BüGA 12: Allgäu-Chaos, BR 218 & 218 min Verspätung [m30B] (Reiseberichte)

Math5D, Samstag, 25.03.2023, 09:53 (vor 390 Tagen)

Nach ein paar schönen Tagen und guten Touren in Graubünden soll es nun in einer zweitägigen Tour zurück nach Aachen gehen. Der Plan für Tag 1: Mit dem IC3 nach Sargans, dann dem EC über die Arlbergbahn nach Innsbruck, der Mittenwaldbahn nach Garmisch, der Außerfernbahn nach Kempten, und schließlich mit dem IC2013, der hier auch als RE verkehrt, nach Oberstdorf.
Dieses Ticket hatte ich mir lange zurechtgelegt, um es am ersten möglichen Tag zu buchen. Als ich den Kostenpunkt von 115€ sehe, will ich es mir nochmal anders überlegen, aber stelle fest, dass eine Verlängerung des Tickets bis Köln die Kosten um 50€ senkt, eine weitere Verlängerung bis Hamburg sogar um weitere 30€. Tarifdschungel lässt grüßen. Jedenfalls kaufe ich so das Ticket erster Klasse für 35€, wohl wissend, dass das auf der Stichstrecke nach Oberstdorf im Zweifel nicht wirklich gültig ist. Aber für das Stück ein NV-Ticket zweiter Klasse zu erwerben, wird vor Ort sicher weniger als 80€ kosten. Tatsächlich sind auf dem Ticket dann die österreichischen NV-Strecken genau aufgeführt, aber ab Garmisch(GAP) steht da nur *NV*Ulm drin.

Ein paar Tage vorher muss ich aber den Plan sowieso nochmal ändern, da auf der Außerfernbahn noch SEV ist, auch wenn der bei der DB nirgendwo angekündigt wurde. Aber im Fahrplan taucht er plötzlich auf. Dazu kommt noch, dass die Österreicher beim Renovieren der Mittenwaldbahn auch nicht rechtzeitig fertig geworden sind und damit ebenfalls noch SEV haben. An dieser Stelle endet leider meine FGR-Kenntnis, denn mit den beiden SEV ist zwar meine geplante Verbindung nicht mehr möglich, aber durchaus noch die in der Zugbindung stehende GAP-NV-Ulm, die mir nach Oberstdorf nur nichts nützt und auf die ich auch keine Lust habe, schließlich will ich Bahn und nicht Bus fahren. Also beschließe ich, erstmal wie geplant nach Innsbruck zu fahren, und ab dort zu improvisieren. Immerhin kommt mir das 9€-Ticket zugute - sobald ich erstmal in Deutschland bin, kann ich damit entspannt auf jedem beliebigen Weg nach Oberstdorf fahren - und im Übrigen sind sowohl die Strecken Innsbruck-GAP-München-Oberstdorf als auch die geografisch noch längere Innsbruck-Kufstein-München-Oberstdorf selbst ohne SEV schneller als meine geplante Route, also werde ich auch so oder so rechtzeitig dort ankommen.

Los geht es aber erstmal in Chur.

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01 Unverhofft komt oft - die LGB-Lok hatte ich schon zweimal gesehen, aber nie aus einer guten Fotoperspektive. Dabei vermute ich, dass die Lok bald auch ihre Werbung verlieren wird, denn alle vier darauf gezeigten Loks haben das bereits. Von links nach rechts: Die 630 hier mit 100 Jahre Chur-Disentis trägt inzwischen "Werbung"-Werbung, die 623 mit 125 Jahre RhB wirbt für den Glacier, die 619 mit 100 Jahre Berninabahn zeigt die Südostschweiz, und die 620 100 Jahre Bever-Scuol warb zwischendurch für den RhB-Club, mittlerweile ist sie werbefrei.

Mit dem IC3 geht es nun nach Sargans.

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02 Hier kommt der EC nach Graz, in dem ich im Panoramawagen sitze. Mit dem fahre ich über das gesamte Liniennetz Liechtensteins sowie die Arlbergbahn.

Bis Innsbruck holen wir ein paar Minuten Verspätung. Ich überlege währenddessen, was ich dort versuchen möchte, und komme auf den RJX bis Kufstein, ab dort RB54 nach München. Direkt vor dem Bahnhof stehen wir dann aber nochmal etwas rum, sodass der bahnsteiggleiche Umstieg kritisch wird. Netterweise wartet aber der RJX auf uns und ich frage beim Einstieg den Schaffner, ob ich mit meinem Ticket mitfahren darf. Der bejaht und ich nehme in der 1. Klasse Platz, in der insgesamt etwa 5 Leute sitzen. In Kufstein muss ich dann eine halbe Weltreise machen zu den Gleisen des "deutschen" Bahnhofsteils. Dort erreiche ich aber noch locker die RB, in der ich mich auch wieder in die 1. Klasse setze - die 2. war nunmal komplett voll und so gehe ich dieses minimale Risiko ein. Bei der Kontrolle fragt mich die Schaffnerin aber auch nur kurz, ob über Mittenwald noch SEV sei, und als ich dies bestätige, ist alles in Ordnung. In Rosenheim lassen wir dann den schnellen RE nach München vor und warten anschließend bei Grafing nochmal wegen einer Baustelle, sodass wir plötzlich +15 haben.

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03 In München habe ich aber genug Zeit, in der ich mich auf eine zweite Weltreise vom südlichen zum nördlichen Flügelbahnhof mache. Dort steht noch einer der ECE aus Zürich.

Nebenan stehen schon zwei 612er, auf denen allerdings RE70 Lindau-Reutin steht. Einigen Fahrgästen sagt ein umherlaufender Schaffner, dass der vordere Zugteil dementgegen nach Oberstdorf fahren solle. Das halte ich aber für unwahrscheinlich, da bei der Trennung in Immenstadt ja der hintere Zugteil in Richtung Oberstdorf stehen müsste. So oder so bin ich aber noch am Essen, was ich lieber auf dem Bahnsteig mache. Dadurch sehe ich, wie ein dritter 612 vorne rangefahren wird und nach einigen Iterationen alle drei ihr jeweils richtiges Ziel anzeigen: Der vordere fährt natürlich nach Lindau-Reutin, der hintere nur bis Kempten, und der mittlere tatsächlich nach Oberstdorf. Darin wird es nun ultravoll und leider kann ich jetzt wohl kaum argumentieren, mein 1. Klasse Ticket zu nutzen. Folglich setze ich mich in die 2. Klasse und gondele gemütlich mit der Neigetechnik durch das Bayerische Land. Dabei steigen auch erstaunlich viele Leute vor Kempten aus, obwohl sie dafür den wesentlich leereren hinteren Zugteil hätten nutzen können. Auch bekommen wir an so ziemlich jedem Zwischenhalt immer mehr Verspätung, weil wir auf Anschlüsse oder entgegenkommende Züge warten müssen. In Oberstdorf bin ich am Ende trotzdem früher als geplant - der IC2013 hat noch dazu über eine Stunde Verspätung. So warte ich nicht mehr dessen Ankunft ab, sondern gehe schon in mein zu Fuß etwa 30min entfernt liegendes Hotel.

Am nächsten Morgen geht es sehr rechtzeitig zurück zum Bahnhof, wo ich nun den IC2012 nach Stuttgart nehmen möchte. Ab dort ist eigentlich ein ICE nach Frankflug mit Anschluss nach Aachen geplant, aber der Brüssel-ICE fährt wie immer in letzter Zeit erst ab Köln. Den ersten Teil möchte ich natürlich trotzdem umsetzen.

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04 Daneben steht hier schon der IC2084 nach Hamburg, mit dem ich 2012 mal gefahren bin - damals in einem ex-Touristikzugwagen. Heute bringt ihn 218 415 8 nach Augsburg, die Wagen dahinter stehen verkehrt herum.

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05 Aber noch viel besser ist unser Gespann: Hinten die 218 460 4 "Conny",

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06 vorne 218 446 3 "Meike".

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07 Hier alle drei alten Damen.

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08 Die Abfahrtstafel ist hier maximal informativ - alle Züge fahren nach Immenstadt und Kempten.

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09 Vor uns machen das noch dieser 612, ein Pesa Link, der mir kein Foto wert ist, und der 2084, der erst zu unserer eigentlichen Abfahrtszeit losfährt.

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10 Vorher gehe ich zu unserem Gleis für Nahaufnahmen von Conny

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11 und dem ganzen Zug. Der ist ebenfalls verkehrt herum, ohne Wagen 11 (mit dem Restaurant und behindertengerechten Plätzen), Wagen 10 ist ohne Klima und muss daher leer bleiben, Wagen 9 ist auch ein anderer als geplant und ohne behindertengerechte Plätze unterwegs. Macht also vier Änderungen gegenüber der normalen Wagenreihung, womit das Reservierungssystem nicht mehr klarkommt, und nichts anzeigt. Zum Glück sitze ich in Wagen 14, der nur anders herum als geplant steht, womit ich aber gerechnet habe, sind doch mittlerweile mehr Züge verkehrt als richtig herum unterwegs (2022 übrigens 100%-Quote bei 5 IC1-Fahrten). Entsprechend habe ich so reserviert, dass ich auf der Geislinger Steige nun wie gewollt in Fahrtrichtung links sitze.

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12 So reist man heute - das ist das Gepäck von nur zwei Personen.

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13 In Immenstadt rangieren die Loks um, während wir wie am Vortag dauernd irgendwo Verspätung einsammeln, aber auch wieder aufholen.

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14 Bei Oberdorf (nicht Oberstdorf) liegen ein paar nette Seen.

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15 In Kempten steht diese Class 66, die ich dauernd in Aachen auf der Montzenroute sehe. Hätte nicht gedacht, dass die so weit rumkommen.

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16 In Ulm kommt genau der 593 entgegen, in dessen Trasse ich auf der Hintour mit dem 513 unterwegs war.

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17 Wieder geht es an der NBS vorbei.

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18 Auf der Geislinger Steige sind die Fotos von den Loks, obwohl ich im letzten Wagen sitze, leider fast unmöglich.

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19 Die Kirche in Geislingen.

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20 Kurz dahinter sind nur ein paar Bäume im Weg.

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21 In Stuttgart steige ich nun aus, denn ab hier habe ich schließlich ICE bezahlt und will den auch fahren. Außerdem muss ich das Mittagessen nachholen, das ich im 2012 eingeplant hatte.

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22 Ein letzter Blick auf die Loks, ohne die der IC nun weiterfährt, dann mache ich einen Abstecher in die Innenstadt, der wegen einer langen S21-Umleitung gar nicht so trivial ist.

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23 Die Alternative ins Ruhrgebiet ist nun der ICE 710. Dass dies der einzige Zug des Tages ist, der laut App nicht nur nicht überfüllt ist, sondern sogar eine geringe Auslastung hat, wundert mich gar nicht. Ich meine, was ist das bitte für ein Fahrplan? Bis Mannheim noch ok, aber schon langsam, aber dann eine Stunde bis Mainz, dort und in Wiesbaden wird in Summe nochmal eine Stunde verbaselt, und von Siegburg bis Köln ist er langsamer als die REs. So findet man ihn auch kaum in der Fahrplanauskunft, wenn man nicht gezielt danach sucht. Ich nehme ihn aber auch wegen der Verbindungskurve auf die KRM, die nur selten befahren wird.

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24 Dort kommt der Velaro reingefahren und ich nehme in der 1. Klasse platz, in der wieder mal nur ein Dutzend Leute unterwegs sind. Die 2. ist hier aber auch nicht voller.

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25 In der Ausfahrt stehen die 218er und warten auf ihren morgigen Einsatz.

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26 Pünktlich erreichen wir Mannheim, wo ein Mireo rumsteht.

Dann fahren wir über Worms nach Mainz, dessen Einfahrt wir 30min zu früh erreichen! Der Schaffner macht eine äußerst verwirrte Durchsage, sowas habe er noch nie erlebt, und wir müssten nun auf ein freies Gleis im Bahnhof warten. Laut FDL hätte unser Zug eigentlich umgeleitet werden sollen, was aber nicht geschehen sei, daher die frühe Ankunft. Wobei ich mich frage, wo wir denn bitte stattdessen hätten langfahren sollen. Auf der Riedbahn wird ja gebaut, da ist also sicher keine Kapazität für zusätzliche Umleiter, auf der Strecke über Darmstadt fahren die Riedbahn-Umleiter, also ebenfalls kein Platz. Außerdem: Warum hätten wir denn umgeleitet werden sollen? Auf unserer Strecke gab es dazu ja gar keinen Anlass.
Jedenfalls stehen wir nun nicht nur 30, sondern direkt mal 45min rum, damit alle in Mainz Aussteigenden ganz sicher ihre Anschlüsse verpassen, obwohl sie diese zu Fuß von unserem Warteplatz aus 10x erreicht hätten. Was soll man dazu noch sagen? Da schafft die Bahn schon kurze Anschlüsse ab, verkackt es aber selbst bei Zügen mit 3h Puffer entlang eines eigentlich auch nur dreistündigen Zuglaufs. Daher mein Tipp: Einfach alle Umstiege verbieten und zuggebundene Fahrscheine abschaffen. Sollen doch alle Normalpreise kaufen, die man auch nicht mehr für einen bestimmten Zug bekommt, sondern einfach für Start-Ziel - die Verbindung muss man sich ja sowieso spontan basteln und muss sich so nie über das Verpassen geplanter Züge ärgern. Damit wäre man endlich die lästigen FGR-Angelegenheiten los und auch einen Großteil der ebenso störenden Kunden, denn zB ich hätte für diese zweitägige Tour sicherlich keinen Normalpreis von ca. 400€ gezahlt. Man merkt schon, so einen Missstand kann man eigentlich nichtmal mehr satirisch aufbereiten, weil die Realität schon zu bescheuert ist. Aber es geht ja noch weiter!

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27 Mit noch +5 aufgrund des planmäßigen langen Aufenthalts, den wir beim Richtungswechsel zumindest noch teilweise machen, geht es also an einem weiteren Mireo vorbei

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28 über den Rhein,

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29 der hier zweigeteilt ist,

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30 nach Wiesbaden, wo der Abriss dieser Brücke bei meiner letzten Fahrt in der Gegend für eine Vollsperrung des Bahnhofs gesorgt hatte. Somit ist dies jetzt erst die letzte deutsche Landeshauptstadt, die ich per Bahn "bereise".

Dank des nächsten langen Aufenthalts mit Richtungswechsel könnten wir nun wieder pünktlich losfahren, aber es passiert eine ganze Weile lang nichts. Dann kommt eine Durchsage, dass wir aufgrund einer Weichenstörung darauf warten, dass ein Techniker zum Reparieren kommt, Prognose +30 hier los und pünktlich in Köln. Aus den 30min werden am Ende +70, während derer ich 3x über Frankfurt nach Köln hätte fahren können, aber bei der DB ist man offenbar mal wieder gewillt, allen Kunden FGR-Möglichkeiten zu geben, und steigert so die Prognose erst nach und nach, sodass sich zu keinem Zeitpunkt der Umweg zu lohnen scheint. Kaputt war dabei wohl die Weiche im Abzweig zwischen dem KRM-Zubringer und demjenigen nach Limburg über die Bummelstrecke, der derzeit mit einer Sh2-Tafel gesperrt ist. Warum zur Hölle wurde diese Weiche dann überhaupt bewegt? Da unsere Strecke aber auch nur ein paar Mal pro Tag befahren wird, wurde ihr Defekt halt erst kurz vorher festgestellt, und so erreichen wir Köln am Ende noch mit +40, wobei sogar noch 10min schneller drin gewesen wären, die wir zwischen Deutz und dem Hbf abbummeln. Trotzdem erwische ich noch den RE9, der hinter uns im Stau stand und nun ebenfalls zu spät ist. Witzigerweise hätte ich bei pünktlicher Fahrt dieses ICEs sowieso genau diesen RE9 nehmen müssen. Der ist leider in diesem Umlauf nicht mit DoStos, sondern mit 2xTalent unterwegs - von denen hat einer überhaupt keine erste Klasse, der andere nur 16 Plätze. Davon bekomme ich den vorletzten, aber mehrere Leute müssen selbst hier stehen, während die zweite Klasse ebenfalls überquillt.

Mit sozusagen +10 komme ich dann noch in Aachen an, aber wenn man den ursprünglichen Plan mit Brüssel-ICE bedenkt, sind wir bei angenehmen +218. Klar bin ich für die teilweise auch selbst verantwortlich - zB hätte ich ab Stuttgart einfach im 2012 nach Köln sitzen bleiben und Aachen mit so etwa +113 erreichen können, aber wenn die Zugbindung schonmal aufgehoben ist, darf ich mir ja durchaus einen nicht überfüllten Zug raussuchen, der dazu meiner Komfortklasse entspricht. Folglich reiche ich das Online-FGR-Formular ein und erhalte schon zwei Tage später doppelt Post, dass ich 50% zurückbekomme. Leider haben sie mir die nur einmal überwiesen und nicht doppelt, dann wäre zumindest dieser zweite Tag gratis gewesen, was bei der mangelhaften Beförderungsleitung durchaus angemessen gewesen wäre. Dazu kommt noch, dass ich für Tag 1 natürlich keinen FGR-Antrag machen kann, da auf meinem Ticket etwas völlig anderes als Ziel steht, als ich tatsächlich gefahren bin.

Jedenfalls möchte ich als Fazit ziehen, dass die Bahn in Deutschland im Moment leider völlig unbenutzbar ist, wenn man einigermaßen sicher von A nach B kommen möchte. Und wenn man dabei noch weitere Ansprüche wie interessante Strecken oder Baureihen einbeziehen möchte, erst recht. Jedem, der irgendeine Fahrt in nächster Zeit plant, kann man nur raten, auf andere Verkehrsmittel auszuweichen, und die Politik zeigt sehr deutlich, dass ihr das nur allzu egal ist und sich alles in Zukunft wenn überhaupt zum Schlechteren ändern wird. Schade, bin ich doch eigentlich mein Leben lang gerne Bahn gefahren und dafür auch große Kompromisse eingegangen, aber wenn man dermaßen mit Füßen getreten wird - wie ja auch schon bei der Hintour -, bringt es einfach keinen Spaß mehr, der mich zuletzt noch über die schon länger existierenden Nachteile hinwegsehen ließ.

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