokachse.
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7 Planetenwege sind beliebt. Dieser ist relativ neu oder modernisiert, denn Pluto ist nicht (mehr) dabei. Dass der Bahnhof für die Sonne steht, ist ein Sinnbild für das Wetter am vorgestrigen Montag. Neptun als Schlusspunkt befindet sich am Ende von NRW. Das ist (gemäß Karte) übrigens nur aus Niedersachsen zu erreichen.
Rechts angeschnitten die Güterzugachse einer Dampflok aus dem Jahr 1917. Schwer ist sie, zwei Tonnen wiegt das Ding.
HRAH08 by Sören Heise, auf Flickr
8 Ein Holzbau.
HRAH09 by Sören Heise, auf Flickr
9 Daran in Fachwerk der Güterschuppen.
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10 Herrlich ruhig war es. Da kann aber Abhilfe geschaffen werden.
HRAH11 by Sören Heise, auf Flickr
11 Unfreundlich geht es gen Norden zu. Kein Wunder nach der Einstellung des Reiseverkehrs.
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12 Eine Nahaufnahme des Lokschuppens.
HRAH13 by Sören Heise, auf Flickr
13 Ein Formsignal weist den Straßenverkehr auf den nahen Kreisel hin. Eine nette Idee, auch wenn sie wohl nicht von der Straßenverkehrsordnung abgedeckt ist.
Der Speisewagen rechts wurde gerade mit frischer Farbe versehen.
HRAH14 by Sören Heise, auf Flickr
14 Rechts nach Uchte, geradeaus nach Bassum. Das Gleis führt an den Häusern vorbei.
HRAH15 by Sören Heise, auf Flickr
15 Ein Blick gen Bahnhof.
HRAH16 by Sören Heise, auf Flickr
16 Bahnübergang und Kreisverkehr.
HRAH17 by Sören Heise, auf Flickr
17 Der Draisinenbahnhof.
HRAH18 by Sören Heise, auf Flickr
18 Montags ist Ruhetag.
HRAH19 by Sören Heise, auf Flickr
19 Damit das Formsignal auch mal frei zu sehen ist, diese Aufnahme.
HRAH20 by Sören Heise, auf Flickr
20 Die beiden Beiwagen. Hier 9580 0140 105-7 D-MRU. Er wurde 1933 als VB 140 105 an die Reichsbahn geliefert. Nach der Ausmusterung 1965 kam er über die Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn (BOE) und die Wittlager Kreisbahn zur 1978 Museums-Eisenbahn Minden. Seit 2003 gehört er dem Rahdener Verein.
HRAH21 by Sören Heise, auf Flickr
21 Der andere ist 9580 0140 036-4 D-MEM. Die Lieferung an die Reichsbahn erfolgte ebenfalls 1933, als VB 140 036. 1961 kam er zur BOE, 1978 und 2007 zur Museums-Eisenbahn Minden. 2003 bis 2006 gehörte er zum Verein in Rahden. Angaben zu beiden Fahrzeugen nach revisionsdaten.de.
HRAH22 by Sören Heise, auf Flickr
22 Ein Blick in die Bahnhofstraße.
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23 Der Güterschuppen dient jetzt als Theatersaal.
HRAH24 by Sören Heise, auf Flickr
24 Vor elf Minuten sollte der Zug angekommen sein.
HRAH25 by Sören Heise, auf Flickr
25 Die Abfahrt war kaum verspätet, das sollte sich bis zum Zielbahnhof aber noch ändern. Die Strecke bis Bünde ist übrigens durchaus abwechslungsreich und zeigt die (nicht flächendeckend vorhandene) Vielfalt Westfalens.
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Das soll es für heute gewesen sein.
Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Wie ihr vermutlich mitbekommen habt, hört Abload auf. Dort liegen alle meine älteren Beiträge bis September 2015, danach nur noch einige wenige. Ein Umzug der Bilder zu Flickr mit Änderung der Bildlinks ist in Arbeit (das gilt nur für die DSO-Beiträge, die über mein Inhaltsverzeichns erreichbar sind. Hier kann ich nichts ändern). Das erledige ich ohne Zeitdruck, es können also ab Juli manche Beiträge temporär ohne Bilder sein.
Viele Grüße
Sören
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