Italien: "Wenn der Zug dem Flugzeug das Wasser abgräbt" (Allgemeines Forum)
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In Deutschland kaum beachtet, haben die Hochgeschwindigkeitszüge unter dem Namen Frecciarossa in Italien den Fernverkehr erobert, der bis vor wenigen Jahren hauptsächlich von der inzwischen gescheiterten Fluggesellschaft Alitalia bedient worden war.
1. sind meine Erfahrungen, dass in Deutschland diese Entwicklungen sehr wohl bekannt sind. Ich meine, es gibt ja Leute, die nach Italien zum Urlaub fahren und davon vielleicht mal Wind bekommen.
2. Die Alitalia ist nun in die ITA Airways aufgegangen. Also wieder eine staatliche Fluggesellschaft in Italien.
Neben dem Angebot der staatlichen Trenitalia, die in Deutschland mit der Netinera Deutschland GmbH und deren Tochtergesellschaften vertreten ist, gibt es in Italien mit der Italo S.p.A. auch zusätzlich einen privaten Hochgeschwindigkeitszuganbieter der inzwischen vom US-Investor Global Infrastructure Partners (GIP) übernommen wurde.
Der zweite Anbieter von Hochgeschwindigkeitszügen sorgt dafür, dass einerseits die Fahrtkosten für die Reisenden nicht aus dem Ruder laufen und andererseits das Frecce-Netz auch Linien bedient, die bislang noch nicht für Hochgeschwindigkeit ausgebaut sind.
Interessant, dafür brauchte die DB gar keinen Zweitanbieter. Schon vor Flix und seinen Vorgängern bediente der ICE ja Destinationen außerhalb des Hochgeschwindigkeitsnetzes an, eine ganze Menge sogar, weil Deutschland kein flächendeckendes Hochgeschwindigkeitsnetz hat.
In Deutschland gibt es übrigens praktisch keinen Wettbewerb im Hochgeschwindigkeitssektor. Die französischen TGV und die belgisch-französischen Züge von Thalys, an welchen die DB früher einmal beteiligt war, verkehren in Deutschland nur auf sogenannten Stichstrecken, bieten jedoch kein zusammenhängendes Netz und bedienen teilweise Bahnhöfe, die der ICE nie bedient hat.
Puhh, ich weiß nicht. Der Thalys fährt bis Köln, der TGV auch mal bis München. Zumal Kooperationsverkehr halt cooler ist, besonders international und ich nicht denke, dass sich Deutschland wirklich verstecken müsste vor seinen Nachbaren, wenn man berücksichtigt, dass die Siedlungsstruktur ganz anders ist, die Geographie ebenso etc..
Wer sich an die italienischen Fernzüge des vergangenen Jahrhunderts erinnert, mag sich noch an unangenehmen Geruch von Schweiß und anderen Körperausscheidungen erinnern. Dieser war so typisch für den Bahnverkehr in Italien, dass der Volksmund in den 1980er-Jahren aus FS für "Ferrovie dello Stato" "Ferrovie Sporche" also "schmutzige Eisenbahn" machte.
Wer heute nach Italien kommt, staunt: Man kommt in eine neue Welt. Die FS sind zwar heute noch als staatliche Muttergesellschaft der Eisenbahnen aktiv, die Personenzüge hören aber schon länger auf den Namen Trenitalia: Mit dem Namenswechsel war auch ein beträchtlicher Imagewechsel verbunden, der mit den 2008 von Trenitalia gestarteten Hochgeschwindigkeitszügen unter dem Namen "Frecce" geradezu beflügelt wurde.
In den 1980ern waren die deutschen Züge auch ziemlich dreckig, wie es heißt. Und aus der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn wurde schon 1994 die Deutsche Bahn...
Wer heute vom Stadtzentrum Mailands über Fiumicino nach Rom fliegen will, muss mit mindestens vier Stunden kalkulieren, bis er in der Innenstadt Roms ankommt. Da ist der Zug mit einer Gesamtreisezeit von knapp drei Stunden doch deutlich schneller. Die Pfeile (Frecce) der Trenitalia fahren mit 300 km/h von Zentrum zu Zentrum.
Nice.
Gratis WLAN, Beinfreiheit und je nach gebuchtem Service mit Willkommensdrink und Snacks ohne Warterei an Check-in und Gate, ohne Transfer zum und vom Flughafen sind ergänzende Add-Ons nicht nur für Geschäftsreisende, sondern auch für Touristen.
Gratis WLAN? Standard, sogar bei ICs neuerdings
Beinfreiheit? Ok, das könnte besser sein...
Snacks für Reisende erster Klasse gibt es aber doch auch. By the way, wenn man von Wien nach Polen in der ersten Klasse reist, erhält man in Tschechien eine Flasche Wasser, in Polen dann noch ein Getränk und ein 7 Days Croissant. Das ist halt das coole an Kooperationsverkehr :D
Dass die italienische Politik von ihrem Bahnkonzept überzeugt ist, sieht man auch am Post-Covid-Aufbauplan des Landes. Er sieht keine neuen Gelder für Straßen vor, dafür Investitionen von knapp 25 Milliarden Euro in die Schienen, davon etwa die Hälfte für das Hochgeschwindigkeitsnetz mit einer besseren Anbindung Süditaliens einen Netz-Ausbau im Norden mit verbesserten Anbindung an Europa.
Aber gibt es solche Pläne auch ohne Post Covid Geschichte nicht eh schon in Deutschland? Ich finde, dass deutsche Netz ist recht gut entwickelt und die geplanten Projekte bringen das durchaus gut voran...
Wenn die Verbindung per Zug schneller ist als der Inlandflug, muss man mit dem ökologischen Fußabdruck gar nicht mehr argumentieren. 2019 machte Air France den TGV (Train à Grande Vitesse) für ihre deutlichen Einbrüche im Inlands-Fluggeschäft verantwortlich. In den fünf Jahren davor waren vier neue Hochgeschwindigkeitsstrecken eröffnet worden, wie beispielsweise Paris–Rennes oder Paris–Bordeaux.
Das ist alles cool für sich.
Viele Regionen sind nun durch eine bloß zweistündige Zugfahrt mit der Hauptstadt verbunden. Die stark zentralisierte Struktur Frankreichs mit der traditionellen Ausrichtung auf Paris hat diese Entwicklung natürlich gefördert. Deutschland mit seiner Hauptstadt am Rande, kurz vor der polnischen Grenze, kann solche räumlichen Vorteile kaum nutzen. Der ICE fährt vielfach wie früher die Interzonenzüge ohne Halt von Hannover nach Berlin.
Anders als die Interzonen-Züge aber auf einer auf 250 km/h ausgebauten Hochgeschwindigkeitsstrecke.
Die Renaissance des Bahnverkehrs und die gestiegene Attraktivität gegenüber den Inlandsflugverbindungen führt inzwischen auch zu einer modernisierten Neuauflage alter Zugreiseangebote wie dem Orient Express. Der Orient-Express soll im Jahr 2023 nach Italien zurückzukehren. Partner sind dabei das Unternehmen Orient Express, das seit 2017 unter der Kontrolle der französischen Gruppe Accor steht, und Arsenale Spa, die im vergangenen Juni das "La Dolce Vita"-Projekt ins Leben gerufen hatte.
Man will damit ein Angebot für luxuriöses, langsames und nachhaltiges Reisen entlang historischer Strecken und symbolträchtiger Ziele auf der italienischen Halbinsel bieten. Ab 2023 sollen sechs Züge unter dem Namen Orient-Express La Dolce Vita durch 14 italienische Regionen unterwegs sein und auch ausländische Ziele wie Paris, Istanbul und Split bedienen. In Italien sollen die Züge auf insgesamt 16.000 Kilometern unterwegs sein, von welchen 7.000 nicht elektrifiziert sind.
Übrigens, der einstige Caterer des Orient Express "Compagnie Internationale des Wagons-Lits" firmiert heutzutage als Newrest Wagons-Lits und übernimmt das Catering in den ÖBB-Nachtzügen.
So ein Orient-Express klingt natürlich cool. Das ganze erinnert mich an die MÁV-Nosztalgia, die jetzt in MÁV Rail Tours umgewandelt wurde. Die ungarische Firma organisiert internationale Reisen, übermorgen zum Beispiel den Advent-Express von Budapest nach Wien
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Meiner Meinung nach ein interessanter Artikel... der im Bezug zu Deutschland aber eigentlich gar nicht so viel Unterschiede aufzeigt.
Ich glaube, wenn man den Wandel der Eisenbahn in Österreich in den letzten 2 Jahrzehnten sich anschauen würde, könnte man erstaunlichere Entwicklungen verorten...
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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
(Bildquelle: ČD)