Jugendstudie: Auto ist noch immer mehrheitlich ein Must-It (Allgemeines Forum)

Der Blaschke, Montag, 22.11.2021, 22:21 (vor 858 Tagen)

Hey.

Die Studie erscheint mir seriös und nicht von monetären/wirtschaftlichen Interessen geleitet.


https://simon-schnetzer.com/blog/veroeffentlichung-jugend-in-deutschland-trendstudie-wi...

Bemerkenswert generell:

Nur eine Minderheit bringt die Kraft auf, sich der großen Herausforderung zu stellen und den eigenen Lebensstil aktiv zu verändern, obwohl sie das selbst stark befürwortet. Die große Mehrheit ist noch nicht bereit, die liebgewordenen Gewohnheiten in den Bereichen Konsum, Mobilität, Ernährung aufzugeben und wartet erst einmal auf Entscheidungshilfen durch die Politik“, ergänzt Co-Autor Klaus Hurrelmann.


Leider gilt das in gewissem Maße auch in der Verkehrspolitik:

Eine genaue Analyse des ökologischen Verhaltens zeigt, dass die Jugend in Deutschland nicht so „grün“ ist, wie sie manchmal unter dem Eindruck von aktiven Umweltbewegungen wahrgenommen wird. Rund 60% der 14- bis 29-Jährigen sind regelmäßig privat mit einem Auto unterwegs. Der Anteil der Befragten, die bereit sind, dauerhaft auf ein eigenes Auto (19%) oder auf Flugreisen (27%) zu verzichten, ist noch gering. Hoch ist dagegen der Anteil derer, die hin und wieder neue Verhaltensweisen erproben und möglicherweise auf lange Sicht bereit sind, ihr Verhalten zu verändern. „Der größte Gegenspieler von Veränderung ist die Komfortzone des Wohlfahrtstaats, in der sich die jüngere Generation nach dem Vorbild ihrer Eltern bequem eingerichtet hat. Unter diesen Umständen kann der von jungen Leuten mehrheitlich befürwortete Klimaschutz nur mit klaren Regeln und Vorgaben durch die Politik gelingen“, so Klaus Hurrelmann.


Die Tagesschau fasst es so zusammen:


https://www.tagesschau.de/inland/jugend-studie-klima-101.html

Rund 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind demnach nach wie vor regelmäßig privat mit einem Auto unterwegs. Mehr als 80 Prozent können sich ein Leben ohne Auto nicht vorstellen. Nur 19 Prozent der Befragten zeigten sich bereit, dauerhaft auf ein eigenes Auto verzichten zu wollen.


Tja, hm ...

Müssen wir alten Säcke jetzt auch noch die Jugend antreiben? ;-)

Und in Züge und Busse verfrachten ... Wo doch heute soviel geboten wird! Mensch, war das zu TMT-Zeiten ein Erlebnis, einen Lokschaden mitzuerleben. Und dann bammelte man eine 110 vor die 103 und eierte so mit zunehmender Verspätung nach Stuttgart. Und im Nachbarabteil fand sich eine junge Frau, die irgendwie bei der Bshn in Stuttgart arbeitete und Ahnung hatte. Und so plauderten wir die ganze Fahrt. Und sahen uns trotzdem nie wieder; -). Heute ist jeden Tag Störung am Zug, Signalstörung, Stellwerksstörung - die reinste Erlebniswelt! Abenteuer pur. Und die Jugend? Sitzt mehrheitlich lieber im Auto und kommt planmäßig an.


Schöne Grüße von jörg

Jugendstudie: Auto ist noch immer mehrheitlich ein Must-It

GibmirZucker, Montag, 22.11.2021, 22:57 (vor 858 Tagen) @ Der Blaschke

Hilfreich wäre die Studie, wenn genauer analysiert werden würde, welche Gruppen genau so fixiert auf das Auto sind und welche nicht.
Meine Beobachtung ist, dass soziales Prestige eine starke Rolle spielt. D.h. je niedriger die Bindung und je rustikaler das Umfeld, desto höher das Bedürfnis, sich ein Auto zu halten. Und auch die ethnische Herkunft spielt eine Rolle. Vielleicht können Österreicher mehr dazu sagen. Aber hab es nicht einmal eine Auswertung, dass in Niederösterreich mehr als doppelt so viele Jugendliche bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen wie im Voralberg? Man spürt es allgemein, dass je mehr Richtung Balkan es geht, das Auto eine stärkere Rolle im Alltag spielt? Gibt es in Deutschland auch ein solches Gefälle? Vielleicht könnten so zielgerichteter Lösungen gesucht werden, wenn die Gründe für eine teils irrationale Vernarrtheit ins Auto identifiziert werden?

Jugendstudie: Auto ist noch immer mehrheitlich ein Must-It

Altmann, Dienstag, 23.11.2021, 09:14 (vor 857 Tagen) @ GibmirZucker

Vielleicht können Österreicher mehr dazu sagen. Aber hab es nicht einmal eine Auswertung, dass in Niederösterreich mehr als doppelt so viele Jugendliche bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen wie im Voralberg?

Also ich kenn da leider auch keine Zahlen. Meine eigene Erfahrung ist aber eher die, dass Deutschland Auto-Land ist. Wenn ich mit jungen Deutschen schreibe, kommt stets "Ich will ein Auto" - auch wenn sie, wie meine Ex, mitten in einer Großstadt leben, wo es keine Parkplätze und endlose Staus gibt.

Dass es gewisse Ethnien gibt, die einen tiefergelegten BMW haben, ist wohl auch kein typisch österreichisches Problem.

Und was die von Dir angesprochenen vielen Verkehrsunfälle Jugendlicher in Niederösterreich gibt: Erstens weiß ich nicht, ob diese Studie noch aktuell ist (da hat sich Gottseidank einiges gebessert). Zweitens ist (früher) die Zahl der Heurigen und Diskos in Niederösterreich da wohl mitbeteiligt (zumindest Heurige gibt ´s in Vorarlberg deutlich weniger). Also daraus würd ich nicht automatisch auf die Anzahl der KFZ schließen.

Es fahren mehr Heranwachsende Bus+Bahn als man denkt!

Bahngenießer, Montag, 22.11.2021, 23:48 (vor 858 Tagen) @ Der Blaschke
bearbeitet von Bahngenießer, Montag, 22.11.2021, 23:50

Ich denke, sehr viele Heranwachsende schätzen aber auch Bus und Bahn. Vor allem, wenn es noch am Geld fehlt!
Zu manchen Anlässen fährt man gerne mit dem Auto, aber den Weg zur Arbeit in die benachbarte Großstadt legt man aus finanziellen Gründen, wegen der Staus und um den Wagen zu schonen auch gerne mit der Bahn zurück. Außer man gehört zu den auserwählten Heranwachsenden, die selbst oder von ihren Eltern genug Finanzpolster erhalten!

Es gibt aber auch ein Stadt-/Landgefälle.

Es fahren mehr Heranwachsende Bus+Bahn als man denkt!

Christian Snizek, Dienstag, 23.11.2021, 06:34 (vor 857 Tagen) @ Bahngenießer

Gute Morgen.

Ein ehem. Klassenkamerad von mir ist seit Jahren selbstständig. Eine gewisse Personafluktuation ist zu erkennen, auch klar. Allerdings hat er auch schon potentielle Bewerber ausschließen müssen, welche im Raum Ka'he wohnen, jedoch keinen Führerschein/Fahrausweis inne hatten. Selbiger wiederum ist bei ihm nahezu unerlässlich, da öfter Material zu Patienten und/oder sonstigen Kunden ausgefahren werden muss.

Grüsse Christian

Jugendstudie: Auto ist noch immer mehrheitlich ein Must-It

Kavenio, München, Dienstag, 23.11.2021, 09:14 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

Spätestens seit der Analyse der BTW-Ergebnisses mit dem hohen Erstwähleranteil für die FDP ist doch klar, dass es auch einen Markt für eine andere als grüne Jugend gibt.

--
Kavenio

Jugendstudie: Auto ist noch immer mehrheitlich ein Must-It

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Dienstag, 23.11.2021, 09:15 (vor 857 Tagen) @ Kavenio

Und das ist an sich auch gut so. Auch mir geht es auf die Nerven, wenn es ständig die Kapitalismuskritiker*innen sind, die am Wort sind …

--
Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
[image]
(Bildquelle: ČD)

CN: das Verfahren "tang ping".

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 23.11.2021, 09:55 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

Hallo Blaschi, hallo ICE-Fans,

heute bei uns in der Zeitung: ein Artikel über das China-Verfahren "tang ping". 1, 2, 3.
Bei dieser Lebensweise versucht man möglichst auf materialistische Wünsche zu verzichten. Anhänger von tang ping leben in Wohngemeinschaften, bilden Fahrgemeinschaften, benutzen öffentlichen Verkehr, teilen ihre Güter. Grösser, schneller, weiter, mehr ist schlichtweg nicht immer "besser". Gemeinwirtschaftlicher Vorsprung sollte nicht dadurch erreicht werden, dass man Arbeitsüberstunden macht, sondern dadurch, dass man sich dienstbar aufstellt für den Mitmenschen und man sich somit nutzvoll fühlt.

Diese Lebensart soll man nicht mit dem japanischen Verfahren "hikikomori" verwechseln (Verfremdung, soziales Isolement). Anhänger von tang ping haben reichlich soziale Kontakte.

Selbstverständlich sieht die China-Regierung diese Entwicklung nicht gerne. Das Land möchte der Produkthersteller der ganzen Welt werden. In der Suchmaschine Baidu (das CN-Google), dem Plaudernetzwerk Weibo (das CN-Twitter) und sonstige Netzwerke wie Douban hat die Regierung etliche Posts über tang ping entfernt und Gruppen beendet.


gruß,

Oscar (NL).

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Jugendstudie: Auto ist noch immer mehrheitlich ein Must-It

GUM, Dienstag, 23.11.2021, 10:33 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

Huhu Jörg,
hallo Community,

danke für den interessanten Beitrag. Darf ich nur mal halb ernst gemeint nachfragen: Seit wann schreibst Du so?
Klingt ja fast wie Politsprech "Auto ist noch immer" oder in der zitierten Studie "aktiv zu verändern".

:-)

Liebe Grüße

GUM

--
Sicherheitshinweis: Lassen Sie Ihre Politiker nicht unbeaufsichtigt!
Security advice: Don't leave your politicians unattended!

Jugend vs. Auto (Sammelantwort).

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 23.11.2021, 11:13 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

Artikel:

Nur eine Minderheit bringt die Kraft auf, sich der großen Herausforderung zu stellen und den eigenen Lebensstil aktiv zu verändern, obwohl sie das selbst stark befürwortet.

Das sehe ich nicht so sehr als Jugendproblem; es ist eher mensch-typisch.
Die Eltern sind da Vorbild.

Eine genaue Analyse des ökologischen Verhaltens zeigt, dass die Jugend in Deutschland nicht so „grün“ ist, wie sie manchmal unter dem Eindruck von aktiven Umweltbewegungen wahrgenommen wird.

Möglicher Denkfehler: das sind ggf. nicht dieselben Jugendlichen.

Rund 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind demnach nach wie vor regelmäßig privat mit einem Auto unterwegs.

Was machen die 14-Jährigen privat im Auto? Joyriding?

Der Blaschke:

Müssen wir alten Säcke jetzt auch noch die Jugend antreiben? ;-)

Es durfte eher so sein, dass viele "alte Säcke" das fal... eh, nicht mehr zeitgemässe Vorbild setzen. Grosseltern hatten damals gemeinsam ein Auto, Eltern haben jeder für sich ein Auto.

Und die Jugend? Sitzt mehrheitlich lieber im Auto und kommt planmäßig an.

Nicht im Auto, sondern im Elektromobil. Dann ist Umweltbelastung eine Sache von Strommix vergrünen. Was allerdings bleibt, ist die Verblechung des Strassenbildes. Und alle meckern im Sommer, es sei so heiss.

GibmirZucker:

Meine Beobachtung ist, dass soziales Prestige eine starke Rolle spielt. D.h. je niedriger die Bindung und je rustikaler das Umfeld, desto höher das Bedürfnis, sich ein Auto zu halten.

Hier in NL spielt auch eine Rolle, dass auf der Pampa die Öffis quasi abwesend sind. Da auch immer mehr "Anlagen" (Postamt, Geschäfte, usw.) weggespart werden und/oder in die Stadt umziehen, ist die Reise zur Stadt immer öfter nötig und braucht man somit ein Auto -> Elektromobil.

Bahngenießer:

Ich denke, sehr viele Heranwachsende schätzen aber auch Bus und Bahn. Vor allem, wenn es noch am Geld fehlt!

Weil Väterchen Staat mitbezahlt. Schüler benutzen ihre Öffi-Abos, Studenten ihre Uniausweise. Aber dann kommt die Zeit, in der sie selber für ihre Mobilität bezahlen müssen. Dann ist die Wahl fürs Elektromobil leicht gemacht. Erst recht wenn die Beschaffung eines Elektromobils (via Steuervorteil?) subventioniert wird. Bequemer und schneller war das Auto schon und mit dem Elektromobil fällt auch der Umweltvorteil von Bus+Bahn weg. Zumindest bezüglich CO2-Ausstoss; nicht bezüglich Verblechung und zugehöriger Reflektion von Sonnenstrahlung.

Zur Schule ging ich damals mit dem Fahrrad. Zur Uni benutzte ich die Bahn; Vor- und Nachtransport zu Fuss. Na gut, lucky me...


gruß,

Oscar (NL).

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Jugendstudie: Auto ist noch immer mehrheitlich ein Must-It

brandenburger, Perleberg, Dienstag, 23.11.2021, 11:32 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

Eine genaue Analyse des ökologischen Verhaltens zeigt, dass die Jugend in Deutschland nicht so „grün“ ist, wie sie manchmal unter dem Eindruck von aktiven Umweltbewegungen wahrgenommen wird. Rund 60% der 14- bis 29-Jährigen sind regelmäßig privat mit einem Auto unterwegs. Der Anteil der Befragten, die bereit sind, dauerhaft auf ein eigenes Auto (19%) oder auf Flugreisen (27%) zu verzichten, ist noch gering.

Rund 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind demnach nach wie vor regelmäßig privat mit einem Auto unterwegs. Mehr als 80 Prozent können sich ein Leben ohne Auto nicht vorstellen. Nur 19 Prozent der Befragten zeigten sich bereit, dauerhaft auf ein eigenes Auto verzichten zu wollen.

Hallo,

bereit zu sein, ohne Autobesitz zu leben, hängt natürlich auch an Voraussetzungen wie Wohn- oder Arbeitsort. Ich setze darauf, dass mehr und mehr auch Menschen, die ein Auto besitzen, einen großen Teil ihrer Wege mit Öffis, Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen. Wir müssen weg vom Automatismus, dass ein vorhandenes Auto bedeutet, es für alle Wege zu benutzen. Entbehrlich werden dann hoffentlich Zweit- oder Drittautos.

Ähnlich ist es für Flugreisen. Wenn 27 % der jungen Menschen erklären, nicht mehr fliegen zu wollen, ist das doch schon sensationell. Die restlichen 73 % schließen zwar keine zukünftigen Flüge ganz aus, aber es macht schon einen großen Unterschied, innerhalb Europas auf Flüge zu verzichten und Reisen darüber hinaus einzuschränken. Wer alle drei Jahre seine Kinder oder seine Schwiegereltern besucht, die auf einem anderen Kontinent leben, sollte nicht als Klimasünder angeprangert werden.

Müssen wir alten Säcke jetzt auch noch die Jugend antreiben? ;-)

Du wirst nicht ernsthaft erwarten, dass die Generation nach uns besser ist als unsere. Aber auch ganz sicher nicht schlechter.

Ich freue mich sehr über die klimabewussten jungen Menschen. Wer vor 30 Jahren kein Auto haben wollte und auf Fleisch verzichtete, galt als Spinner, heute ist es Mainstream.

Was ist ein 'Must-It'?

MC_Hans, 8001376, Dienstag, 23.11.2021, 11:39 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

- kein Text -

Must-IT -> "must have"...?

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 23.11.2021, 12:11 (vor 857 Tagen) @ MC_Hans

- kein Text -

--
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denglisch?

VictorPM, Dienstag, 23.11.2021, 19:55 (vor 857 Tagen) @ MC_Hans

Das "-it" kann einfach weg. "Es ist ein Must" genügt.
So nutzen wir das Wort jedenfalls auch bei uns in NL, "het is een must".

Gruß, Victor

Sammelantwort

JanZ, HB, Dienstag, 23.11.2021, 11:54 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke
bearbeitet von JanZ, Dienstag, 23.11.2021, 11:55

Ich vermute mal, es ist ein Must-Have gemeint :-). Was die 14-Jährigen betrifft, so sitzen die vermutlich als Beifahrer im Auto, von Selberfahren war nämlich nicht die Rede. Und natürlich sind die 81%, die auf ein eigenes Auto nicht verzichten können, nicht zwangsläufig dieselben, die auf FFF-Demos gehen, wobei es auch da Überschneidungen geben dürfte. Leider kommt man halt immer noch nicht überall so gut ohne Auto hin, wo man es gerne würde. Ich vermute übrigens, dass bei der Entscheidung fürs Autofahren eher das planmäßige (Nicht-)Angebot eine Rolle spielt als Störungen. Entgegen anderslautender Gerüchte gibt es beim Autofahren nämlich auch Verzögerungen. Wenn ich meinen Kollegen so zuhöre, auch nicht mal selten. Auch wenn Blaschke in gefühlt jedem Thread seit Jahren schreibt, dass nächstes Jahr die Bahn ganz bestimmt am Ende ist und niemand mehr mitfährt.
Interessant wären auch Infos, wie sich der Anteil der Autofahrenden mit der Zeit verändert hat. Klar sind 81% immer noch viel, aber wenn es z.B. vor zehn Jahren noch 90% waren, wäre das ein Fortschritt.

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

Ansprüche ...

Der Blaschke, Dienstag, 23.11.2021, 17:51 (vor 857 Tagen) @ JanZ

Hey.

Ich vermute übrigens, dass bei der Entscheidung fürs Autofahren eher das planmäßige (Nicht-)Angebot eine Rolle spielt als Störungen. Entgegen anderslautender Gerüchte gibt es beim Autofahren nämlich auch Verzögerungen. Wenn ich meinen Kollegen so zuhöre, auch nicht mal selten. Auch wenn Blaschke in gefühlt jedem Thread seit Jahren schreibt, dass nächstes Jahr die Bahn ganz bestimmt am Ende ist und niemand mehr mitfährt.

Die Bahn ist doch längst am Ende! Billiarden investiert - und die Marktanteile sind noch immer äußerst bescheiden. Natürlich gibt's hier und da etwas Zuwachs - aber auf welcher Straße ist denn der Verkehr weniger geworden, weil es Öffis gibt? Bestenfalls konnte ein weiterer Anstieg der Straßennutzung vermieden werden.

Und zur Zuverlässigkeit: ich habe da ja einen schönen Vergleich. Über 10 Jahre Pillenfahrerei mit weit über 1 Mio Kilometer in den Jahren (p.a. ca. 120.000). Durch 2 Großstädte und über die stets hochbelastete A 1. Und dann dagegengestellt das täglich erlebte Chaos bei der Eisenbahn. Da ist die Eisenbahn von der Zuverlässigkeit des Autos aber so weit entfernt wie der Mensch vom Mars.

Die meisten Staus auf der Straße sind dazu recht gleichmäßig und ziemlich exakt vorhersehbar.

Und selbst der tägliche Lkw-Crash in der Baustellen-Kaskade der A 1 zwischen Osnabrück und Ahlhorn ist mittlerweile quasi eingepreist und Routine. Und selbst da sind die auftretenden Verspätungen eher marginal.

Bei der Eisenbahn schafft man dagegen selbst Sonntagmorgens 25 Min Verspätung in Düsseldorf. Obwohl der Fernzug sogar pünktlich ankam in Osnabrück. Okay, auf der Rückfahrt war ich zur geplanten Zeit da - nur nicht mit dem geplanten Zug. Der hatte nämlich plus 20. Während ich einen in Düsseldorf ca 20 Minuten verspäteten Zug bekam - der daheim dann um plus 50 hatte. Auf 200 Kilometern 30 Minuten zusamnenzufahren - das ist schon Kunst.

Und mir ging es da noch gut. In Münster wurde der Anschlußzug nach Emden verpasst. Der nächste nach Emden fiel aus. Es wurde durchgesagt, Reisende für Leer und Emden mögen bis Bremen mitfahren. Dort gebe es Anschluss nach Emden. Fand ich gewagt: bei der aktuellen Verspätung in Münster wären das nur 4 Min Übergang gewesen. Okay, man kann gut 5 Min rausfahren bis Bremen. In der Praxis war es so, dass sich wegen Bauarbeiten die Verspätung hinter Münster erhöhte. Ich habe nachgeschaut: der Anschluß hat in Bremen nicht gewartet - und das war die letzte Verbindung des Tages. Dabei hätte man von Münster mit einer - sogar als Anschluß durchgesagten!!! - RB nach Rheine fahren können; der Emder RE fiel nämlich nur zwischen Münster und Rheine aus und wäre so ganz entspannt in Rheine erreicht worden. Mir reichten da 5 Klicks, um das zu erkennen - das Bahnpersonal war damit überfordert.

Mit ähnlichen grandiosen Fehlleistungen und mit täglichen Verspätungen und Anschlußverlusten könnte ich hier das Forum FLUTEN - es quasi absaufen lassen. Ich reiß mich ja schon oft zusammen, den Ersatzzugbeitragsbaum nicht mit Praxisberichten zu stören.

Und das alles, obwohl Milliarden investiert werden. Die nett sind, aber nicht ansatzweise ausreichen, um die Eisenbahn zumindest zu einem zuverlässigen gleichwertigen Verkehrsträger zu machen - von einer VerkehrsWENDE mal ganz zu schweigen.

Die Kunden haben sich an das Chaos längst gewöhnt und resigniert - und jeder weiß: es wird sich nichts ändern. Die ITF-/Deutschlandtakt-Fraktion faselt derweil über 5-Min-Stern-Anschlüsse in Hannover. Über 31 Minuten zwingende Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover. Während jeder Praktiker weiß, dass das regelmäßig 34 werden werden. Und regelmäßig der Zug 5 Min später in Bielefeld rauskommen wird aus dem Bahnhof. Und der ganze schöne theoretische Anschlußklimbim in der Praxis dann für noch mehr Verdruß als heute schon sorgen wird.

Ich habe jedenfalls in punkto Qualität ganz andere Ansprüche. Wobei ich mit solch Anspruchsdenken zwar recht einsam da stehe - aber das ist schon okay.

Und ich wünsche mir ganz andere Nutzungszahlen bei der Bahn. Volle ICE 4 im 10-Minuten-Takt. Nahverkehr in der Fläche alle 20 Min. Und die Züge sind auch voll. DAS ist Verkehrswende.


Schöne Grüße von jörg

Kurzantwort

JanZ, HB, Dienstag, 23.11.2021, 19:30 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

Danke für deinen Beitrag. Ja, ich gebe dir recht, dass sehr vieles bei der Bahn (=nicht nur DB) besser laufen müsste. Und dass der Straßenverkehr etliche Probleme nicht hat, zum Beispiel den des Anschlussverlusts. Wenn ich 32 Minuten im Stau stehe, komme ich 32 Minuten später und nicht plötzlich 60, weil ich irgendwo den Anschluss verpasse. Andererseits frage ich mich, warum du den Stau beim Autofahren achselzuckend einkalkulierst, aber bei der Bahn ein solches Drama draus machst, dass du am liebsten jede einzelne Fehlleistung erwähnen würdest und ständig daraus den Schluss ziehst, dass die Bahn „am Ende“ sei. Was auch immer das für dich heißen mag, denn natürlich wird es die Bahn auch in 20 oder 30 Jahren noch geben. Den Zuwachs des Straßenverkehrs zumindest gemindert zu haben, ist auch für mich nicht der Erfolg, den ich mir wünsche, aber auch nicht etwas, das ich mit einem Verkehrsmittel verbinde, das „am Ende“ ist. Und die von dir gewünschten vollen Züge sind bekanntlich selbst zu Corona-Zeiten keine Seltenheit, aber das ist dann ja auch wieder nicht recht.
Ja, ich weiß, deutsche Eiche und so, aber das musste ich jetzt mal loswerden. Viele Grüße vom inzwischen Quasi-Nachbarn!

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

das Auto ist ein Produkt, die Bahn eine Service.

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Mittwoch, 24.11.2021, 15:14 (vor 856 Tagen) @ JanZ

Hallo JanZ,

Andererseits frage ich mich, warum du den Stau beim Autofahren achselzuckend einkalkulierst, aber bei der Bahn ein solches Drama draus machst, dass du am liebsten jede einzelne Fehlleistung erwähnen würdest und ständig daraus den Schluss ziehst, dass die Bahn „am Ende“ sei.

1. Nicht sicher wie das in Deutschland ist, aber bei uns in NL sind Strassenwidrigkeiten gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert. Termin und Kollege X nicht da? Grosse Chance, dass Kollege X mal wieder im Stau stand. Pech, kann passieren.
Dagegen werden Bahnwidrigkeiten oft dem Benutzer verschuldet, denn der Benutzer hätte mehr Zeitpuffer einplanen sollen. Denn bei der Bahn kann man verpasste Anschlüsse einplanen (z.B. dadurch, dass man n Minuten Übergang einplant bei der Planung). Auf der Strasse weiss man zuvor nicht, ob der Stau eine Verspätung von 5, 10 oder 15 Minuten verursacht.

2. Das Auto ist ein Produkt, die Bahn eine Service. Ein Produkt kann man als Eigentum betrachten, eine Service nicht. Produkte kauft man, eine Service nimmt man ab.
Und die Substantiv "Eigentum" ist unglaublich stark. Man wird nämlich sein Eigentum nicht kritisieren, eine Service aber schon. Alle meckern über langsames Internet, schlechte Musik im Hörfunk, die nervige Werbung in einem Fernsehfilm und die miserable Bahn. Kaum jemand meckert über seine eigene Brettspiele, Schallplatten/Kassetten/CDs, DVDs/Blurays oder Auto.

Das ist auch so ein Grund wieso MaaS ("mobility as a service") so schwer durchzusetzen ist. Ein Mietwagen ist für viele kein Ersatz für das eigene Auto. Ein selbstfahrendes Auto ist kein Ersatz für selbst fahren im Auto.

Den Zuwachs des Straßenverkehrs zumindest gemindert zu haben, ist auch für mich nicht der Erfolg, den ich mir wünsche, aber auch nicht etwas, das ich mit einem Verkehrsmittel verbinde, das „am Ende“ ist.

Hier in NL erwartet man (zu?)viel vom Elektromobil. Und bei schönem Wetter vom Elektrorad und/oder Speed Pedelec. Allerdings sehe ich eine 1:1 Umstellung von Fossilauto auf Elektromobil auch nicht als die definitive Lösung. Erstens wird unser Stromraster ("power grid") das nicht hinkriegen, zweitens wird damit das Parkproblem nicht gelöst. Die meisten Häuser hier sind 30-40 Qm pro Person. Dazu käme dann 20 Qm für das Elektromobil. 20 Qm die man auch anderswie und besser benutzen könnte.

Und die von dir gewünschten vollen Züge sind bekanntlich selbst zu Corona-Zeiten keine Seltenheit, aber das ist dann ja auch wieder nicht recht.

Auch wenn unser Land verriegelt wird und wir die Öffis nur wenn dringend notwendig benutzen dürfen, werde ich bestens versuchen, das Leben in vollen Zügen zu geniessen.


gruß,

Oscar (NL).

--
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das Auto ist ein Produkt, die Bahn eine Service.

JanZ, HB, Mittwoch, 24.11.2021, 16:39 (vor 856 Tagen) @ Oscar (NL)
bearbeitet von JanZ, Mittwoch, 24.11.2021, 16:40

1. Nicht sicher wie das in Deutschland ist, aber bei uns in NL sind Strassenwidrigkeiten gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert. Termin und Kollege X nicht da? Grosse Chance, dass Kollege X mal wieder im Stau stand. Pech, kann passieren.
Dagegen werden Bahnwidrigkeiten oft dem Benutzer verschuldet, denn der Benutzer hätte mehr Zeitpuffer einplanen sollen. Denn bei der Bahn kann man verpasste Anschlüsse einplanen (z.B. dadurch, dass man n Minuten Übergang einplant bei der Planung). Auf der Strasse weiss man zuvor nicht, ob der Stau eine Verspätung von 5, 10 oder 15 Minuten verursacht.

Das habe ich bisher nicht so erlebt. Ich bin schon zu vielen beruflichen und privaten Terminen mit dem Zug gereist (bzw. habe erlebt, wie es andere getan haben) und bin bisher im Verspätungsfall immer auf Verständnis gestoßen. Dagegen habe ich noch sehr gut in Erinnerung, wie ich mal zu einer Veranstaltung in einer Jugendherberge aufgrund eines Staus zwei Stunden später kam und am Check-in übelst angepampt wurde, warum ich das denn nicht einkalkuliert hätte. Bei beiden Verkehrsmitteln sollte man natürlich nicht "auf den letzten Drücker" planen, sofern möglich.

2. Das Auto ist ein Produkt, die Bahn eine Service. Ein Produkt kann man als Eigentum betrachten, eine Service nicht. Produkte kauft man, eine Service nimmt man ab.
Und die Substantiv "Eigentum" ist unglaublich stark. Man wird nämlich sein Eigentum nicht kritisieren, eine Service aber schon. Alle meckern über langsames Internet, schlechte Musik im Hörfunk, die nervige Werbung in einem Fernsehfilm und die miserable Bahn. Kaum jemand meckert über seine eigene Brettspiele, Schallplatten/Kassetten/CDs, DVDs/Blurays oder Auto.

Das ist auch so ein Grund wieso MaaS ("mobility as a service") so schwer durchzusetzen ist. Ein Mietwagen ist für viele kein Ersatz für das eigene Auto. Ein selbstfahrendes Auto ist kein Ersatz für selbst fahren im Auto.

Ja, natürlich gibt es diese psychologischen Effekte, aber man kann durchaus (gerade in einem Bahnforum) ein wenig darüber reflektieren.

Den Zuwachs des Straßenverkehrs zumindest gemindert zu haben, ist auch für mich nicht der Erfolg, den ich mir wünsche, aber auch nicht etwas, das ich mit einem Verkehrsmittel verbinde, das „am Ende“ ist.


Hier in NL erwartet man (zu?)viel vom Elektromobil. Und bei schönem Wetter vom Elektrorad und/oder Speed Pedelec. Allerdings sehe ich eine 1:1 Umstellung von Fossilauto auf Elektromobil auch nicht als die definitive Lösung. Erstens wird unser Stromraster ("power grid") das nicht hinkriegen, zweitens wird damit das Parkproblem nicht gelöst. Die meisten Häuser hier sind 30-40 Qm pro Person. Dazu käme dann 20 Qm für das Elektromobil. 20 Qm die man auch anderswie und besser benutzen könnte.

Das verstehe ich nicht: Warum benötigt ein Elektroauto 20 m² mehr als ein Verbrenner? Oder was vergleichst du da gerade?

Und die von dir gewünschten vollen Züge sind bekanntlich selbst zu Corona-Zeiten keine Seltenheit, aber das ist dann ja auch wieder nicht recht.


Auch wenn unser Land verriegelt wird und wir die Öffis nur wenn dringend notwendig benutzen dürfen, werde ich bestens versuchen, das Leben in vollen Zügen zu geniessen.

Das tue ich sowieso :-).

Groetjes, Jan

--
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Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

Traurige Bestätigung ...

Der Blaschke, Mittwoch, 24.11.2021, 18:49 (vor 856 Tagen) @ JanZ

Hallo.

Ich bin schon zu vielen beruflichen und privaten Terminen mit dem Zug gereist (bzw. habe erlebt, wie es andere getan haben) und bin bisher im Verspätungsfall immer auf Verständnis gestoßen. Dagegen habe ich noch sehr gut in Erinnerung, wie ich mal zu einer Veranstaltung in einer Jugendherberge aufgrund eines Staus zwei Stunden später kam und am Check-in übelst angepampt wurde, warum ich das denn nicht einkalkuliert hätte.

Ja, wenn man Verspätungen auf die Eisenbahn schiebt, kann sich immer Mitgefühls sicher sein. Da stimme ich deinen Erlebnissen zu.

Nur ist das ja nur ein trauriger Ausdruck dessen, dass kaum wer von der Eisenbahn Zuverlässigkeit erwartet. Und da muss man dann ja auch mal die Frage stellen, woher diese Einstellung rührt. Klar ist sie Teil einer gewissen 'Folklore' - aber der traurige Kern ist ja nicht zu leugnen: Zuverlässigkeit ist nicht mehr Kernkompetenz der Eisenbahn! Und selbst wenn wir hier manchmal über 80% Pünktlichkeit reden, heißt das, dass von 10 Zügen nur 8 pünktlich sind. Wer also Mo bis Fr pendelt, ist jede Woche(!) einmal morgens und einmal abends zu spät.

Beim Auto ist die Zuverlässigkeit deutlich höher. Und wie du beschreibst, wird das von der Gesellschaft auch so erwartet.

Von der Eisenbahn erwartet man es eben nicht mehr.


Schöne Grüße von jörg

Akzeptanz <> Häufigkeit von Verspätungen

JanZ, HB, Mittwoch, 24.11.2021, 19:15 (vor 856 Tagen) @ Der Blaschke

Ja, wenn man Verspätungen auf die Eisenbahn schiebt, kann sich immer Mitgefühls sicher sein. Da stimme ich deinen Erlebnissen zu.

Beim Auto ist die Zuverlässigkeit deutlich höher. Und wie du beschreibst, wird das von der Gesellschaft auch so erwartet.

Von der Eisenbahn erwartet man es eben nicht mehr.

Deine Beobachtungen mögen einzeln betrachtet richtig sein, der Schluss ist aber unlogisch: Wenn ich bei der Eisenbahn keine Pünktlichkeit erwarte, warum habe ich dann Verständnis bzw. gar Mitgefühl, wenn sie tatsächlich nicht eintritt? Dann müsste ich mich doch über Leute, die bei einer Zuganreise nicht genug Puffer einplanen, erst recht ärgern. Das habe ich aber, wie gesagt, noch nicht beobachtet.

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

Akzeptanz <> Häufigkeit von Verspätungen

Der Blaschke, Mittwoch, 24.11.2021, 19:42 (vor 856 Tagen) @ JanZ

Hallo.

Deine Beobachtungen mögen einzeln betrachtet richtig sein, der Schluss ist aber unlogisch: Wenn ich bei der Eisenbahn keine Pünktlichkeit erwarte, warum habe ich dann Verständnis bzw. gar Mitgefühl, wenn sie tatsächlich nicht eintritt?

Weil der Gegenüber ahnt, dass du wieder mal eine Odyssee erlebt hast. Und die Versprechen des Transporteurs mal wieder Makulatur waren ...

Dann müsste ich mich doch über Leute, die bei einer Zuganreise nicht genug Puffer einplanen, erst recht ärgern.

Wieviel früher soll ich denn bei z.B. 2 Umstiegen früher losfahren? Falls es denn überhaupt sinnvolle Verbindungen gibt. Oder muss ich gar am Abend zuvor schon weg und Übernachtungen einplanen.


Schöne Grüße von jörg

20 Qm fürs Auto, egal ob Verbrenner/Elektromobil.

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Montag, 29.11.2021, 08:19 (vor 851 Tagen) @ JanZ

Hallo JanZ,

Hier in NL erwartet man (zu?)viel vom Elektromobil. Und bei schönem Wetter vom Elektrorad und/oder Speed Pedelec. Allerdings sehe ich eine 1:1 Umstellung von Fossilauto auf Elektromobil auch nicht als die definitive Lösung. Erstens wird unser Stromraster ("power grid") das nicht hinkriegen, zweitens wird damit das Parkproblem nicht gelöst. Die meisten Häuser hier sind 30-40 Qm pro Person. Dazu käme dann 20 Qm für das Elektromobil. 20 Qm die man auch anderswie und besser benutzen könnte.

Das verstehe ich nicht: Warum benötigt ein Elektroauto 20 m² mehr als ein Verbrenner? Oder was vergleichst du da gerade?

Ich vergleiche hier die Situation mit Auto vs. ohne Auto.
Wenn das Auto am Rande eines Viertels steht oder bei einer Mietagentur, kann man etwa 20 Qm pro Haushalt zusätzlich benutzen.

Übrigens: wenn ich jemand erzähle, dass Autos zuviel Raum einnehmen (dort wo 5 Autos geparkt stehen, könnte auch eine Familie wohnen), dann ist die Lösung meistens: a. kleinere Autos in den Markt setzen, b. "smart parkings", damit Autos quasi Stoßstange an Stoßstange und Tür an Tür stehen. Niemand möchte aber akzeptieren, dass er 10 Minuten Gehzeit braucht, bevor man beim Auto ist (Oh Ironie: dass jemand 10 Minuten Gehzeit braucht, bevor er vom Parkplatz des Arbeitgebers zum tatsächlichen Arbeitsplatz ist, ist angeblich OK).


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Kurzantwort

Der Blaschke, Mittwoch, 24.11.2021, 19:36 (vor 856 Tagen) @ JanZ

Hallo.

Und dass der Straßenverkehr etliche Probleme nicht hat, zum Beispiel den des Anschlussverlusts. Wenn ich 32 Minuten im Stau stehe, komme ich 32 Minuten später und nicht plötzlich 60, weil ich irgendwo den Anschluss verpasse.

Weil wir uns eben mit viel zu wenig zufrieden geben. Und ein Deutschland-Takt verstärkt diese Lethargie noch!

Wir brauchen auch 10-Minuten-Abstände im Fernverkehr, auf Nebenstrecken dürfen es max 20 Minuten sein. Dann werden aus 32 vllt nur max 40 Minuten.

Andererseits frage ich mich, warum du den Stau beim Autofahren achselzuckend einkalkulierst,

Weil die Autobahn GmbH mir bei der Routensuche nicht zusichert, zum Zeitpunkt X am Ziel anzukommen. Und auch sonst niemand. Beim Autofahren kenne ich als Pendler meine Zeit. Und ansonsten manches Staunadelöhr auch.

Die Eisenbahn aber verspricht mir mittels Fahrplan, zi Uhrzeit X am Ziel zu sein. Jeder hätte Verständnis, wenn das auch MAL nicht klappt. Aber zum einen klappt es öfters mal nicht.

Manchmal auch nie. Weil wir ja alles in den Takt pressen müssen. Besonders schlimm beim Bus: in der HVZ ist er quasi planmäßig zu spät - in der anderen Zeit muss er herumbummeln. Weil man den Fahrplan als Kompromiss angelegt hat mit der Folge, dass es nie passt.

Neulich in der Bahn von Osnabrück nach Oldenburg. Wie üblich mehrere Minuten verspätet. Dem Kunden komme ich gerade recht: seit 9 Jahren pendele er nach Delmenhorst und nie klappe der Anschluss in Oldenburg. Und heute wieder knapp 10 Min Verspätung. Ich konnte die Erregung nicht nachvollziehen: wenn es 9 Jahre schon nicht klappt, wie kann man dann auf die Idee kommen, dass es heute klappen könnte ... Es klappte dann natürlich auch nicht. Weswegen es in der Relation z.B. kaum Umsteiger gibt.

Neben der mittlerweile chronischen Verspätung kommen dann ja oft genug noch andere Unbillen dazu - jede für sich u.U. verschmerzbar, aber in der Summe dann eben der Tropfen zum Faßüberlaufen. Mal fehlen Wagen. Umgekehrte Reihenfolge. Defekte WC. Bordbistro nur bedingt leistungsbereit.

Überhaupt der Umsteigezwang: gerade die Bahnbefürworter hier fordern sowas ja noch aktiv ein. Ein ICE darf nicht in Bad Hersfeld halten. Auf selbst ernannten Nebenrelationen darf nur ein IC verkehren - kein ICE. Was da unter Bahnjüngern an Weltferne zutage tritt, ist phänomenal. Hier gab es früher mal einen Zug, der fuhr als N (also nicht mal als Eilzug!) von Meppen nach Osnabrück und dann als D-Zug nach München. Und heute? Ich erinnere mich noch gut an die Kritik, dass da ICE zwischen Hamm und Kassel über Paderborn fahren. Das verwässere den Markenkern des ICE. Wie die Weiterführung nach Garmisch-Partenkirchen. Während in im äußerst nebenbahnigen Bourg-St. Maurice in Frankreich mal diverse TGV und sogar einen Eurostar erlebte. Hier aber muss es Takt sein. Entweder hält der Fernzug also immer in Coburg oder nie. Oder es gibt gleich Durcheinander.

Beim Auto käme ja nun niemand auf die Idee, mit dem Smart von der Innenstadt zur Autobahnauffahrt zu fahren, dann umzusteigen in den Porsche und über den Highway brettern, um an der Autobahnabfahrt wieder auf einen Smart umzusteigen.

Auch für Bahnfreaks ist es selbstverständlich, dass der ICE mehr Komfort haben muss als der IC als der RE als die RB als die S-Bahn. In der S-Bahn oder im 'kurzen Berufsverkehr' gelten Stehplätze als selbstverständlich.

Na ja, wir waren ja eigentlich mal bei der Pünktlichkeit. Beim Auto kenne ich die Zeiten. Weil wie schon erwähnt, viele Staus regelmäßig sind.

Käme die Eisenbahn zu einem realistischen Fahrplan, wäre das ein Fortschritt. Wie oft fiel hier im Forum schon der Spruch, dass man quasi selbst schuld sei, wenn man sich auf diesen oder jenen Umstieg verläßt. Da kennen wir alle solche, deren Funktionieren zumindest kritisch ist. Warum gibt es ihn dann trotzdem?

aber bei der Bahn ein solches Drama draus machst, dass du am liebsten jede einzelne Fehlleistung erwähnen würdest und ständig daraus den Schluss ziehst, dass die Bahn „am Ende“ sei. Was auch immer das für dich heißen mag, denn natürlich wird es die Bahn auch in 20 oder 30 Jahren noch geben.

Aber auf welchem Niveau?

Soweit in Kürze.


Schöne Grüße von jörg

Kurzantwort

JanZ, HB, Mittwoch, 24.11.2021, 19:45 (vor 856 Tagen) @ Der Blaschke

Ja, es kann und muss vieles besser werden, da sind wir uns absolut einig. Nur eben nicht in der totalen Resignation, die mich ziemlich nervt. In die Detaildiskussion will ich hier gar nicht einsteigen. Nur was die realistischen Anschlüsse betrifft: Hast du dich nicht auch tierisch aufgeregt, als die DB bestimmte Anschlüsse aus der Auskunft genommen hat, weil sie „eh nie funktionieren“? Mir scheint es manchmal, egal, was „die Bahn“ (welche auch immer) macht, es ist eh verkehrt.

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

Radikalreform: Schluß mit ITF und Deutschlandtakt.

Der Blaschke, Donnerstag, 25.11.2021, 19:17 (vor 855 Tagen) @ JanZ

Hey.

Nur was die realistischen Anschlüsse betrifft: Hast du dich nicht auch tierisch aufgeregt, als die DB bestimmte Anschlüsse aus der Auskunft genommen hat, weil sie „eh nie funktionieren“?

Das habe ich kritisiert! Völlig richtig.

Mir scheint es manchmal, egal, was „die Bahn“ (welche auch immer) macht, es ist eh verkehrt.

Ja, ich ziehe nämlich aus all dem Murks eine höchst radikale Schlußfolgerung - aber auch das ist ja nichts neues *g*:

Schluß mit Deutschland-Takt und ITF! Merkbare Zeiten und sich minutengenau wiederholende Zeiten sind obsolet, seit jeder mobil informiert ist.

Es muss dichtere Zugfolgen geben - gerade auf Rand- und Nebenstrecken. Es muss viel mehr 'Linienabweicher' und 'Linientauscher' geben. So dass viel mehr unterschiedliche Direktverbindungen existieren. Alle 2 Std komme ich von Osnabrück direkt nach Wolfsburg. Aber nie direkt nach Magdeburg.

Und die Zugfolgen müssen so dicht sein, dass ein Anschlußverlust kaum Zeitverlust bedeutet.

Übrigens ist der ITF auch anderweitig eine Katastrophe: bei der Versorgung im Bahnhof. Das geht dann so: die Gleise sind leer und die Läden auch. Dann kommen alle Züge zum Knoten gleichzeitig. Und damit alle potentiellen Kunden auch. Also Schlange an der Kasse. Umsteiger haben aber meist wenig Zeit - also geben sie auf. Und dem Laden entgeht Umsatz. Dann fahren alle Züge ab und die Gleise sind wieder leer und die Läden auch wieder. Bis zum nächsten Takt.

Der totale Wahnsinn. Blanker Irrsinn.

Schöne Grüße von jörg

Radikalreform: Schluß mit ITF und Deutschlandtakt.

JanZ, HB, Donnerstag, 25.11.2021, 20:28 (vor 855 Tagen) @ Der Blaschke

Ja, stimmt, sowas schriebst du mal. Das wäre mal ein Ansatz für eine Diskussion, allerdings habe ich den Eindruck, dass du an einer solchen nicht wirklich interessiert bist. Möglicherweise meinst du auch alles irgendwie satirisch, das kann man ja bei schriftlicher Kommunikation oft nicht erkennen. Ich finde es jedenfalls nicht lustig.

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

Nun ....

Der Blaschke, Donnerstag, 25.11.2021, 22:02 (vor 855 Tagen) @ JanZ

Hey.

Ja, stimmt, sowas schriebst du mal. Das wäre mal ein Ansatz für eine Diskussion, allerdings habe ich den Eindruck, dass du an einer solchen nicht wirklich interessiert bist.

Wenn denn interessante, spannende Argumente kommen, baue ich die, wenn sie mir einleuchten, durchaus in mein Weltbild ein.

Beim Thema ITF (und beileibe nicht nur da ... *g*) dürfte ich aber eher, nun ja, eine extreme Minderheitenmeinung verteten. Ich komme damit aber klar. Nichtsdestotrotz interessieren mich immer andere Ansichten und Standpunkte*. Dann muss ich überlegen, halte ich das für schlüssig oder falsch. Wobei ich durchaus zugebe, dass es bei Dingen, bei denen ich mir einmal eine Meinung gebildet habe, recht schwer ist, mich zu überzeugen.

* Der Postbote wunderte sich jedenfalls, als ich eine Zeitlang mal BILD und taz gleichzeitig abonniert hatte ....

Möglicherweise meinst du auch alles irgendwie satirisch, das kann man ja bei schriftlicher Kommunikation oft nicht erkennen.

Ab und an mag das auch zutreffen. Allerdings werde ich das nie kennzeichnen. Weil dann ein Teil des Effektes verpufft ist.

Ich finde es jedenfalls nicht lustig.

Was in der Natur der Sache liegt, dass jeder Konsument Humor, Satire, Ironie, Ernsthaftigkeit für sich anders definiert.

Und wer so meinungsfreudig ist wie ich und das auch öffentlich äußert, der kann auch nicht immer Beifall erwarten. Und das wäre mir auch mittlerweile zu langweilig! Foren leben von Vielfalt. Und dass völlig konträre Meinungen aufeinander stoßen. Und am Ende muss ja auch nicht Harmonie in dem Sinne stehen, dass die Meinungen angepaßt werden. Man darf auch mit unterschiedlichen Standpunkten eine Diskussion stehen lassen.

Schöne Grüße von jörg


Heute übrigens lief tatsächlich mal alles planmäßig. Nds-RE 9 einmal nach Lehe und einmal nach Bremen. Will ich dann auch erwähnen!

Nun ....

JanZ, HB, Donnerstag, 25.11.2021, 22:59 (vor 855 Tagen) @ Der Blaschke

Ja, das kann man in der Tat so stehen lassen. Mit dir kann man letztendlich auch reden, da habe ich auch hier im Forum schon anderes erlebt.

--
Im Volk, da ist sie sehr beliebt, unsere Eisenbahn,
Doch dort, wo's keine Schienen gibt, da hält sie selten an.

(EAV: Es fährt kein Zug)

es läuft tatsächlich aus dem Ruder

Alibizugpaar, Köln (im Herzen immer noch Göttinger), Mittwoch, 24.11.2021, 11:13 (vor 856 Tagen) @ Der Blaschke
bearbeitet von Alibizugpaar, Mittwoch, 24.11.2021, 11:15

Billiarden investiert - und die Marktanteile sind noch immer äußerst bescheiden. Natürlich gibt's hier und da etwas Zuwachs - aber auf welcher Straße ist denn der Verkehr weniger geworden, weil es Öffis gibt? Bestenfalls konnte ein weiterer Anstieg der Straßennutzung vermieden werden.

Leider ja. Obwohl die Züge zu den Berufsverkehrsspitzen rappelvoll sind. Sieben oder acht Doppelstockwagen zwischen Hamburg und Uelzen hätte man sich zu unseren TMT-Zeiten mal vorstellen müssen. Ich sehe das Problem darin, daß die Abartigkeit des Immobilienpreismarktes gegen jede Langfristplanung von Nahverkehr arbeitet. In den großen Metropolen werden Menschen in immer härteren Taktungen aus den Kernzentren heraus an die Ränder und weiter in die Peripherien vertrieben. In Großstädten kommen Familien mit mehreren Kindern kaum noch unter, also geht es weit raus auf die Dörfer. Wer Glück hat, der nutzt nun statt einer U-Bahn/Straßenbahn alle 10 Minuten vielleicht einen RE mit Abfahrten alle halbe Stunde. Aber wer zu diesem Bahnhof nun zwei Kilometer laufen muß und auch noch mit reichlich Zugausfällen/Verspätungen verwöhnt wird, der nimmt irgendwann klar den Pkw. Die Städte kommen mit ihren Planungen für neue ÖPNV-Linien gar nicht der Zuzugnachfrage hinterher. Vor allem, wenn man wie ich mit dem ÖPNV zur Arbeit nicht ins Zentrum, sondern quer fahren muß.

'Genial' sind auch Fälle von Neubaugebieten wie in Göttingen, wo die neuen Straßen so verschroben verwinkelt angelegt werden, daß man sich zwar wie in einer verträumten Cinderella-Ansiedlung vorkommt, wo bei Erweiterungen des Gebietes eines Tages aber kein Stadtbus durchpasst. Der wird immer nur am Rande vorbei fahren können. Oder wo Stadtwerke ihre Abfahrten so gar nicht auf Regionalzüge abstimmen. Schauderhaft.

Und dann muß man sich auch mal die geschliffene Aufenthaltsqualität zehntausender Bahnhöfe ansehen, wenn Pendler mal wieder +20 im Regen und bei Kälte auf den Zug warten müssen.

Aber was den Immobilienmarkt angeht, da spreche ich von einem typischen Fall von Marktversagen: Toll für Immobilienbesitzer und Investoren ohne Gewissen. Aber die Bedürfnisse der Menschen mit einem Durchschnitts- oder Geringeinkommen fallen hinten komplett runter. Man kann wohl gar nicht mehr ausrechnen, was der Staat an Billionen Euro als Gegenkompensationsmaßnahmen alles investieren muß, nur weil die freie Mieten-Explosionspreisgestaltung als ein freies hohes Gut betrachtet wird, das es unbedingt zu schützen gilt...

--
Gruß, Olaf

"Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei und meist von der unerwarteten Seite."

Goethe an Schiller 1797

Legitimation für Gesetze?

bendo, Dienstag, 23.11.2021, 14:18 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

...Die große Mehrheit ist noch nicht bereit, die liebgewordenen Gewohnheiten in den Bereichen Konsum, Mobilität, Ernährung aufzugeben und wartet erst einmal auf Entscheidungshilfen durch die Politik“,

...Unter diesen Umständen kann der von jungen Leuten mehrheitlich befürwortete Klimaschutz nur mit klaren Regeln und Vorgaben durch die Politik gelingen“, so Klaus Hurrelmann.

Viele Aspekte und Gedanken wurden nun schon genannt. Ich mache noch einen weiteren auf: Vielleicht ist auch Ziel der Studie: Legitimation für vorgesehene/geplante verbindliche Regeln und Vorgaben zu generieren??? ;-)

Gruß, bendo

Jugendstudie: Auto ist noch immer mehrheitlich ein Must-It

elvis_lebt, Ostwürttemberg, Dienstag, 23.11.2021, 20:41 (vor 857 Tagen) @ Der Blaschke

Spannendes Thema.
Ich für meinen Teil bin 26 und habe zwar einen Führerschein, aber kein Auto und komme damit bestens zurecht.

Das funktioniert aber nur aus verschiedenen Gründen:
- Wohnung in der Innenstadt, 2 Minuten Fußweg zum Hauptbahnhof und zu Einkaufsmöglichkeiten
- Fußweg vom Arbeitgeber zum dortigen Bahnhof ca. 15 Minuten.
- Gleitzeit
- Sauberer Stundentakt auf der Strecke dazwischen.
- Ich lebe alleine.
- Carsharing und Autovermietung für "schwierige Fälle" sind fußläufig erreichbar.

Mein Grund gegen ein Auto sind die hohen Kosten - ich bin schlicht zu geizig dafür. Die Rechnung geht ungefähr so: Würde ich mir ein Auto kaufen, um damit zur Arbeit zu fahren, kostet mich das allein für die Fahrten zur Arbeit an Sprit, Steuer und Versicherung schon mal 3.200 EUR pro Jahr - ganz abgesehen davon, dass ich das Auto ja auch erst mal kaufen müsste.
Die Jahreskarte für die Fahrt zur Arbeit kostet um die 1.500 EUR (okay, grade hab ich ne BC 100, aber das zählt nicht). Sprich, ich kann jedes Jahr 1.700 EUR für andere Bahnfahrten, Carsharing und Mietwagen ausgeben, bis sogar ein geschenktes Auto langsam anfangen würde, sich zu lohnen - eher später, man muss ja auch noch Wertverlust, Reparaturen, Service usw. berücksichtigen.


Unterm Strich muss ich sagen: Ja, ein Auto wäre komfortabler. Fahrrad fahren in der kalten Jahreszeit macht wenig Spaß, der ÖPNV fährt nicht immer dann und dorthin wo ich es gerne hätte, Carsharing/Mietwagen ist für "ich fahre morgens von A nach B, verbringe dort den Tag und fahre abends wieder zurück" ziemlich teuer. Die Launen der DB machen Bahnfahren bekanntlich oft nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Und häufig stehen auch die Fahrzeiten in keinem Verhältnis mehr: In ein Wellnesshotel in Österreich dauert es von meiner Haustür aus mit dem Auto 1:55 h und mit dem Zug 5:20 h.

Wenn man ohne Auto klar kommen möchte, muss man sich seinen Alltag irgendwie einrichten, gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen oder unbequeme Wege gehen, denn kein ÖPNV, sei der Takt auch noch so gut, wird an die Flexibilität eines eigenen Autos herankommen. Dazu sind viele nicht bereit - wenn ich mich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis umschaue, bin ich weit und breit der einzige, der kein eigenes Auto besitzt.

Papa: kein Auto; Sohn: will Auto

ktmb, Mittwoch, 24.11.2021, 19:01 (vor 856 Tagen) @ Der Blaschke

Ich bin 54 und habe keinen Führerschein. Dafür habe ich nach mehrjähriger BCF25 und wieder eine BC50. Für Strecken bis 20 km (manchmal mehr) habe ich ein Pedelec. Obwohl der Gedanke an ein S-Pedelec mich aktuell nicht loslässt. Dann könnte ich einmalig pro Woche einen auswärtig liegenden Arbeitsort auch per S-Pedelec (ca. 110 km one way) erreichen. Für das S-Pedelec müsste ich aber wieder meinen Motorradführerschein aus der DDR reaktivieren, wenn das geht.
ABER: Obwohl mein Sohn in solch einem "autofeindlichen" Haushalt aufgewachsen ist, will er unbedingt einen Führerschein machen und später auch Auto fahren. Noch.

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