Wie entstehen (Spar)-Preise? (Fahrkarten und Angebote)

ThomasGo, Dienstag, 05.09.2023, 10:04 (vor 465 Tagen)

Sparpeise -> dynamic pricing?

Als langjähriger Bahnfahrer, und teilweise auch Sparpreisbucher beschäftigt mich die Preisgestaltung schon länger.
Vielleicht kann ich auch hier noch neues erfahren.

Was ja allgemein der Fall ist, dass man zu Randzeiten, Di-Do, und je früher man bucht im Allgemeinen günstigere Tickets bekommt. Die generelle Idee von Sparpreisen ist, die Auslastung insgesamt besser aufzuteilen (und natürlich auch Kunden zu gewinnen, die sich Flexpreise nicht leisten können/wollen).

Ich dachte früher immer, dass es für jeden Zug Kontingente gibt und sobald bspw. die ersten 100 Tickets verkauft sind, die Tickets dann teurer werden. (also die ersten 100 für 30, die nächsten 200 für 40, ...).
An Freitagen und Feiertagswochenende sind die KOntigente von Anfang an reduzierter (meine Vermutung, da ja Anreize nicht von Nöten sind)
So einfach ist das natürlich nicht, da es ein Zug ja mehrere Stationen bedient.

Nun habe ich erfahren, dass die bahn für jeden Linie eine Schätzung macht wie viele Tickets zu welchem Zeitpunkt verkauft werden. Liegt man drüber, werden die Tickets teurer; liegt man darunter günstiger.
Dies kann auch dazu führen, dass Tickets mit der Zeit günstiger werden (habe ich selbst noch nie beobachtet, aber auch meist, wenn ich sicher bin, dass ich die Fahrt durchführe, direkt ein Ticket gekauft)

Gibt es da Erfahrungen?

Interessant wäre auch zu wissen, wie einzelne Streckenabschnitte zur Preisgestaltung helfen. Die Summe von Teilstrecken (im Flexpreis) ist ja immer teurer als die Gesamtstrecke (bspw. Berlin -> Erfurt + Erfurt -> München > Berlin -> München).

Vielleicht hat hier jemand ja noch mehr Insiderwissen.
Es ist sicherlich sehr kompliziert, wenn man es exakt nachrechnen will, aber vllt. sind ja einzele Details bekannt.

Wie entstehen (Spar)-Preise?

sdl_hh, Köln, Donnerstag, 07.09.2023, 10:05 (vor 463 Tagen) @ ThomasGo

Hallo ThomasGo,

ich persönlich finde dieses Video sehr hilfreich: „Heute teuer, morgen günstig“ - wie entstehen die Preise für Bahntickets?

Das erläutert das dynamische geschehen bei den (Super)Sparpreisen ebenfalls gut.

--
Dieser Zug ist kein Adventskalender. Bitte nutzen Sie alle Türen zum aus und einsteigen.

Wie entstehen (Spar)-Preise?

ThomasGo, Donnerstag, 07.09.2023, 13:16 (vor 463 Tagen) @ sdl_hh

Vielen Dank für das Video.
Ist sehr interessant und gut erklärt.
Leider geht es aber in der Tiefe nicht auf meinen Fragen ein.
Dass die Nachfrage es bestimmt, wusste ich ja bereits, aber wie genau es dies tut wäre spannend zu wissen.

2007: Stuttgart-Paris: 8x für 29€...

bendo, Donnerstag, 07.09.2023, 21:05 (vor 463 Tagen) @ ThomasGo

Ich dachte früher immer, dass es für jeden Zug Kontingente gibt und sobald bspw. die ersten 100 Tickets verkauft sind, die Tickets dann teurer werden. (also die ersten 100 für 30, die nächsten 200 für 40, ...).

Hallo,
anhand eines Beispiels aus der Vergangenheit würde ich zumindest bestätigen, dass es diese Logik einmal gab: Zur Eröffnung der LGV EST in 2007 konnte man für 29€ von Stuttgart nach Paris fahren (ICE/TGV). Dieser Preis stand allerdings nur 8 mal zur Verfügung (was dazu führte, dass ich für die ein oder andere Gruppenreise tatsächlich 3 Monate vorher in der Nacht am Rechner saß..). Weitere Tickets wurden dann gestaffelt teurer.

Gruß, bendo

Wie entstehen (Spar)-Preise?

markw, Freitag, 08.09.2023, 08:52 (vor 462 Tagen) @ ThomasGo

Leider wirst Du eine Antworten auf Deine Frage, wie die Bahn das macht, wahrscheinlich nie bekommen. Das dürfte zu den Geschäftsgeheimnissen der DB gehören, die sorgsam gehütet werden. Dynamic Pricing gibt es ja in vielen Bereichen. Viel länger und viel mehr bei Flügen, Reisen und Hotels. Auch gibt es sicher Bahnunternehmen im Ausland, ich tippe da mal auf Schweden und Frankreich, die viel mehr noch darauf setzen.
Dahinter stecken generell sehr komplexe Systeme, in die viele Faktoren einfließen, die diese mit Formeln unterschiedlich gewichten. Bei Locomore haben wir ein solches System verwendet oder, wenn ich böse sage, versucht zu verwenden. Zeitweise haben wir deswegen Tickets viel zu günstig verkauft. Man muss wohl viel Erfahrung damit haben, um das wesentliche Ziel eines solchen Systems zu erreichen. Das lautet nämlich Ertragsmaximierung. Dynamic Pricing wird nicht für Kund*innen gemacht. Fehler bei solchen Dingen passieren auch Profis, weswegen man auf Dealseiten insbesondere bei Hotels und Flügen immer mal wieder "Preisfehler" findet.
In Dynamic Pricing können viele Faktoren einfließen. Neben den in diesem Fall bahnnahen Faktoren, wie Buchungslage, Zeit bis zur Fahrt, Zahl der Suchen bestimmter Verbindungen, Verhältnis von Fernverkehr zu Nahverkehr (die u.U. einen fixen Preisanteil bekommen), Erfahrungen aus den Vorjahren sind es auch allgemeinere Faktoren, wie Ferien, Feiertage, (Groß)Veranstaltungen, langjährige Wetterprognosen oder kurzfristiger einfach auch die Wettervorhersage. In der Theorie sind auch persönliche Faktoren, wie die persönliche Zahl an Fahrten oder Suchen auf einer Strecke, eine Bonitätsauskunft oder das verwendete Endgerät (Apple-Nutzer sollen ja angeblich auf bestimmten Seiten mehr zahlen) denkbar. Ich bin mir allerdings unsicher, in welchem Rahmen diese persönlichen Faktoren in Deutschland oder Europa überhaupt zulässig sind und würde vermuten, dass man solche Beispiele mittlerweile auch belegen könnte und davon gehört hätte. Wobei, wenn sich das im kaum nachweisbaren Bereich bewegt, dann würden das Unternehmen vermutlich machen, solange es nicht nachweisbar ist.
Wie die Bahn ihr Dynamic Pricing gestaltet, wird vermutlich (vorerst?) ihr Geheimnis bleiben. Selbst wenn irgendwelche Dataminer auf die Idee kommen, das zu analysieren, wird man deren Formel, die vermutlich auch noch ständig angepasst wird, auch nur näherungsweise herausbekommen. Es sei denn, es wird geklagt, wie bei der Schufa. Ich würde davon ausgehen, dass die DB ihr Dynamic Pricing über die Jahre weiter entwickelt hat und ihre Vorstellungen auch nach und nach in ihr Buchungssystem implementiert hat. Früher hatte man ja den Eindruck, dass Buchungslage und Zeit die wesentliche Faktoren sind. Irgendwann sind dann auch die dynamischen Preise für Normalpreise gekommen, die man geschickterweise vorher in Flexpreise umbenannt hat. Ich würde auch vermuten, dass die Verbesserung des Dynamic Pricing eine der treibenden Motivationen für die Einführung des neuen Buchungssystems DB-Next war. Das hat sicher viele Millionen gekostet und das wird sich mit potentiellen Ertragssteigerungen intern vermutlich am ehesten rechtfertigen lassen.
So ein System ist wie oben erwähnt nicht für die Fahrgäste gemacht. Die DB Fernverkehr wird eigenwirtschaftlich betrieben. Da die DB als Staatsunternehmen auch einen gesellschaftlichen Auftrag hat, stellt sich natürlich die Frage, ob ein System in der Form diesem Auftrag gerecht wird und sein darf. Man könnte damit argumentieren, dass man damit die Auslastung erhöht, es ergo mehr Fahrgäste gibt. Aber es limitiert natürlich auch die Fahrgäste und begrenzt sie u.U. auf bestimmte Teile der Gesellschaft.

Wie entstehen (Spar)-Preise?

ThomasGo, Freitag, 08.09.2023, 10:54 (vor 462 Tagen) @ markw

vielen Dank für deine Antwort.
Das es sehr kompliziert ist, hatte ich mir bereits gedacht.
Ich hatte aber gehofft, dass es vllt so gängie

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