Köln-Düsseldorf: Wen schützt die Schutzlangsamfahrstelle? (Allgemeines Forum)

Proeter, Donnerstag, 11.08.2022, 14:23 (vor 231 Tagen)
bearbeitet von Proeter, Donnerstag, 11.08.2022, 14:25

Hallo zusammen,

viele Male war die Schutzlangsamfahrstelle zwischen Köln und Düsseldorf Thema hier im Forum.
Am Sonntag bin ich mal wieder durchgefahren. Tatsächlich war auf der gesamten Länge kein einziger Bauarbeiter oder andere Menschen an der Strecke zu sehen. Trotzdem fuhr mein verspäteter Zug mit 120 km/h da durch. Das mich aus zwei Gründen schockiert:

a) Baustelle mit extremen Beeinträchtigung für die S-Bahn-Fahrgäste (SEV-Fahrzeiten teilweise das Mehrfache der Zugfahrzeiten), und trotzdem keine 24/7-Arbeit, ja nicht einmal tägliche Arbeit.

b) Langsam gefahren wird auch dann, wenn nicht gearbeitet wird.

Bei beiden Dingen frage mich, was das soll. Gut, bei a) könnte man noch über Zuschläge für Sonntags- und Nachtarbeit diskutieren. Wobei ich mir kaum vorstellen könnte, dass deren Mehrkosten keinen Nutzen-Kosten-Faktor von <1 hätten, was ja auch sonst ein wichtiges Merkmal für andere Investitionsentscheidungen im Bahnverkehr ist.

Aber dass die Schutz-La unabhängig von den Bauzeiten aufrechterhalten wird, das lässt mich am Willen und den Fähigkeiten der Verantwortlichen zweifeln. Was könnte der Grund hierfür sein? Wurde das schlichtweg vergessen?

baubetrieblicher Anmeldeprozess nach Ril 406

sflori, Donnerstag, 11.08.2022, 14:44 (vor 231 Tagen) @ Proeter
bearbeitet von sflori, Donnerstag, 11.08.2022, 14:44

Aber dass die Schutz-La unabhängig von den Bauzeiten aufrechterhalten wird, das lässt mich am Willen und den Fähigkeiten der Verantwortlichen zweifeln. Was könnte der Grund hierfür sein? Wurde das schlichtweg vergessen?

Eine Schutz-La wird z.B. aufgrund einer Betra eingerichtet.

Über Google habe ich hier eine interessante Präsentation gefunden, die einmal zeigt, was da so alles dran hängt:

Der baubetriebliche Anmeldeprozess nach Ril 406 (PDF)
https://www-docs.b-tu.de/fg-eisenbahn/public/Lehre/LV/Kolloquium/2011_2012/DBAG_Jankows...

Die Präsi ist 10 Jahre alt, aber mir kommts vor, als ob sie genau für Deine Fragestellung gemacht worden wäre. :)


Bye. Flo.

baubetrieblicher Anmeldeprozess nach Ril 406

Proeter, Donnerstag, 11.08.2022, 14:55 (vor 231 Tagen) @ sflori

Danke deine schnelle Antwort.

Die Präsi ist 10 Jahre alt, aber mir kommts vor, als ob sie genau für Deine Fragestellung gemacht worden wäre. :)

Hm, jetzt habe ich die 64 Seiten zumindest grob durchgesehen. Eine Schutz-La wird 2x erwähnt, allerdings kann ich dort nicht finden, ob (und falls nein warum nicht) man sie auf die realen Bauzeiträume beschränken kann.
Bei Streckensperrungen geht das ja und wird auch regelmäßig so gemacht.

Köln-Düsseldorf: Wen schützt die Schutzlangsamfahrstelle?

EK-Wagendienst, EGST, Donnerstag, 11.08.2022, 14:55 (vor 231 Tagen) @ Proeter

Hallo zusammen,

viele Male war die Schutzlangsamfahrstelle zwischen Köln und Düsseldorf Thema hier im Forum.
Am Sonntag bin ich mal wieder durchgefahren. Tatsächlich war auf der gesamten Länge kein einziger Bauarbeiter oder andere Menschen an der Strecke zu sehen. Trotzdem fuhr mein verspäteter Zug mit 120 km/h da durch. Das mich aus zwei Gründen schockiert:

b) Langsam gefahren wird auch dann, wenn nicht gearbeitet wird.

Aber dass die Schutz-La unabhängig von den Bauzeiten aufrechterhalten wird, das lässt mich am Willen und den Fähigkeiten der Verantwortlichen zweifeln. Was könnte der Grund hierfür sein? Wurde das schlichtweg vergessen?

In den Ferien gelten die Beschränkung auf 30 km/h wegen Schule auf Straßen ja auch weiterhin,
ob man dann an den Stellen Radarkontrollen machen muss ist wieder was anderes.

Es könnte da aber jederzeit gearbeitet werden, und wann das ist weiß der Betrieb eben nicht.
Woher soll ein Tf wissen ob gearbeitet wird oder nicht.

--
Ein Fahrplan ist ein VORSCHLAG an den Lokführer, wie man fahren könnte.

Köln-Düsseldorf: Wen schützt die Schutzlangsamfahrstelle?

Proeter, Donnerstag, 11.08.2022, 14:59 (vor 231 Tagen) @ EK-Wagendienst
bearbeitet von Proeter, Donnerstag, 11.08.2022, 15:01

In den Ferien gelten die Beschränkung auf 30 km/h wegen Schule auf Straßen ja auch weiterhin,

Bei uns im Ort steht drunter "Mo-Fr 7-17" und "Außer Ferien" (nach zugegeben jahrelanger politischer Diskussion).

Es könnte da aber jederzeit gearbeitet werden,

Dann frage ich mich, warum das so beantragt wurde, wenn es nicht geschieht. Ich hätte ja absolut riesiges Verständnis dafür, wenn während der gesamten Gültigkeitsdauer der Schutz-La (also 24/7) dort gearbeitet würde und die Baustelle daher nur 5 Monate statt 14 Monate bräuchte.

und wann das ist weiß der Betrieb eben nicht. Woher soll ein Tf wissen ob gearbeitet wird oder nicht.

Genau daher, woher ein Tf weiß, ob eine Strecke (z.B. nachts) wegen Bauarbeiten gesperrt ist, tagsüber aber nicht.

Die entscheidende Frage ist doch, was die Planer wollen:
a) 24/7 arbeiten -> 24/7 Schutz-La beantragen und bekommen.
b) 8/5 arbeiten -> 8/5 Schutz-La beantragen und bekommen (ggf. mit 1 Stunde Reserve davor und dahinter für Überstunden)

Aber im jetzigen Zustand vereint man ja die Nachteile von a) und b)

Köln-Düsseldorf: Wen schützt die Schutzlangsamfahrstelle?

EK-Wagendienst, EGST, Donnerstag, 11.08.2022, 15:06 (vor 231 Tagen) @ Proeter

Aber im jetzigen Zustand vereint man ja die Nachteile von a) und b)

Genau, eben zur sichern Seite hin,
und das wird immer mehr.

Das kann nicht anders geplant werden, dann wird eben immer langsamer gefahren.

--
Ein Fahrplan ist ein VORSCHLAG an den Lokführer, wie man fahren könnte.

Köln-Düsseldorf: Wen schützt die Schutzlangsamfahrstelle?

Proeter, Donnerstag, 11.08.2022, 16:39 (vor 231 Tagen) @ EK-Wagendienst
bearbeitet von Proeter, Donnerstag, 11.08.2022, 16:42

Aber im jetzigen Zustand vereint man ja die Nachteile von a) und b)


Genau, eben zur sichern Seite hin,

Das verstehe ich noch nicht - und das war ja auch meine Frage im Betreff: "Wen schützt die Schutzlangsamfahrstelle (während der Zeiten, in denen dort gar nicht gearbeitet wird)?" Also inwiefern ist es sicherer, immer langsam zu fahren?

Das kann nicht anders geplant werden, dann wird eben immer langsamer gefahren.

Meinst du, weil es nicht möglich ist, sicherzustellen, dass nur tagsüber an Werktagen langsam gefahren wird? Wie funktioniert das bei nächtlichen Streckensperrungen? Da schafft man es ja, sicherzustellen, dass da NACHTS kein Zug reinfährt aber tagsüber eben doch. Ohne Sicherheitsverlust für die nächtlichen Arbeiten. Und im Ergebnis ist eine Streckensperrung ja auch nur ein La mit 0 km/h.

Und besonders: Wenn ein Zug in einen gesperrten Streckenabschnitt einfährt, in dem gebaut wird, käme es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem schweren Unfall. Würde aber ein Zug zwischen Düsseldorf und Köln mal irrtümlich 160 oder gar 200 km/h fahren, würde höchstwahrscheinlich gar nichts passieren. Die Sperrung ist also viel sensibler, als die Schutz-La. Trotzdem soll man stundenweise sperren können, aber keine Schutz-La einrichten? Das verstehe ich nicht. Woran liegt das?

Köln-Düsseldorf: Wen schützt die Schutzlangsamfahrstelle?

sflori, Donnerstag, 11.08.2022, 16:51 (vor 231 Tagen) @ Proeter
bearbeitet von sflori, Donnerstag, 11.08.2022, 16:52

Also inwiefern ist es sicherer, immer langsam zu fahren?

Es braucht keine Absprachen. Dadurch gibts weniger Raum für Missverständnisse. Das ganze geht natürlich auf Kosten der Kundenzufriedenheit. Steht auch in der Präsi aus meinem anderen Post. ;)

Meinst du, weil es nicht möglich ist, sicherzustellen, dass nur tagsüber an Werktagen langsam gefahren wird?

Na klar geht das. Im konkreten Fall war es aber wohl anders abgesprochen. Dann ist es sehr umständlich, das wieder zu ändern.

Und jetzt die beste Nachricht: Die Zeiten, wo Du grad niemanden siehst, werden wahrscheinlich nachgeholt. Da wird dann gleich nochmal teilgesperrt. ;)

Die Sperrung ist also viel sensibler, als die Schutz-La.

Die Auswirkungen wären vielleicht dramatischer, doch die Prozesse sind quasi die gleichen.


Bye. Flo.

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